Originaltitel: 47 Meters Down
Produktionsland: Großbritannien 2016
Regie: Johannes Roberts
Darsteller: Mandy Moore, Claire Holt, Matthew Modine,
Noch kein Jahr ist es her seit meinem letzten Ausflug in Haifisch-Horror-Gefilde, deren Selbstanspruch einige Meter überdem von hochkonzentriertem Trash wie SHARKTOPUS oder SHARKNADO siedelt. Mit THE SHALLOWS kam mir damals ein Film vor die Linse, der mich – höchstwahrscheinlich auch, weil ich mir nun wirklich nicht mit der Hoffnung auf einen Meilenstein der Kinogeschichte an das Werk herangetreten bin – mit seinem minimalistischen Konzept – eine junge Frau sitzt einsam und verlassen auf einem Felsen mitten im Meer vor der australischen Küste, und wird von einem Großen Weißen umgarnt, der nur darauf wartet, dass sie einen Fuß ins Wasser setzt – leidlich unterhalten hatte, - wenn er dann auch bald danach wieder aus meinem Gedächtnis verblasste, und erst heute wieder Form in ihm gewonnen hat, wo mich ein weiterer moderner Haihorror-Film namens 47 METERS DOWN bzw. IN THE DEEP in einer Weise an THE SHALLOWS erinnerte, das ich versucht bin, die beiden, was formales Konzept, Ästhetik, Publikumsklientel betrifft, für aus dem gleichen Nest gekullerte Eier zu halten.
In seinem Kern erzählte THE SHALLOWS eine klassische Emanzipationsgeschichte. Blake Lively muss, fixiert auf ihrem Felsen, und als Begleiter nur mit einer freundlichen Möwe ausgestattet, wie die meisten ihrer Leidensgenossen Genrekino, wenn sie den Abspann lebend erreichen will, über sich hinauswachsen, d.h. am laufenden Band psychische und physische Barrieren beseitigen, deren Aus-dem-Weg-Räumen sie letztlich vom Mauerblümchen zur Überlebenskünstlerin transformieren lässt. Auch 47 METERS DOWN handelt in seinem gar nicht allzu versteckten Subplot vom Reifeprozess einer weiblichen Heldenfigur, die angesichts der bissfreudigen Natur gewissermaßen zu sich selbst und zu all den Tricks und Kniffen findet, die nötig sind, um sich in einem Metallkäfig am Grunde des Ozeans gegen Sauerstoffmangel, den eigenen halluzinierenden Verstand und natürlich gefräßige Meeresbewohner zu erwehren. Dass Lisa überhaupt in eine solche Situation geraten ist, hat sie im Grunde ihrer Schwester Kate zu verdanken: Mit der ist sie, um über das Ende ihrer langjährigen Beziehung mit Stuart hinwegzukommen, nach Mexiko gereist, um sich an Strandpartys aus ihrer Lebenskrise voller Herzschmerz und Selbstzweifel herauszuziehen. Unausgesprochen steht da außerdem noch eine seit Jahren schwelende Rivalität gegenüber der eigenen Schwester im Raum: Schon seit sie denken kann, hat sich Lisa der ungleich draufgängerischeren, abenteuerlustigeren Kate unterlegen gefühlt, und ihre Partnerschaft mit Stuart ist, wie sie später sich selbst, Kate und uns eingesteht, die eine Sache gewesen, die sie ihrer Schwester vorausgehabt hat: Eine monogame Liebe, an der nichts und niemand kratzen konnte. Um Lisa aus ihrem Tief herauszulocken, stürzt Kate sich mit ihr ins Nachtleben. Die Musik ist furchtbar und viel zu laut, die Cocktails überteuert, dafür die mexikanischen Jünglinge aber ganz süß, die die Schwestern am ersten Abend aufreißen, und die ihnen das Angebot unterbreiten, am nächsten Tag doch mit raus aufs Meer zu kommen, ein Freund von ihnen, ein gewisser Kapitän Taylor, der wirkt wie aus einer Hemingway-Novelle entlehnt, und von niemand Geringerem verkörpert als Matthew "Pvt. ,Joker'" Modine höchstpersönlich, habe einen Kutter und Taucherausrüstungen, und wenn sie wollten, könnten sie in der Sicherheit eines Stahlkäfigs die Schönheit der Unterwasserwelt beäugen. Als Lisa indes besagten Käfig sieht, geht es ihr wie mir: Keine Pferde der Welt hätten mich freiwillig in das rostige Ding hineinsteigen lassen. Doch Kates Überredungskünste sind beispiellos in ihrer rhetorischen Suggestivmacht, und das Drehbuch in seiner Vorhersehbarkeit, und nach knapp einer halben Stunde Laufzeit kommt es wie es kommen muss, die Stricke reißen, und unsere Heldinnen kommen nach einer halsbrecherischen CGI-Talfahrt auf dem Meeresboden an. Dort ist es stockfinster, die Funkverbindung zur Wasseroberfläche desolat, die Sauerstoffressourcen werden knapp, und die Nerven liegen endgültig blank, als zwei Haifische herbeigeschwommen kommen, um sich aus der Nähe anzuschauen, was da in ihr Territorium gekracht ist…
In THE SHALLOWS habe ich mich seinerzeit ziemlich festgebissen an der Art und Weise wie dort Unterhaltungen, die unsere Protagonisten per SMS miteinander führen, in den Bildkader integriert wurden – als synchron verlaufende Texteinblendungen nämlich, mit denen der Film die Gleichzeitigkeit von Kommunikation im Zeitalter Digitaler Medien zu veranschaulichen versuchte -, und während mir von der eigentlichen Handlung nur noch das eine oder andere Klischee im Gedächtnis geblieben ist, sehe ich die freilich recht banalen Sätze, die spielerisch zeitliche und räumliche Grenzen überwinden, noch heute deutlich vor mir bei ihrer Kontamination des Filmbildes. Auch in 47 METERS DOWN gibt es eine kurze Szene, in der der Ausschnitt eines virtuellen Gesprächs zwischen Lisa und ihrem Verflossenen Stuart direkt aus ihrem Smartphone auf die Leinwand gezerrt wird. Am unteren Bildrand sehen wir nacheinander drei Nachrichtenfenster aufploppen, in denen Lisa ihrem Ex zunächst vorschwärmt, wie großartig ihr Mexiko-Urlaub bis jetzt verlaufen sei, und worauf der verständig damit reagiert, dass er ihr nur das Beste wünscht, und beiläufig mitteilt, er habe ihre Abwesenheit nicht zuletzt dafür genutzt, inzwischen seine restlichen Sachen aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu holen. Lisas enttäuschter Miene ist anzusehen, dass sie mit einem Eifersuchtsszenario oder Beteuerungen, sie zu vermissen, zufriedener gewesen wäre. Im Falle von 47 METERS DOWN bleibt es bei diesem einen social-media-Austausch, und es ist vielleicht bezeichnend sowohl für meine Rezeptionshaltung als auch für die innovationskarge Machart des Films, dass mir, erneut, eine halben Minute, in der authentisch wirkende Versatzstücke einer SMS-Konversation die Inszenierung entern, wesentlich interessanter zu sein scheint als all die Fährnisse, denen unsere Heldin in den folgenden sechzig Minuten noch ausgesetzt sein wird.
Das hat vor allem damit zu tun: Sobald man das Prinzip eines Films wie 47 METERS DOWN einmal begriffen hat, bietet er keine Überraschungen mehr, die diesen Namen verdienen würden. Die Haie sind einzig metaphorische Statthalter, an denen Lisa sich abarbeiten muss, um endlich die Füße in die übergroßen Stapfen der gleichermaßen beneideten und bewunderten Schwester zu bekommen – genauso wie das Höllenszenario, ohne die Möglichkeit eines Kontakts zur Außenwelt in einem Stahlkäfig mitten im Ozean festzusitzen, und die Wahl zu haben zwischen langsamem Ersticken oder dem Gefressen-Werden durch Haie bei dem Versuch, es irgendwie schwimmend bis zur Meeresoberfläche zu schaffen, unterm Strich nichts weiter ist als ein Lieferant von Spannungsmomenten, bei denen man sicher sein kann, dass der Tod der Hauptfigur in ihnen keinen Platz finden wird. Obwohl die Verantwortlichen ihr Bestes getan haben, aus dem simplen Setting die größtmöglichen Emotionen zu extrahieren, hindert das den Film leider nicht daran, dass seine spärlichen Schauwerte ihn nicht wirklich bis knapp an die eineinhalb-Stunden-Marke tragen können. Auf dem Ozeangrund ist es eben vor allem finster, und viel mehr zu tun als schlotternd in ihrem Käfig zu verharren oder außerhalb von ihm durch das Schwarz zu paddeln, um das Funkgerät zum Laufen zu bringen, haben unsere Heldinnen nun mal nicht zu tun. In manchen Momenten hat 47 DEEPS DOWN etwas von einem BLAIR WITCH SHARK PROJECT in dem Sinne, dass Lisa und Kate ihre Feinde aufgrund der ungünstigen Beleuchtungssituation nur schemenhaft oder überhaupt nicht ausmachen können, und die Entscheidung, den Film mit Soundeffekten und CGI stellenweise regelrecht zuzukleistern, ist nun ebenfalls keine, bei der ein Purist wie ich sich wohlfühlt – zumal ich mir sicher bin, dass der Film noch einen Tick klaustrophobischer hätte wirken können, wenn man auf allzu plakative Ansichten von mit weit aufgerissenen Mäulern direkt auf die Kamera zubrausenden Haien verzichtet, oder das Dröhnen der Tonspur wenigstens um die eine oder andere Bassfrequenz herabgedimmt hätte.
Sicher, ein paar gute Haare muss ich an 47 METERS DOWN dann doch lassen. Für das, was der Film sein möchte, sind einige der Unterwasseraufnahmen ganz nett geworden: Ich erinnere mich gerade mit einem Anflug von anerkennendem Staunen an die Szene, als unsere Heldinnen es bis unter die Wasseroberfläche geschafft haben, dort nun aber, auf Anweisung Taylors, für fünf Minuten verweilen müssen, um nicht durch einen allzu abrupten Wechsel des Luftdrucks ernsthafte körperliche Schäden davonzutragen. Beide schießen sie flashlight-Rakete in die Finsternis, und müssen mit stockendem Atem feststellen, dass die Dunkelheit um sie herum bis obenhin angefüllt ist mit Haifischen. Ebenfalls gefallen hat mir die gottgleiche Stimme Taylors, der unseren Heldinnen, solange das Funkgerät seinen Dienst tut, wie ein Regisseur aus dem Off Handlungsanweisungen erteilt, und überhaupt die gesamte Ausgangssituation des Plots, in die ich mir einmal mehr eine mehr oder weniger ausgeprägte Meta-Ebene hineininterpretiert habe: Lisa und Kate als Spiegelung des Rezipienten, der Stahlkäfig als simuliertes Kino, und die Haie jenseits seiner Gitterstreben als Schauwerte, die indes wenig von der Demarkationslinie halten, die sie als Fiktionen von der intradiegetischen Wirklichkeit innerhalb des Käfigs trennt. Diesmal ist aber selbst mir klar: Höchstens unbewusst möchte 47 METERS DOWN mit seinen zugegebenermaßen sympathischen Hauptdarstellerinnen, seinem hauchdünnen Plot, seinen plakativen Spezialeffekten und einer dann doch milde überraschenden Finalszene einen Kommentar zum Verhältnis des Kinos zu seinem Publikum abgeben, und wenn es eine Lehre gibt, die ich aus dem Film herausziehe und noch eine Weile mit mir herumtragen kann, dann die, dass Hollywood, was die kreative Integration von social-media-Dialogen in illusionistisch-narrativen Rahmungen voller Haifischen betrifft, sich seit THE SHALLOWS nicht wirklich weiterentwickelt hat.
In seinem Kern erzählte THE SHALLOWS eine klassische Emanzipationsgeschichte. Blake Lively muss, fixiert auf ihrem Felsen, und als Begleiter nur mit einer freundlichen Möwe ausgestattet, wie die meisten ihrer Leidensgenossen Genrekino, wenn sie den Abspann lebend erreichen will, über sich hinauswachsen, d.h. am laufenden Band psychische und physische Barrieren beseitigen, deren Aus-dem-Weg-Räumen sie letztlich vom Mauerblümchen zur Überlebenskünstlerin transformieren lässt. Auch 47 METERS DOWN handelt in seinem gar nicht allzu versteckten Subplot vom Reifeprozess einer weiblichen Heldenfigur, die angesichts der bissfreudigen Natur gewissermaßen zu sich selbst und zu all den Tricks und Kniffen findet, die nötig sind, um sich in einem Metallkäfig am Grunde des Ozeans gegen Sauerstoffmangel, den eigenen halluzinierenden Verstand und natürlich gefräßige Meeresbewohner zu erwehren. Dass Lisa überhaupt in eine solche Situation geraten ist, hat sie im Grunde ihrer Schwester Kate zu verdanken: Mit der ist sie, um über das Ende ihrer langjährigen Beziehung mit Stuart hinwegzukommen, nach Mexiko gereist, um sich an Strandpartys aus ihrer Lebenskrise voller Herzschmerz und Selbstzweifel herauszuziehen. Unausgesprochen steht da außerdem noch eine seit Jahren schwelende Rivalität gegenüber der eigenen Schwester im Raum: Schon seit sie denken kann, hat sich Lisa der ungleich draufgängerischeren, abenteuerlustigeren Kate unterlegen gefühlt, und ihre Partnerschaft mit Stuart ist, wie sie später sich selbst, Kate und uns eingesteht, die eine Sache gewesen, die sie ihrer Schwester vorausgehabt hat: Eine monogame Liebe, an der nichts und niemand kratzen konnte. Um Lisa aus ihrem Tief herauszulocken, stürzt Kate sich mit ihr ins Nachtleben. Die Musik ist furchtbar und viel zu laut, die Cocktails überteuert, dafür die mexikanischen Jünglinge aber ganz süß, die die Schwestern am ersten Abend aufreißen, und die ihnen das Angebot unterbreiten, am nächsten Tag doch mit raus aufs Meer zu kommen, ein Freund von ihnen, ein gewisser Kapitän Taylor, der wirkt wie aus einer Hemingway-Novelle entlehnt, und von niemand Geringerem verkörpert als Matthew "Pvt. ,Joker'" Modine höchstpersönlich, habe einen Kutter und Taucherausrüstungen, und wenn sie wollten, könnten sie in der Sicherheit eines Stahlkäfigs die Schönheit der Unterwasserwelt beäugen. Als Lisa indes besagten Käfig sieht, geht es ihr wie mir: Keine Pferde der Welt hätten mich freiwillig in das rostige Ding hineinsteigen lassen. Doch Kates Überredungskünste sind beispiellos in ihrer rhetorischen Suggestivmacht, und das Drehbuch in seiner Vorhersehbarkeit, und nach knapp einer halben Stunde Laufzeit kommt es wie es kommen muss, die Stricke reißen, und unsere Heldinnen kommen nach einer halsbrecherischen CGI-Talfahrt auf dem Meeresboden an. Dort ist es stockfinster, die Funkverbindung zur Wasseroberfläche desolat, die Sauerstoffressourcen werden knapp, und die Nerven liegen endgültig blank, als zwei Haifische herbeigeschwommen kommen, um sich aus der Nähe anzuschauen, was da in ihr Territorium gekracht ist…
In THE SHALLOWS habe ich mich seinerzeit ziemlich festgebissen an der Art und Weise wie dort Unterhaltungen, die unsere Protagonisten per SMS miteinander führen, in den Bildkader integriert wurden – als synchron verlaufende Texteinblendungen nämlich, mit denen der Film die Gleichzeitigkeit von Kommunikation im Zeitalter Digitaler Medien zu veranschaulichen versuchte -, und während mir von der eigentlichen Handlung nur noch das eine oder andere Klischee im Gedächtnis geblieben ist, sehe ich die freilich recht banalen Sätze, die spielerisch zeitliche und räumliche Grenzen überwinden, noch heute deutlich vor mir bei ihrer Kontamination des Filmbildes. Auch in 47 METERS DOWN gibt es eine kurze Szene, in der der Ausschnitt eines virtuellen Gesprächs zwischen Lisa und ihrem Verflossenen Stuart direkt aus ihrem Smartphone auf die Leinwand gezerrt wird. Am unteren Bildrand sehen wir nacheinander drei Nachrichtenfenster aufploppen, in denen Lisa ihrem Ex zunächst vorschwärmt, wie großartig ihr Mexiko-Urlaub bis jetzt verlaufen sei, und worauf der verständig damit reagiert, dass er ihr nur das Beste wünscht, und beiläufig mitteilt, er habe ihre Abwesenheit nicht zuletzt dafür genutzt, inzwischen seine restlichen Sachen aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu holen. Lisas enttäuschter Miene ist anzusehen, dass sie mit einem Eifersuchtsszenario oder Beteuerungen, sie zu vermissen, zufriedener gewesen wäre. Im Falle von 47 METERS DOWN bleibt es bei diesem einen social-media-Austausch, und es ist vielleicht bezeichnend sowohl für meine Rezeptionshaltung als auch für die innovationskarge Machart des Films, dass mir, erneut, eine halben Minute, in der authentisch wirkende Versatzstücke einer SMS-Konversation die Inszenierung entern, wesentlich interessanter zu sein scheint als all die Fährnisse, denen unsere Heldin in den folgenden sechzig Minuten noch ausgesetzt sein wird.
Das hat vor allem damit zu tun: Sobald man das Prinzip eines Films wie 47 METERS DOWN einmal begriffen hat, bietet er keine Überraschungen mehr, die diesen Namen verdienen würden. Die Haie sind einzig metaphorische Statthalter, an denen Lisa sich abarbeiten muss, um endlich die Füße in die übergroßen Stapfen der gleichermaßen beneideten und bewunderten Schwester zu bekommen – genauso wie das Höllenszenario, ohne die Möglichkeit eines Kontakts zur Außenwelt in einem Stahlkäfig mitten im Ozean festzusitzen, und die Wahl zu haben zwischen langsamem Ersticken oder dem Gefressen-Werden durch Haie bei dem Versuch, es irgendwie schwimmend bis zur Meeresoberfläche zu schaffen, unterm Strich nichts weiter ist als ein Lieferant von Spannungsmomenten, bei denen man sicher sein kann, dass der Tod der Hauptfigur in ihnen keinen Platz finden wird. Obwohl die Verantwortlichen ihr Bestes getan haben, aus dem simplen Setting die größtmöglichen Emotionen zu extrahieren, hindert das den Film leider nicht daran, dass seine spärlichen Schauwerte ihn nicht wirklich bis knapp an die eineinhalb-Stunden-Marke tragen können. Auf dem Ozeangrund ist es eben vor allem finster, und viel mehr zu tun als schlotternd in ihrem Käfig zu verharren oder außerhalb von ihm durch das Schwarz zu paddeln, um das Funkgerät zum Laufen zu bringen, haben unsere Heldinnen nun mal nicht zu tun. In manchen Momenten hat 47 DEEPS DOWN etwas von einem BLAIR WITCH SHARK PROJECT in dem Sinne, dass Lisa und Kate ihre Feinde aufgrund der ungünstigen Beleuchtungssituation nur schemenhaft oder überhaupt nicht ausmachen können, und die Entscheidung, den Film mit Soundeffekten und CGI stellenweise regelrecht zuzukleistern, ist nun ebenfalls keine, bei der ein Purist wie ich sich wohlfühlt – zumal ich mir sicher bin, dass der Film noch einen Tick klaustrophobischer hätte wirken können, wenn man auf allzu plakative Ansichten von mit weit aufgerissenen Mäulern direkt auf die Kamera zubrausenden Haien verzichtet, oder das Dröhnen der Tonspur wenigstens um die eine oder andere Bassfrequenz herabgedimmt hätte.
Sicher, ein paar gute Haare muss ich an 47 METERS DOWN dann doch lassen. Für das, was der Film sein möchte, sind einige der Unterwasseraufnahmen ganz nett geworden: Ich erinnere mich gerade mit einem Anflug von anerkennendem Staunen an die Szene, als unsere Heldinnen es bis unter die Wasseroberfläche geschafft haben, dort nun aber, auf Anweisung Taylors, für fünf Minuten verweilen müssen, um nicht durch einen allzu abrupten Wechsel des Luftdrucks ernsthafte körperliche Schäden davonzutragen. Beide schießen sie flashlight-Rakete in die Finsternis, und müssen mit stockendem Atem feststellen, dass die Dunkelheit um sie herum bis obenhin angefüllt ist mit Haifischen. Ebenfalls gefallen hat mir die gottgleiche Stimme Taylors, der unseren Heldinnen, solange das Funkgerät seinen Dienst tut, wie ein Regisseur aus dem Off Handlungsanweisungen erteilt, und überhaupt die gesamte Ausgangssituation des Plots, in die ich mir einmal mehr eine mehr oder weniger ausgeprägte Meta-Ebene hineininterpretiert habe: Lisa und Kate als Spiegelung des Rezipienten, der Stahlkäfig als simuliertes Kino, und die Haie jenseits seiner Gitterstreben als Schauwerte, die indes wenig von der Demarkationslinie halten, die sie als Fiktionen von der intradiegetischen Wirklichkeit innerhalb des Käfigs trennt. Diesmal ist aber selbst mir klar: Höchstens unbewusst möchte 47 METERS DOWN mit seinen zugegebenermaßen sympathischen Hauptdarstellerinnen, seinem hauchdünnen Plot, seinen plakativen Spezialeffekten und einer dann doch milde überraschenden Finalszene einen Kommentar zum Verhältnis des Kinos zu seinem Publikum abgeben, und wenn es eine Lehre gibt, die ich aus dem Film herausziehe und noch eine Weile mit mir herumtragen kann, dann die, dass Hollywood, was die kreative Integration von social-media-Dialogen in illusionistisch-narrativen Rahmungen voller Haifischen betrifft, sich seit THE SHALLOWS nicht wirklich weiterentwickelt hat.