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Kurz nach dem Ableben des zurückgezogen lebenden Barons Henry von Vale finden sich auf dessen geräumigen Landsitzes die verbliebenen Verwandten ein. Unter ihnen auch Barbara (Anna Moffo), die sich zu Lebzeiten um den exzentrischen Mann gekümmert hat, sowie auch dessen Tochter Isabell (Ida Galli), die mit ihrem Vater im Streit lebte, da sie mit Anthony (Peter Baldwin) einen nicht standesgemäßen Mann geheiratet hat. Aber auch seine Schwester Gladys (Marisa Fabbri) und ihr verhaltensauffälliger Sohn Georgie (Chris Chittell) machen sich, wie auch Playboy Ted (Giacomo Rossi-Stuart) und dessen Frau Pauline (Beryl Cunnigham), große Hoffnungen auf einen Teil des großen Vermögens.
Diese Träume zerplatzen jedoch wie Seifenblasen, als während der Testamentseröffnung bekannt wird, dass Barbara das gesamte Vermögen erben soll, während alle anderen Verwandten leer ausgehen sollen. Während Barbara die Nachricht schockiert zur Kenntnis nimmt, scheint der Rest der Familienmitglieder weniger begeistert und es kommt zum Streit. Als wenig später der Butler des Hauses tot aufgefunden, wird dieses von der versammelten Mannschaft zuerst als weiterer makaberer Scherz von Georgie abgetan. Der Butler ist jedoch tatsächlich mausetot und das ruft Inspektor Grey (Lance Percival) von Scotland Yard auf den Plan, der sich gemeinsam mit dem Dorfpolizisten Thorpe (Gastone Moschin) auf dem großzügigen Anwesen einfindet.
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Die gesammelte Mannschaft wird im Salon des Hauses von dem erfahrenen Inspektor verhört und gegenseitige Verdächtigungen innerhalb der Familie bleiben natürlich nicht aus. Als kurze Zeit später vor den Augen der beiden Polizisten auf Barbara auch noch ein Attentat verübt wird und nach der darauffolgenden Nacht ein weiteres Familienmitglied tot aufgefunden wird, macht sich langsam Panik unter den Besuchern breit und jeder fürchtet der nächste auf der Liste des mysteriösen Killers zu sein. Während Inspektor Thorpe jedoch trotz moderner Ermittlungsmethoden weiter im Dunkeln tappt und die Familienmitglieder weiter von Killerhand dezimiert werden, ist der schlaue Polizist Thorpe dem mysteriösen Mörder längst auf der Spur und schafft es mit einem Trick auch tatsächlich, die Identität des Killers zu enthüllen.
Sieht man „Solo-Konzert für eine Pistole“ a.k.a. „Concerto per pistola solista“ von Regisseur Michele Lupo zum ersten Mal, erinnert die ganze Sache nur wenig an vertraute Gialli aus italienischen Landen. Das liegt daran, dass „Weekend Murders“ zur Blütezeit der erfolgreichsten Agatha Christie-Verfilmungen entstand und der Streifen daher auch auf dieser Erfolgswelle mit schwimmen wollte. So wurden die Drehorte in die tiefste englische Provinz verfrachtet und in einem Schloss-artigen Anwesen „on location“ gedreht. Unter den Schauspielern wurden neben italienischen Darstellern auch zahlreiche englisch-sprachige Darsteller gecastet, sodass eigentlich nur wenig an herkömmliche Gialli erinnert.
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Auch das von Sergio Donati verfasste Drehbuch über die Alleinerbin, die mitsamt ihrer habgierigen Verwandtschaft ins Visier eines mysteriösen Killers gerät, erinnert eher an die große englische Krimiautorin, als an die konstruierte Dinge, die italienische Drehbuchautoren in dieser Art von Thriller normalerweise der unbedarfte Zuschauerschaft zumuten. Neben der eigentlichen Kriminalgeschichte ist auch immer Platz für spaßige Momente und gesellschaftskritische Untertöne und auch die Figuren der beiden Ermittler sind durchaus humorvoll angelegt und haben die Sympathien auf ihrer Seite. Natürlich steckt hinter der Geschichte dann auch etwas mehr, als es die ersten Vermutungen zulässt und auch die Auflösung sorgt für einen netten Aha-Moment.
Bei den Darstellern glänzt natürlich vor allem die weibliche Belegschaft, insbesondere die von mir sehr verehrte Ida Galli in der traurigen Rolle als Isabell. Aber auch die mir eher unbekannte Anna Moffo, die ihre Erfolge eher in den Sechzigern hatte, ist durchaus apart anzusehen und meistert ihre Rolle mit Bravour. In der Rolle des Ermittlers hat man mit Lance Percival einen erfolgreichen, englischen Komödianten angeheuert, der als Mini-Hercule-Poirot seine Sache ebenfalls sehr gut macht und für humorvolle Momente sorgt. Peter Baldwin ist wie Giacomo Rossi-Stuart sowieso immer gern gesehen und auch Marisa Fabbri als konservative Tante ist ideal besetzt.
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Unterm Strich ist „Weekend Murders“ ein sehr solider und äußerst hübsch in Szene gesetzer Streifen, der zwar mit eigeschränkten Bodycount und Sleaze-Faktor stärker an Agatha Christie als herkömmliche Gialli erinnert, aber dank sympathischen Cast und netten Wendungen trotzdem großen Spaß macht. Im Grund seines Herzens halt gediegene und launige Krimi-Unterhaltung, der sich nicht nur an Genre-Fans wendet und bei der man sich fragen muss, warum er noch nicht auf deutscher DVD ausgewertet wurde. Die qualitativ-hochwertige Ami-DVD von Code Red ist aber bis dahin ein würdiger Ersatz und hat auch noch ein Interview mit Peter Baldwin an Bord, der recht interessant aus dem Nähkästchen plaudert. Insgesamt gesehen ein kurzweiliger Streifen mit doppelbödiger Geschichte, Oldschool-Flair und zahlreichen Genre-Stars, der Krimifans und Italo-Fraktion auch uneingeschränkt empfohlen werden kann: 7-8/10
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