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Ein Mann namens Gonzales (Venantino Venantini) erzählt auf einem Polizeirevier in Istanbul den Beamten eine seltsame Geschichte. Seine Freundin (Erika Blanc), mit der er zusammenleben wollte ist seit Tagen verschwunden. Doch Namen kann er keinen nennen und auch sonst weiß Gonzales recht wenig von seiner ominösen Freundin. Nur dass diese zuletzt mit dem abgehalfterten Maler John (Farley Granger) zusammengelebt haben soll, der dem Alkohol sehr zugewandt ist, zurückgezogen lebt, in einer Schaffenskrise steckt und sowieso von Haus aus etwas seltsam ist. Doch Gonzales lässt nicht locker und ist sogar in John Haus eingebrochen um nach Hinweisen über den Verbleib seiner Geliebten zu suchen.
Kurze Zeit später trifft John in der Nähe seines Hauses auf eine Gruppe zugekiffter Hippies, die sich vergnügen. Einer der Leute schenkt John eine abgehalfterte Schaufensterpuppe. John nimmt diese mit nach Hause und richtet die zugerichtete Puppe wieder her. Noch am selben Abend erwacht diese wie durch ein Wunder zu leben und ist dem Künstler eine treue, wenn auch stumme Gefährtin. Doch mit der Verwandlung erinnert sich John auch an vergangene Tage, wo er ebenfalls glücklich mit einer Frau in seinem abgelegenen Haus wohnte. Eine Frau, die ihm als Muse diente, zu künstlerischen Erfolgen verhalf und diese letztendlich auch mit ihrem Verhalten wieder zerstörte…
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Aber hallo? Was war denn das gerade? Ist "La Rossa dalla pelle che scotta" ein Film über kollektive Wahrnehmungsstörung? Egal, denn jedenfalls ist "The Red-Headed Corpse" wieder einmal ein vollkommen schräges Filmen aus der Giallo-Kiste, das wohl jeden aufgeschlossenen Zuschauer am falschen Fuß erwischen wird. In der von Regisseur Renzo Russo selbst verfassten Geschichte geht es um eine Frau, die gleich zwei Männern den Kopf verdreht, aber ob sie auch tatsächlich existiert, oder die beiden Männer einfach nur einer gemeinsamen Fantasie hingegeben haben, wird schlussendlich gar nicht geklärt und ein vermeintlicher Mordfall einfach ad acta gelegt. Klingt schräg? Ist es auch und irgendwie ist der ganze Streifen sowieso etwas seltsam, aber dann doch nicht uninteressant.
Die Art und Weise, wie in „The Red-Headed Corpse“ die seltsame Geschichte erzählt wird, ist an sich schon etwas ungewöhnlich und die Handlung springt zeitlich mehrfach hin- und her und vermischt offensichtlich Realität mit Wunschvorstellungen der Protagonisten. Und was sich in Richtung Mordfall entwickelt, verpufft am Ende dann einfach und lässt die beiden Hauptdarsteller, sowie den Zuschauer ratlos zurück. Zumindest hab ich das so verstanden, auch wenn ich mir nach einmaliger Sichtung doch nicht ganz so sicher bin, ob ich die Handlung jetzt auch richtig interpretiert habe.
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Jedenfalls wird durch die geschenkte Schaufensterpuppe in dem Künstler etwas ausgelöst, dass ihn an eine Frau erinnern lässt, mit der er zusammenlebt hat und die ihn inspiriert, auch wirtschaftlich-erfolgreiche Akte der schönen Frau zu malen. Doch die etwas vernachlässigte Dame sucht sich aber schon bald andere Männer und provoziert den Maler immer mehr, in dem Wissen, dass dieser von ihr abhängig ist. Doch eines Tages geht sie zu weit und plant mit einem Nebenbuhler abzuhauen und den Maler endgültig zu verlassen. Als dieser davon erfährt, ermordet er die junge Frau. Doch in dem Grab ist wenig später wieder die Puppe und alles scheint darauf zu deuten, dass sich alles nur im Bewusstsein des psychisch gestörten Mannes abgespielt hat.
Die Geschichte ist also Geschmacksache, aber der Inszenierung gibt es hingegen wenig zu meckern. Der Film hat Istanbul als Handlungsort und die Schönheiten der Stadt sind mehrfach sehr gut eingefangen, was wohl daran liegt, dass der örtliche Tourismusverband, wie auch eine Zigarettenmarke wohl die Portokasse für die Finanzierung des 1972 entstandenen Streifen geöffnet hat. Auch der schmissige Soundtrack im loungigen Stil und die Ausstattung sind sehr stimmig und wer genau hinsieht, kann sogar entdeckten, dass Frau Blanc in der November-Ausgabe eines deutschen (!!!) Modemagazins blättert, was in einem italienischen Film mit türkischen Handlungsort wohl auch eher wenig zu suchen hat.
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Auch die Darsteller in „The Red-Headed Corpse“ a.k.a. „Sweet Spirits“ sind natürlich gut ausgewählt und Farley Granger, der alte Schwerenöter überzeugt wieder einmal in einer Mischung aus Gentlemen, Freigeist und psychisch gestörter Mann. Ihm zur Seite steht die zauberhafte Erika Blanc mit übersteigerden Zuneigungsdrang, die wie immer eine gute Figur macht. Aber auch Krista Nell, die österreichische Schauspielerin, die leider viel zu früh an Leukämie verstorben ist und Parade-Nebendarsteller Venantino Venantini bieten solide Leistungen, die den Film auch aus der Masse der unbekannten Gialli herausstechen lässt.
Unterm Strich bleibt dennoch ein etwas seltsames Psychodrama über einen psychisch kranken Künstler, dass zwar irgendwie schon etwas das Giallo-Genre streift, aber ansonsten sehr blutarm bleibt und gelben Die-Hard-Fans wohl insgesamt nicht so zusagen dürfte. Die durchaus interessante Erzählweise, die tollen Darsteller, ein hoher Sleaze-Faktor und auch der schmissige Soundtrack machen „The Red-Headed Corpse“ aber dennoch zu einem kurzweiligen Vergnügen für den Italo-Nerd, der sich auch nicht zu sehr an dem obskuren Ende stoßen sollte. Insgesamt gesehen zwar kein Highlight, aber durchaus okay: 6-7 von 10 Punkten mit einem Bonus für die besonders seltsame Story.
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