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Australien 2018
Regie: Leigh Whannell
Logan Marshall-Green, Betty Gabriel, Harrison Gilbertson, Christopher Kirby, Benedict Hardie, Clayton Jacobson, Melanie Vallejo, Sachin Joab, Richard Cawthorne, Michael M. Foster, Rosco Campbell, Douglas Embry
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OFDB
Die Welt in ein paar (wenigen) Jahren: Alles ist vernetzt, Autos fahren vollautomatisch, die Wohnung spricht mit Dir wenn Du nach Hause kommst und bereitet Dir gerne einen Protein-Shake zu. Doch es gibt auch noch die alten Recken wie Grey Trace, der zur Schallplatten-Musik von Howlin‘ Wolf an seinem ‘69er-Camaro schraubt, und wenn der Motor dann endlich zufrieden blubbert, seinem Auto eine Liebeserklärung macht und sich ein Bierchen gönnt. Seine Frau Asha nimmt Grey so wie er ist, auch wenn sie selber als Managerin eines Software-Konzerns eine ganz andere Schiene fährt. Nach der Auslieferung eines Trans Am bei Greys Kunden Keen, dem Besitzer des größten und weltumfassendsten Software-Konzerns schlechthin, fängt Ashas Elektroauto das Spinnen an und setzt die beiden an einem Schrottplatz aus, wo sie von einer Gruppe Schläger entgegengenommen werden. Beide werden erschossen, doch Grey kann knapp überleben, querschnittsgelähmt.
Keen bietet Grey an, einen sogenannten Stem in sein Rückgrat zu implementieren. Was ist Stem? Stem ist Greys neues Leben. Stem kann dafür sorgen, dass Grey wieder laufentanzensaufen kann, dass er wieder LEBT. Und Stem sorgt auch dafür, dass Grey die Mörder seiner Frau jagt, wobei er allerdings der ermittelnden Polizistin, Detective Cortez, in die Quere kommt, die nach den ersten schlimm zugerichteten Leichen schon bald argwöhnt, dass der Rollstuhl, der in der Nähe der Leiche gefunden wurde, zu Grey gehört. Und dass der gar nicht so gelähmt ist wie er tut.
Denn Stem ist mehr als nur ein hochintelligenter Chip in Greys Wirbelsäule. Stem spricht mit Grey, und wenn Grey bereit ist die Kontrolle abzugeben, dann macht Stem aus ihm eine Kampfmaschine par Excellence. Dumm nur, dass das schauspielerische Talent von Logan Marshall-Green nicht mit diesen Kampffähigkeiten gleichziehen kann, aber sei’s drum. UPGRADE ist ein angenehm düsterer SF-Ausblick, ohne dabei aber gleich ins dystopische à la BLADE RUNNER oder MATRIX abzugleiten, und kombiniert Action durchaus mit einigem Geschick mit der Kritik an einer zunehmend vernetzten Welt und einer putzigen Krimihandlung. Putzig? Putzig, denn dem auch nur halbwegs erfahrenen Zuschauer ist extrem schnell klar wer hinter dem Überfall auf Grey und Asha steckt, und auch das Motiv wird recht schnell deutlich. Von daher kann man sich dann zügig auf die blutigen Kämpfe mit den ausgesprochen heftigen Ausgängen in den heruntergekommen gestylten Kulissen freuen, und auch wenn diese Kämpfe größtenteils mit schnellen Schnitten inszeniert werden, so machen sie durchaus Laune.
Ja, ich weiß, grenzenlose Begeisterung sieht anders aus. Man merkt einfach sehr deutlich, dass UPGRADE das Regiedebüt eines jungen Mannes ist, der bis dato eigentlich auf der Schauspieler- und Produzentenseite zugange war. Sehr schön und stylisch gefilmte Bilder bedecken halt gerade mal so die etwas rudimentäre Story, die Musik ist angenehm industriell gehalten (und kein Mainstream-Hans Zimmer-08/15-Gedöns), und Logan Marshall-Green schaut aus wie Tom Hardy, dürfte aber ungefähr 10-mal so billig gewesen sein. Die Bösewichter sind stereotype Arschgeigen (der Anführer ist ein Smartass, dem so ziemlich alle Waffen in den Körper implementiert wurden die jenseits eines T-34 erhältlich sind, dann ein schwarzer Hüne mit Imponiergehabe, ein lässiger und fast stummer Miami-Koksdealer und ein heruntergekommener Ex-Soldat – Die aufsteigende Reihenfolge der Kämpfe kann allein aus dieser Reihenfolge abgeleitet werden …), die Cops sind unfähig, die Manager ambivalent …
Es ist alles sehr generisch gehalten, wobei aber gilt, dass UPGRADE durchaus unterhält und sehr wohl Spaß macht. In seinem Zweitfilm DER UNSICHTBARE traut sich Regisseur Leigh Whannell mehr Mut zu den leisen Tönen zu, was diesem Film dann auch sehr gut bekommt. Und die tollen Bilder wird er dort ebenfalls hinbekommen. Von daher drücke ich hier gerne ein Auge zu und bin gespannt, was von diesem Regisseur noch zu sehen sein wird.
6/10