Da weiter oben schon ausgiebig zur "Story" Stellung genommen wurde, hier meine bescheidene Theorie zu ihrer Entstehung: während einer ausgiebigen Kneipentour in Santo Domingo musste Signore Massacessi in einer Hafenkaschemme etwas länger als üblich auf seine Schnäpse warten und notierte aus Langeweile das Drehbuch für VOODOO BABY auf einen der herumliegenden Bierfilze. Am nächsten Tag, noch gezeichnet von den Strapazen der Nacht, schleppt er sich zu seinem geliebten, bereits aus schätzungsweise fünfzig anderer seiner Werke bekannten Palmenstrand, und kurbelt einen Großteil des Films in einem einzigen Rutsch herunter. Anders kann ich mir nicht erklären, dass selbst ein Joe D'Amato kostbare Lebenszeit darauf verwendete, einen Streifen wie VOODOO BABY aus der Taufe zu heben (und dass das Filmchen überhaupt eine kommerzielle Veröffentlichung erlebte, ist wohl allein dem Umstand zu verdanken, dass D'Amato damals in Personalunion nahezu ein gesamtes Filmteam vom Kameramann über den Regisseur bis hin zum Drebuchautor [hust] verkörperte).
Ich wage kaum zu mutmaßen, welches Publikum mit dem vorliegenden Film angesprochen werden soll. Die "Geschichte" lässt sich in einem Halbsatz zusammenfassen und bringt eigentlich nichts weiter als eine dramaturgisch äußerst schäbig in Szene gesetzte Dreiecks-Liebes-Geschichte mit ein paar aufgesetzten sozialkritischen Untertönen. Falls das Ganze nun ein handelsüblicher Hardcore-Porno wäre, könnte man den Kritikpunkt getrost unter den Tisch kehren, da die einzige auftauchende wirkliche Hardcore-Szene sich indes aber auf wenige Sekunden beschränkt und als vollkommen überflüssige Traumsequenz in die "Handlung" eingefädelt wurde (und zudem aus dem Fundus von D'Amatos berühmt-berüchtigten PORNO HOLOCAUST stammt: man klaut eben nur bei den Besten), bleibt es, was den im deutschen Titel versprochenen Sex betrifft, bei harmlosen Fummeleien, Plantschereien und höchstens mal einem Fingerchen, das unübersichtlich in eine Muschi taucht. Von der Schwarzen Magie, die der deutsche Verleih dem Film andichtete, ist dann aber noch weniger zu sehen. Wenn Haini des Nachts merkwürdige Riten abzuhalten scheint, die hauptsächlich aus dem Abfackeln von Räucherstäbchen bestehen, und auf einmal ein Jüngling vor ihr auftaucht, den Helen kurz darauf in einer Kneipe aufgabelt, ist das derart unübersichtlich geschnitten, dass die Frage unbeantwort bleibt, ob der Eindruck, der Bursche materialisiere sich wegen Hainis Zauberkünsten, aus Absicht oder wegen einer katastrophalen Montage entsteht (zumal der Plot-Punkt, dass Hainis Schwarzmagie im weiteren Verlauf nicht die geringste Rolle mehr spielt: dass sie Paul unter falschem Vorwand zu ihrem Stamm lockt, der ihn dann abschlachtet, kann man wohl kaum unter dem Aspekt der Zauberei verbuchen). Sowieso wirkt der Film, als habe sein Regisseur noch weniger als bei vielen anderen seiner Ergüsse eine Ahnung, worauf er mit ihm eigentlich hinauswolle. Sex und Gewalt jedenfalls können es nicht sein. Ersterer wird, wie gesagt, viel zu zahm und unspektakulär inszeniert, wird weder richtig pornographisch noch wirklich erotisch, zweitere rangiert für einen D'Amato gut und gerne auf FSK-12-Niveau (ich hatte wenigstens gehofft, dass er seiner selbst ins Leben gerufenen Traditionen treu bleibt, und Richard Harrison am Ende immerhin seinen Penis abgeschnitten oder -gebissen bekommt...)
Diese Ziellosigkeit, die sich durch den gesamten Film zieht, lässt sich schön auch an einigen wahllos eingestreuten kreativen Einfällen erkennen, wenn D'Amato bspw. eine Dialogszene unvermittelt dadurch unterbricht, dass er seine weibliche Akteure zu schaurigster Musik in Slow-Motion im Meer herumspringen lässt, die schon erwähnte Hardcore-Szene auffährt, die einem unbedingt noch einmal den Schwanz Mark Shannons unter die Nase halten muss, oder Sequenzen, in denen nichts geschieht, endlos auswalzt, um Zeit zu schinden und den Film überhaupt auf eine ansprechende Länge zu bringen. VOODOO BABY scheint mir eine reine Aneinanderreihung von Bildern zu sein, die zwar verschiedenste Dinge zeigen, ansonsten aber völlig leer sind. Die Narration entsteht eben nicht, wie man es normalerweise von einem Spielfilm erwartet, über diese Bilder, sondern läuft an ihnen vorbei, um sie herum oder berührt sie oftmals nicht einmal. Das alles klingt unfassbar subversiv, ist im Fall von VOODOO BABY aber wohl eher dem fehlenden Engagement seines Regisseurs geschuldet (sofern man davon ausgeht, dass D'Amato selbst mit einer Kanne voller Herzblut etwas Beklatschenswertes zustandebringt.) VOODOO BABY ist eine Geduldsprobe, eine Meditation fast schon, die einen wegen ihrer Drögheit beinahe in Trance versetzt. Mir zumindest ging es durchaus so, dass die ausdruckslose, lethargische, weggetretene Miene Lucia Ramirez', die in nahezu jeder Szene, egal, ob sie gerade betatscht, begattet, bedroht oder bewundert wird, den gleichen Gesichtsausdruck zur Schau trägt, perfekt mein eigenes Inneres widerspiegelte.
Der größte Lacher verursachte allerdings die Bonus-Abteilung meiner DVD, wo es tatsächlich eine "Alternative Penisszene" auszuwählen gibt, was im Klartext heißt: noch mehr von Mark Shannons Schwanz...!