Inspektor Gaspare (Michele Placido) sind sich eines Tages mit einem bizarren Fall konfrontiert. Eine dominante Prostituierte hat ihren schwerreichen Freier erwürgt und eine andere Dame wurde mit einem Schraubenschlüssel erschlagen. Obwohl beide Fällen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, wurden an beiden Tatorten Bildern vom „Struwwelpeter“ gefunden, die den Verdacht nahe legen, dass beide Morde etwas miteinander zu tun haben. Durch seine neue Freundin Jeanne (Corinne Clery) und dem Chef einer einflussreichen Detektei (Eli Wallach) kommt Gaspare einem elitären Club von Pflanzenfreunden auf die Spur, die in einer Villa ihre Versammlungen abgehalten hat.
Doch bei diesen Treffen ging es weniger um Botanik und die Fauna von allen Herren Ländern, sondern es wurden ausschweifende Sex-Orgien mit Prostituierten und reichlich Drogen und Alkohol gefeiert. Als ein weiteres Mitglied dieses Clubs bei einer TV-Diskussion vor laufender Kamera erschossen wird und neuerlich ein Bild des Kinderbuches gefunden wird, erfährt Gaspare von Jeanne, dass bei einem Treffen eine junge Prostituierte namens Rosa ums Leben kam und verdächtigt daraufhin deren Zuhälter. Der macht sich auch sogleich verdächtig, widersetzt sich seiner Verhaftung und wird nach einer kurzen Verfolgung von Gaspare gestellt. Doch auch damit ist der mysteriöse Fall noch lange nicht gelöst und schon bald gibt es weitere Opfer und weitere Bilder…
„… e tanta paura“ aus dem Jahre 1976 ist eigentlich schon ein sehr seltsamer Film. „Magnum 45“ ist im Grunde auch eher ein Poliziesco, dessen Drehbuch wieder einmal mit einer großen Prise Giallo-Zutaten aufgepeppt wurde und den Zuschauer ständig auf falsche Fährten lockt und seine Erwartungshaltung sabotiert. Während in anderen Filmen fleißig von irgendwelchen Leuten ermittelt wird, werden hier dem Inspektor die Informationen von den unterschiedlichsten Leuten quasi zugespielt. Und obwohl Gaspare diese Hinweise nur noch zusammensetzen muss, so ist die Geschichte immer trickreich genug, um bis zur vermeintlich ersten Auflösung und auch danach spannend zu bleiben.
„Magnum 45“ bietet dabei wieder einmal alles, was sich der Fan erwartet und dann auch wieder nicht. Neben Polizisten, Models, Nutten, Sex, Drogen und Alkohol gibt es auch noch allerlei andere Zutaten, die auch ohne Rücksicht miteinander verbraten wurde. Jedes Mal, wenn man glaubt, zu wissen, worum es geht, macht der von Paolo Cavara eigenwillig-inszenierte Film eine Wendung und geht in eine andere Richtung. Dabei ist der Film auch voll von seltsamen Figuren, die allesamt korrupt und bestechlich sind und auch moralisch nicht gerade die höchsten Standards an den Tag legen. Aber so waren offensichtlich die Siebziger und wer damals monogam lebte, war wohl selber schuld. Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass auch Inspektor Gaspare mal flugs die Freundin wechselt und mit dieser auch sogleich in die Kiste springt.
Auch in Punkto Sex und Gewalt ist „…e tanta paura“ durchaus solide inszeniert und bietet ein paar blutige Morde und auch ein paar Nacktszenen von Corrinne Clery, die sich auf dem männlichen Hauptdarsteller Michele Placido ein bisschen vergnügen darf. Die deutsche Synchro ist zwar teils etwas derb ausgefallen, bietet aber ebenfalls lustige Dialoge, die den Zuschauer zusätzlich unterhalten. Dennoch wollte „Magnum 45“ weder bei der ersten, noch bei den nachfolgenden Sichtungen so richtig zünden, was auch daran liegt, dass der Streifen etwas wirr und die Charaktere etwas seltsam daherkommen.
Neben der zauberhaften Corinne Clery, („Wenn du krepierst, lebe ich“) und den im Kampf gegen die Mafia erprobten Michele Placido gibt es in dem Streifen auch noch einen jungen Tom Skerrit („Alien“) in einer Nebenrolle als Polizist, der zu der Zeit offensichtlich im italienischen Genre-Kino Fuß fassen wollte. Eli Wallach gibt den mysteriösen Chef einer einflussreich und nicht minder seltsamen Detektei und der Sex-Klamotten erprobte Jacques Herlin darf hier ebenfalls mal eine etwas abgründigere Person verkörpern. Aber auch die restlichen Darsteller bieten bekannte Gesichter, auch wenn der Einsatz von John Steiner („Tenebre“) für meine Verhältnisse viel zu kurz ist.
Unterm Strich zählt „Magnum 45“ wohl zu den etwas seltsameren Vertretern des Giallo-Genres, der auch bei den Italo-Fans nicht unbedingt so auf Gegenliebe zu stoßen scheint. Auch bei mir will sich trotz mehrfacher Bemühungen einfach nicht so recht die große Freude einstellen. „… e tanta paura“ bietet zwar alles was Fan sich wünscht, stellt dieses dann aber mehrfach (und vielleicht auch zu oft) auf den Kopf und bietet auf Dauer auch keine so positiven Identifikationsfiguren, als dass man dauerhaft in irgendeiner Form mit fiebern möchte. Dass die zahlreichen Figuren in dem Film dann auch noch allesamt verkommen scheinen, macht den Streifen aus dem Jahre 1976 dann auch nicht unbedingt sympathischer und Cavaras zweiter Beitrag zum Genre unter dem Titel „Der schwarze Leib der Tarantel“ hat mir dann doch wesentlich besser gefallen. Daher gibt’s an dieser Stelle vorerst einmal etwas ratlose 7/10 Punkten mit Luft nach oben.