Suburra - Stefano Sollima (2015)
Verfasst: So 19. Feb 2017, 11:14
I/F 2015
D: Pierfrancesco Favino, Elio Germano ,Claudio Amendola, Alessandro Borghi, Greta Scarano
Eine minderjährige Prostituierte stirbt nach einer ausschweifenden Partynacht mit dem Parlaments-Abgeordneten Filippo Malgradi, der aus Angst vor einem öffentlichen Skandal den Vorfall zu vertuschen versucht. Besonders, weil er gerade im Begriff ist, für den mächtigen Paten „Samurai“ ein millionenschweres Bauvorhaben umzusetzen, das den Einfluss der Mafia in Rom endgültig zementieren könnte. Doch die ehrenwerte Gesellschaft hat nicht als einzige Organisation ihre schmutzigen Hände im Spiel. Hinter dem Projekt steht eine mächtige Allianz aus korrupten Staatsvertretern, überzeugten Neo-Faschisten und Würdenträgern des Vatikans. Als Malgradis Vertuschungsversuch durch eine Verkettung tragischer Umstände misslingt, ruft dies den gefürchteten Anacleti-Clan auf den Plan, der von dem Bauvorhaben erfahren hat und ebenfalls beteiligt werden möchte. Samurais filigranes Beziehungsgeflecht droht zu zerbrechen und er ist gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Eine gefährliche Spirale aus Erpressung, Korruption, Gewalt und Mord beginnt sich immer schneller zu drehen, um sich unaufhaltsam tief in das dunkle Herz von Rom zu bohren... (offizielle Homepage)
Ich habe ja im vergangenen Jahr ja praktisch gar keine aktuellen Filme im Kino gesehen, und das hat sich auch 2017 bisher nicht anders dargestellt. "Suburra" habe ich dann doch erwischt, und es wäre wirklich eine Schande gewesen, den zu verpassen! Auch wenn der Film etwas befremdlich anfängt, wenn eine Einblendung mitteilt "5. November 2011. Noch 7 Tage bis zur Apokalypse" Apokalypse? Endzeit? Hä? Dann werden unterschiedliche Personen an unterschiedlichen Orten vorgestellt, der Zuschauer jedoch im Unklaren gelassen, was diese Personen miteinander zu tun haben. Die nächsten Tage freilich werden zeigen, dass ihr Schicksal miteinander verwoben wird, auch wenn das noch niemandem klar ist. Klar wird jedoch rasch, dass wir uns in einem menschlichen Minenfeld bewegen. Ein korrupter Abgeordneter, der für die Mafia ein Gesetz im Parlament durchbringen soll, das eine massive Bebauung für mehrere hundert Millionen Euro am Strand von Ostia durchbringen soll, vergnügt sich im Hotel mit minderjährigen Huren und Drogen, leider stirbt eines der Mädchen durch die Drogen. Ihr Zuhälter (und Dealer), ein Mitglied des wegen ihrer Brutalität gefürchteten "Zigeuner"clans Alacletti, versucht den Abgeordneten Malgradi daraufhin zu erpressen. Malgradi bittet einen Kollegen, dem Erpresser eine Lektion zu erteilen. Auftritt von "Nummer acht", einem großflächig tätowierten Clubbetreiber, der im Auftrag des "Samurai" die Grundstückseigentümer am Strand von Ostia mit brutaler Gewalt nötigt, ihre Parzellen für das Bauprojekt zu verkaufen. Doch seine Lektion endet tödlich, der Alacletti-Clan sinnt auf Rache und da ist ein Schußwechsel mitten im Einkaufszentrum erst der Anfang zu einer sich aufschaukelnden Gewaltspirale, die zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen könnte, denn das Gesetz muss durch das Parlament gebracht werden, die Regierung droht zu zerbrechen und der Papst will zurücktreten...
Die Abstecher in den Vatikan hätte man sich freilich sparen können, denn sie sind für die Geschichte kaum von Belang. Ansonsten ist aber Stefano Sollimas gelungen und wirkt mit seinen 135 Minuten nie zu lang. Rom wird hier zu einem Moloch, in dem es nur noch korrupte Politiker und brutale Kriminelle gibt, die ihre Ziele mit allen Mitteln durchsetzen. Niemand wird hier jemals wieder herausfinden.
Schade, dass "Suburra" im Kino wohl weitgehend untergegangen ist. In Hamburg kann man ihn heute und übermorgen noch im Magazin-Kino in Winterhude anschauen, und das sollte man auch tun.