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Basil, der große Mäusedetektiv - Clements/Mattinson u.a.

Verfasst: Di 26. Mär 2019, 16:25
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Great Mouse Detective

Herstellungsland: USA / 1986

Regie: Ron Clements, Burny Mattinson, David Michener und John Musker

Sprecher: Frank Welker, Vincent Price, Val Bettin
London um die Jahrhundertwende: Der verrückte und gefährliche Professor Rattenzahn treibt dort sein Unwesen. Um seinen neuesten Plan in die Tat umzusetzen, entführt er zunächst den Vater eines kleinen Mäusemädchens, einen Spielzeugmacher. Schließlich wird das Mädchen von dem gutmütigen Dr. Wasdenn aufgelesen, und sie wenden sich gemeinsam an den Detektiv Basil, der der Sherlock Holmes der Londoner Mäusewelt ist. Mit Hilfe des liebenswerten Jagdhundes Toby nehmen die drei die Fährte von Rattenzahn auf und machen sich auf die abenteuerliche Suche...
Quelle: www.ofdb.de


Re: Basil, der große Mäusedetektiv - Clements/Mattinson u.a.

Verfasst: Di 26. Mär 2019, 16:33
von buxtebrawler
Der 26. abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios basiert auf Eve Titus‘ Kinderbuchreihe „Basil der Mäusedetektiv“: 1986 kam „Basil, der große Mäusedetektiv“ in die Kinos und bereitete die klassische „Sherlock Holmes“-Detektivreihe kind- und familiengerecht humorvoll auf. Mit Ron Clements, Burny Mattinson, David Michener und John Musker führte ein ganzes Quartett Regie.

Im London des Jahres 1897 hält der ebenso geniale wie verrückte Verbrecher Professor Rattenzahn die Stadt in Atem. Für seinen neuesten Coup lässt er durch die ihm untergebene Fledermaus Greifer den Spielzeugmacher Hampelmann entführen. Hampelmanns Tochter Olivia erhofft sich daraufhin Hilfe von Basil, dem großen Mäusedetektiv, den sie zusammen mit dem Arzt und Kriegsveteran Dr. Wasdenn aufsucht. Basil ist zunächst nicht am Fall interessiert, bis er erfährt, dass sein Erzfeind Rattenzahn dahintersteckt. Dieser plant in seinem konspirativen Hauptquartier am Hafen den Sturz der Mäusekönigin Großbritanniens, um anstelle ihrer den Thron einzunehmen. Hampelmann soll zu diesem Zwecke eine Roboterkopie der Königin entwickeln, doch Basil und Jagdhund Toby sind dem Unhold auf der Spur…

Mithilfe der von Disney gewohnt hochwertigen Zeichnungen und aufwändigen Animationen ist eine ehrerbietende Karikatur Sherlock Holmes‘ mit viel Liebe zum Detail entstanden. Der Name des Helden basiert sowohl auf einem Decknamen Holmes‘, „Captain Basil“, als auch auf dem Holmes-Darsteller der 1940er Basil Rathbone und der Mäuserich darf sicherlich auch als Peter-Cushing-Hommage verstanden werden. Der dickliche, ungeschickte Dr. Wasdenn ist unschwer als vermauslichter Dr. Watson zu erkennen und Professor Rattenzahn ist natürlich das Äquivalent Professor James Moriartys, Holmes‘ ärgstem Gegenspieler. Mäusepolizei Bernard und Bianca, Mrs. Brisby, Feivel dem Mauswanderer und Basil ist eines gemein: Sie alle sind Mäuse und damit indirekte Abwandlungen Disneys berühmtester Figur Micky Maus. Dies hindert Basil jedoch nicht daran, Pfeife zu rauchen, Hut zu tragen und über den blitzgescheiten Geist seines menschlichen Vorbilds zu verfügen. Den Nachnamen seines Schützlings Olivia kann er sich allerdings nicht merken; dass er ihn permanent falsch ausspricht, avanciert zum Running Gag. Basil lebt übrigens in der Baker Street 221b und ist somit eine Art „Untermieter“ des echten Sherlock Holmes, wie in einer Szene dann auch deutlich wird.

Das ist alles sehr süß, dazu very british, indeed, und auch nicht allzu häufig durch (hörenswerte!) Gesangseinlagen unterbrochen – meist dominiert orchestrale Untermalung den Soundtrack. Expressionistische Schattenbilder fanden dabei ebenso in den Film wie abgefahrene Kettenreaktionen und als besonders aufregendes Bonbon ein Kampf im Uhrwerk des Uhrturms am Palace of Westminster, sodass man Big Ben von innen zu sehen bekommt. Diese Szene wurde computeranimiert, seinerzeit die Ausnahme und Disneys erst zweiter Einsatz dieser Technologie in einem Zeichentrickfilm (nach „Taran und der Zauberkessel“). Dr. Wasdenn hatte sich aus dem Off vorgestellt und verabschiedet sich auch so vom Publikum, dessen jüngerer Anteil 1986 dank „Basil“ möglicherweise erstmals mit der Holmes’schen Detektivwelt konfrontiert wurde, und zwar – typisches Disney-Kunststück – ohne, dass es in irgendeiner Weise altbacken gewirkt hätte. Stattdessen war „Basil, der große Mäusedetektiv“ 1986 ein angenehm kurzweiliger, unterhaltsamer Familienspaß, damals auch hierzulande allgegenwärtig und noch heute gut funktionierend – sofern man denn etwas für gezeichnete Mäuse und alten britischen Charme übrighat. Lediglich der ach so geniale Plan um die Roboterkönigin scheint mir nicht bis zu Ende gedacht und ist auch für die Jüngsten vielleicht schon etwas zu absurd.

Besondere Beachtung verdient die Synchronisation: Rattenzahn wird im Original von niemand Geringerem als Vincent Price gesprochen (und gesungen: „The World's Greatest Criminal Mind“), im Deutschen von Benjamin Blümchens Stimme Edgar Ott. Harry Wüstenhagen sprach hierzulande den Titelhelden – und zuvor bereits vier anderen Holmes-Darsteller. Dr. Wasdenns deutsche Stimme Friedrich Schoenfelder wiederum synchronisierte mehrfach Holmes-Darsteller Peter Cushing. Welch vortreffliche Wahl!