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Unlucky Monkey - Sabu (1998)

Verfasst: Mi 22. Mär 2017, 16:59
von buxtebrawler
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Originaltitel: Anrakkî monkî

Herstellungsland: Japan / 1998

Regie: Sabu

Darsteller: Hiroshi Shimizu, Shin'ichi Tsutsumi, Akira Yamamoto, Ikko Suzuki, Kimika Yoshino, Susumu Terajima u. A.
Alles beginnt mit einem missglückten Banküberfall und wird von da an zum Alptraum unseres heldenhaften Verlierers der versucht, in einem tückischen Geflecht von kruden Zufällen und hinterhältigen Fallstricken zu überleben.
Quelle: www.ofdb.de

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Re: Unlucky Monkey - Sabu (1998)

Verfasst: Mi 22. Mär 2017, 17:00
von buxtebrawler
Das Drittwerk des japanischen Filmemachers Sabu („Postman Blues“) aus dem Jahre 1998 hört auf den Namen „Unlucky Monkey“ und ist eine leider sehr halbgar geratene Mischung aus Gangster-Drama und Komödie.

Wer kennt das nicht? Da will man mit einem Komplizen eine Bank überfallen, die just in diesem Moment überfallen wurde. Der flüchtende Bankräuber gerät dabei vor ein fahrendes Auto und dessen Beute landet in den eigenen Armen. Also nimmt man die Beine in die Hand, die gar nicht zum Einsatz gekommene Tatwaffe in Form eines scharfen Messer noch gezückt – und ersticht dabei aus Versehen eine junge Frau. So erging es Yamazaki (Shin'ichi Tsutsumi, „Wie eine Kugel im Lauf“), dem die arme Miki Yoshida (Kimika Yoshino, „Eko Eko Azarak: Wizard of Darkness“) ins Messer rannte. Daraufhin vergräbt er die Beute an einem abgelegen Ort außerhalb der Stadt und hadert von nun an mit seinem Schicksal als unfreiwilliger Mörder. Derweil treffen sich drei Yakuza-Mafiosi mit Tachibana (Ren Ôsugi, „Audition“), dem Kopf einer konkurrierenden Bande, um über eventuelle Zusammenarbeit zu verhandeln. Als einer der Gangster Yamazakis Maske im Müll findet, sie sich überzieht und zum Scherz in die Verhandlungen platzt, einen Überfall suggerierend, zieht einer seiner Kollegen Tachibana versehentlich eine Flasche über den Kopf. Mit einer klaffenden, stark blutenden Kopfwunde bricht dieser zusammen und gibt keinen Mucks mehr von sich. Also verscharren die drei das Opfer des Zufalls ebenfalls außerhalb der Stadt und sehen sich fortan kritischer Verfolgung durch dessen Bande ausgesetzt. Schließlich kreuzen sich ihre Wege mit denen Yamazakis…

Aus dem Zufallskonstrukt der Handlung resultiert zunächst einmal wenig lustiger schwarzer Humor, wenn scheinbar jede Verletzung zum Tod führt. Doch Miki Yoshida sei noch gar nicht tot, heißt es in den Nachrichten, sie liege schwerverletzt im Krankenhaus. Auch Tachibana ist evtl. noch gar nicht verblichen – die Gangster haben schlicht vergessen, das zu prüfen… In einer längeren, der Handlung entrückt scheinenden Zwischensequenz beteiligt sich Yamazaki an einer kritischen Bürgerrunde mit Fabrikbetreibern, deren Unternehmenssprecher den Spieß umdreht und den immer kleinlauter werdenden Bürgern vorwirft, selbst massiv die Umwelt zu verschmutzen. Doch der rhetorisch Geschulte begeht den Fehler, sich ausgerechnet Yamazaki herauszupicken, der ihn kontert und zum flammenden Rundumschlag gegen gesellschaftliche Missstände ausholt. Tatsächlich rüttelt Yamazaki damit alle Anwesenden auf und versetzt sie in Aufbruchsstimmung. Man feiert ihn anschließend in einer Kneipe, wo seine Laune jedoch abermals einen schweren Dämpfer bekommt, als er aus der Zeitung erfährt, dass Miki Yoshida nun ihren Verletzungen erlegen sei.

Yamazaki wird von Gewissensbissen geplagt und sucht nach irgendeiner Rechtfertigung für das Geschehene. Er wird paranoid und will nun sogar einen Tippelbruder, von dem er glaubt, er wisse Bescheid, töten. Er tut es nicht, verliert jedoch den Verstand und verwahrlost zusehends. In einem Park trifft er auf einen Mörder, der Suizidgedanken hegt. Der Film hat nun eine extrem düstere Note bekommen, die im völligen Kontrast zum humorigen Auftakt steht. Der parallele Handlungsstrang fordert nun auch ein weiteres Opfer, wenn der kritisch nachhakende Mafioso vom schusseligen Gangster-Trio blutig erstochen wird. Jener Messerstecher wiederum wird angeschossen, als der Mörder aus dem Park in deren Kneipe stürzt, sich versehentlich selbst verstümmelt, als sich ein Schuss aus seiner Waffe löst, und wild um sich schießt. Nicht nur, dass Sabu bzw. sein Drehbuch weiterhin offenbar diebische Freude daran haben, einen unwahrscheinlichen Zufall an den anderen zu reihen, immer extremer wird nun auch das Wechselspiel aus tiefer Traurigkeit und Verzweiflung auf der einen und unpassender, zudem mies geschauspielerter Komödie, z.B. als das Gangster-Trio wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen reagiert, auf der anderen Seite. Warm wird man mit dem Film daher kaum.

Nachdem das Trio Yamazaki zuvor bereits in einer Nudelbar begegnet war, wähnt es sich nun von ihm verfolgt – dabei möchte dieser den Gangstern „lediglich“ die Beute aushändigen, wenn sie ihn töten. Dass die naturgemäß geldgierigen Gangster sich auf diesen bizarren Deal einlassen, läutet ein umso bizarreres Finale ein, das ich hier spoilern muss: Natürlich wurden die Beute und Tachibana am selben Ort vergraben. An diesem begegnet man den umso fieseren Gangstern um Tachibana, die ihnen nicht glauben, dass sie da Geld ausbuddeln. Unter vorgehaltenen Waffen graben sie in der Tat stattdessen Tachibana aus – welcher noch lebt, wortlos erst das Trio mit vier Fäusten niederschießt, dann die fiesen Mafiosi und schließlich auch Yamakazi richten möchte, als sein Revolver versagt. Magazin leer? Nein, denn den Schwerverletzten des Trios erwischt er final. Yamazaki muss sich eingestehen: Er wird einfach nicht sterben, zumindest nicht jetzt, nicht einfach so.

Selten habe ich einen derart schizophrenen Film gesehen. Während das Teufelchen auf Sabus Schulter ihm zuflüsterte, er solle einen Film über den unterschiedlichen Umgang mit schwerer Schuld drehen, über Verzweiflung und Depression, dessen Protagonist dazu verdammt ist, sich mit seiner Schuld auseinanderzusetzen, scheint ihn das Engelchen aufgefordert zu haben, eine alberne Gangster-Komödie mit einigen Gewaltspitzen nach grobem Vorbild Tarantinos und dessen Nachahmern für ein anspruchsloses Popcorn-Publikum zu drehen. Sabu versuchte dann offenbar, es beiden rechtzumachen und kreierte damit einen Film, der weder das eine, noch das andere ist und zudem narrativ derart mies konstruiert wurde und langatmig sondergleichen geriet, dass er nur schwer am Stück durchzustehen ist.

Re: Unlucky Monkey - Sabu (1998)

Verfasst: Mi 22. Mär 2017, 17:28
von sergio petroni
Der liegt schon ewig ungesehen bei mir 'rum.
Und das wird wohl auch so bleiben.