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The Love Witch - Anna Biller (2015)
Verfasst: Do 19. Okt 2017, 17:57
von sergio petroni
THE LOVE WITCH
Originaltitel: The love witch
Herstellungsland-/jahr: USA 2015
Regie: Anna Biller
Darsteller: Elle Evans, Jeffrey Vincent Parise, Samantha Robinson, Kaye L. Morris, Dani Lennon,
Robert Michael Anderson, Lily Holleman, Ryan Poole, Gian Keys, Stephen Wozniak,
Laura Waddell, Jennifer Ingrum, ...
Story: Elaine (Samantha Robinson) ist eine Hexe und auf der Suche nach der grossen Liebe. Dafür beansprucht sie auch schwarze Magie und Liebeszauber. Doch potenzielle Kandidaten, welchen sie damit den Kopf verdreht, passen am Ende doch nicht ins Schema und bleiben meist als Leiche zurück. Dies ruft die Polizei auf den Plan, welche zu ermitteln beginnt. Und genau bei der Polizei findet Elaine den perfekten Mann, den es zu verzaubern gilt…
(quelle: reviews-ch-vu.blogspot.de)
Re: The Love Witch - Anna Biller (2015)
Verfasst: Do 19. Okt 2017, 21:10
von Arkadin
The Love Witch begann für mich mit einer Überraschung. Kurz nachdem der Film begann, merkte ich, dass vor einiger Zeit schon mal den Trailer gesehen hatte. Schon damals hatte ich mich kurzzeitig gefragt, ob das nun ein neuer Film sei oder einer, welcher tatsächlich in den späten 60ern gedreht worden war. So perfekt war die Illusion. Und tatsächlich ist der Film optisch ein absoluter Traum. Sowohl, was die Kostüme, als auch die liebevolle Ausstattung, die Tecnicolor-Farben und die Kameraführung angeht. Das Sahnehäubchen ist dabei das Edwige-Fenech-Double Samantha Robinson, die einem bei jedem Auftritt das Herz schneller schlagen lässt. Aber auch inhaltlich macht „The Love Witch“ viel her. Es ist kein Retro-*hihihi*-Trash, sondern der Film trotz aller Leichtigkeit und Humor ein durchaus ernsthaftes Anliegen.
„The Love Witch“ handelt von Elaine, einer jungen Hexe, die nach dem tragischen Ende ihrer Ehe in eine nordkalifornische Kleinstadt zieht und dort nach dem perfekten Mann sucht. Ihre Hexenkünste sollen ihr dabei helfen. Leider sind die Machos und Frauenhelden, die sie sich aussucht, alles andere als seelisch stabil und so enden ihre Verführungen zu ihrer großen Enttäuschung immer tödlich. Denn für die vor Testerstorn überschäumende Kerle, ist die bedingungslosen Liebe und Hingabe, die Elaine ihnen entgegenbringt, und mit der sie ihnen ihre tiefsten Wünsche erfüllt, viel zu viel. Damit können sie nicht umgehen. Der Film möchte etwas zu den Geschlechterrollen und der stereotypen, eindimensionalen Art und Weise wie Männer Frauen sehen, aussagen. Und gerade hier hat der sehr hübsche Retro-Stil dann auch seine absolute Berechtigung. Denn wenn es darum geht starre Rollenbilder plakativ und überspitzt darzustellen, dann bedient man sich an Besten welche sich am Besten jenen, die sich in den 60er Jahren in Film und Werbung tummelten – und heute noch in den Köpfen verankert sind.
Doch auch jenseits dieser Thematik, weiß „The Love Witch“ als wunderhübsch durchkomponiertes Technicolor-Fest für die Augen zu gefallen. Und für die Ohren. Auf dem Soundtrack hört man Ennio, Ennio und Ennio. Und dies ohne jede Penetranz und wissend grinsende „Kennste? Kennste?“-Anbiederung. So wie man bei diesem Film generell sagen muss, dass er zu keinem Zeitpunkt seine perfekte Rekreation einer vergangenen Leinwandepoche aufdringlich ins Gesicht drückt und nervig „Na, was bin ich cool!“ schreit, wie das bei ähnlichen Produktionen im Retro-Look leider oftmals der Fall ist. Ich habe es sehr bedauert, dass Regisseurin und Autorin Anna Biller nicht in Oldenburg zugegen war. Diese Frau, die nicht nur für Regie und Drehbuch, sondern auch für die Produktion, den Schnitt, die Kostüme, Kulissen und die Dekoration ihres Filmes verantwortlich ist hätte, ich gerne kennengelernt.
Mir hat „The Love Witch“ sehr gut gefallen, wenn der Film auch mit seinen 120 Minuten einige Hänger hatte. Was auch daran liegen könnte, dass er an diesem Tag erst um 23:45 startete und meine Kondition merklich nachließ. Ich meine aber, 30 Minuten weniger hätten auch nicht weh getan.