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Wilde Mädchen des nackten Westens - Russ Meyer (1962)

Verfasst: Do 11. Jan 2018, 07:28
von jogiwan
Wilde Mädchen des nackten Westens

Bild

Originaltitel: Wild Gals of the Naked West

Herstellungsland: USA / 1962

Regie: Russ Meyer

Darsteller: Sammy Gilbert, Terri Taylor, Frank Bolger, Werner Kirsch, Julie Williams

Story:

Einst war der Westen der Vereinigten Staaten mit seinen Städten wie Las Vegas und San Francisco eine tatsächlich wilde Gegend, in der gleich eine Vielzahl von Gefahren auf die Bewohner von einer kleinen Stadt wartete, die so verrucht war, das sie nicht einmal einen Namen trägt. Diese Kleinstadt ist mittlerweile zur Geisterstadt verkommen und ein alternder Trinker erzählt neugierigen Fremden blumige Episoden auf vergangenen Jahrhunderten und von trinkfesten Bösewichten, schweigsamen Helden, drallen Mädchen, Indianern auf dem Kriegspfad und sonstigen Personen, die dem „Wilden Westen“ zu einer Gegend machten, das diesen Namen auch durchaus verdient getragen hat.

Re: Wilde Mädchen des nackten Westens - Russ Meyer (1962)

Verfasst: Do 11. Jan 2018, 07:29
von jogiwan
Russ Meyers „Wilde Mädchen des nackten Westens“ ist weniger Spielfilm, als eine turbulente Parodie auf amerikanische Westernfilme, die sich den Formen einer Dokumentation und gemalten Kulissen (!) bedient und dabei hoffnungslos überzeichnete Figuren und Episoden aus dem Wilden Westen zeigt. Eigentlich ist der Streifen für jemanden, der das gesamte Genre ohnehin mit kritischen Augen sieht, ja dann auch ein großer Joke und Russ Meyer und sein Ensemble hatten wohl ebenfalls großen Spaß sich über die Filme, das Genre und seine Fans lustig zu machen, auch wenn die normalerweise wenig Spaß verstehen. Lose zusammengehalten von einer Rahmenhandlung mit einem alternden Trinker wird hier nicht der völlig verklärte Geist vergangener Jahrhunderte beschwört, sondern allerlei aberwitzige Momente kreiert, die komplett über das eigentliche Ziel hinaus schießen. Die Westernhelden sind hier ja völlig überzeichnet und auch die Mädels im Saloon nicht nur optischer Aufputz, sondern mit vollen Eifer und ohne Oberteile vorne dabei, wenn es darum geht, mit Lasso einen Mann ins Bett zu bekommen. Natürlich gibt es auch den finsteren Bösewicht, einen schweigsamen Helden, zahlreiche andere Stereotypen und sogar ein Gorilla hat hier seinen Auftritt. Dabei werden sämtliche Western-Klischees augenzwinkernd, spaßig und auf frivole Weise durch den Kakao gezogen und ich fühlte mich tatsächlich nicht nur bestätigt, sondern auch verdammt gut unterhalten, auch wenn das ernsthafte Western-Freunde vermutlich anders sehen werden. Interessant ist aber sicherlich auch der ungewöhnliche Prolog, wo von Russ Meyer nur anhand von kunstvoll aneinander montierten Natur- und Stadtbildern und ungewöhnlicher Geräuschkulisse kurz die Geschichte der amerikanischen Zivilisation angerissen wird und sein Talent als Dokumentarfilmer und Cutter aufblitzen lässt.