UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von jogiwan »

UFO - ES ist hier

Bild

Originaltitel: Ufo

Herstellungsland: Deutschland / 2016

Regie: Daniele Grieco

Darsteller: Laura Berlin, Fabio Cimpeanu, Nika Cimpeanu, Leonard Hohm

Story:

Eine fünfköpfige Gruppe von jungen Filmstudenten ist gerade dabei, im Kölner Zoo eine Reportage zu drehen, als sie Zeuge werden, wie die Tiere unruhig werden, zum Himmel starren und dort ein seltsames Objekt vom Himmel fällt. Vom eigenen Ehrgeiz und Neugier angestachelt beschließen die drei Burschen und die beiden Mädchen den eigentlichen Plan zu kippen und sich auf die Suche nach dem abgestürzten Objekt zu machen um statt lahmer Interviews lieber aufsehenerregende Bilder eines Absturzes zu filmen, die man später eventuell sogar an die Medien verkaufen kann. Tatsächlich finden die fünf Studenten nach stundenlanger Fahrt ins Ungewisse in einem abgelegenen Waldstück an der Grenze zu Belgien Spuren, die auf einen Absturz hinweisen, doch als die Stelle jedoch näher begutachtet wird, mehren sich die Vorzeichen, dass hier statt Satellit oder Drohne nichts Menschliches vom Himmel gefallen ist…
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jogiwan
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von jogiwan »

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Videomaterial aus der Kamera von Filmstudenten, die zufällig Zeuge von einem Absturz eines Himmelskörpers werden, der sich wenig später als feindseliger Alien-Organismus entpuppt. Hätte ich im Vorfeld gewusst, dass sich Regisseur Daniele Grieco auch für die unsäglich lahme BWP-Kopie „Die Präsenz“ verantwortlich zeichnet, wäre der deutsche Genre-Beitrag „UFO – ES ist hier“ wohl eher nicht so schnell im Player gelandet. Doch zu meiner Überraschung ist der 2016 entstandene Streifen eigentlich sehr solide ausgefallen und überrascht mit durchaus stimmigen Drehorten, natürlichen Darstellern und ein paar nette Ekel-Effekte, die zwar sparsam, aber durchaus effektiv eingesetzt werden. Klar gibt es im Mittelteil auch mal ein paar Durchhänger und auch das Finale hätte für meinen Geschmack etwas knackiger ausfallen können, aber aus der Ecke hat man schon wesentlich lahmere Sachen gesehen, als diesen niedrig budgetierten Streifen aus deutschen Landen, der durchaus auch mit regionalem Charme und mit eigenen Ideen punkten kann. Wer diese Art von Filme mag, kommt jedenfalls durchaus auf seine Kosten und einen Vertreter präsentiert, der sich auch nicht hinter seinen internationalen Kollegen verstecken muss.
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Salvatore Baccaro
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Bewundernswert, dass Du Dir das echt alles anschaust... :shock:
Fast ein Selbstopfer, so kurz vor Karfreitag...
Von Daniele Grieco kenne ich ja nur die berüchtigte PRÄSENZ, und der war echt gruselig - aber im andern Sinne als gemeint, denke ich...
purgatorio
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von purgatorio »

UFO ist gerade bei Prime aufgetaucht... jetzt bin ich unschlüssig. Allein der Titel schreit schon "NEEEIIIIIIIIN!!!" - soll ich es trotzdem versuchen, Jogi? Ehrlich?
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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jogiwan
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von jogiwan »

Ich würde es riskieren. "Die Präsenz" ging ja gar nicht, aber "UFO" macht durchaus Laune. Außerdem mag ich es, wenn du Low-Budget-Filme verreißt! ;)
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purgatorio
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben:Ich würde es riskieren. "Die Präsenz" ging ja gar nicht, aber "UFO" macht durchaus Laune. Außerdem mag ich es, wenn du Low-Budget-Filme verreißt! ;)
och, ich verreiße ja durchaus auch High-Budget-Filme :lol: OK, sobald mich die Laune packt, mach ich es für dich :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Salvatore Baccaro
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Re: UFO - ES ist hier - Daniele Grieco (2016)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Eigentlich hätte mich Daniele Griecos PRÄSENZ, die für mich fast schon auf eine Stufe mit den unsäglichen Found-Footage-Machwerken eines Marcel Walz schnarcht, zu dem Schwur verleiten müssen, meine Zeit nie wieder mit einer Produktion zu verschwenden, unter die der gute Mann seine Unterschrift gesetzt hat – doch, wie so oft, ist man nicht so charakterfest wie man gerne sein würde, und im Falle von Griecos zweitem Genre-Streich UFO – ES IST HIER dann sogar mehr oder weniger positiv überrascht darüber, dass der Film letztlich doch nicht ganz so blöd ist wie sein Titel es vermuten ließe. Freilich erfindet Grieco auch hier das Rad nicht neu, und mixt stattdessen unverblümt Motive von THE BLAIR WITCH PROJECT mit welchen aus ALIEN, das Resultat aber muss sich, gerade verglichen mit dem kreativen Leerlauf seines Horror-Debuts, nicht den Vorwurf gefallen lassen, aus seinem reduzierten Szenario nicht doch noch das Möglichste an Spannung und Kurzweil herauszuholen, was irgendwo tief in ihm drin versteckt gewesen ist. Für die Prämisse, die, mal wieder, eine fünfköpfige gemischtgeschlechtliche Filmstudentengruppe in einen verwunschenen Wald lockt, wo, wie gesagt, diesmal keine Hexe ihr Unwesen treibt, sondern außerirdische Lebensformen, die scheinbar eine Bruchlandung im Deutschen Forst hingelegt haben, und sich nun an den Verzehr von Menschenfleisch gewöhnen, und, nebenbei, auch noch eine Menge Eier legen, aus denen weitere eklige Invasoren schlüpfen, sollte man seinen Verstand gar nicht erst großartig anknipsen: Dass Melissa, Paula, Erik, Leo und André es für eine gute Idee halten, für ihr universitäres Abschlussprojekt ausgerechnet in einem Zoo zu drehen, und die weitgehend gelangweilten Tiere hinter Gitterstäben einzufangen, finde ich genauso deppert wie dass sie, als ihnen ein Unbekanntes Flugobjekt am Firmament auffällt – dessen, eh, Präsenz übrigens eine Affenbande zum Ausrastern bringt, bzw. zumindest möchte Grieco das mit seinen Bildern suggerieren, während man, trotz exzessiver Wackelkamera, allerdings deutlich erkennt, dass mindestens die Hälfte der putzigen Pavianhorde weiter desinteressiert auf ihren Baumstämmen sitzenbleibt -, sofort dessen Verfolgung aufnehmen, und scheinbar als einzige Menschen den Weg zur Absturzstelle finden, obwohl die durch dicke Rauchschwaden und einen halben Waldbrand marktschreierisch auf sich aufmerksam macht – es ist ja nicht so, dass die Bevölkerungsdichte in Deutschland derart gering ist, dass man, ist man selbst in ländlichen Regionen unterwegs, tagelang keine Menschenseele trifft. Was danach passiert, kann man unseren austauschbaren, persönlichkeitslosen Helden schon weniger ankreiden: Ihre Smartphones spielen verrückt, ihr Kompass tut so, als ob überall Norden sei, es kommt die Nacht, man verläuft sich im Unterholz, und wird alsbald von einem Wesen gejagt, das in ihnen vorrangig eine ideale Bruststätte für seinen Nachwuchs zu sehen scheint…

Noch einmal: Alles, was Grieco an technischen, ästhetischen oder motivischen Komponenten in die Waagschale wirft, hat er nicht etwa mühsam in Eigenregie ersonnen, sondern recht beliebig aus, einerseits, den einschlägigen Found-Footage-Horrorfilmen, und, andererseits, aus den ebenso altbekannten Science-Fiction-Klassikern seit WAR OF THE WORLDS zusammengesucht. Dass sein Film indes nicht zum (befürchteten) Desaster wird, hat wohl vor allem damit zu tun, dass er es nunmehr, im Gegensatz zu der Schlaftablette DIE PRÄSENZ, einigermaßen zielsicher versteht, das Tempo permanent hoch zu halten, uns am laufenden Band mit Verschärfungen der für unsere Protagonisten sowieso schon katastrophalen Situation zu konfrontieren, und oft und gerne die Schauplätze wechselt, sodass diese von einem normalen Bundesdeutschen Forst über finstere Höhlenkomplexe bis hin zu einem verlassenen Bauernhaus reichen. Ein weiteres Plus für mich als Kino-Konservativen ist Griecos Ablehnung plakativer CGI-Effekte. Nur eine Szene, erklärt er in einem Interview, sei im Rechner entstanden, nämlich die erwähnte Rauchwolke über dem Waldgebiet, die er allein aus Brandschutzgründen niemals in der Realität hätte umsetzen können. Der Rest aber, seien es nun die pulsierende Alien-Eier, bei denen ich die ganze Zeit an Luigi Cozzis Melodrama CONTAMINAZIONE denken musste, oder griffgierige Tentakeln, die auch an einem Monstrum aus dem Universum Lovecrafts hübsch aussehen würden, ist das Ergebnis echter Handarbeit - und das schreibt dem Film auf der Ebene der Materialität schon einen haptischen Aspekt ein, den er zugekleistert mit visuellen Konservendosen-Gimmicks selbstverständlich nie erreicht hätte. Auch kommt man nicht umhin, Grieco dafür zu loben, dass er, obwohl er sklavisch an dem üblichen Genre-Konzept klebt - d.h. völlig unmotiviert irgendeiner unserer Helden in jeder noch so brenzligen Lage eine Kamera mitlaufen lässt bzw. gerade die zweite Hälfte ausschließlich aus Flucht-Szenen besteht, deren einziger nennenswerte Fortschritt es ist, dass unsere Figuren mehr und mehr dezimiert werden - in Sachen Beleuchtung, Kameraführung, Bildkompositinoen doch einigermaßen den Versuch unternommen hat, UFO nicht wie eins der visuellen Armutszeugnisse aus der Schmiede von Marcel Walz aussehen zu lassen, gegen die sich selbst die Vorabend-Doku-Soap eines Privatfernsehsenders wie ein inhaltlich und optisch befriedigendes Arthouse-Drama ausnimmt. Meine wohl liebste Szene in UFO unterstreicht recht morbide, worauf mein Lob abzielt: Während ihres Stapfens durch den Wald, stoßen unsere Jungfilmer auf eine Lichtung voller toter Vögel. Amseln, Spatzen, Eulen, was weiß ich noch alles, liegt dort hübsch und tot versammelt. Die Zeit, die unsere Helden nutzen, um darüber zu spekulieren, was all das Federvieh denn vom Himmel geholt haben könnte, nutzt Grieco wiederum dafür, ausgiebig im surrealen Anblick der zahllosen akurat im Dickicht drapierten Tierkörper zu schwelgen. Mit einfachsten Mitteln gelingt es UFO gerade in dieser Szene eine ungemein bedrückend-morbide Stimmung zu beschwören – vor allem auch weil offensichtlich ist, dass wir es mit Lebewesen zu tun haben, die wirklich kurz vorher noch zwischen Wolken gekreist haben dürften.

Damit nicht der Eindruck entsteht, ich hätte meinen Frieden mit einem Kino geschlossen, das, statt vorwärts zu steuern, stehenbleibt, und auf der Stelle tritt bis noch der originellste Einfall so oft mit den Schuhsohlen in Kontakt gekommen ist, dass er wirkt wie eine saftlose Zitrone, muss ich UFO natürlich trotzdem bescheinigt, dass das kein Film sein dürfte, an den ich in, sagen wir, vier, fünf Tagen noch irgendeinen Gedanken verschwenden werde. Dass Grieco seit DIE PRÄSENZ inzwischen immerhin in der Lage ist, meinen kritischen Geist für achtzig Minuten einigermaßen bei der Stange zu halten, heißt noch lange nicht, dass sein Film irgendeine Relevanz besitzt, die darüber hinausgehen würden, eben einfach das Konzept von THE BLAIR WITCH PROJECT mit Motiven aus Ridley Scotts ALIEN zu verschränken. Wie Jogi aber schon sagt: Gerade im Found-Footage-Sektor gibt es derart viele ungenießbare Gurken, dass ich bereits über jede noch so saftlose Zitrone froh bin - vor allem wenn sie Tentakeln und pulsierende Alien-Eier tragen...
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