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Mulitple Maniacs - John Waters (1970)

Verfasst: Mi 12. Jul 2017, 07:27
von jogiwan
Multiple Maniacs

Bild

Originaltitel: Multiple Maniacs

Herstellungsland: USA / 1970

Regie: John Waters

Darsteller: Divine, David Lochary, Mary Vivian Pearce, Mink Stole

Story:

Lady Divine leitet gemeinsam mit ihrem Lover David eine Wander-Freakshow mit dem Titel „Lady Divine's Cavalcade of Perversions” in dem das sensationslüsterne Publikum statt perverser Attraktionen jedoch auf ganz simple Weise ihrer Wertgegenstände beraubt wird. Als sich der eigentlich sensible und von Lady Divine an der kurzen Leine gehaltene David jedoch zu der hübschen Bonnie hingezogen fühlt und Lady Divine verlassen möchte, reagiert diese auf rachsüchtige Weise und beschließt ihren untreuen Lover kurzerhand als mahnendes Beispiel zu ermorden. Doch der Plan ist schwieriger als gedacht und bis zum finalen Massaker muss Lady Divine auch noch ein paar herbe und spirituelle Erfahrungen über sich ergehen lassen, ehe sie aufgrund der traumatischen Ereignisse auch noch dem kompletten Wahnsinn verfällt.

Re: Mulitple Maniacs - John Waters (1970)

Verfasst: Mi 12. Jul 2017, 07:27
von jogiwan
„Multiple Maniacs“ zählte ja lange Zeit neben „Mondo Trasho“ zu den schwer zu bekommenden Frühwerken von John Waters, ehe dieser mit seinem „Pink Flamingos“ im Jahr 1972 die Grenzen des schlechten Geschmacks neu definierte und einen der ersten „Midnight Movies“ der Kinogeschichte ablieferte und in dem Olymp der unkonventionellen Filmemacher aufstieg. „Multiple Maniacs“ steht dem ungleich bekannteren „Pink Flamingos“ aber um wenig nach und zeigt wieder einmal die Vorliebe von Waters für schräge Figuren, Sex und Gewalt, sowie dem unermüdlichen Bestreben, dem Spießbürgertum und Mächten des Staats den Stinkefinger zu zeigen. Wer sich auf sensationslüsterne Weise den Werken des Regisseurs nähert, muss auch damit rechnen, Dinge zu sehen, die man eigentlich gar nicht möchte und in „Multiple Maniacs“ ist das dann auch eine blasphemische Szene, mit der man anderenorts wohl nicht durchgekommen wäre. Im Falle von John Waters gehört das aber ganz selbstverständlich zur Geschichte seiner ambivalenten Hauptfigur dazu und wer sich von dem eher unorthodox erzählten Kreuzweg schockieren lässt, ist ja ebenfalls selber schuld. Filmtechnisch ist „Multiple Maniacs“ ja ein Low-Budget-Werk inklusive Over-Acting, welches wohl in Guerilla-Manier an den Wochenende gedreht wurde – herausgekommen ist dennoch ein spaßiger Schocker irgendwo zwischen Trash, Genre-Perle und offensiver Zuschauerbeleidigung mit zeitpolitischem Bezug, dass Zuschauer wie Darsteller fordert und gleich ein Vielzahl von frag- und erinnerungswürdige Momente bereit hält.

Re: Mulitple Maniacs - John Waters (1970)

Verfasst: Sa 20. Jan 2024, 09:17
von jogiwan
jogiwan hat geschrieben: Mi 12. Jul 2017, 07:27 „Multiple Maniacs“ zählte ja lange Zeit neben „Mondo Trasho“ zu den schwer zu bekommenden Frühwerken von John Waters, ehe dieser mit seinem „Pink Flamingos“ im Jahr 1972 die Grenzen des schlechten Geschmacks neu definierte und einen der ersten „Midnight Movies“ der Kinogeschichte ablieferte und in dem Olymp der unkonventionellen Filmemacher aufstieg. „Multiple Maniacs“ steht dem ungleich bekannteren „Pink Flamingos“ aber um wenig nach und zeigt wieder einmal die Vorliebe von Waters für schräge Figuren, Sex und Gewalt, sowie dem unermüdlichen Bestreben, dem Spießbürgertum und Mächten des Staats den Stinkefinger zu zeigen. Wer sich auf sensationslüsterne Weise den Werken des Regisseurs nähert, muss auch damit rechnen, Dinge zu sehen, die man eigentlich gar nicht möchte und in „Multiple Maniacs“ ist das dann auch eine blasphemische Szene, mit der man anderenorts wohl nicht durchgekommen wäre. Im Falle von John Waters gehört das aber ganz selbstverständlich zur Geschichte seiner ambivalenten Hauptfigur dazu und wer sich von dem eher unorthodox erzählten Kreuzweg schockieren lässt, ist ja ebenfalls selber schuld. Filmtechnisch ist „Multiple Maniacs“ ja ein Low-Budget-Werk inklusive Over-Acting, welches wohl in Guerilla-Manier an den Wochenende gedreht wurde – herausgekommen ist dennoch ein spaßiger Schocker irgendwo zwischen Trash, Genre-Perle und offensiver Zuschauerbeleidigung mit zeitpolitischem Bezug, dass Zuschauer wie Darsteller fordert und gleich ein Vielzahl von frag- und erinnerungswürdige Momente bereit hält.
Auch hier bestätigt die neuerliche Sichtung meine Eindrücke, auch wenn "Multiple Maniacs" doch einen etwas episodenhaften Charakter hat und man merkt, dass hier vorwiegend mit Freunden und am Wochenende gedreht wurde. Die Geschichte ist eine Blaupause späterer Filme mit viel Hysterie und Geschrei und Figuren, denen man eigentlich nicht begegnen möchte. Das ganze ist mal unterhaltsam, mal schrill, mal an der Grenze des Erträglichen - also die typische Waters-Mischung. Nicht sein Bester - aber schon ein Guter.