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The Square - Ruben Östlund (2017)

Verfasst: So 1. Jul 2018, 08:25
von jogiwan
The Square

Bild

Originaltitel: The Square

Herstellungsland: Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich / 2017

Regie: Ruben Östlund

Darsteller: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West, Terry Notary

Story:

Christian ist der etwas selbstverliebte Kurator eines angesehenen Museums in Stockholm und gerade damit beschäftigt eine interaktive Ausstellung zum Thema Menschlichkeit zu organisieren, als er in einer Fußgängerzone überaschend selbst Opfer eines Trickdiebstahls wird. Das gestohlene Handy und die Geldbörse ist aber erst der Anfang einer Kette von Ereignissen, die Christians selbstgewählte Gutmensch-Blase in den darauffolgenden Tagen ganz gehörig erschüttern werden.

Re: The Square - Ruben Östlund (2017)

Verfasst: So 1. Jul 2018, 08:30
von jogiwan
Mit „Höhere Gewalt“ hat Ruben Östlund ja schon einen recht bösen wie spannenden Film über Rollenbilder in heutigen Zeiten geschaffen und in „The Square“ legt er ja noch ein paar Schaufeln nach. Hier geht es um einen etwas arroganten, aber nicht unsympathischen Kurator, der es sich in seiner Gutmensch-Blase bequem gemacht hat und sich moralisch anderen Menschen wohl auch überlegen fühlt. Doch eine Kette von Ereignissen lässt die etwas einseitige Sicht auf einen bestimmten Lebensentwurf ganz gehörig kippen und auch sonst geht Östlund mit dem Bildungsbürgertum, Gutmenschen und dem gängigen Kunstbetrieb unerwartet bitterböse ins Gericht. Dabei ist „The Square“ aber kein verkopft konstruiertes Drama, sondern eher ein nachvollziehbarer, schwarzhumoriger und auch sehr unterhaltsamer Streifen, der zugleich Menschlichkeit, Unmenschlichkeit, Vorurteile und Probleme präsentiert, die doch bei allen Bildungsschichten irgendwie gleich sind. Dabei bietet „The Square“ überraschend witzige Momente genauso wie Momente des Fremdschämens, des Entsetzens, der Beklemmung und Verwunderung und schickt den Protagonisten und seinen Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt und gipfelt alles in der langen und unglaublich dichten Szene, die auch auf dem Plakat zum Film zu sehen ist. Alles sehr sehenswert, interessant und gut gemacht ist „The Square“ ein hübsches Statement zur Zeit, dass auch in alle Richtungen austeilt, zum Denken anregt und dabei auch stets auf unterhaltsame Weise überaschend unvorhersehbar bleibt und sich auch bis zum Ende konsequent jeglicher Erwartungshaltung verwehrt.

Re: The Square - Ruben Östlund (2017)

Verfasst: Di 24. Jul 2018, 20:45
von Salvatore Baccaro
Ich kann Jogi einmal mehr vollumfänglich zustimmen, und erspare mir deshab einen ausufernden Sermon.

Gerade für jemanden wie mich, der ein paar Jahre lang zumindest an der Peripherie des (nationalen) Kunstbetriebs agiert hat, ist THE SQUARE in seinen besten Momenten eine herrlich bissige, aber keineswegs plakative Satire auf eben diesen, und voll von Momenten, die ich so oder so ähnlich am eigenen Leibe erfahren oder zumindest aus Erzählungen von Augenzeugen berichtet bekommen habe. (Dieses sinnentleerte Interview relativ zu Beginn. Diese Vernissagen mit ihren noch weitaus sinnentleerterem Champagnerglas-Geklimper, und standardisierten, todlangweiligen Eröffnungsreden. Galeristen, die ihre Arbeitsfelder schön unter ihren Untergegebenen aufteilen, und dann durch einen einzigen falschen Post in den sozialen Medien das Karrieregenick gebrochen bekommen.) Besonders mochte ich natürlich die Szenen, in denen Östlunds Film sich punktuell ins Absurde verabschiedet - Stichwort: Eine Performance der extravaganten Art während eines Restaurant-Schmaus. Zweites Stichwort: Du wachst morgens nach einem One-Night-Stand in einer fremden Wohnung auf, und begegnest einem anderen, sehr behaarten, Liebhaber Deiner Bekanntschaft. Streckenweise, gerade in der ersten Stunde, hätte man die Laufzeit von zweieinhalb Stunden etwas straffen können, ja, doch insgesamt eine Empfehlung, sicher.