Der Felsen - Dominik Graf (2002)
Verfasst: Do 4. Jan 2018, 09:40
Originaltitel: Der Felsen
Herstellungsland: Deutschland 2002
Regie: Dominik Graf
Buch: Markus Busch und Dominik Graf
Darsteller: Karoline Eichhorn, Antonio Wannek, Sebastian Urzendowsky, Ralph Herforth, Peter Lohmeyer
Schon jetzt kann ich sagen, dass das einer (wenn nicht der) Film des Jahres 2018 für mich sein wird. Wow! So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen. In seiner ganzen Machart so vertraut, wie gleichzeitig auch vollkommen anders. Regisseur Dominik Graf setzt bei seinem Kinofilm aus dem Jahre 2002 ganz auf Video-Optik. Der Filme wurde auf Mini-DVs gedreht und sieht auch dementsprechend aus. Das Bild wirkt wie Urlaubsaufnahmen (was perfekt zum Thema passt), ist oftmals verrauscht, überblendet, zu dunkel, der Kontrast spielt verrückt. Sehr oft fühlt man sich an einen Experimentalfilm erinnert, was durch ungewöhnliche Schnitte, Detailaufnahmen und Montage noch verstärkt wird. Die wundervolle Musik trennt sich häufig ganz vom Bild, was einen ganz eigenen, traumwandlerischen Effekt auslöst. Überhaupt "traumwandlerisch". Der Film zieht den Zuschauer tief in einen Strudel hinein, der ihn nicht wieder loslässt. Alles wirkt fast schon dokumentarisch (neben dem Video-Look trägt dazu auch bei, dass Szenen, in denen französisch gesprochen wird, werden nicht untertitelt, sondern auf deutsch drübergesprochen werden), aber im selben Moment auch wie aus einem Traum, wozu die immer wieder einsetzten Off-Stimmen beitragen, welche die Geschichte erzählen, erläutern und in immer neue Bahnen lenken. Worum geht's? Ein Pärchen macht Urlaub auf Korsika. Er ist verheiratet, seine Frau schwanger. Sie arbeitet in seinem Büro und hat seit einigen Jahren ein Verhältnis mit ihm. dies soll ihre letzte Reise sein, bevor er zu seiner Frau zurückkehrt. Das geht natürlich nicht gut. Er sagt er reist ab, sie will noch bleiben. Sie lässt sich über die Insel treiben und hat sexuelle Abenteuer (defintiv kein TV-Material, obwohl das ZDF mitproduziert hat). Dabei lernt sie einen 16-jährigen Jungen kennen, der hier in einem Resozalisierungscamp für jugendliche Straftäter lebt. Er verliebt sich hemmungslos in sie, sie genießt die Aufmerksamkeit, fühlt sich aber auch irgendwie für ihn verantwortlich. Der Junge baut Scheisse, sie lässt sich da mit reinziehen. Dass das alles nicht gut ausgeht, ist von Anfang an klar. Ein ganz wundervoller, seltsamer, traumwandlerischer, dramatischer, gewagter Film. Big, big love!