Der Erzengel - Giorgio Capitani (1969)
Verfasst: Mi 4. Jan 2017, 21:11
I 1969
OT: L'arcangelo
D: Vittorio Gassman, Pamela Tiffin, Adolfo Celi, Irina Demick
Furio Bertuccia ist nicht gerade ein erfolgreicher Rechtsanwalt in Milano. Der Vermieter droht mit dem Gerichtsvollzieher und nach eigenen Angaben hat er von 9 Prozessen 10 verloren. Da lässt er im Gericht auch schon mal den eigenen Mandaten hängen, als er von der Gegenseite, der attraktiven Gloria Bianchi Geld untergeschoben bekommt.
Doch auch für ihn kommt es in der folgenden Nacht zu einer unerwarteten Begegnung. Um 2 Uhr nachts wird er von Gloria aufgesucht, die ihm erzählt, dass sie in Notwehr ihren Geliebten, Professor Crescenzi, erschossen habe. Flugs wird eine Verteidigungsstrategie ausgetüftelt. Doch dann, direkt vor dem Polizeirevier, variiert Gloria ihre Geschichte: Sie habe Crescenzi im Schlaf erschossen...
Kurz darauf findet Furio heraus, dass Crescenzi quicklebendig ist. Ja, erwidert Gloria, ihre Geschichte sei durchaus richtig gewesen, nur der Name sei falsch gewesen, um Furios Verhalten zu testen. Noch etwas später rückt Gloria damit heraus, dass es tatsächlich gar keine Leiche gebe. Noch jedenfalls nicht...
Denn Gloria ist die Geliebte des reichen (und natürlich verheirateten) Industriellen Marco Tarocchi Roda, und den würde sie offenbar gerne ins Jenseits befördern. Furio seinerseits hat sich bis in die Haarspitzen in Gloria verknallt und sieht sich angesichts seiner finanziellen Lage gezwungen, für Marco zu arbeiten.
Und bei Milliardärs zu Hause geht es dann schon etwas seltsam zu. Marco erzählt, dass Gloria schon seit Jahren davon rede, ihn zu töten und zum Abendessen packt er schon mal einen Revolver auf den Tisch, damit in nachfolgender Dunkelheit jemand die Gelegenheit beim Schopfe packen kann...
Doch welche Absichten verfolgen Gloria, Marco und dessen Frau nun eigentlich wirklich? Furio jedenfalls scheint für alle nur ein nützlicher Idiot zu sein...
Giorgio Capitani war zwar auch in anderen Genres unterwegs, galt aber als Spezialist für Komödien. "Der Erzengel" ist nun gewiss keine reine Komödie, komische Elemente italienischer Art fehlen hier dennoch nicht, die zum Glück nicht so übel ausgefallen sind wie bei Alvaro Vitali oder Franco & Ciccio.
Im Palast der Tarocchi Rodas stößt man auf herrliches Ende60er-Design (Laura Antonelli hat hier eine kleine Nebenrolle), fotografiert wird das von Stelvio Massi, und Piero Umiliani sorgt für den Schubidu-Faktor
Das Ende freilich ist nicht so richtig komödiantisch
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So bietet der Film 100 Minuten Unterhaltung und ist sicherlich einen Blick wert. Die DVD bietet als Extra freilich nur den deutschen Trailer, dafür sind die aufgerufenen 20 Taler zu viel.
Obwohl: Um Pamela Tiffin (die "Scarlett Hazeltine" aus Billy Wilders "Eins, zwei, drei", wir erinnern uns alle) mal als Sirene in Blond zu sehen, wäre es den Preis wohl doch wert. Leider habe ich online kein Bild von ihren schritthohen Lackstiefeln gefunden...