Higurashi [Anime-Serie] - Chiaki Kon u. a. (2006-2013)
Verfasst: Mi 12. Sep 2018, 00:36
Anlässlich meines 5000. Beitrags möchte ich mal über etwas schreiben, was eigentlich nicht zum Hauptinhalt dieses Forums passt, aber ich hoffe mal, dass es den einen oder anderen anime-affinen Leser interessieren oder vielleicht sogar weniger anime-bewanderte Leute ansprechen wird. Es geht nämlich um meine Lieblingsserie, nicht nur im Animebereich, die mir in den vergangen acht Jahren, nachdem ich sie als US-DVD kennenlernte, sehr ans Herz gewachsen ist, mich gedanklich sehr beschäftigt hat, und die momentan endlich auch in Deutschland veröffentlicht wird. AniMoon hat bislang die ersten zwei Kapitel der Serie als (kostspielige) Limited Edition rausgebracht und anscheinend soll es im Monatstakt weitergehen, vielleicht wird das Ganze irgendwann noch mal günstiger erscheinen. Geplant sind erst mal die zwei Staffeln der Fernsehserie "Higurashi no Naku Koro ni" + "Higurashi no Naku Koro ni Kai" und die erste von drei OVAs.
Higurashi no Naku Koro ni, auch bekannt als When They Cry oder Higurashi, wie es nun kurz für die deutsche VÖ betitelt wurde, basiert auf einer 2002 gestarteten sogenannten Sound Novel, einer Art Roman in der Präsentationsform eines PC-Spiels mit Text, Bild, Soundeffekten und Hintergrundmusik, in das man allerdings in der ursprünglichen Form nicht eingreifen kann. In späteren Varianten der Novel (dann Visual Novel genannt) wurden dann auch noch gesprochene Dialoge und Auswahlmöglichkeiten eingebaut. Mit der Zeit kamen dann Umsetzungen als Roman (Light Novel), Manga, Hörspiel, Anime, Realfilm und Realserie hinzu. In den verschiedenen Erscheinungsformen kamen dann noch diverse Extrakapitel dazu, so dass das Higurashiversum mittlerweile zu beachtlichem Umfang angewachsen ist. Im Zentrum stehen aber die acht Hauptkapitel der Sound Novel, die in den ersten zwei Staffeln des Animes umgesetzt worden sind und für sich als abgeschlossene Geschichte gesehen werden können.
Die Handlung beginnt im Japan des Jahres 1983 mit dem ca. 16-jährigen Keiichi Maebara, der aus zunächst unbekannten Gründen mit seinen Eltern in das Dorf Hinamizawa umzieht und dort auf der Schule die weiblichen Hauptfiguren Rena Ryuuguu, Mion Sonozaki, Satoko Houjou und Rika Furude kennenlernt. Dort wird er in den Nachmittags-Spielclub aufgenommen, der aus ebendiesen Mädels besteht, mit denen er erst mal jede Menge Spaß hat (weshalb die Geschichte auch erst mal lustig und leicht überdreht losgeht). Dieses turbulente Leben wird aber recht bald eingetrübt, als Keiichi erfährt, dass es in Hinamizawa eine mysteriöse Mordserie gegeben hat, die mit dem Fluch des lokalen Gottes Oyashiro-sama begründet wird. Seit fünf Jahren stirbt jedes Jahr am Tag des sogenannten Watanagashi-Festes jemand. Das Fest steht wieder vor der Tür und das Beunruhigendste für Keiichi ist, dass seine neuen Freundinnen ihm anscheinend einiges über die Morde verschweigen. Muss er etwa selbst um sein Leben fürchten?
Im Subgenre des Horror/Thriller-Animes gehört Higurashi neben Elfenlied, Another oder Attack on Titan sicher zu den namhaftesten Serien, deren Popularität im Laufe der Jahre so lebendig geblieben ist, dass immer wieder neue Erscheinungen in diversen Medien hinzukamen. Dabei sind die PC-Novel wie auch die Mangaserie mittlerweile komplett auf Englisch verfügbar (als Neuauflage mittlerweile auch auf der Plattform Steam) und ebenso empfehlenswert wie der Anime, teilweise auch ausführlicher und mit interessanten zusätzlichen Handlungsdetails. Was dagegen deutlich abfällt, sind leider die beiden Realfilme, die zwar teilweise eine gute Besetzung haben (die Mion-Darstellerin Rin Asuka spielte beispielsweise 2016 die Hauptrolle im Erotikdrama White Lily von Ring-Regisseur Hideo Nakata), aber allenthalben vom geringen Budget gezeichnet sind und allzu wenig Zeit für die komplexe Geschichte haben.
Stilistisch ist die Serie besonders in der ersten Staffel (2006) durch einen Wechsel zwischen verspielten, komischen Szenen und einem wachsenden psychologischen Horror gekennzeichnet, der sich mehrmals in verstörenden und mitunter sehr gewalttätigen Sequenzen entlädt. Gleichzeitig nehmen die Rätsel zu, deren Auflösung sich dann nach und nach die zweite Staffel Higurashi no Naku Koro ni Kai (2007) widmet, in der die Horror-Elemente etwas in den Hintergrund treten, wenn langsam die Geheimnisse der Geschichte enthüllt werden. Die OVA Higurashi no Naku Koro ni Rei (2009), die ebenfalls von AniMoon angekündigt wird, besteht aus zwei humoristischen Kapiteln am Anfang und Ende der OVA, während die drei mittleren Kapiteln ein neues mystisches Szenario bilden. Die zweite OVA Higurashi no Naku Koro ni Kira (2011) fokussiert dann noch stärker die humorigen Aspekte und kam bei den Fans nicht so gut an, hier ist das letzte Kapitel das ernsteste und für mich ansprechendste. 2013 folgte dann noch die etwa einstündige OVA-Einzelfolge Higurashi no Naku Koro ni Kaku, die sich wieder auf die Horror- und Actionelemente der ersten beiden Staffeln zurückbesinnt.
Wer die Serie günstiger als in der AniMoon-Fassung erwerben will, kann auch auf die US-VÖ von Sentai zurückgreifen. Dort bekommt man das ganze von AniMoon lizensierte Paket (Staffel 1 und 2 + erste OVA) auf Blu-ray für insgesamt 75 USD, kann aber auch die einzelnen Staffeln kaufen. Gibt es auch auf DVD. Die neue deutsche Version ist allerdings m. W. von der Bildqualität her vorzuziehen.
Ich habe ehrlich gesagt noch gar nicht angefangen, mir die neue deutsche VÖ anzuschauen, sicher spielt da auch eine gewisse Angst vor Enttäuschung vor der deutschen Synchro mit. Natürlich kann man auch bei dieser VÖ auf Japanisch mit Untertiteln gucken, aber neugierig bin ich doch, wie man das eingedeutscht hat. Da ich mich mit dieser Serie besser auskenne als bei irgendwas anderem (abgesehen davon, dass sich mein Japanisch auf Brocken beschränkt), werde ich mich wahrscheinlich an Sachen stören, mit denen der unbefangene Seher sicher keine Probleme hat. Jedenfalls werde ich den Thread dann ab und zu mit Screenshots und kleinen Kommentaren aktualisieren.
Falls jemand nun neugierig geworden ist: Vorsicht, Spoiler lauern überall. Das gilt vor allem für den ohnehin ziemlich schlechten deutschen Wikipedia-Artikel, aber auch alle anderen Informationsquellen sollten mit großer Vorsicht konsultiert werden.