Der GröFaZ - Der größte Film aller Zeiten - Theodor/Milnes

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Der GröFaZ - Der größte Film aller Zeiten - Theodor/Milnes

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Der GröFaZ - Der größte Film aller Zeiten

Herstellungsland: Deutschland / 2018

Regie: Werner Theodor, Ingar Alan Milnes

Darsteller: Volker Michalowski, Jason Scott, Matzi Hagenah, RJ Schlagseite, Karl Nagel u. A.

Im Zuge von Umbaumaßnahmen wurde 2009 in einem Babelsberger UFA-Studio ein zugemauerter Kellerraum entdeckt, der massenweise historisches Material in Form von 28 16-mm-Filmrollen, Schriftstücken und Fotografien zutage förderte. Und dieses hat es in sich, dokumentiert es doch ein bis dahin völlig unbekanntes Geheimprojekt des Produzenten Heribert Gröninger, der mit der Suche nach einem deutschen Charlie Chaplin der UFA-Filmproduktion zu Erfolg, Ruhm und Ansehen verhelfen wollte. Dabei stieß er auf den Österreicher Adolf Hitler…

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Der GröFaZ - Der größte Film aller Zeiten - Theodor/Milnes

Beitrag von buxtebrawler »

Werner Theodor und Ingar Alan Milnes, die Macher weitestgehend unbekannter No-Budget-Amateuerfilme wie „Das Wüste lebt“, die es noch nicht einmal in die einschlägigen Filmdatenbanken geschafft haben, hievten anlässlich der Berlinale 2018 „Der GröFaZ – Der größte Film aller Zeiten“ in handverlesene Programm- und Kommunalkinos. Das ist doch mal ‘ne Ansage. Vor allem aber ist das eine herzerfrischend schräge, satirische Naziploitation-Komödie und Reise in die Zeit vor Hitlers Machtergreifung.

Im Zuge von Umbaumaßnahmen wurde 2009 in einem Babelsberger UFA-Studio ein zugemauerter Kellerraum entdeckt, der massenweise historisches Material in Form von 28 16-mm-Filmrollen, Schriftstücken und Fotografien zutage förderte. Und dieses hat es in sich, dokumentiert es doch ein bis dahin völlig unbekanntes Geheimprojekt des Produzenten Heribert Gröninger, der mit der Suche nach einem deutschen Charlie Chaplin der UFA-Filmproduktion zu Erfolg, Ruhm und Ansehen verhelfen wollte. Dabei stieß er auf den Österreicher Adolf Hitler…

Theodor und Milnes nahmen authentische Aufnahmen aus der Weimarer Republik und machten einen Found-Footage-Spielfilm aus ihnen, indem sie ihre Schauspieler(innen) in die Bilder integrierten, was allein schon deshalb herrlich grotesk anmutet, weil es sich keinesfalls um verblüffend echte Manipulation handelt – diese bleibt stets klar ersichtlich. Die Handlung stellt die negative Entwicklung jener Epoche auf den Kopf, macht sich nicht zu knapp über Nazis lustig, entlarvt dabei aber zugleich ihren populistischen, theatralischen, pathetischen Kern, der nicht von ungefähr an Spielfilminszenierungen erinnert – persifliert dabei aber auch gleichzeitig die bis heute andauernde mediale Auswertung der Nazi-Zeit.

Man nimmt sich durchaus die Freiheit für an Helge Schneider u.ä. erinnernde, improvisiert wirkende Szenen, die sich plötzlich von der eigentlichen Handlung loslösen. Herausragend ist die kurzzeitige Transformation des Films in eine Art TV-Kochstudio durch den Protagonisten. Und der ehemalige Kanzlerkandidat, Schundautor/-verleger und Punk/HC-Sänger Karl Nagel darf sich einen Traum erfüllen und einmal einen Nazi-Folterknecht spielen, was er wenig überraschend mit Bravour löst. Volker „Zack“ Michalowski („Grand Budapest Hotel“) ist der einzige ausgebildete Schauspieler und damit ein Schwergewicht im ansonsten ausschließlich aus Laien, meist aus der unabhängigen Hamburger Musikszene, rekrutierten Ensemble – das seine Sache sehr gut macht.

Viel mehr kann und will ich über dieses gelungene amateurfilmische Experiment gar nicht verraten. Ich habe ihn mir seinerzeit in einem Hamburger Lichtspielhaus angesehen und mich königlich amüsiert, ansonsten aber nur wenige Informationen verfügbar. Obwohl das Kino bestens besucht war, hat die Presse offenbar wenig bis keine Notiz von diesem Film genommen. Außerdem will ich ihn nicht „zerreden“, lebt er doch zu einem beträchtlichen Anteil auch von seiner Spontanität und seinem Überraschungseffekt. An etwas abseitigem Humor, historischen Aufnahmen, Filmgeschichte und wirklich originellen Amateurwerken Interessierte sollten sich den „gröFaZ“ im Falle der Verfügbarwerdung einmal möglichst unvoreingenommen ansehen.

P.S.: Ergäbe zusammen mit "Schtonk!" ein schönes Double Feature.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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