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Slime City - Greg Lamberson (1988)

Verfasst: Mi 21. Dez 2016, 21:44
von buxtebrawler
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Originaltitel: Slime City

Herstellungsland: USA / 1988

Regie: Greg Lamberson

Darsteller: Robert C. Sabin, Dick Biel, T. Clay Dickinson, Dennis Embry, Daniel Frye, Lloyd 'Chip' Henry, Mary Huner, Jamie Johnson, Eva Lee, Bunny Levine, Susan McCallum, T.J. Merrick u. A.
Ein junger Künstler zieht in ein neues Apartment ein, und fängt nach dem Genuß eines seltsamen Gebräus, welches er von seinen nicht minder seltsamen Nachbarn bekommt, an zu schmelzen. Die einzige Möglichkeit, den Schmelzvorgang aufzuhalten besteht darin, sich menschliches Blut zuzuführen. Von da an wird unser Künstler von dem unstillbaren Drang nach menschlichem Blut angetrieben, der ihn langsam immer wahnsinniger werden läßt.
Quelle: www.ofdb.de

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Re: Slime City - Greg Lamberson (1988)

Verfasst: Mi 21. Dez 2016, 21:48
von buxtebrawler
„Den Schleim muss man verehren!“

1988 debütierte US-Regisseur Greg Lamberson („New York Vampire“) mit dem Low-Budget- bzw. Semi-Amateur-Splatter-Horror-Streifen „Slime City“. Der an Melting- und New Yorker Independent-Filme angelegte, bisweilen an Troma, Henenlotter und Konsorten erinnernde Film verfügte lediglich über ein Budget von 35.000 $, doch Lamberson, der auch das Drehbuch verfasst hatte, gelang es, die Spezial- und Ekel-Effekt-Experten Dan Frye, Tom Lauten und Scott Coulter ebenso am Set zu versammeln wie „Street Trash“-Regisseur J. Michael Muro, der hier für die Steadycam zuständig war. Damit sollte bereits grob umrissen sein, wo und wie „Slime City“ eingeordnet, welcher Szene er zugerechnet werden kann.

Der junge Künstler Alex (Robert C. Sabin, „Atomic Thrill“) bezieht eine Wohnung eines New Yorker Wohnblocks – allein. Eigentlich wäre er gern mit seiner Freundin Lori (Mary Huner, „Ghoul School“) zusammengezogen, doch diese fühlt sich noch nicht so weit, möchte diesen Schritt nicht überstürzen. Schnell lernt Alex seine Nachbarn kennen, bizarre Gestalten, eine merkwürdiger als die andere: Da wären z.B. Lederbraut Nicole (ebenfalls Mary Huner), die versucht, ihn zu verführen und Möchtegern-Poet Roman (Dennis Embry) der es nötig hat, im Müll zu wühlen, Alex jedoch zum Abendessen einlädt, wo er ihm „Himalaya-Joghurt“ sowie ein Elixier kredenzt, das auf einem uralten Rezept beruht und der Vater der Hausbesitzer einst zusammenbraute. Alex durchlebt einen wahnsinnigen Rausch, hat Sex mit Nicole – und sieht sich ab dem nächsten Morgen einem schleimigen Zersetzungsprozess ausgesetzt, den er nur aufhalten kann, indem er andere ermordet…

New York als urbaner Moloch und ein eklig vor sich schmelzender Protagonist à la „The Incredible Melting Man“, der als Allegorie auf Drogenabhängigkeit funktioniert – das kennt man alles bereits aus anderen Genrefilmen, ein Henenlotter’scher „Elmer“ beispielsweise erschien erst kurz zuvor und muss in diesem Zusammenhang genannt werden. Doch dies ist lediglich einer der Punkte, weshalb ich darauf nicht allzu sehr herumreiten möchte, der andere, wesentlich entscheidendere ist, dass die Handlung in diesem Falle leider als ziemlicher Humbug daherkommt, befremdlich-bemüht zusammenkonstruiert und derart platt sowie bar jeder Emotionen, dass sie vornehmlich Alibi-Charakter einnimmt. Etwas interessanter ist da die Charakterzeichnung, die Alex‘ Freundin Lori als unschuldige, vorsichtige, spießige junge Frau umreißt, deren exaktes Gegenteil Nachbarin Nicole ist, der Alex schließlich im Rausch verfällt. Doch auch diesem Aspekt darf sicherlich nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden, war es schließlich in erster Linie der Elixierrausch, der Alex dazu trieb und entsprechen die beiden Damen heillos überzeichneten Klischees – einen Subtext über Alex‘ evtl. gekränktes Ego und seine Ungeduld in Bezug auf Lori oder Kurzschlussentscheidungen, die das persönliche Unglück heraufbeschwören, kann ich hier auch mit gutem Willen nicht wirklich herauslesen.

Dafür fährt die Make-up- und SFX-Abteilung kräftig auf und agiert auf hohem Niveau. Die Masken sind überaus gelungen, die Ekel- und Splatter-Effekte höchst krude, grenzenauslotend übertrieben und comichaft-lustig. Gepaart mit der unfreiwilligen Komik, die sich aus der holprigen Handlung und ihren verarbeiteten Klischees bei sichtbar kostengünstigster Inszenierung unter Verwendung von Laiendarstellern ergibt und durch die erst für die deutsche DVD-Veröffentlichung erstellte Synchronisation, die die Dialoge in einem irren Jargon erklingen lässt, verstärkt wird, avanciert „Slime City“ zu einem durchaus unterhaltsamen Potpourri des schlechten Geschmacks. So darf viel geschmunzelt und auch gestaunt werden, wenn beispielsweise im Finale der Ekel- und Splatter-Faktor rücksichtslos in die Höhe getrieben wird. An seine Vorbilder reicht „Slime City“ dennoch nicht heran, hat indes aus seinem kargen Budget aber doch so einiges herausgeholt. Schade jedoch, dass der coole Punkrock-Song, der im Menü der deutschen „Cozy Robot“-DVD erklingt, im Film gar nicht vorkommt...?