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Death Commando (1985) - Fernando Di Leo

Verfasst: Di 3. Aug 2010, 22:07
von Arkadin
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Auf meiner Festplatte habe ich beim stöbern nach den eben geposteten Texten noch etwas gefunden, was ich 2001 geschrieben habe. Den Anlass weiß ich nicht mehr, aber passt hier ganz gut hin...

Death Commando - Fernando Di Leo
Italien 1985
OT: Killer contro killers

Als mir "Death Comando" in die Hände fiel, konnte ich mein Glück kaum fassen. Fernando DiLeo's letztes Werk war für mich bisher mehr ein Mythos, als ein realer Film gewesen. In dem ausgesprochen empfehlenswerten Buch "Der Terror führt Regie", war dieser Titel noch als ein Gespenst der Filmgeschichte aufgeführt und es wurde spekuliert, ob es diesen Film gar überhaupt gibt und er nicht lediglich ein Alternativtitel für "Söldner Attack" sei. Weit gefehlt! Nein, "Death Comando" ist schon ein richtiger, eigenständiger Film. Lohnt es sich aber diesem Yeti nachzujagen? Leider muss ich an dieser Stelle sagen, da sich das Biest bei näherer Betrachtung in ein kleines Äffchen verwandelt. Ein würdiger Abschluss der Karriere des Maestros, der uns so unvergessliche Meisterwerke wie "Milano Kaliber 9", "Der Mafiaboss" oder "Der Teufel führt Regie" schenkte ist der Film leider mitnichten geworden. Billig und steril kommt die Produktion rüber. Von DiLeos früheren Glanzleistungen ist, trotz Mitwirkung des Veteranen Henry Silva, überhaupt nichts mehr zu spüren. Videofutter, bei dem das Budget nicht einmal mehr für eine zünftige Ballerei reicht.
Worum geht es überhaupt in "Death Commando"? Die Geschichte ist schnell erzählt. Der reiche Prinz Achmet residiert in Monte Carlo (exotische Kulisse.. sieht aber trotzdem aus wie ein Vorort von Rom). Dort lässt er eine schlagkräftige Truppe von Spezialisten anheuern, um in eine Fabrik für militärische Forschung einzubrechen und dort wichtige Dokumente zu stehlen. Die Truppe setzt sich aus einem bunten Völkchen zusammen. Da ist der Fahrer Ferrari. Wenn es stimmt, dass der Nomen ein Omen ist, dann musste er allerdings Manta heißen. Oder Golf. Der Wicht erscheint als der ultimative Alptraum der frühen 80er. Dauerwelle, Lacoste-Hemd und immer ein fröhliches Grinsen unter der gut frisierten Oberlippenbehaarung. Passend dazu die weibliche Komponente im Team, die fesche Cherrie. Welche Aufgabe sie bei der Operation auszuführen hat bleibt im Dunkeln. Allerdings wird sie in ihrer ersten Szene gleich gut eingeführt, als sie einem armen Kerl die an sein Handgelenk gekettete Aktentasche mittels Amputation entwendet. Diesen Kredit verspielt sie allerdings mit ihrem Zweitjob. Hier gibt sie eine Nachtclub-Sängerin und stellt die Geduld des Zuschauers mittels eines völlig emotionslosen früh-80er Synthie-Singsang mit Titel "Cry, Baby, Cry" auf eine harte Probe. Da reißt auch ihre Tina-Turner-Gedächtnisfrisur nichts mehr raus. Immerhin ist sie aber recht nett anzusehen. Kommen wir zu der interessanteren Hälfte des Quartetts. Da ist zunächst einmal ein alter Safeknacker Jaffe, der eine etwas merkwürdigen Vorliebe pflegt, die aber gleichzeitig zu den schönsten Szenen im Film führt. Der Gute liebt es in seinem kleinen Wohnzimmerchen zwei nackte Frauen für sich tanzen zu lassen. Diese private Stripshow ist dann auch so etwas wie ein Running Gag, denn als Jaffe ein Safe zu Übungszwecken angeliefert wird, tanzen die Beiden immer noch nackig herum, während die Lieferanten den Safe reinschieben. Und als alle Beteiligten ihren Anteil bekommen, sieht man kurze Zeit später wofür Jaffe sein Geld ausgeben hat: Nun tummeln sich schon vier nackte Frisösen in seinem Wohnzimmer. Der Star des Filmes ist good ol' Henry Silva als Killer Sterling. Leider merkt man ihm erschreckend deutlich an, dass er keinen so rechten Bock auf den Film hatte und eigentlich nur auf den Scheck wartete. Seine angeborene Coolheit riecht hier doch leider stark nach Müdigkeit. Trotzdem sind seine Auftritte jedes Mal ein Highlight. Den Vogel schießt im wahrsten Sinne des Wortes, die Szene ab, in der Sterling in einem Park Schießübungen vollführt. Dabei benutzt er ein Betäubungsgewehr und ballert damit wahllos harmlose Passanten um. Einen schießt er von der Leiter und einen Priester holt er mal eben in voller Fahrt vom Fahrrad. Sehr nett...
Der Überfall auf das Industriegelände wird schnell abgehakt. Sterling erledigt mit seinem Betäubungsgewehr im Akkord die Wachen und Ferrari hat seine liebe Mühe, die Bewusstlosen fix in ein Versteck zu karren. Jaffe knackt mal eben schnell den Tresor und was Cherrie da soll, weiß ich leider auch nicht. Danach geht alles recht schnell. Die gefürchteten Vier erhalten ihren Anteil und könnten nun glücklich weiter leben. Doch der fiese Prinz Achmet mag keine Mitwisser und gibt seinen beiden Unterlingen den Befehl unsere vier Freunde aus dem Weg zu räumen (kurzer Einschub: Der Jüngere der Beiden ist wirklich eine Wucht. Bei ihm erreicht der Begriff "overacting" ganz neue Dimensionen. Das kann man nicht beschreiben, das muss man gesehen haben!). Zunächst erwischt es einen Fettsack, der die ganze Sache eingefädelt hatte. Er wird mit seiner Yacht in die Luft gejagt. Diese Szene ist dann auch gleich für einen schönen Lacher gut, denn es wird keinerlei Anstrengung unternommen zu kaschieren, dass es sich bei der "Yacht" um ein superkleines Modellbötchen handelt. Dann ist Jaffe dran, der stilvoll durch das Guckloch in seiner Tür exekutiert wird. Völlig unspektakulär fällt Cherrie den Bösen zum Opfer, gerade als sie so etwas wie einen Flirt mit Ferrari hat. Der will nun Rache und faselt etwas davon, wie wichtig ihm Cherrie war und was sie ihm alles bedeutet hat (tja.. manche sind da halt etwas schneller als andere). Er warnt Sterling und zusammen nehmen drehen sie den Spieß um. Auf geht's zum großen Showdown in Sterlings Villa. Dies ist echt ein Hammer, denn sie beinhaltet einen kleinen Privatzoo mit wilden, gefährlichen Tieren, die Sterling dann auch praktischerweise auf seine Gegner hetzen kann. Im Großen und Ganzen ist das Showdown der Höhepunkt des Filmes, wenn auch eher im negativen Sinne. Hier kippt der Film (unfreiwillig?) auf "Nackte Kanone"-Niveau und löst schallende Lachanfälle auf. Wenn Henry Silva mit einer überdimensionalen Panzerfaust (die so aussieht, als ob sie sich bei Regen augenblicklich in seine Bestandteile auflöst) Jagd auf seine Gegner macht, so ist das schon witzig. Aber wenn Ferrari wild um sich ballert und die Getroffenen ihre Waffen mindestens 20 Meter weit von sich werfen und sich 5-8 mal um die eigenen Achse drehen, bleibt kein Auge mehr trocken. Als es dann den Bösewicht erwischt ist der Gipfel der Genüsse erreicht. Dieser flieht im Auto von Sterlings Privatbesitz und fährt und fährt und fährt. Sterling liegt angeschossen in seinem Privatpark (!) und schießt mit seiner Pistole (!!) irgendwo Richtung Eingangstor (!!!) und auf einer weitentfernten Wiese, geht der Wagen des Oberbösewichts in die Luft (!!!!). Das hätte Frank Drebbin nicht besser machen können.
Wahrscheinlich klingt der Film durch diese Kurzbeschreibung um einiges besser, als er tatsächlich ist. Schmerzhaft billig und eher langweilig lautet das Urteil des Verfassers. Leider sind die Lacher, die der Film hervorruft, nicht in Ironie und Augenzwinkern geboren, sondern in Unzulänglichkeiten. Diese haben ihre Wurzeln aber nicht im mikroskopisch kleinen Budget, sondern einfach darin, dass ganz offensichtlich keiner der Beteiligten Lust auf den Film hatte. Ich unterstelle einfach mal, dass es DiLeo auch ganz lieb ist, dass der Film ausgesprochen rar und schwer zu bekommen ist. Ein trauriger Abschluss für eine Karriere, die uns so viele aufregende Stunden geschenkt hat.

Re: Death Commando (1985) - Fernando Di Leo

Verfasst: Mi 4. Aug 2010, 20:52
von Onkel Joe
Hab das Italienische Tape zum Film mal in einer Multi-Kulti Videothek für 5,- euro gekauft, dort gab es natürlich auch deutsche VHS aber auch Tapes aus der Türkei, Griechenland und Italien.Die haben vor ca.10 Jahren den Laden aufgelöst und aus dem Keller sind Kistenweise alter Tapes zu tage gekommen.Unter anderem auch dieses Filmchen von di Leo.Hab den Film geschaut und bin zu dem entschluß gekommen das dieser nicht mal die 5,- euro wert ist, auf Ebay eingestellt und was dann passiert ist hat mich extrem GESCHOCKT.157,- euro hat es gebracht, ich bin ja fast vom Stuhl gefallen aber so ist das halt mit solch selten Filmen wie diesem hier.
:prost:

Re: Death Commando (1985) - Fernando Di Leo

Verfasst: Do 5. Aug 2010, 17:26
von CamperVan.Helsing
Dann scheint mir ja nichts entgangen zu sein, wenn ich den Film nicht kenne.

Re: Death Commando (1985) - Fernando Di Leo

Verfasst: Mi 22. Mai 2013, 19:48
von sergio petroni
Also ich fand den jetzt nicht ganz so übel. Natürlich kein Vergleich zu den Werken aus DiLeos
besten Jahren. Aber die typisch italienischen Zutaten bekommt man auch hier dargeboten.
Ständiges Overacting, ein locker-flockiger Umgang mit Gewalt, an den Haaren herbeigezogene
Storytwists und an Parodien grenzende Shootouts. Einige bekannte Gesichter sorgen für
Wiedererkennungseffekte und nostalgische Erinnerungen an bessere Italofilmzeiten.
Hervorzuheben Dalila Di Lazzaro als Diebin, die mit ihrer gewohnt unnahbar-verruchten
Ausstrahlung daherkommt.

Einfach nur der Brüller ist die Idee mit dem Betäubungsgewehr. Bei dem Überfall sollen
keine Wachen zu Schaden kommen. Also versorgt man den Schützen des Kommandos (Silva)
mit Betäubungsmunition, die das Opfer in Sekundenbruchteilen lahmlegt. Jeder
Schuß wird auch zugleich mit einem harmlos wirkenden Pfeifton unterlegt. Silvas
Schießübungen an zahlreichen Passanten in einem Park sind einfach nur köstlich. Beim
Überfall selbst wird eine Wache nach der anderen betäubt; daß manch einer danach
aber mehrere Stockwerke tief abstürzt, who cares?

Für meinen Geschmack auf jeden Fall unterhaltsamer als manch hochpreisiger
Hollywood-Actionschmarrn (z. B. Stirb Langsam 4.0).

5/10

Re: Death Commando (1985) - Fernando Di Leo

Verfasst: Fr 15. Okt 2021, 00:38
von sid.vicious
Originaltitel: Killer contro killers
Regisseur: Fernando Di Leo
Kamera: Roberto Gerardi
Musik: Franco Campanino
Drehbuch: Fernando Di Leo
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Killer_contro_killers-910028394-mmed.jpg (15.15 KiB) 412 mal betrachtet
Seine Exzellenz, ein hochrangiger Gangsterboss, ersucht den fettleibigen Hagen, ein tiefrangiger Arschkriecher, einige Fachleute zu rekrutieren, die in einen streng bewachten Industriekomplex einbrechen, um dort eine kostbare chemische Formel zu stibitzen. Das Team (der Safeknacker, der Killer, der Fahrer und die obligatorische Schlampe) funktioniert bestens und der Auftrag wird nahezu spielend leicht gemeistert. Doch anstatt sich mit ihren Honoraren eine vorübergehend entspannte Zeit zu gestalten, müssen das Quartett sowie sein Entdecker fortan um ihre Leben bangen, denn wenn seine Exzellenz etwas verabscheut, dann sind es lästige Zeugen.

Was 1964 begann, sollte 21 Jahre darauf ausklingen, die Regiekarriere des Fernando di Leo. Er hat innert seiner Schaffensphase tollen Stoff abgeliefert: Der hierzulande von UW Video fälschlicherweise als DIE KLASSE VON 1984-Plagiat beworbene NOTE 7 - DIE JUNGEN DER GEWALT (1969) sowie DER MAFIABOSS (1972), MILANO KALIBER 9 (1972) und DER TEUFEL FÜHRT REGIE (1973). In seinem weiteren Karriereverlauf konnte mich einzig der 1978 erschienene AVERE VENT´ANNI mitreißen oder zielsicherer gesagt, gleichermaßen begeistern wie schockieren. Aber Vorsicht: Die Kinokopie wurde einst flink aus dem italienischen Kinoprogramm verbannt, da der ausgesprochen fiese Film auf Anweisung des Produzenten gekürzt, ummontiert und auf diesem Wege verträglicher gestaltet werden musste. Also unbedingt nach dem Directors Cut Ausschau halten! Der zwei Jahre später folgende TOY, dessen asoziales Flair ich vor ein paar Jahren noch feierte, vermochte mich während der letzten Sichtung nicht mehr so recht überzeugen. Demzufolge sank (mit Blick auf Di Leos spätes Regiewerk) mein ohnehin runter geschraubtes Anspruchsdenken, sodass ich mir von seiner letzten Inszenierung DEATH COMMANDO auch nicht sonderlich viel erhoffte.

Es gibt manche Zeitgenossen, die kategorisieren italienische Filme in denen die Protagonisten Rotzbremsen über ihren boshaften Oberlippen und schwere Wummen in ihren stählernen Händen tragen, ganz flink als Polizeifilme. Eine solche Einschätzung wirkt besonders dann putzig, wenn in dem jeweiligen Vehikel weit und breit kein Polizist zu erspähen ist. Da fragt man sich doch glatt, ob die angesprochenen Zweibeiner den Film überhaupt geschaut haben oder einfach ihrem Instinkt oder - was zuweilen noch mehr Chaos anrichten kann - Wikipedia gefolgt sind? DEATH COMMANDO könnte gemessen an dieser Feststellung derartige Fehlinterpretationen kurzerhand aufrufen. Und das, obwohl man dem Film nicht die zartesten Spuren einer Irreführung nachsagen kann, denn DEATH COMMANDO agiert nach unmissverständlichen Formeln und Motiven, welche einerseits dem Gangster- und andererseits dem Big Caper Movie verpflichtet sind. Die zuletzt genannte Sparte, die Big Caper Movies, fokussieren einen groß angelegten Raub. Alldieweil rückt die auserkorene Beute ins hintere Glied, da sich die Filme primär auf die Vorbereitungen und auf die Ausführung - was viel Geschick und Bravour erfordert - eines Diebstahls konzentrieren. Der Zielort, in den die Einbrecher einfallen wollen bzw. sollen, ist bestens bewacht und die Sicherheitssysteme befinden sich auf dem neusten Stand der Technik. Demgemäß erzeugt die Bezwingung dieser Technologie wie das Ausschalten des Wachpersonals einen ganz besonderen Nervenkitzel, welcher im Idealfall geschwind auf den Zuschauer überspringt. Ihn quasi dazu einlädt, an dem riskanten Spiel teilzunehmen und die Lust am Risiko gemeinsam mit den gewandten Einbrechern, Dieben oder wie man auch die „Helden“ der Big Caper Movies sonst nennen mag, annährend authentisch mitzuerleben. Freilich spiegelt diese Umschreibung - wie zuvor erwähnt - den Idealfall wieder, welcher mit DEATH COMMANDO nicht aufgerufen wird. Wer nun jedoch Blut geleckt hat, nichts dem Zufall überlassen und unter allen Umständen den Nervenkitzel eines waschechten Big Caper Movie durchleben will, dem empfehle ich die Sichtung von Giuliano Montaldos brillantem Regiewerk TOP JOB (BRD, ITA, ESP, 1967), den ich vor einigen Jahren bei einem geheimnisvollen Filmclub auf der ganz großen Leinwand sichten wie genießen durfte.

„Besorgen Sie mir Einzelgänger.“ (Seine Exzellenz)

Eine Rekrutierung, die Hagen (im Jargon politischer Publizistik als Byzantiner in Reinkultur titulierbar) übernehmen soll. Die fette Qualle nutzt demgemäß seine guten Kontakte zur Welt der Auftragskiller und sonstigen Ganoven, um einen Safeknacker, einen Profikiller, einen Fahrer und die unverzichtbare Schlampe mit finanziellen Versprechungen zu ködern. Die Suche ist freilich geschwind von Erfolg gekrönt, sodass folgendes Team an den Start geht:

- Der Safeknacker: Jaffe, ein leidenschaftlicher Voyeur, der mittels seiner Sozialhilfe die Puppen (nackt in seinem Wohnzimmer) tanzen lässt.

- Der eiskalte Killer: Sterling, ein passionierter Menschenhasser, der während des Raubzugs sein Betäubungsgewehr im Sekundentakt sprechen lässt und unzählige Wachmänner vorübergehend ins Land der tiefen Träume beordert.

- Der Fahrer: Ferrari (!), eine mittelklassige René Weller-Kopie mit einem ebenso abenteuerlichen Modegeschmack.

- Die Schlampe: Cherry, die während eines Kofferdiebstahls mit einem Bolzenschneider die Hand vom Unterarm des Geldboten (?) abtrennte. Ihre Begründung: Dieser Vorgang benötigt(e) einen deutlich geringeren Zeitaufwand als das beträchtlich umständlichere Durchtrennen einer Edelstahlkette. Ferner schien ihres Erachtens der Bote was gegen Schwangere zu haben. Da Cherry ungeachtet dieser Aktion nicht wirklich die gefürchtete Gangsterbraut reflektiert, kann man die entsetzliche Ausnahmetat und ihre haarsträubende, wenn auch ökonomisch nachvollziehbare Argumentation mit einer - was nun das eigentlich Erschreckende ausdrückt - Verbürgerlichung des Verbrechens assoziieren.

Innert dieser Bürgerlichkeit verdient sich Cherry als Sängerin ein paar Lire und tritt als nicht lippensynchron trällernder Nachtfalter in einem Nachtclub auf. Das Liedchen, das sie ton-, sprach-, lautlos ins Mikrofon haucht, ist ein typischer Vertreter der schrecklichen Post-1982-Pop-Musik.

Warum schrecklich? Die Musikszene biss mit Anklang der 1983er halt wieder und wieder ins Gras. Es war der blanke Horror, der wie Carpenters unheilbeladener FOG aufstieg, einhergehend von der Musiklandschaft Besitz ergriff und den symbolischen Untergang des Abendlandes einläutete. Selbst der von mir außerordentlich geschätzte David Bowie verpasste mir drei Jahre nach seinem Meisterwerk „Scary Monsters“ mit „Let‘s Dance“ einen Schock, von dem ich mich bis heute nicht erholt habe. Aber das war noch harmlos im Vergleich zu dem, was sonst noch in der Musikwelt abging. In der Bundesrepublik aktivierten Modern Talking, CC Catch und Chris Norman (in diese Kerben schlägt auch Cherrys Song) mit infantiler Leichtigkeit (m)eine fortan chronische Kotzbereitschaft. In Italien machten sich die Eigengewächse wie Ricchi e Poveri und Alice (bitte nicht Ellis, sondern Alitsche sagen) rar und die Italo-Charts waren urplötzlich voll mit Wankers wie Spandau Ballet und Wham! Und in England, jenes Land, welches für (m)eine vorbildliche musikalische Kinderstube sorgte, definierten Bronski Beat und die Thompson Twins die Begrifflichkeit „Unerträglich“ mit einer bis dato unbekannten Wucht. In Anbetracht dieser beängstigenden Entwicklung konnte man gar zu der Auffassung gelangen, dass Punk niemals existiert hätte!

Diese kurze Exkursion in die grausame Chartworld der Post-1982er (die ich in diesem Kontext bis ca. 1988 begrenze) bzw. mein miserabler Eindruck von den dereinst regierenden Kompositionen lässt sich notabene auch gut auf die Qualität des DEATH COMMANDO Soundtrack übertragen. Billige Synthesizerklänge werden mittels monotoner Taktvorgaben eines Drumcomputers in die Bedeutungslosigkeit beordert. Musikkompositionen, die man heutzutage innerhalb von 2 Minuten und 41 Sekunden am PC komponieren und für den Download bereitstellen kann.

„Ich arbeite nicht gern mit anderen Leuten. Für mich ist das alles nur Pack.“ (Sterling)

DEATH COMMANDO ist in zwei Hälften unterteilt. Die erste zentralisiert den Raub sowie dessen Vorbereitungen. Die zweite, damit verrate ich nicht zu viel, da es eh in jeder Inhaltsangabe sowie vermutlich auch auf den DVD Klappentexten erwähnt wird, konzentriert sich auf die Jagd nach den Räubern, sodass jenes im englischen Titel zitierte Todeskommando zum Einsatz kommt. Eine solche Konstellation (erst begehrte Räuber, dann lästige Zeugen) erinnert an Georges Lautners DER BULLE (FRA, ITA, 1968) sowie - wenn man über die Genregrenzen hinausblickt - Andrew V. McLaglens DIE WILDGÄNSE KOMMEN (G, SWI, 1978).

Mit bleihaltigen Schusswechseln und wilden Autoverfolgungsjagden wird jedoch weitestgehend gegeizt. Mein Action-Favorit ist ohnehin eine saublöde Prügelei zum Auftakt des zweiten Filmdrittels, denn was der italienische René Weller da abzieht, kommt einer Turnstunde für erwerbslose wie zugleich unvermittelbare swashbuckler gleich. Grinsen und hüpfen in Dauerschleife. Ohne Gnade bis alle Gegenspieler, zumeist nicht einmal vom rechten Haken des Champs getroffen, zu Boden sinken.

Fazit: Außerhalb Di Leos goldener Ära, die Schaffensphase zwischen 1969 bis 1973, konnte mich einzig AVERE VENT´ANNI (1978) überzeugen. Filme wie ICH POLIER DIR DEINE GLATZE (1975), DER STACHEL (1976) und ZWEI SUPERTYPEN RÄUMEN AUF (1976) haben mich im Besonderen kraft ihrer deutschen Synchronisationen genervt. DEATH COMMANDO konnte diesbezüglich nicht ins Fettnäpfchen treten, da der Film keinen Weg in die bundesrepublikanischen Lichtspielhäuser oder Videotheken fand…

…was allerdings nicht wirklich bedauernswert ist.

Aber ohne einen finalen Spaß kommen Sie aus der Nummer trotzdem nicht raus! Denn wenn zum Ende des Films der Henry die Panzerfaust ausgräbt und erwartet effektiv einsetzt, dann simmer (zumindest vorübergehend) dabei, (denn) dat is prima! Eine kleine Belohnung dafür, dass man diesem doch recht faden, vorhersehbaren und nicht wirklich empfehlenswerten Film bis zum Abpfiff die Treue gehalten hat.
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