Deliria-Italiano

Die Jungfrau und das Ungeheuer



Originaltitel: Panna a netvor

Alternativtitel: Die Schöne und das Ungeheuer / Beauty and the Beast

Herstellungsland: Tschechoslowakei / 1978

Regie: Juraj Herz

Darsteller: Zdena Studenková, Vlastimil Harapes, Václav Voska, Jana Brejchová

Story:

Julie ist die jüngste von drei Töchtern eines Kaufmanns, der eines Tages aufgrund eines Zwischenfalls sein gesamtes Vermögen verliert. Als der verarmte Mann daraufhin für seine Töchter als letzten Besitz das Bildnis seiner verstorbenen Frau und Julies Mutter verkaufen möchte, gerät er an einen mysteriösen Schlossbesitzer, der als verwunschenes Vogelwesen sein Dasein als Bestie fristet. Doch der Kaufmann wird nicht nur reich beschenkt, sondern muss später zurück in das Schloss und somit zu seinem sicheren Tod zurückkehren, sofern sich nicht eine der Töchter freiwillig für ihren Vater aufopfert und selbst die Reise ins Ungewisse antritt. Als Julie davon erfährt, macht sie sich auf und landet in dem verwunschenen Schloss der Vogelbestie, der aber von der Reinheit, Bescheidenheit und Güte der jungen Frau so beeindruckt ist, dass er die junge Frau verschont, die jedoch keine Ahnung hat, wer hinter der sanften Stimme steckt, die sie jeden Abend hört…

Tschechische Märchenfilme aus den Siebzigern kennt ja jeder Filmfan meiner Generation aus seiner Kindheit und „Panna a netvor“ kommt auf den ersten Blick auch etwas in dieser Tradition daher und ist dennoch nicht der übliche und unbeschwerte Gute-Laune-Kostümfilm mit Happy-End-Garantie, sondern richtet sich mit seiner Ernsthaftigkeit und dramatischen Note auch eher an ein erwachseneres Publikum. Anstatt sich wie sonstige Adaptionen nur auf positive Elemente des Märchens zu konzentrieren, geht es hier auch um Themen wie Verlust, Tod, Einsamkeit und auch das verwunschene Biest in Form eines Vogelmenschens ist zur Abwechslung auch mal eine richtige Bestie, der durch die Zuneigung zur herzensguten Julie auch erst gegen den Drang zu Töten ankämpfen muss. Die Atmosphäre ist überraschend düster, die Settings karg und winterlich und auch die Geschichte der ungewöhnlichen Liebe ist stets von einer gewissen Todessehnsucht, Aufopferung und Schwermut beider Protagonisten begleitet. Gänzlich spooky ist auch der Mann im Kronleuchter, der wohl schon einigen Zuschauer die unbeschwerte Nachtruhe geraubt hat. Da ist es dann auch müßig darüber zu diskutieren, ob es sich bei „Die Jungfrau und das Ungeheuer“ jetzt eher um einen Märchenfilm oder einen Horrorfilm handelt. Sehr schön und ungewöhnlich ist er geworden und das ist in diesem Falle zur etwaigen Kategorisierung auch völlig ausreichend!

Ja, der ist wirklich klasse!
In meinen Augen auch einer der wenigen Filme, die tatsächlich konstant und konsequent im schwarzromantischen Stil umgesetzt sind. Permanent begegnet man Motiven jener Epoche, nicht nur im Rahmen der Handlung (z. B. das Bild als wichtiges Motiv), sondern eben auch auf der gestalterischen Ebene: das verfallene Schloss der Bestie, der beständige Nebel, das Kerzenlicht, die alptraumhafte Gestalt - alleine der Vorspann gibt ja bereits die Richtung vor.

Ist auf jeden Fall einer meiner Liebsten vom Herz.

Salvatore Baccaro hat geschrieben:

Ich sehe gerade, dass der Film ja ebenfalls kürzlich bei Ostalgica erschienen ist. Das wird die Fassung sein, die ihr gesehen habt, oder? Kann mir jemand denn von dieser abraten oder sie mir wärmstens empfehlen?

Ich bin kein Maßstab was Bildqualität anbelangt und ich kenne auch die bisherigen DVD-Veröffentlichungen nicht, aber ich habe den Kauf der Blu Ray nicht bereut.

jogiwan hat geschrieben:ich habe den Kauf der Blu Ray nicht bereut.

Sehr gut!

Leider habe ich die Blu-ray (noch) nicht. Allerdings haben die Jungs von LSP das Material bearbeitet, ergo ist mit anständiger Qualität zu rechnen.

Der Film ist einmal in 1,37:1 enthalten, ohne dass etwas am Bild gemacht wurde, d. h., es gibt noch etwas Negativschmutz, trotzdem sieht das Bild m. E. toll aus. Zusätzlich gibt's noch eine anamorphe 1,66:1-Fassung, die etwas gereinigt wurde, aber wie gewohnt mit Vorsicht: Körnung und Co. sind also immer noch erhalten, wie es sein soll. Letztere Fassung gibt's aber nur auf der BD!

Der Ton wurde übrigens auch noch einmal angefasst.

Neuere Filme sehen natürlich bestechender aus, aber weil der Film teils sehr diffus (Weichzeichnerfilter, Nebel) und teils mit natürlichen Lichtquellen (Kerzen, Fackeln, Tageslicht) entstand, ist das Bild schon als richtig toll zu bezeichnen, weil's eben die künstlerischen Intentionen sehr gut abbildet.

Erscheint voraussichtlich am 12.07.2019 bei Studio Hamburg in der 3-Blu-ray-Box "Juraj Herz Edition" [sic!] zusammen mit "Morgiana" und "Der Vampir aus dem Ferat". DIe Box soll auf 399 Exemplare limitiert sein:



Extras:
Morgiana:
- DEFA Synchronfassung

Die Jungfrau und das Ungeheuer:
- restaurierte 16:9 Fassung
- Featurette
- Interview
- Bildergalerie
- Programmvorschau
- deutscher Vorspann.

Der Vampir aus dem Ferat:
- Audiokommentar mit Lars Dreyer-Winkelmann
- The Iron Vampire - Interview mit dem ehemaligen Leiter des Prototypenbaus
- Ferat Vampir: Close-Up
- TV-Vorspann
- Bildergalerie
- Programmvorschau

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=95538