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Wild - Nicolette Krebitz (2016)
Verfasst: Di 11. Apr 2017, 10:59
von Salvatore Baccaro
Originaltitel: Wild
Produktionsland: Deutschland 2016
Regie: Nicolette Krebitz
Darsteller: Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Saskia Rosendahl, Silke Bodenbender, Tom Bukowski
Puh, das wundert mich ja schon, dass bislang niemand in diesen Heiligen Hallen etwas über vorliegenden Film getippt hat, der wirkt, als hätten sich Großmeister des transgressiven Kinos seines Goldenen Zeitalters wie Thierry Zéno, Walerian Borowczyk oder Andrzej Zulawski zu einem kurz angebundenen Frühstücksgespräch im Foyer eines bundesdeutschen Firmenbüros getroffen, um über den Konnex von Raubtier und Raubtierkapitalismus zu diskutieren.
Ich bin schwer entzückt, leider stecken mir aber noch die Feierlichkeiten meines Dienst-Jubiläums hier im Forum in den Knochen - deswegen seid jetzt erstmal ihr dran...
Re: Wild - Nicolette Krebitz (2016)
Verfasst: Di 11. Apr 2017, 11:26
von Arkadin
Habe den leider bisher noch nicht gesehen, aber bereits sehr, sehr viel Gutes drüber gehört. 'Steht auf jeden Fall auf dem Einkaufszettel.
Re: Wild - Nicolette Krebitz (2016)
Verfasst: Mo 5. Jun 2017, 12:54
von Tomaso Montanaro
Eigenwilliger Film über eine in der Großstadt gefangene Frau, die ihre Vision von Freiheit verwirklicht, indem sie einen wilden Wolf anfüttert, in ihre Wohnung bringt und ihn dort gefangenhält. Dessen Wildheit ergreift bald von ihr Besitz, das schmucke Appartment verwarlost ebenso.
Hört sich nicht besonders plausibel an und ist wohl auch eher als Gedankenexperiment gedacht, trotz aller Sperrigkeit und Arthouse-Attitüden aber doch noch relativ leicht konsumierbar.
6/10 Punkten
Re: Wild - Nicolette Krebitz (2016)
Verfasst: Di 13. Feb 2018, 16:22
von Arkadin
Ganz toller, intensiver Film von Nicolette Krebitz. Eine junge Frau trifft in einem Park einen Wolf zu dem sie eine fast schon krankhafte Obsession entwickelt. Sie fängt ihn ein und hält ihn in ihrem kleinen Appartement in einem anonymen Wohnsilo gefangen. Nach und nach "verwildert" sie selber. Hut ab vor Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg, der hier so manches zugemutet wird. Wie der Film sich generell mit Blut, Fäkalien und Sperma nicht zurückhält, aber ohne dabei exploitiv zu werden. Im Grunde erzählt er die Geschichte eine Befreiung. Für die junge Ania ist der Wolf ein Symbol für ihre Sehnsucht nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben ist. Wie die Krebitz dabei den engen, klaustrophobischen Muff des Büros inszeniert ist beeindruckend-bedrückend, wie generell die Kameraarbeit auch sehr effektiv ist ohne dabei aufdringlich zu sein. In weniger sensiblen Händen hätte der Film eine ziemlich wilde, grobschlächtige Sause werden können. So ist es eine sehr intensive Charakterstudie, die einen - unterstützt durch den spärlichen, aber die Stimmung perfekt ergänzenden Terranova-Soundtrack - von der ersten Minuten an in den Bann zieht. Kompliment auch an Georg Friedrich, der hier eine irgendwie schmierig-unsympathische, aber ich irgendwie nicht wirklich zu greifende Rolle spielt.