Seite 1 von 1

Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Do 9. Feb 2017, 15:14
von sergio petroni
ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG

Bild

Originaltitel: The Parallax View

Alternativtitel: Die Verschwörung

Herstellungsland-/jahr: USA 1974

Regie: Alan J. Pakula

Darsteller: Warren Beatty, Hume Cronyn, William Daniels, Kenneth Mars, Walter McGinn,
Kelly Thordsen, Jim Davis, Bill McKinney, William Jordan, Edward Winter, Earl Hindman,
William Joyce,...

Story: „There is no evidence of any wider conspiracy“: Der Journalist Joseph Frady (Warren Beatty) glaubt die offizielle Verlautbarung des Untersuchungskomitees zur Ermordung eines US-Senators nicht. Im Verlauf seiner riskanten Recherchen stößt er vielmehr auf eine ominöse Organisation, die für die tödlichen Attentate verantwortlich sein könnte.
(quelle: filmkuratorium.de)

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Do 9. Feb 2017, 20:11
von CamperVan.Helsing
Der liegt bei mir schon bereit - aber ich warte erst mal deine Bewertung ab... :P

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Do 9. Feb 2017, 20:48
von sergio petroni
ugo-piazza hat geschrieben:Der liegt bei mir schon bereit - aber ich warte erst mal deine Bewertung ab... :P
Du Schlawiner, Du!

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Fr 10. Feb 2017, 06:09
von purgatorio
ich sah kürzlich DICK TRACY mit Warren Beatty - der war prima :mrgreen: Hilft dir das, ugo?

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Fr 10. Feb 2017, 22:13
von CamperVan.Helsing
purgatorio hat geschrieben:ich sah kürzlich DICK TRACY mit Warren Beatty - der war prima :mrgreen: Hilft dir das, ugo?
Nö!

Ich habe ja vor, mir Pakulas Paranoia-Trilogie anzuschauen. In einer Zeit, in der Donald Trumpel US-Präsident ist, dürfte die Filme wieder aktuell sein. Auch Coppolas "Der Dialog" hab mich bereits besorgt.


DICK TRACY klingt ja eher nach Shemale-Porn... :lol:

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Mi 22. Feb 2017, 10:17
von sergio petroni
Mit "The Parallax View" wollte Alan J. Pakula einen Paranoia-Thriller schaffen
und damit einen Kommentar zur Verunsicherung im Lande während des Watergate-Skandals
abgeben. Mit Warren Beatty wurde ein kassenträchtiger Darsteller verpflichtet.
Beatty spielt den Journalisten Joe, der Nachforschungen zu einem Attentat auf
einen Politiker anstellt. Hierbei wurde offenbar einige offene Fragen
bei der offiziellen Untersuchung nicht beantwortet. Nachlässigkeit oder Absicht?
Alle Zeugen des besagten Attentats leben gefährlich.
Auch für Joe wird der Boden unter den Füßen immer heißer. Mit einem gewagten Schritt
will er das Rätsel um die angeblich hinter allem steckende Geheimorganisation lösen.

"Zeuge einer Verschwörung" hatte ich mal früher im TV gesehen. Damals gefiel der mir
recht wenig. Vermutlich lag das unter anderem daran, daß der Film wie Stückwerk daherkommt.
Viele Szenen wirken wie hintereinandergesetzt. Mühsam sucht man den roten Faden, der am
ehesten noch in person von Joe (Beatty) daherkommt. Ansonstens geht Pakulas Werk
recht sparsam mit Erklärungen und Zusammenhängen um.
Darin steckt aber andererseits auch die Stärke des Films. Der Zuschauer wird oft im
Unklaren gelassen, womit sich die Paranoia noch unverhohlener ausbreitet.
Das auf den Zuschauer losgelassene fünfminütige Werbevideo erfüllt ansatzweise
den Tatbestand der Gehirnwäsche. Auch sonst könnte Joe ab und zu als
Akteur in einem Werk von Kafka durchgehen.

Die von ugo angesprochene Paranoia-Trilogie von Pakula besteht noch aus "Klute"
und "Die Unbestechlichen". Letzterer ist über jeden Zweifel erhaben. "Klute" hatte mir vor
Urzeiten nicht so gefallen. Aber vielleicht sollte ich den auch mal wieder anschauen...
6/10

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Mi 14. Aug 2019, 12:01
von Nello Pazzafini
Bild

Zeuge einer Verschwörung
OT: The Parallax View
US 1974
R: Alan J. Pakula
D: Warren Beatty, Hume Cronyn, William Daniels, Jim Davis
M: Michael Small

Der Reporter Joe Frady (Warren Beatty) wird zufällig Zeuge eines Attentats auf einen Senator der auf der Space Needle in Seattle bei einem Empfang erschossen wird. Nach drei Jahren macht ihn eine Freundin, die auch bei diesem Empfang zugegen war, darauf aufmerksam, das 6 Zeugen mittlerweile verstorben sind. Sie äußert den Verdacht das diese „weggeräumt“ wurden und bangt nun um ihr eigenes Leben. Frady nimmt sie nicht ernst muss sie aber ein paar Tage nach ihrem Treffen im Leichenschauhaus besuchen. Nun nimmt er die Verschwörung ernst und und macht sich auf die Suche nach den Schuldigen.
Bei seinen Recherchen, wobei er immer wieder in Lebensgefahr gerät, stößt er auf die Parallax Corporation welche Leute rekrutiert um sie zu politischen Attentätern auszubilden. Er lässt sich auf eine Bewerbung bei Parallax ein und kommt dadurch in größte Gefahr…..
Was nun nach einem nüchternen Verschwörungsthriller klingt ist in Wahrheit ein Film der formal von seinen Bildern in völliger Ruhe Beunruhigung entwickelt. Immer wieder wird der Zuseher in scheinbar völlig belanglosen Einstellungen und Bildern eingelullt die aber nach einiger Zeit ihre wahre Absicht offenbaren. Diese Belanglosigkeit oder Beiläufigkeit zieht sich durch den ganzen Film und macht ihn dadurch zu etwas ganz besonderen. Unterstützt durch eine hervorragende Fotografie entwickelt sich dadurch eine bedrohliche, unangenehme Stimmung und der Zuseher befindet sich schnell in derselben unwissenden Situation wie der Protagonist.
Die lange Endsequenz ist dann die Krönung dieses pessimistischen Werks wo der investigative Journalist zum verdächtigten Attentäter mutiert. Allein die Einstellung wo Frady aus dem Dunkeln zum Licht läuft, also der geöffneten Türe, nur um dann dem Killer, dargestellt als gesichtslose Kontur, zu begegnen, ist großartig. Was in dieser Szene noch geschieht wird hier natürlich nicht verraten.

Zeuge einer Verschwörung ist ein grandioser Paranoia Thriller aus einer Zeit wo Verschwörungen hinter jeder Ecke lauerten. Es ist aber auch ein Film der wunderbar in unsere Zeit passt den die Geschehnisse im Geheimen haben sich nicht wirklich geändert. Ich kann völlig verstehen das die Machart vielen seltsam vorkommt und die diesen Film dadurch vielleicht langweilig oder nicht auf den Punkt gebracht empfinden. Ich verstehe aber auch diejenigen die diesen Film als ein vollkommenes Meisterwerk sehen. Je nach dem eigenen „parallax view“, also die Parallaxe, eine scheinbare Änderung der Position eines Objektes, wenn der Beobachter seine eigene Position verschiebt, kann der Film unterschiedlich gesehen werden.

Ein Werk für „geübte“ Zuseher, ein Film der seine Kraft nach mehrmaligen Sichtungen so richtig offenbart, definitiv faszinierend – um die Untersuchungskomission der Anfangs- und Endsequenz zu zitieren: „das ist eine Erklärung, Fragen sind nicht zugelassen“.

Bild

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Mo 6. Mai 2024, 13:49
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 11.07.2024 bei Explosive Media auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD:

Bild Bild

Extras:
Original Kinotrailer
Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Mi 20. Nov 2024, 16:10
von Arkadin
Drei Jahre nach der Ermordung eines amerikanischen Senators Carroll, wendet sich Lee Carter, eine Augenzeugin des Attentats, an den Journalisten Joseph Frady. Sie glaubt, sie würde bald ermordet werden, denn fast alle, die damals dabei waren, seien mittlerweile unter mysteriösen Umständen verstorben. Frady nimmt ihre Ängste zunächst nicht ernst. Erst als Lee tatsächlich auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, fängt er an zu ermitteln. Regisseur Alan J. Pakula beschwört eine sich stetig steigernde Atmosphäre einer permanenten Bedrohung herauf, der man nicht entgehen kann. Das stetige Unbehagen wird von Pakula brillant in das Filmpublikum induziert. Unterstützt von den wunderbaren Bildern seines Kameramanns Gordon Willis. Warren Beatty passt mit seiner leicht arroganten, sich selbst überschätzenden Art perfekt in die Rolle des Journalisten Joseph Frady, der auf seiner Suche nach Antworten immer tiefer in ein tödliches Wespennest stößt.

Re: Zeuge einer Verschwörung - Alan J. Pakula (1974)

Verfasst: Do 7. Aug 2025, 13:35
von buxtebrawler
„Das Komitee möchte ausdrücklich betonen, dass keine Beweise für eine Verschwörung vorliegen.“

US-Regisseur Alan J. Pakula war als guter Beobachter nah an den Befindlichkeiten der US-amerikanischen Gesellschaft, aber auch an der undurchsichtigen, sich von der Bevölkerung entfremdet habenden Politik dran. Auf dieser Grundlage drehte er die Filme „Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die Unbestechlichen“, denen gemein ist, politische Verschwörungen zu thematisieren und die deshalb als sog. Paranoia-Trilogie zusammengefasst werden. „Zeuge einer Verschwörung” aus dem Jahre 1974 entstand nach einem Roman Loren Singers, wobei das von David Giler und Lorenzo Semple Jr. verfasste und von Pakula unter Zeitdruck improvisiert vollendete Drehbuch lediglich dessen Grundidee aufgriff.

„Jemand versucht, mich umzubringen...“

Während eines politischen Empfangs wird die Reporterin Lee Carter (Paula Prentiss, „Testament in Blei“) Zeugin, wie ein für die Präsidentschaft kandidierender Senator auf dem Space-Needle-Bauwerk in Seattle erschossen wird. Drei Jahre später berichtet sie dem Journalisten Joe Frady (Warren Beatty, „Bonnie und Clyde“), dass mittlerweile sechs Zeugen jenes Ereignisses tot seien. Sie bezweifelt, dass es sich um natürliche oder Unfalltode handelte, und fürchtet, bald ebenfalls aus dem Weg geräumt zu werden. Frady hält seine mit ihm befreundete Kollegin für paranoid, muss sich nach ihrem baldigen Ableben jedoch eingestehen, dass sie vermutlich Recht hatte. Bei der Recherche nach den Hintergründen und der Suche nach den Tätern gerät er selbst mehrmals in Lebensgefahr und stößt schließlich auf die „Parallax Corporation“, die Bürger rekrutiert, um sie zu Attentätern zu machen. Da er nach einem Anschlag auf seine Person als tot gilt und somit eine gewisse Freiheit genießt, bewirbt er sich bei Parallax, um mehr über das Unternehmen und dessen Methoden in Erfahrung zu bringen…

„Finden Sie sich damit ab, manche Leute wollen eben sterben.“

Sowohl der Originaltitel „The Parallax View“ als auch der Name der Corporation verweisen auf die Verschiebung der eigenen Perspektive, die die Hauptrolle Joe Frady teils ereilt und die er teils selbst vornimmt. Als Zuschauerinnen und Zuschauer folgen wir ihm dabei in diesem Verschwörungs-Thriller, der mit dem Politempfang und dem Attentat auf der Space Needle beginnt, dieses mit einer spektakulären, aber kurzen Verfolgungsjagd des Attentäters aufs Dach des hohen Gebäudes verbindet und dabei noch nicht erahnen lässt, dass er im weiteren Verlauf den einen oder anderen ungewöhnlichen Weg der Präsentation einschlagen wird.

Drei Jahre nach dem Attentat lernen wir Joe als rebellischen Journalisten kennen, der auch schon mal mit der Polizei in Konflikt gerät, wie eine wüste Schlägerei, die er sich mit einem Redneck-Deputy in einer Bar liefert, veranschaulicht. Der Sheriff hingegen scheint zunächst in Ordnung und hilfsbereit zu sein, was sich jedoch bald als Trugschluss erweist: Er will Joe umbringen. Die Verschwörung zieht sich also bin in die Niederungen der Exekutive. Joe sucht und findet den letzten überlebenden Zeugen des Attentats, bis er selbst beinahe bei einem Anschlag sein Leben lässt und fortan als tot gilt. Bis hierhin ist Pakulas Film recht tempo- und actionreich, zudem sehr geradlinig erzählt. Nachdem sich Joe bei der aggressive Wutbürger instrumentalisierenden Parallax Corporation beworben hat, lässt er einen suggestiv-manipulativen Test über sich ergehen, den Pakula in voller, knapp fünfminütiger Länge und ohne jeden Filter 1:1 dem Filmpublikum zeigt. Das ist sehr interessant und provokativ gemacht.

Ungefähr ab diesem Zeitpunkt ändert sich der Stil des Films, indem er immer mehr an Tempo verliert. Die Szenen werden ausgedehnter und inhaltsärmer, die Kameraarbeit distanzierter. Pakulas Intention dürfte gewesen sein, ein Gefühl der Ohnmacht und des Kontrollverlusts des Protagonisten zu vermitteln. Das Finale findet gar in Echtzeit statt und ist wahrlich schwere Kost. Die Aussage des Films stellt zu einer Zeit, in der reihenweise reaktionären Kreisen missliebige Personen der politischen Öffentlichkeit ermordet wurden, die Einzeltätertheorie speziell hinsichtlich der tödlichen Attentats auf John F. Kennedy infrage, welche starken Zweifeln zum Trotz bis heute aufrechterhalten wird. Dazu, wer genau dahintersteckt, äußert sich der Film jedoch bewusst nicht.

Ein starker Film, der die in weiten Teilen der damaligen Bevölkerung schwelende Stimmung aufgreift, bestätigt und verstärkt wiedergibt. Und der einzige mir bekannte Film, in dem eine Pong-Partie gegen einen Schimpansen zu sehen ist!