Die Tochter des Teufels - Oz Perkins (2015)
Verfasst: Sa 10. Mär 2018, 12:50
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Originaltitel: February
Produktionsland: USA / Kanada 2015
Regie: Oz Perkins
Darsteller: Emma Roberts, Kiernan Shipka, Lucy Boynton, James Remar, Lauren Holly
Weihnachtsferien im katholischen Mädcheninternat Bramford. Die Schülerinnen werden von ihren Familienangehörigen eingesammelt, und in die Welt jenseits der rigiden Mauern entführt. Kat und Rose allerdings warten vergebens. Zu erreichen sind ihre Eltern nicht. Bestimmt sind sie im Schnee steckengeblieben, trösten sie ihre selbst in den Urlaub aufbrechenden Lehrkörper. Der liegt nämlich meterhoch in den Wäldern um das abgelegene Schulgebäude. Schließlich sind die beiden Mädchen allein mit zwei alten Jungfern, die als einzige Belegschaft im verlassenen Internatskomplex zurückbleiben. Es ist still dort, und einsam, und irgendwas braut sich zusammen. Parallel dazu streckt Joan, offenbar eine entlaufene Psychiatriepatientin, den Daumen in die klirrende Luft. Ihr Ziel: Eben Bramford. An einer Autobahnraststätte gabelt sie, sehr zum Missfallen seiner Ehefrau, ein Reverend auf, der ihr anvertraut, sie würde ihn an seine verstorbene Tochter erinnern. Er spendiert dem Mädchen ein warmes Essen, ein Hotelzimmerbett, verspricht ihr, sie an ihren Bestimmungsort zu bringen. Die Nächte sind kalt, und lang, und irgendwas braut sich zusammen.
Gesehen habe ich keinen der Filme, in denen Oz Perkins bislang als Schauspieler mitgewirkt hat, bevor er mit FEBRURARY bzw. THE BLACKCOAT’S DAUGHTER 2015 sein Regiedebut ablieferte – nicht mal das Sequel zu Hitchoccks PSYCHO von 1983, in dem er als Halbwüchsiger seinen ersten Leinwandauftritt als junger Norman Bates feierte (was allein deshalb schon Sinn macht, da Oz's Vater Anthony mit Vornamen heißt). Obwohl Perkins mal offensivere, mal subtilere Anspielungen auf Klassiker des okkultistisch-satanischen Horrorfilms wie THE EXORCIST oder ROSEMARIE’S BABY anklingen lässt, ist der deutsche Titel vorliegenden Films sowie die meisten mir bekannten Filmplakate im höchsten Maße irreführend: Eine Tochter des Teufels sucht man in FEBRUARY genauso vergeblich wie sich das sehr bedachtsame, sehr besonnene Werk als nomineller Horrorfilm gebärdet – es sei denn, man versteht unter dem Schlagwort abseits von plakativeren Momenten auch solche Filme wie das neuenglische Schauerstück THE VVITCH, an dessen trostlosen, vor Melancholie beinahe erstickten Winterlandschaften mich FEBRUARY tatsächlich nicht selten erinnert hat. Wie in Robert Eggers‘ kleinem Juwel zeitgenössischen Grusels dominiert bei Perkins eine bedrohliche, wehmütige Atmosphäre, für die der Regisseur bereitwillig jede Gewaltspitze, jede Spannungsszene, jeden Schauwert eintauscht. Über weite Strecken ist der mit einem überschaubaren Budget und einem überschaubaren Cast inszenierte Film eine Symphonie in Bildern, die aufgeladen sind von dräuendem Ungemach, dessen Knistern sich aber nie zu einem Funkenregen entlädt. Man kann an Kubricks SHINING denken, wenn die oft statische, pointierte Kamera die Mädcheninternatsarchitektur erkundet, oder an ein alptraumhaftes Roadmovie, wenn winzige Autos sich durch weite Schneefelder fräsen, oder erneut an THE VVITCH, wenn jeder Blick, jede Muskelkontraktion, jedes verdächtige Geräusch von nebenan zum potentiellen Einbruch eines metaphysischen Schreckens wird - der dann irgendwie doch nie eintrifft.
Obwohl FEBRURAY definitiv kein Film für Zuschauer ist, denen ein Plot sich nicht schnell genug überstürzen kann, hat Perkins aber doch eine Geschichte zu erzählen, und der Umgang mit dieser wäre dann auch mein einziger, aber gewichtiger Kritikpunkt. Ohne zu viel verraten zu wollen, ist es zumindest mir bereits nach Hälfte der Laufzeit klargewesen, in welche Richtung sich die zunächst reichlich undurchsichtige Chose entwickeln wird, und es hätte dem Film an dieser Stelle möglicherweise noch besser zu Gesicht gestanden, wenn er entweder ab einem bestimmten Punkt mehr auf eine klassische Narration gesetzt, oder sich noch mehr in die Abstraktion verabschiedet hätte. Konkreter kann ich nicht werden, ohne zu spoilern, um meinen Eindruck zu beschreiben, dass FEBRUARY am Ende neben seinen freudlosen Bildern, dem ungemütlichen Klangteppich und den hochkarätig aufspielenden (Jung-)schauspielern dann doch eher eine konventionelle Lagerfeuermär in unkonventionellem Gewand präsentiert. Aber war das bei THE VVITCH nicht genauso? Ich denke, wer dieser Referenz etwas abgewinnen konnte, der wird mit vorliegendem Film wohl durchaus einen fröstelnden Abend verbringen wollen.
Gesehen habe ich keinen der Filme, in denen Oz Perkins bislang als Schauspieler mitgewirkt hat, bevor er mit FEBRURARY bzw. THE BLACKCOAT’S DAUGHTER 2015 sein Regiedebut ablieferte – nicht mal das Sequel zu Hitchoccks PSYCHO von 1983, in dem er als Halbwüchsiger seinen ersten Leinwandauftritt als junger Norman Bates feierte (was allein deshalb schon Sinn macht, da Oz's Vater Anthony mit Vornamen heißt). Obwohl Perkins mal offensivere, mal subtilere Anspielungen auf Klassiker des okkultistisch-satanischen Horrorfilms wie THE EXORCIST oder ROSEMARIE’S BABY anklingen lässt, ist der deutsche Titel vorliegenden Films sowie die meisten mir bekannten Filmplakate im höchsten Maße irreführend: Eine Tochter des Teufels sucht man in FEBRUARY genauso vergeblich wie sich das sehr bedachtsame, sehr besonnene Werk als nomineller Horrorfilm gebärdet – es sei denn, man versteht unter dem Schlagwort abseits von plakativeren Momenten auch solche Filme wie das neuenglische Schauerstück THE VVITCH, an dessen trostlosen, vor Melancholie beinahe erstickten Winterlandschaften mich FEBRUARY tatsächlich nicht selten erinnert hat. Wie in Robert Eggers‘ kleinem Juwel zeitgenössischen Grusels dominiert bei Perkins eine bedrohliche, wehmütige Atmosphäre, für die der Regisseur bereitwillig jede Gewaltspitze, jede Spannungsszene, jeden Schauwert eintauscht. Über weite Strecken ist der mit einem überschaubaren Budget und einem überschaubaren Cast inszenierte Film eine Symphonie in Bildern, die aufgeladen sind von dräuendem Ungemach, dessen Knistern sich aber nie zu einem Funkenregen entlädt. Man kann an Kubricks SHINING denken, wenn die oft statische, pointierte Kamera die Mädcheninternatsarchitektur erkundet, oder an ein alptraumhaftes Roadmovie, wenn winzige Autos sich durch weite Schneefelder fräsen, oder erneut an THE VVITCH, wenn jeder Blick, jede Muskelkontraktion, jedes verdächtige Geräusch von nebenan zum potentiellen Einbruch eines metaphysischen Schreckens wird - der dann irgendwie doch nie eintrifft.
Obwohl FEBRURAY definitiv kein Film für Zuschauer ist, denen ein Plot sich nicht schnell genug überstürzen kann, hat Perkins aber doch eine Geschichte zu erzählen, und der Umgang mit dieser wäre dann auch mein einziger, aber gewichtiger Kritikpunkt. Ohne zu viel verraten zu wollen, ist es zumindest mir bereits nach Hälfte der Laufzeit klargewesen, in welche Richtung sich die zunächst reichlich undurchsichtige Chose entwickeln wird, und es hätte dem Film an dieser Stelle möglicherweise noch besser zu Gesicht gestanden, wenn er entweder ab einem bestimmten Punkt mehr auf eine klassische Narration gesetzt, oder sich noch mehr in die Abstraktion verabschiedet hätte. Konkreter kann ich nicht werden, ohne zu spoilern, um meinen Eindruck zu beschreiben, dass FEBRUARY am Ende neben seinen freudlosen Bildern, dem ungemütlichen Klangteppich und den hochkarätig aufspielenden (Jung-)schauspielern dann doch eher eine konventionelle Lagerfeuermär in unkonventionellem Gewand präsentiert. Aber war das bei THE VVITCH nicht genauso? Ich denke, wer dieser Referenz etwas abgewinnen konnte, der wird mit vorliegendem Film wohl durchaus einen fröstelnden Abend verbringen wollen.