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La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Fr 6. Jul 2018, 07:28
von jogiwan
La La Land

Bild

Originaltitel: La La Land

Herstellungsland: USA / 2016

Regie: Damine Chazelle

Darsteller: Emma Stone, Ryan Gosling, John Legend, J.K. Simmons, Finn Wittrock

Story:

Mia ist eine erfolglose Jung-Schauspielerin, die in einem Coffee-Shop arbeitet, auf ihre große Chance wartet und eines sonnigen Tages auf den ambitionierten Jazz-Pianisten Sebastian trifft, der übellaunig und wild hupend auf der Autobahn ihre Aufmerksamkeit erregt. Kurze Zeit später laufen sich die Beiden neuerlich über den Weg, wobei Sebastian sie ignoriert, nachdem er gerade seine Stelle als Bar-Pianist verloren hat. Immer wieder laufen sich die Beiden zufällig über den Weg, verlieben sich ineinander und unterstützten sich gegenseitig bei dem langsamen Erfüllen ihrer jeweiligen Träume. Durch Mia nimmt Sebastian einen längerfristigen Job als Keyboarder an um sich irgendwann den Traum vom eigenen Jazz-Club zu erfüllen, während Sebastian Mia ermuntert nicht mehr länger auf Castings zu warten, sondern ihr Glück beim Drehbuchschreiben und im Theater zu versuchen. Doch als die Karriere der Beiden langsam ins Rollen kommt und sich die beiden immer weniger sehen, müssen auch Mia und Sebastian erkennen, dass auch eine große Liebe im Showbusiness und in Los Angeles nicht so einfach ist.

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Fr 6. Jul 2018, 07:29
von jogiwan
Was hat man nicht schon alles über „La La Land“ gehört und mit der Konsens-Musikfilm-Dramödie hat Regisseur Damien Chazelle ja auch alles abgeräumt, was es abzustauben gibt. Aber man muss auch neidlos zugestehen, dass hier eine hübsche Hommage an Musikfilme aus dem Hollywood vergangener Tage geschaffen wurde, die zwar retro, aber niemals altbacken daherkommt und auch scheinbar perfekt die Balance zwischen Komödie und Drama, Musik- und Spielfilm und dabei auch niemals zu sentimental oder verkitscht daherkommt. „La La Land“ ist sommerlich, quietschbunt und natürlich gibt es zahlreiche und hübsch choreografierte Musiknummern, doch auch hier gibt es immer wieder ruhigere Momente, in denen ein, zwei Gänge zurückgeschalten wurde um nicht in irgendwelchen verzuckerten Bollywood-Gefilden zu landen. Auch die Geschichte um Mia und Sebastian wurde zum Glück nicht von allen Ecken und Kanten befreit und auch wenn der Streifen mit zwei Stunden Laufzeit vielleicht einen Ticken zu lang ausgefallen ist, so möchte man doch irgendwie auf keine Szene verzichten. Ein Film so lieblich und charmant wie seine weibliche Hauptdarstellerin und der Träumern zwei Stunden lang mühelos den drögen Alltag vergessen lässt. In Punkto dramaturgischer Nachhaltigkeit mag "La La Land" vielleicht nicht so punkten, aber alles in allem eine sehr hübsche, sympathische und eingängige Angelegenheit und der perfekte Film für den Musikfilm-Donnerstag, der wohl in Zukunft auch wieder mal im Player landen wird.

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 18. Jul 2018, 07:51
von purgatorio
Den habe ich mir vor ein paar Tagen bei Prime angesehen. Gefiel tatsächlich. Das Opening hat ja mal richtig Laune gemacht 8-) Ich bin kein großer Freund von Musicals und tue mir mit solchen Filmen auch schwer, aber trotzdem war dieser hier zumindest auf seine sympathisch-naive Art ebenso romantisch, kitschig und dramatisch, dass es einen durchweg bei der Stange hält. Muss man mögen

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 18. Jul 2018, 08:03
von jogiwan
purgatorio hat geschrieben:Das Opening hat ja mal richtig Laune gemacht 8-)
Ich fand den Auftakt mit "Another Day of Sun" sehr gelungen und war auch gleich das erste Wow-Erlebnis, bei einem Film, bei dem ich mir eigentlich im Vorfeld nicht sonderlich viel erwartet hab. Für einen Musikfilm, der keinen Hehl daraus macht, Realitätsflucht zu betreiben, fand ich den auch ausgesprochen gelungen.

Der Aufwand, der da dahintersteckt, mag man sich kaum vorstellen:


Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 18. Jul 2018, 11:32
von purgatorio
jogiwan hat geschrieben:
purgatorio hat geschrieben:Das Opening hat ja mal richtig Laune gemacht 8-)
Ich fand den Auftakt mit "Another Day of Sun" sehr gelungen und war auch gleich das erste Wow-Erlebnis, bei einem Film, bei dem ich mir eigentlich im Vorfeld nicht sonderlich viel erwartet hab. Für einen Musikfilm, der keinen Hehl daraus macht, Realitätsflucht zu betreiben, fand ich den auch ausgesprochen gelungen.

Der Aufwand, der da dahintersteckt, mag man sich kaum vorstellen:

Da fällt mir wieder ein, dass die Kameraarbeit im Film gaaaaaaanz großartig war :thup:

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Di 24. Jul 2018, 20:57
von Salvatore Baccaro
Ich kann Jogi diesmal nur halbherzig zustimmen...

Sicherlich, gerade die Kamera-Arbeit, das Set-Design und die Schauspielführung bei den Massenszenen weisen eine außerordentliche Qualität auf. Ein bisschen geht es mir bei LA LA LAND aber wie mit dem ähnlich gehypten VIKTORIA von Sebastian Schipper, dessen Kameramann ebenfalls einen Orden an den Hemdkragen geheftet werden sollte - [was wohl auch längst schon geschehen ist] -, der aber, unterm Strich, dann doch nur eine beliebige Räuber-und-Gendarm-Geschichte erzählt, deren metareflexive Brechung schon die Nouvelle Vague in den frühen 60ern vorgenommen hatte. LA LA LAND möchte offensichtlich eine Hommage an die tanz- und sangeslustigen Zeiten des klassischen Hollywood sein, aber so ganz ohne ironisches Augenzwinkern, ohne selbstbezügliche Kapriolen, ohne einen einzigen subversiven Moment, fällt es mir doch schwer, mich zweieinhalb Stunden dieser - im besten wie im schlechtesten Sinne - harmlosen Liebesgeschichte zwischen Schauspielerin und Jazz-Pianistin hinzugeben. Nichts dagegen, wenn die Ästhetik eines Films seine semantische Substanz unter sich begräbt - hätte ich da Einwände, wäre SUSPIRIA wohl nicht einer meiner Lieblingsfilme -, aber einfach drehbuchtechnisch im schematischen Storybaukasten zu wühlen... Da frage ich mich: Wozu letztlich eigentlich der ganze Aufwand? Möglicherweise habe ich mir aber auch - Fluch oder Segen? - einfach schon zu viele drittklassige italienische Zombiefilme, wirres Experimentalzeug, in dem man einfach nur stumme Gesichter in die Kamera gucken sieht, oder 3-Stunden-Dokumentationen über das Leben im Kartäuserkloster angeschaut, um überhaupt noch "angemessen" auf solch einen Film reagieren zu können... ;-)

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 25. Jul 2018, 07:25
von jogiwan
In jungen Jahren, in denen ich den Weltschmerz in Filmen wie ein Schwamm aufgesogen hab, hätte ich "La La Land" vermutlich ganz, ganz furchtbar gefunden, aber heutzutage ist so etwas zwischendurch schon mal ganz nett. Wenn du Chazelles sympathische Verneigung vor Tanz- und Musikfilmen vergangener Jahrzehnte aber nicht so mochtest, dann würde mich glatt interessieren, wie du "Mamma mia!" empfinden würdest. Der ist noch mehr Schönwetter, noch harmloser und - bei objektiver Betrachtung - inszenatorisch eigentlich auf ganz schwachen Niveau und gleicht einer abgefilmten Theatervorstellung. Mamma mia, ich liebe ihn trotzdem! ;)

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 25. Jul 2018, 09:40
von Salvatore Baccaro
jogiwan hat geschrieben:In jungen Jahren, in denen ich den Weltschmerz in Filmen wie ein Schwamm aufgesogen hab, hätte ich "La La Land" vermutlich ganz, ganz furchtbar gefunden, aber heutzutage ist so etwas zwischendurch schon mal ganz nett.
So ähnlich erging es mir immerhin mit klassischen Melodramen der 40er - seien sie nun aus Mexiko oder klassisches Hollywood. Vor einigen Jahren hätte ich solcherlei nicht mit den Fingerspitzen angefasst, und heute zergehe ich. Wer weiß: In zehn Jahren gehört LA LA LAND zu meinen Top 100... ;-)
jogiwan hat geschrieben:Wenn du Chazelles sympathische Verneigung vor Tanz- und Musikfilmen vergangener Jahrzehnte aber nicht so mochtest, dann würde mich glatt interessieren, wie du "Mamma mia!" empfinden würdest.
Ein verfilmtes ABBA-Musical mit Meryl Streep, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried und Colin Firth? Eh... :?

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 25. Jul 2018, 09:53
von jogiwan
Hehe, hinterher würde dir selbst jede noch so schludrige Spät-Achtziger-Italo-Genre-Produktion von Lenzi, Fragasso und Mattei wie große Kunst vorkommen... ;)

Aber um nochmal auf "La La Land" zurückzukommen. Ich fand den gar nicht so über die Maßen verkitscht, sondern bunt, sommerlich und sympathisch. Anspruchsvoll und gehaltvoll geht aber sicher anders - da gebe ich dir recht.
Salvatore Baccaro hat geschrieben:[...]fällt es mir doch schwer, mich zweieinhalb Stunden dieser - im besten wie im schlechtesten Sinne - harmlosen Liebesgeschichte zwischen Schauspielerin und Jazz-Pianistin hinzugeben.
PS: dennoch solltest du Ryan Gosling nicht gleich zur "Jazz-Pianistin" machen. Sooo schlimm war sein Charakter auch wieder nicht! :kicher:

Re: La La Land - Damien Chazelle (2016)

Verfasst: Mi 25. Jul 2018, 14:42
von Salvatore Baccaro
jogiwan hat geschrieben:PS: dennoch solltest du Ryan Gosling nicht gleich zur "Jazz-Pianistin" machen. Sooo schlimm war sein Charakter auch wieder nicht! :kicher:
Moment... Das war gar kein lesbisches Liebesdrama... ?! :shock: ;)

Bei der Eröffnungsszene im Stau, die mir tatsächlich richtig Lust auf die folgenden zwei Stunden gemacht hat, und die ich nach wie vor herzallerliebst finde, raunte mir übrigens eine innere Stimme zu, das könne eine Antwort auf den berühmten Verkehrsstillstand in Godards WEEK END sein - sozusagen sein harmonischer, liebenswerter Gegenpart, bei dem nun nicht mehr nur die Autohupen "singen":