Made in Sex - Jean-Louis van Belle (1976)
Verfasst: Mi 15. Mai 2019, 15:29
Originaltitel: Made in Sex
Produktionsland: Frankreich 1976
Regie: Jean-Louis van Belle
Darsteller: Willy Braque, Dominique Beq, Karine Gambier
Jean-Louis van Belle hätte meine neue Obsession werden können. Sein Paris-Mondo PARIS INTERDIT war zumindest interessant; sein Großstadt-Vampir-Drama LE SADIQUE AUX DENTS ROUGES hat mich sogar regelrecht weggeputzt mit seiner völlig verquasten, teilweise gar in reines Avantgarde-Kino hinüberragenden Art. Trotzdem schreibe ich den Eröffnungssatz im Konjunktiv, weil a) scheinbar der Großteil des Oeuvres dieses nahezu unbekannten Filmemachers öffentlich nicht zugänglich ist, und ich somit gar nicht die Gelegenheit habe, mir ALLES von van Belle in den nach Delirien dürstenden Kopf hineinzuhauen und b) mich mein inzwischen dritter gesichteter Regiefilm des Belgiers derart wenig überzeugt hat, dass ich fürs Erste dazu tendiere, LE SADIQUE AUX DENTS ROUGES für eine Eintagsfliege zu halten.
Gefunden habe ich MADE IN SEX als italienischsprachige Fassung mit dem äußerst kreativen Titel RAGAZZE SUPERSEXY in katastrophaler Bildqualität auf einer einschlägigen Vintage-Schmuddelseite. Dementsprechend handelt es sich bei dem 1976 veröffentlichten Werk um einen reinen Fleischfilm, die van Belle gegen Ende seiner Tätigkeit im Filmgeschäft, die 1976 abrupt abbricht, offenbar mehrheitlich inszeniert hat. Publikumsmagnet könnte eventuell Hauptdarsteller Willy Braque sein, den man als geneigter Connaisseur des abseitigen französischen Kinos wahrscheinlich als Schauspieler in Filmen seines Freundes Jean Rollin kennt – (als Seeräuber in LES DÉMONIAQUES; als nächtlicher Stalker in LÈVRES DE SANG) –, und der zudem in den 60ern zwei recht interessante experimentelle Kurzfilme gedreht hat – (namentlich: AMNÉSIE 25 von 1967 und CHUTE LIBRE von 1969) –, sowie mit seinem ersten und einzigen Langfilm LA SECTE DU DIABLE 1971 einen Film, der ganz oben auf meiner Fahndungsliste jener Zelluloid-Erzeugnisse steht, die ich vor meinem Tod unbedingt einmal sehen möchte, (der aber leider in allen von mir bislang konsultierten Quellen mit Abwesenheit glänzt.)
In MADE IN SEX gibt Willy Braque, den man übrigens auch in so mancher eher fleischorientierten Auftragsarbeit Rollins bewundern kann, sozusagen alles: Kaum eine Minute dieses Films, in dem Willys Willy nicht in Mund oder Unterleib einer Schönen verschwindet. Gleich in der Prologsequenz stimuliert er eine Dame per Schilfwedel (!) klitoral; im weiteren Verlauf der außerordentlich fragmentierten und daher für mich kaum nacherzählbaren Handlung wird der hauptberufliche Pilot es, unter anderem, mit Stewardessen und seiner eigenen Schwägerin treiben, während die Gattin nebenan unter der Duschbrause ebenfalls Hand an sich legt.
Genau diese Szene fasst den Film eigentlich recht gut zusammen: Willy versucht in seinem Bett zum Schlaf zu kommen, während besagte Schwägerin in einem zweiten Bett, das sich keine dreißig Zentimeter entfernt befindet, wollüstig nach ihm giert, und während die Ehefrau sich ins Badezimmer zurückzieht, um den Schweiß des Tages von sich abzuwaschen. Es kommt wie es kommen muss: Die Schwester seiner Angetrauten besucht den zunächst zickigen, dann aber doch bereitwillig mitmachenden Willy zum Geschlechtsakt unter der Decke; nur eine Tür weiter besorgt es sich die Gattin indes mit einem Dildo. Eingefädelt in die Parallelmontage der zeitlich synchron ablaufenden Sexualakte sind Close-Ups von Muschis, die nicht wirken, als ob sie von van Belle für MADE IN SEX geschossen worden wären, sondern scheinbar aus irgendwelchen anderen Pornos stammen. Nicht nur deshalb ist die Montage in der Szene abenteuerlich: Als ob wir uns im Jahre 1910 befänden und ein Regie-Anfänger gerade versucht, die elementaren Regeln zu lernen, wie man zwei Parallelhandlungen dramaturgisch zusammenflickt, schneidet der Film ständig zwischen den Geschlechtsorgan-Großaufnahmen, einer Totale von Willy und Schwägerin, einem Close-Up des Gesichts der Schwägerin sowie der masturbatorischen Handlungen der Ehefrau Willys hin und her. Das hat natürlich für jemanden wie mich, der sich bei den Formalismen des klassischen Kinos á la Hollywood schrecklich langweilt, durchaus seinen Reiz. Dass die Szene in irgendeiner Weise erotisch affizieren würde, davon kann allerdings natürlich keine Rede sein, und wenn jemand van Belle Dilettantismus in Bezug auf die Grundregeln der Kinematographie vorwerfen wollen würde, kann ich das problemlos nachvollziehen.
Was die krude Montage in nuce vorführt, wird sich auch im weiteren Verlauf der „Geschichte“ als integrales Strukturelement von MADE IN SEX festschreiben: Der „Handlung“ zu folgen macht wenig Sinn, da sich scheinbar wahllos Szenen die Klinken und Klitoriden in die Hand geben, in denen Willy nichts weiter tut als mit wechselnden Damen intim zu werden. Irgendwann gibt es einen Segeltörn mit einem Hausboot an geschmackvoll eingefangenen Inselstränden vorbei, und im Finale wird außerdem eine junge Frau (im wahrsten Wortsinn) in einen okkulten Geheimbund eingeführt: Vermummte Kapuzenträger fesseln die Gute, und penetrieren sie anschließend mit diversem Sexspielzeug, dass sie vor Geilheit nur noch zuckt. Willy ist in der Szene übrigens nicht involviert, sondern schiebt derweil ein Nümmerchen mit irgendwem anders. Der Soundtrack, von dem ich kaum glauben mag, dass er extra für dieses Machwerk komponiert oder eingespielt wurde, fächert sich auf in tanzbaren Jazz, ergreifende Klaviermelodien und Stücke, die auch Nico Fidenco für irgendein D’Amato-DomRep-Abenteuer hätte schreiben können.
Nein, warmgeworden mit diesem Spätwerk van Belles bin ich wirklich nicht, und ziehe sowohl aus ästhetischen als auch aus onanistischen Gründen wirklich jeden Rollin-Porno diesem konfusen Gebalze vor.
Gefunden habe ich MADE IN SEX als italienischsprachige Fassung mit dem äußerst kreativen Titel RAGAZZE SUPERSEXY in katastrophaler Bildqualität auf einer einschlägigen Vintage-Schmuddelseite. Dementsprechend handelt es sich bei dem 1976 veröffentlichten Werk um einen reinen Fleischfilm, die van Belle gegen Ende seiner Tätigkeit im Filmgeschäft, die 1976 abrupt abbricht, offenbar mehrheitlich inszeniert hat. Publikumsmagnet könnte eventuell Hauptdarsteller Willy Braque sein, den man als geneigter Connaisseur des abseitigen französischen Kinos wahrscheinlich als Schauspieler in Filmen seines Freundes Jean Rollin kennt – (als Seeräuber in LES DÉMONIAQUES; als nächtlicher Stalker in LÈVRES DE SANG) –, und der zudem in den 60ern zwei recht interessante experimentelle Kurzfilme gedreht hat – (namentlich: AMNÉSIE 25 von 1967 und CHUTE LIBRE von 1969) –, sowie mit seinem ersten und einzigen Langfilm LA SECTE DU DIABLE 1971 einen Film, der ganz oben auf meiner Fahndungsliste jener Zelluloid-Erzeugnisse steht, die ich vor meinem Tod unbedingt einmal sehen möchte, (der aber leider in allen von mir bislang konsultierten Quellen mit Abwesenheit glänzt.)
In MADE IN SEX gibt Willy Braque, den man übrigens auch in so mancher eher fleischorientierten Auftragsarbeit Rollins bewundern kann, sozusagen alles: Kaum eine Minute dieses Films, in dem Willys Willy nicht in Mund oder Unterleib einer Schönen verschwindet. Gleich in der Prologsequenz stimuliert er eine Dame per Schilfwedel (!) klitoral; im weiteren Verlauf der außerordentlich fragmentierten und daher für mich kaum nacherzählbaren Handlung wird der hauptberufliche Pilot es, unter anderem, mit Stewardessen und seiner eigenen Schwägerin treiben, während die Gattin nebenan unter der Duschbrause ebenfalls Hand an sich legt.
Genau diese Szene fasst den Film eigentlich recht gut zusammen: Willy versucht in seinem Bett zum Schlaf zu kommen, während besagte Schwägerin in einem zweiten Bett, das sich keine dreißig Zentimeter entfernt befindet, wollüstig nach ihm giert, und während die Ehefrau sich ins Badezimmer zurückzieht, um den Schweiß des Tages von sich abzuwaschen. Es kommt wie es kommen muss: Die Schwester seiner Angetrauten besucht den zunächst zickigen, dann aber doch bereitwillig mitmachenden Willy zum Geschlechtsakt unter der Decke; nur eine Tür weiter besorgt es sich die Gattin indes mit einem Dildo. Eingefädelt in die Parallelmontage der zeitlich synchron ablaufenden Sexualakte sind Close-Ups von Muschis, die nicht wirken, als ob sie von van Belle für MADE IN SEX geschossen worden wären, sondern scheinbar aus irgendwelchen anderen Pornos stammen. Nicht nur deshalb ist die Montage in der Szene abenteuerlich: Als ob wir uns im Jahre 1910 befänden und ein Regie-Anfänger gerade versucht, die elementaren Regeln zu lernen, wie man zwei Parallelhandlungen dramaturgisch zusammenflickt, schneidet der Film ständig zwischen den Geschlechtsorgan-Großaufnahmen, einer Totale von Willy und Schwägerin, einem Close-Up des Gesichts der Schwägerin sowie der masturbatorischen Handlungen der Ehefrau Willys hin und her. Das hat natürlich für jemanden wie mich, der sich bei den Formalismen des klassischen Kinos á la Hollywood schrecklich langweilt, durchaus seinen Reiz. Dass die Szene in irgendeiner Weise erotisch affizieren würde, davon kann allerdings natürlich keine Rede sein, und wenn jemand van Belle Dilettantismus in Bezug auf die Grundregeln der Kinematographie vorwerfen wollen würde, kann ich das problemlos nachvollziehen.
Was die krude Montage in nuce vorführt, wird sich auch im weiteren Verlauf der „Geschichte“ als integrales Strukturelement von MADE IN SEX festschreiben: Der „Handlung“ zu folgen macht wenig Sinn, da sich scheinbar wahllos Szenen die Klinken und Klitoriden in die Hand geben, in denen Willy nichts weiter tut als mit wechselnden Damen intim zu werden. Irgendwann gibt es einen Segeltörn mit einem Hausboot an geschmackvoll eingefangenen Inselstränden vorbei, und im Finale wird außerdem eine junge Frau (im wahrsten Wortsinn) in einen okkulten Geheimbund eingeführt: Vermummte Kapuzenträger fesseln die Gute, und penetrieren sie anschließend mit diversem Sexspielzeug, dass sie vor Geilheit nur noch zuckt. Willy ist in der Szene übrigens nicht involviert, sondern schiebt derweil ein Nümmerchen mit irgendwem anders. Der Soundtrack, von dem ich kaum glauben mag, dass er extra für dieses Machwerk komponiert oder eingespielt wurde, fächert sich auf in tanzbaren Jazz, ergreifende Klaviermelodien und Stücke, die auch Nico Fidenco für irgendein D’Amato-DomRep-Abenteuer hätte schreiben können.
Nein, warmgeworden mit diesem Spätwerk van Belles bin ich wirklich nicht, und ziehe sowohl aus ästhetischen als auch aus onanistischen Gründen wirklich jeden Rollin-Porno diesem konfusen Gebalze vor.