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Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 22. Jun 2018, 13:36
von DrDjangoMD
Bald es et widder su wig... un isch kann et kaum erwarten, üch all en Kölle zu treffen. Ick ben allt fleißich dobei, Kölsch zu liere! Un öm de Zick zu messe, de bliev, öm de Sproch janz zu erlernen, darf natörlich och d'r Forentreffen-Countdown not mankeere!
Ja... also, um zu den erquickenden Genüssen der hochdeutschen Linguistik − allenfalls verfeinert mit sporadisch eingestreuten Anglizismen − zurückzukehren: Ich bin gehyped! Natürlich freue ich mich schon sehr, Köln zu sehen, aber noch vielmehr freue ich mich, euch zu sehen. Vor allem, wenn man sonst so selten ins Forum schaut, wie ich letztens, beginnt man die lieben Leute hier einfach zu vermissen. Daher ist das Forentreffen wie jedes Jahr ein lang herbeigesehnter Anlass, die sympathischen Herr- und Damschaften, welche dieses Forum so liebenswert machen, in persona zu treffen. Und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, will ich wie jedes Jahr mit einem Song-Countdown auf diesen Anlass hinarbeiten.
Und ich hatte ganz viele ganz großartige Ideen für so einen Countdown... ehrlich! So großartig, dass ich Jahre an Recherche investieren müsste, die ich einfach nicht hatte. Daher musste ich mir was anderes überlegen. Ratlos suchte ich bei den Filmen des diesjährigen Treffens nach Inspiration. Was bekommen wir denn heuer in Köln zu sehen...
"Zeig mir, wie man's macht" − "Dr. Djangos Top 15 Songs über Sex" vielleicht? Nein, das würde nichts bringen. Mit "I just had sex" haben nämlich The Lonely Island vor ein paar Jahren den ultimativen Song zu diesem Thema herausgebracht, der alle anderen Song dazu (und damit auch Listen darüber) obsolet macht.
"Leichenhaus der lebenden Toten" − "Dr. Djangos Top 15 Songs über Zombies"? Nein, ich kenn nur "Zombie" von den Cranberries und das ist lediglich über metaphorische Zombies.
Der Überraschungsfilm − "Dr. Djangos Top 15 Songs über Geld"? Das könnte vielleicht gehen. Ich mag "Money" von Pink Floyd, ich mag "Money, Money, Money" von ABBA und ich bin sicher, dass es auch einen Song namens "Money, Money" gibt... aber ich bezweifle, dass ich tatsächlich 15 Plätze füllen kann.
"Thunder" − okay, da könnte man eher was draus machen. Zu Donner, Gewittern und mehr noch zu Regen gibt es nämlich erstaunlich viele Songs. Zudem habe ich als Österreicher im sonnigen Süden die letzten Tage unter einer unschönen Hitzewelle gelitten und denke daher sowieso gerade am liebsten über Regen nach. Ja, warum eigentlich nicht.
Das Thema des diesjährigen Countdowns ist:

Dr. Drangos Top 15 zweit-liebste Songs über Regen (und andere Formen von Schlechtwetter)

Warum zweit-liebste? Weil andernfalls "MacArthur Park" wieder Platz eins wäre! (Ich habe "MacArthur Park" so lieb gewonnen, dass er vermutlich von jedem Countdown der folgenden Jahre Platz eins wäre)
Diese Thematik klingt vielleicht etwas unkreativ (weil sie es auch ist) aber ich kann euch versichern, dass uns durchaus abwechslungsreiche Wochen bevorstehen: Wir bekommen fröhliche Songs, traurige Songs, spaßige Songs, wir besuchen die 50er, die 60er, die 70er, die 80er, die 90er, die 2000er und sogar die 2010er! Wir hören Amerikaner, Briten, Iren, Skandinavier und Deutsche... Hören wir auch eine deutsche Coverversion? Vielleicht! :popcorn:

Etwas müsst ihr vorab über Regen-Lieder wissen: Es gibt die Dinger tonnenweise! Wie viele Songs über Regen gibt es? So viele, dass es sogar ein Lied darüber gibt, wie viele Lieder über Regen es gibt. Darf ich vorstellen, der offizielle Theme-Song des diesjährigen Countdowns: "Songs about Rain" von Gary Allen.

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Gary Allen hat geschrieben:Now there're all kinds of songs about babies [...] but for some unknown reason nobody wants to play them tonight.
Also, um diesen "unbekannten Grund" zu nennen: Mir fällt kein einziger Song über Babys ein (abgesehen von den Liedern über ein spezielles "Baby" a la "Sugar Baby Love", etc.), aber ich könnte an die hundert Lieder über Regen aufzählen. Selbst du, Gary, hast mehr als eines zu diesem Thema verfasst, also beschwere dich bitte nicht.

Weil es eben so viele gibt, fiel es mir heuer auch schwer meine 15 Liebsten herauszusuchen. Nicht nur schwer, unmöglich. Mithilfe von Doppelplatzierungen habe ich insgesamt 17 in diesen Countdown gemogelt aber selbst dabei bleiben immer noch viele, die keinen Platz bekommen haben, obwohl sie mir prinzipiell gefallen. Daher sein an dieser Stelle noch ein paar Trostplätze genannt:

- Alle Lieder, die bereits in vorangegangenen Countdowns besprochen wurden, in erster Linie Richard Harris' "MacArthur Park" (der subjektiv und objektiv beste Song aller Zeiten) und das "Django"-Thema (auch ein erster Platz, Lieder mit Regen haben es wirklich in sich)

- Madonna "Rain", The Hardkiss "Rain", Mika "Rain", Zaz "La Pluie" - Wenn ihr euch mit euren Songtiteln überhaupt keine Mühe gebt, gebe ich mir auch keine!

- Jeder zweite Song von Tom Waits - Meine Güte, der gute Tom hat das Thema gern gehabt. Und die Regen-Lieder von ihm gefallen mir durchaus, allerdings ist seine Nikotin-Mundspülung-Stimme einfach nicht so meins.

- Bruno Mars "It will rain" - Gutes Lied, aber sorry Bruno, in dem letzten Song, den ich von dir gehört habe, hast du mit einer Rotte Affen darüber gesungen, dass du faul bist... verglichen mit dem ist alles andere von vornherein eine Enttäuschung.

- Bob Dylan "A hard rain's a-gonna fall" und Phil Collins "I wish it would rain down" - Mein Problem mit diesen beiden Liedern ist, dass das "Regnerische" nicht wirklich exponiert wird. Sie klingen mir zu sehr wie die anderen Dylan oder Collins Songs und ich mag ihre beiden Stile wirklich, aber wenn sie schon über Regen singen, hätte ich mir gewunschen, dass sie die Lieder instrumentalisch ein wenig mehr dem Thema anpassen.

- Imagine Dragons "Thunder" - Nichts gegen die vorgestellten Drachen (und der Songtitel würde ja auch perfekt zum Forentreffen-Film passen), aber in diesem speziellen Lied haben sie versucht das epochale Geräusch von Donner musikalisch darzustellen, indem sie offenbar Alvin and the Chipmunks als Gastsänger engagiert haben. Und nein, einfach nein!

- Led Zeppelin "The Rain Song" - Trotz des vielversprechenden Titels, hat mir dieser exzellente Song einfach zu wenig mit Regen zu tun (bis auf die allerletzte Textzeile), um in den Countdown aufgenommen zu werden. Es geht vielmehr um die vier Jahreszeiten, aber ich vermute, sie haben ihn "The Rain Song" genannt, weil sie Angst hatten, von Vivaldis Geist verklagt zu werden. Daher ließ ich den Song schweren Herzens weg. Sehr schweren Herzens! Ich meine, der olle Bleizeppelin kam bisher noch in keinem einzigen Countdown vor. Nächstes Jahr müssen wir das unbedingt nachholen. Ich schlage daher einen der folgenden Countdowns vor: "Top 15 Songs über Stiegen", "Top 15 Songs über Regionen im Himalaya-Gebiet" und "Top 15 Songs namens "Battle of Evermore"" (Spoiler: Alle 15 Plätze des letztgenannten sind ident).

- Reinhard Mey "Über den Wolken" - Die Regenstimmung wird zwar ganz schön beschrieben, aber da ich bei der Auswahl streng sein musste, hat mir auch dieser Song nicht genug mit Regen bzw. Gewittern im eigentlichen Sinn zu tun.

- George Thorogood "The Sky is Crying" - Objektiv betrachtet gehörte der Song in den folgenden Countdown, aber diese bluesige Art ist einfach nicht ganz meins.

- Peter Gabriel "Red Rain" - Da es sooo viele Lieder über Regen gibt, musste ich wirklich nach verzweifelten Gründen suchen, um sie etwas einzuschränken. Was ist der lachhafte Nonsens-Grund, warum ich "Red Rain" nicht in den Countdown gegeben habe (immerhin mag ich Peter Gabriel)? Hm... Wenn ich den Titel höre bekomme ich automatisch einen Ohrwurm von "Red red wine" und ich habe sehr ungerne Ohrwürmer von "Red red wine".

- Alle Lieder, von deren Existenz ich entweder nichts weiß, oder die ich nicht aufgezählt habe, weil ich einfach einen absolut miesen Geschmack habe (der folgende Countdown und besonders der diesjährige Platz eins sollten das belegen).

Nach dieser langen Liste von Trostplätzen starten wir nächsten Freitag offiziell mit Platz 15, einem Lied, das uns berät, welches Schuhwerk für Regentage angemessen ist. :winke:

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 22. Jun 2018, 13:56
von Arkadin
Meine Güte! Nur noch 16 Wochen bis zum Forentreffen?!?! :shock:
Wie die Zeit rast...

SCHÖN!!!! :D :thup: :prost:

Und dass der Doc2 wieder einen Countdown einstellt, finde ich spitze und versüßt die Warterei doch gewaltig.
Danke Dir!

In diesem Sinne: "I'm a rolling thunder, a pouring rain - I'm comin' on like a hurricane" :kicher:

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 22. Jun 2018, 15:30
von Onkel Joe
Sehr schön Doc :thup:

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 22. Jun 2018, 16:44
von karlAbundzu
:thup: was ich mich freue, und du hast recht, wenn man so nachdenkt, gibt es da so einige, mal sehen, ob die dabei sind, die mir so einfallen.

einer ist bestimmt nicht dabei, nicht wegen deinem doch eher exquisitem Geschmack, sondern aufgrund seiner skurilität. Das hörte ich eines Tages im Auto auf dem Weg von Dartmoor nach Cornwall. Es ging darum, dass es niemals in Cornwall regnet und die Cornish (So nennt man die Bewohner Cornwalls) niemals lügen. Für den Urlaub stimmte es fast. Es regnete nur einen Tag. Zurück in Deutschland suchte ich das Lied und fand es nirgends, ausser eine Live-Aufnahme in so einem Ministadtfest, auf einer kleinen Bühne im heftigem Regen, Zuschauer: Ein paar Kinder, und ein paar Erwachsene mit Schirm. Fand ich super, aber nicht mehr zu finden.

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: So 24. Jun 2018, 19:39
von buxtebrawler
Sehr schön, Doc! :thup:

Ich freue mich auf "Raining Blood" von Slayer, auf "Have You Ever Seen The Rain?" von CCR und so weiter... Und hoffe trotzdem auf gutes Wetter in Köln.

P.S.: Dein Beitrag passte auch gut zum verregneten Wochenende in Hamburg.

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 29. Jun 2018, 16:06
von DrDjangoMD
NUR NOCH 15 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!
buxtebrawler hat geschrieben:Ich freue mich auf "Raining Blood" von Slayer, auf "Have You Ever Seen The Rain?" von CCR und so weiter... Und hoffe trotzdem auf gutes Wetter in Köln.
:prost: Ich hoffe aber, du unterschätzt meinen Geschmack nicht... in diesem Sinne:

Platz 15 - Michael Holm "Barfuß im Regen"

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Ich konnte der Versuchung, das Musikvideo von "Barfuß im Regen" genauer unter die Lupe zu nehmen, einfach nicht widerstehen. Den Song selbst finde ich im wahrsten Sinne des Wortes mittelmäßig. Und das obwohl sich ein ziemlich berühmter Mensch dafür verantwortlich zeichnet. Nein, ich meine nicht den holm'schen Michi, der auf dem Single-Cover aussieht, als hätte er gerade die Cover-Version von Ross Antony gehört und passend dazu das Kommentar "Es tut weh" darunterschreibt, nein, nicht ihn, sondern den Songwriter und Produzenten Giorgio Moroder. In den 80ern stammen so ziemlich die Hälfte aller Hitsongs von ihm. Er hat, Blondies "Call me" geschrieben, Berlins "Take my breath away", Kenny Loggins' "Danger Zone", den Titelsong von "Neverending Story" und damit in gewisser Weise auch Silvias "Alle Macht den Träumen"!!!
Bevor sich Moroder allerdings mit großen, internationalen Hits einen Namen machte, beschäftigte er sich mit kleinen, deutschen Hits, nämlich Michael Holms "Barfuß im Regen". Über das Arrangement bin ich geteilter Meinung. Mir gefällt die Handtrommel, die das Lied hindurch einen flotten Beat vorgibt, teilweise sogar unterstützt von rhythmischen Rasseln (Tamburin?). Das Instrument allerdings, welches das Lied einleitet und auch später immer wieder ertönt, weckt in mir dafür eher die Assoziation eines Nebelhorns mit Blähungen.
Der Text erfüllt seinen Zweck, auch wenn ich ihn etwas unspektakulär finde. Dass der Sänger so glücklich ist, jemanden nach langer Zeit wiederzusehen, dass er mit dieser Person barfuß im Regen tanzt, ist ein schönes, ausgelassenes, fröhliches Bild, wie es für einen kommerziellen Sommerhit passt... allerdings bietet der Text außer diesem schönen Bild nichts anderes. Es lässt sich zwar eine Art Struktur mit Strophen und Refrain feststellen, inhaltlich bringt dies aber keine Abwechslung.
Also das Lied ist gut, aber nicht überragend, nachdem wir das hinter uns gebracht haben, wenden wir uns der Faszination des Musikvideos zu. Dieses besitzt derartige hypnotische Qualitäten, dass es zumindest mich vollkommen vom eigentlichen Lied ablenkt, weswegen ich oben auch lediglich ein Standbild des Single-Covers gepostet habe. Hier ist das Video in all seiner Glorie:

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Aber warum übt dieses Video eine derartige Faszination aus? Das Budget scheint dem Anschein nach nicht höher gewesen zu sein, als um alle Beteiligten für ihre freundliche Unterstützung auf ein Eis einzuladen und es besteht hauptsächlich aus gewöhnlichen Musikvideo-Elementen: Wir haben den Sänger, der etwas tanzt und etwas singt, wir haben Tänzerinnen, wir haben die Band im Hintergrund...
Doch irgendwie schafft es das Video trotz seinen minimalistischen Mitteln etwas Besonderes, Verrücktes zu zaubern. Die "Background"-Tänzerinnen zum Beispiel bleiben nicht nur dadurch im Gedächtnis, dass es sich um zwei kränklich aussehende Zwillinge handelt, sondern auch dadurch, dass sie nicht im Hintergrund bleiben. Kaum beginnt das Video drängen sie sich vor den Star. Dieser versucht anfangs um die Aufmerksamkeit des Publikums zu ringen, indem er schüchtern hinter den Tänzerinnen versteckt einige Tanzbewegungen ausführt. Als er dann ein paar Großaufnahmen bekommt, sind diese Mühen nicht mehr nötig und Michael − der nicht zu wissen scheint, ob er tanzen und/oder singen soll − beschränkt sich auf etwas Kopfgewackel.
Dann gibt es noch einen Chauffeur oder Butler, der permanent einen roten Regenschirm hochhält, obwohl es nicht regnet. Das Highlight des Videos ist dann, wenn der Typ mit Michael in voller Uniform durch das Schwimmbecken eines Hallenbades watet. Leider hat Holm in der Einstellung nur eine langweilige Badehose an. Wenn er ebenso vollbekleidet im Wasser wäre, wäre das das beste Musikvideo aller Zeiten gewesen. Mir gefällt es jedenfalls sehr, dass dieser seltsame Chauffeur einfach da ist und seine Existenz von keinem anderen Partizipierten des Videos beachtet wird. Ich mag dieses Element des Videos fast so sehr wie den Briefträger in dem Video zu Rockwells "Obscure Phone Caller".
Abschließend schwenkt die Kamera noch einmal durch das Hallenbad. Einige Leute sitzen unbeweglich auf Liegestühlen, als wären das Badegäste, die durch eine unangekündigt erscheinende Band gestört wurden. Aber Spaß bei Seite, ich finde die schemenhaften Gestalten von Band und Tänzerinnen vor dem hellen Fenster mit dem Spiegelbild im Wasser geben ein wirklich ziemlich gut aussehendes Schlussbild... und dann läuft ein Hund vorbei! Ich habe diese Sequenz Dutzendmal angesehen und mich gefragt, ob dieser Hund Absicht oder ein Versehen war. Und das Großartige an diesem Video ist, dass ich es einfach nicht sagen kann.
Leider habe ich überhaupt keine Informationen zu der Entstehung des Videos gefunden. Für 1970, als der Song erschien, muss das ja durchaus etwas besonderes gewesen sein. Die meisten Musikvideos, die ich aus dieser Zeit kenne, beschränken sich darauf, die Band beim Spielen zu zeigen. Besonders von deutschen Liedern ist häufig das einzige Videomaterial, das sich finden lässt, ein live-Auftritt mit kurzer Anmoderation von Dieter Thomas Heck (dies schließt auch einige andere Michael-Holm-Lieder ein). Aber "Barfuß im Regen" war halt etwas besonderes. Ich weiß nicht, wer auf die verrückte Idee kam, zu dem Song ein Video mit Hund, Chauffeur und Tänzerinnen zu drehen, aber ich bin glücklich, dass es existiert. [Übrigens: Die Parodie des Musikvideos durch Oliver Kalkofe war das allererste Mal, dass ich mit Michael Holm in Berührung kam... wobei ich eingestehen muss, dass die weißen Kleider und langen Haare den Tänzerinnen etwas besser stehen als dem guten Oliver.]
Kommentare zum Video, die ich im Internet gefunden habe, benutzten vermehrt das Wort "peinlich" um es zu beschreiben. Und ja gut, ich mein, ich sehe es mir auch nur an, wenn ich allein in meiner Wohnung sitze und davor die Vorhänge zugezogen habe aber im Vergleich zu den Formen, die "Barfuß im Regen" in den letzten Jahren angenommen hat, ist dieses Video eigentlich noch sehr seriös.
Zunächst singt Michi den Song noch ab und an bei Auftritten. Es freut mich zwar zu sehen, dass er der ältere Herr beim Singen noch ziemlich abgeht, aber − ohne vorurteilshaft sein zu wollen − für die Thematik des Liedes eignet sich, finde ich, halt doch eher ein Sänger der seine Midlife-Crisis noch nicht hinter sich hat. Und wenn dann auch noch mehrere grauhaarige Damen im Publikum mitklatschen... naja, ich bleibe bei dem 70er-Video. ("Tränen lügen nicht" vom gealterten Michi gibt dafür aber selbst heute noch einiges her!)
Ein älterer Michi ist mir trotzdem aber noch lieber als ein junger Ross Antony. Der coverte "Barfuß im Regen" und drehte sogar ein neues Musikvideo: https://www.youtube.com/watch?v=IN-_Ysmit1s Ich will dieses Cover nicht zu schlecht machen, aber der aufdringliche Landdisco-Beat, der es durchdringt, ist schlicht und einfach nicht nach meinem Geschmack. Dafür finde ich das Video − schockierender Weise! − nicht allzu schlecht. Ross ist mir zwar etwas zu zappelig, aber hey, dafür bekommt man Riverdance, einige hübsche Einstellungen mit Regenschirmen und eine Trickaufnahme, bei der Ross dreimal gleichzeitig im Bild ist... ich mag so einen Unsinn.
Was allerdings sehr wohl den Brechreiz in mir auslöst, ist eine Live-Performance desselben Covers: https://www.youtube.com/watch?v=uj7VhsttBQo. Das scheint eine Silvester-Schlagerfeier oder was ähnliches zu sein. Betitelt ist das Video mit "Knuddelfuddel 2"... das sagt schon alles. Nach einer Anmoderation zum Thema Fidget Spinner begegnet uns der epileptische Hampelmann hier ohne, dass uns Riverdance-Tänzerinnen von ihm ablenken könnten, und das ist dann doch nicht so leicht zu ertragen.

Nächste Woche wird es mit einer Doppelplatzierung moderner. Aber keine Sorge, Doppelplatzierung nur deswegen, weil ich zu beiden Songs wahrscheinlich wesentlich weniger zu sagen habe, als zu der debattierwürdigen Komplexität von "Barfuß im Regen".
Im einen Lied geht es um die Vermischung von zweien der vier alchemistischen Elemente und im anderen Lied... hm... der Titel des anderen Liedes ist zu knapp, um eine Vorankündigung zu machen, daher... See you, Space Cowboy! :winke:

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Sa 30. Jun 2018, 18:53
von karlAbundzu
SUper, hach ich mag ja diesen Song, allein diese strangen Twang Gitarren und dieses Düppdidüp-Klavier. Und der Holm war eh einer der guten 70er Schlagersänger.
Das Video mochte ich auch immer gern, diee MIschung aus Swinging London und deutscher Landluxus! Und der Butler im Pool mit dem Schirm!
Dieses Mal aber nur auf den Hund geachtet, danke dafür!
Da macht schon mal Lust auf mehr.

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 6. Jul 2018, 12:25
von DrDjangoMD
karlAbundzu hat geschrieben:SUper, hach ich mag ja diesen Song, allein diese strangen Twang Gitarren und dieses Düppdidüp-Klavier. Und der Holm war eh einer der guten 70er Schlagersänger.
Das Video mochte ich auch immer gern, diee MIschung aus Swinging London und deutscher Landluxus!
Wie immer kannst du das wesentlich professioneller ausdrücken als ich. Nächstes Jahr wirst du als Ghostwriter engagiert. :prost:

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 6. Jul 2018, 12:26
von DrDjangoMD
NUR NOCH 14 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!

Weil ich so viele gute Regen-Lieder gefunden habe, wollte ich - wie in meiner Einleitung vor zwei Wochen erwähnt - in Form von Doppelplatzierungen mehr als die üblichen 15 vorstellen. Für Platz 14 des Countdowns kombinierte ich "Set fire to the rain" von Adele und den hyperkreativ betitelten "Rain" von Steve Conte. Gründe dafür, die beiden zusammenzutun, gab es einige: Beide Songs strahlen eine gewissen Bombastik aus, erreicht beim einen durch eine Heerschar von Violinistinnen und beim anderen durch den Orgel-Einsatz; beide Songs vermitteln die negative Stimmung eines am Boden zerstörten Sängers; beide Songs sind jünger als ich (was im Forentreffen-Countdown ja eher seltener vorkommt); und abschließend gefielen mir auch beide Songs ungefähr gleich gut... anfangs! Wenn man ein Lied öfters hört kann man es entweder schnell satt haben oder mehr ins Herz schließen und (während "Set fire to the rain" ganz gut auf Platz 14 passt) umso öfter ich "Rain" gehört habe, umso besser fand ich das Lied. Hierzu allerdings später...

Platz 14.1. Adele "Set fire to the rain"

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"Set fire to the rain" handelt - wie so ziemlich alles, was ich von Adele kenne - von dem Frust der Sängerin, die in einer Beziehung ungerecht behandelt wurde. Über diese Thematik wurden wohl mehr Songs geschrieben, als über Niederschlag, aber was diesen speziellen aus der Masse der frustrierten Depressionsgaranten hervorstechen lässt, ist, dass die gute Adele zusammen mit dem Zweit-Texter Frazer T. Smith eines der beeindruckendsten Bilder für ihre Rachegedanken findet: Sie möchte etwas in Brand stecken, das nicht nur sehr schwer in Brand zu stecken ist, sondern das auch mit ziemlich vielen flammbaren Sachen in Kontakt kommt. Das ist die rachsüchtigste Vorstellung, die ich je gehört habe, absolutes Superschurken-Niveau. Wenn ich mir "Set fire to the rain" anhöre finde ich es fast schade, dass Adele eine Gesangs- und keine Schauspielkarriere verfolgt, ich hätte sie wirklich gerne in einem Remake von "Kill Bill" oder anderen Rache-Actionfilmen gesehen... oder als Bond-Bösewicht.
Soviel schauspielerisches Potential durch ihre Fixierung auf Gesang auch verloren geht, dass sie eine beeindruckende Stimme hat, kann ebenso wenig geleugnet werden. Allein beim Refrain wechselt sie mit unmenschlicher Leichtigkeit zwischen verschiedenen Klangwelten. Betrachten wir genauer, wie sie die einzelnen Abschnitte singt:
"But I set"... Konversationston.
"fire!"... Arthur Brown.
"To the rain."... Opernsängerin.
"Watched it"... Ein Nießen.
"pour as I touched your face"... Marktschreierin.
"Well, it burned while I cried 'cause I heard it screaming out your name"... murmelnder Depressiv-Rock.
Paradoxerweise sind die größten Stärken des Liedes auch der Grund, warum ich es nicht höher auf dieser Liste platziert habe. Adeles Stimme ist so beeindruckend und das Zusammenspiel der vielen Instrumente so durchkonzipiert und makellos, dass ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, Sängerin und Arrangement zu bewundern. Wenn ich ein Lied wie dieses höre, überwältigt mich die beeindruckende rein technische Leistung aller Beteiligten so sehr, dass sich das rachsüchtige-frustrierte Gefühl, welches der Song dem Inhalt nach vermitteln will, einfach nicht einstellt. Ich finde eine geringere (aber immer noch hohe) Perfektion einfach besser nachvollziehbar... so wie in dem nächsten Song:



Platz 14.2. Steve Conte "Rain"

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Kontext: "Rain" entstand als Teil des Soundtracks der japanischen Serie "Cowboy Bebop". Die Lyrics stammen von einem gewissen Tim Jensen, ein Hauptaugenmerk möchte ich hier aber auf die Komponistin legen, die talentierte Yoko Kanno. Kanno gehört nicht nur zu den am wenigsten kritisierten Yokos der Musikgeschichte, sie ist auch eine der coolsten Komponistinnen überhaupt. Ich meine, sie schreibt Musik für Filme und Serien, sie ist Bandleaderin einer Jazz-Band und seit 2018 sitzt sie laut Wikipedia sogar im Oscar-Komitee. Das heißt: "The Shape of water" - you just got kannoed!
Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählt der Soundtrack von "Cowboy Bebop". Die Serie über eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von meist erfolglosen Weltraum-Kopfgeldjägern besticht nicht nur durch ihre Anlehnung an verschiedenen Filmgenres, sondern vor allem auch durch Kannos Musik, welche sich immer ziemlich toll der Stimmung der einzelnen Episoden anzupassen versteht (Die einzelnen Episoden, oder "Sessions", wie sie genannt werden, sind auch meist nach Musikrichtungen oder Songtiteln benannt). Und bevor ich mich "Rain" zuwende, möchte ich, dass wir uns alle kurz zurücklehnen und die Grandiosität des Titelthemas genießen, welches Kanno komponiert und zusammen mit ihrer Band, The Seatbelts, aufgenommen hat: https://www.youtube.com/watch?v=n2rVnRwW0h8.
Tonal schwankt die Serie von Episode zu Episode, mal präsentiert sie sich eher komödiantisch, dann orientiert sie sich an Action-, Western- oder Horrorfilmen und dann kann sie auch ab und an richtig melodramatisch werden. Letzteres trifft auf die Episode zu, in der "Rain" zu hören ist. Der Song erklingt (sofern ich mich richtig erinnere), wenn sich der Protagonist bei wolkenverhangenem Himmel einer verwaisten Kathedrale nähert, um sich dort seinem ehemaligen besten Freund und gegenwärtigen ärgsten Feind zu stellen.
Sowohl diese bedrückende Handlung als auch die faszinierenden Eigenheiten der Location setzt "Rain" meisterhaft in Musik um. Das auffallendste Instrument ist eine Orgel, die wie es scheint von Kanno selbst gespielt wird (Kanno scheint in der Liste der Musiker mit "Keyboard" auf. Da kein eigener Organist genannt wird, vermute ich, dass sie auf dem "Keyboard" den Orgelklang erzeugt hat). Während der Strophen wirkt der Orgelklang, der uns in Form einzelner aufdringlicher Töne begegnet aber nicht harmonisch, sondern verstörend. Im Refrain gehen die nervenzerreißenden Einzeltöne dann in eine schaurig, epochale Musik über. Dass Orgelmusik zu einer Szene in einer Kathedrale passt, liegt auf der Hand. Doch die Art, wie die Orgel eingesetzt wird, verdeutlicht auch den Zustand der Kathedrale: Verfallen, unheimlich, düster, beängstigend aber gleichsam noch gigantisch und achtungsgebietend.
Auf verschiedenen Soundtrack-Alben von "Cowboy Bebop" finden sich zwei verschiedene Versionen des Liedes. Die eine, oben gepostete, mit den Vocals von Steve Conte und eine zweite, in der eine gewisse Mai Yamane das Lied singt: https://www.youtube.com/watch?v=l9_p-nhZXLg. Es ist eine Weile her, dass ich die Serie gesehen habe, und ich kann mich nicht erinnern, welche Version darin zu hören war. Es scheint laut Infos aus dem Internet die von der yamane'schen Mai gewesen zu sein, ich persönlich bevorzuge aber stark jene von Steve Conte. Sein Gesang verdeutlicht, warum ich bei dieser Thematik eine weniger durchperfektionierte Stimme bevorzuge:
In "Set fire to the rain" sagt uns Adele, dass sie wütend ist aber trotzdem hat sie sich immer noch genug unter Kontrolle, um ihre Stimme alle möglichen Kunststückchen aufführen zu lassen. In "Rain" sagt uns der olle Steve, dass er am Boden zerstört ist und in der Tat klingt sein Gesang ständig so, als würde er im nächsten Moment losheulen. Das hat zumindest in meinen Ohren einfach eine größere Wirkung.
Also zusammenfassend finde ich Yoko Kannos "Rain" in der Interpretation von Steve Conte wirklich wirklich gut. Schade, dass es kein Gitarren-Solo hat, sonst wäre er ganz perfekt gewesen... oh, wartet, es hat ein Gitarren-Solo! Wow! Yoko, du hast es geschafft! Warum ist dieser Song nicht Platz 1? Ich weiß es nicht, aber ich freue mich schon auf die nächsten Oscar-Verleihungen, denn seit 2018 sitzt jemand mit einem ziemlich guten Musikgeschmack im Komitee.

Nach der überwältigenden Epik von "Set fire to the rain" und "Rain" entspannen wir uns nächste Woche mit einem wesentlich ruhigeren Lied von einer 60er-Band, allerdings nicht der besten 60er Band - ihre Lieder klingen irgendwie immer nur wie rauschende Wasserfälle. :?

Re: Forentreffen-Countdown 2018

Verfasst: Fr 6. Jul 2018, 13:58
von karlAbundzu
DrDjangoMD hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:SUper, hach ich mag ja diesen Song, allein diese strangen Twang Gitarren und dieses Düppdidüp-Klavier. Und der Holm war eh einer der guten 70er Schlagersänger.
Das Video mochte ich auch immer gern, diee MIschung aus Swinging London und deutscher Landluxus!
Wie immer kannst du das wesentlich professioneller ausdrücken als ich. Nächstes Jahr wirst du als Ghostwriter engagiert. :prost:
:oops: