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Darsteller: Albert Dekker, Thomas Coley, Janice Logan, Charles Halton, Victor Kilian, Frank Yaconelli, Paul Fix, Frank Reicher, Jane Webb, Billy Wilkerson
Der Biologe Dr. Thorkel experimentiert im peruanischen Dschungel mit Veränderungen der Molekularstruktur. Hierbei gelingt es ihm, Lebewesen und Gegenstände auf Puppenhausgröße zu verkleinern. Als ein wissenschaftliches Team bei ihm auftaucht und hinter sein Geheimnis kommt, verkleinert er die Forscher. Für die Gruppe beginnt nun ein aussichtslos scheinender Kampf mit der riesigen, feindlichen Umwelt... und mit Dr. Thorkel.
„Wir halten in unseren Händen die kosmische Kraft der Schöpfung an sich!“
Vor seiner seriösen und äußerst gelungenen Heimkino-Veröffentlichung im deutschen Raum schien „Dr. Zyklop“ beinahe so etwas wie das bestgehütete Geheimnis des Science-Fiction-Horror-Genres zu sein: Das 1940 erschienene Mad-Scientist-Abenteuer wurde von „King Kong“-Co-Regisseur Ernest B. Schoedsack inszeniert, Tom Kilpatrick geschrieben und Merian C. Cooper koproduziert. Für seine Spezialeffekte wurde es für einen Oscar nominiert, stellte er doch bereits 17 Jahre vor Jack Arnolds „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ ein Menschenschrumpfungs-Spektakel dar, das zudem in Technicolor gedreht wurde. Dennoch läuft er verglichen mit vielen als Klassiker anerkannten Genre-Größen (auch aus dem B-Bereich) in der cineastischen Aufmerksamkeit unter ferner liefen.
„Sind Sie krank?!“
Im peruanischen Dschungel betreibt der Biologe Dr. Thorkel (Albert Dekker, „Rattennest“) Forschungen mit radioaktivem Erz. Als er ein Team Mineralienforscher unter der Leitung Professor Bulfinchs (Charles Halton, „Sein oder Nichtsein“) herbestellt, wird ihm dieses bald zu neugierig und aufmüpfig. In der Konsequenz beschießt er die Forscher mit einem hochkonzentrierten Radiumstrahl, wodurch sie auf Zentimetergröße schrumpfen. Dr. Thorkel freut sich über den Ausgang seines Experiments, weiß jedoch auch, dass seine Versuchsobjekte bald wieder auf normale Körpergröße anwachsen – weshalb er sich gezwungen sieht, sie umzubringen. Ein Überlebenskampf Klein gegen Groß, David gegen Goliath, beginnt…
„Was Sie tun, ist Wahnsinn! Es ist diabolisch! Sie spielen mit Kräften, die nur einem vorbehalten sind: Gott!“
Bereits im Prolog endet ein Streit zwischen Thorkel und einem Wissenschaftskollegen tödlich (inkl. eines hübschen Kopfskelettierungseffekts), sodass man gleich weiß, wie man Thorkel einzuschätzen hat. Die anschließende Exposition hingegen erscheint zunächst sehr idyllisch, Bulfinch stellt die Expedition zusammen und frohgemut geht es gen Peru. Nach Ankunft seiner Gäste gibt sich der sehschwache Brillenträger Thorkel zunächst äußerst jovial. Bald jedoch folgen Schrumpfung, Versteckspiel, Messungen, Renitenz, Fluchtversuch und Überlebenskampf. Alltägliche Gegenstände erscheinen plötzlich überlebensgroß und stellen echte Herausforderungen dar. Haus- und Nutztiere werden zu tödlichen Gefahren und die Natur hält manch schier unüberwindliche Hindernisse bereit. Kurioserweise wurden die Delinquenten ihrer Kleidung beraubt und müssen sich nun in weiße Gewänder hüllen.
Die Spezialeffekte sind fürs Jahr 1940 höchst beeindruckend ausgefallen und wurden u.a. mittels Rückprojektionen ohne Bluescreen umgesetzt, darüber hinaus natürlich mit zahlreichen Miniaturen. Das Waldambiente verstärkt den Eindruck des Abenteuerfilms, zumal diverse Anspielungen auf die klassische Odyssee inkl. „Zyklopenblendung“, als man die Brille des Docs zerstört, in die Handlung integriert wurden (und damit auch den Filmtitel erklärt). Der zurückgezogen agierende irre Wissenschaftler ist ein gängiges Genremotiv, für das man mit Albert Dekker den idealen Schauspieler fand: Ihm haftet hier etwas teutonisch nazihaftes an, was die Skrupellosigkeit und den Größenwahn seiner Rolle unterstreicht. Der Umgang mit bzw. die Erwartungshaltung an Radioaktivität mutet in „Dr. Zyklop“ noch sehr naiv an und die Hintergrundgeschichte bleibt leider flach: Worauf genau zielen Thorkels Experimente eigentlich ab, von der Befriedigung seiner Allmachtsphantasie einmal abgesehen? Die erzählte Geschichte kann als Allegorie auf die Möglichkeiten Unterprivilegierter, sich mittels List, Intelligenz und Zusammenhalt gegen scheinbar übermächtige Bedrohungen zu behaupten, verstanden werden, wobei die Gruppe Geschrumpfter indes recht heterogen, nicht durchweg sympathisch und etwas klischeebehaftet ist, der Mexikaner unter ihnen (Frank Yaconelli, „Im Zeichen des Zorro“) zudem als unterwürfig und im Geiste etwas schlicht negativ konnotiert wird, was aus heutiger Sicht natürlich fragwürdig erscheint. Dem Unterhaltungswert ihrer von einem etwas aufdringlichen Bombast-Orchester-Soundtrack unterlegten Abenteuer tut das selbstverständlich keinen Abbruch.
Auch aus heutiger Sicht bietet „Dr. Zyklop“ durchaus aufregende Unterhaltung, bezieht seinen Charme aus manch zeitgenössischer Naivität und versetzt mit seinen frühen Spezialeffekten sowie dem Aufwand und der Sorgfalt, mit denen sie umgesetzt wurden, in Erstaunen. Hauptdarsteller Albert Dekker wurde übrigens später unter ungeklärten Umständen ermordet, sein(e) Mörder wurde(n) nie gefasst.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)