Kassettenkinder - Melanie Didier (2018) [Doku]

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Kassettenkinder - Melanie Didier (2018) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

Bild

Originaltitel: Kassettenkinder - Unsere Kindheit in den 80ern

Herstellungsland: Deutschland / 2018

Regie: Melanie Didier

Mitwirkende: Tamina Kallert, Mimi Fiedler, Angelo Kelly, Joey Kelly, Cosma Shiva Hagen, Oliver Petszokat, Bill Mockridge, Nick Mockridge, Lisa Feller, Patrick Bach
Das Brausepulver knistert im Mund, den Walkman immer dabei, Schlümpfe im Setzkasten: Kind-Sein in den 80ern - eine herrliche Supersorgloszeit, zumindest in der Rückschau! Mit der ganzen Familie die große Samstagabendshow gucken, mit dem Auto in den Urlaub fahren - ganz ohne Anschnallen, dafür aber mit Zigarettenqualm. So war es in den 80ern ...

Prominente wie Mimi Fiedler, Tamina Kallert, Oli P, Angelo und Joey Kelly und viele mehr nehmen uns mit, auf eine Zeitreise in die 80er - in ihre Kindheit. Erzählen uns von ihren ganz persönlichen Erlebnissen - wie war der erste Kuschel-Blues zum 80er Klassiker "Reality" aus "La Boum - Die Fete". Wie viel Spaß hat es gemacht, die ersten Mix-Tapes für den großen Schwarm aufzunehmen oder nach der Schule mit der besten Freundin am Kiosk eine gemischte Tüte zu kaufen. "Kassettenkinder - Unsere Kindheit in den 80ern" - eine lustige und unterhaltsame Reise zurück in die Vergangenheit. Sind wir für 90 Minuten doch noch mal alle ein wenig Kind in den 80ern!
Quelle: www.wdr.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Kassettenkinder - Melanie Didier (2018) [Doku]

Beitrag von buxtebrawler »

„Wir feiern heute unsere ‘80er!“

Noch bevor der WDR im Sommer 2018 seinen Themenschwerpunkt auf die 1980er legte, produzierte und sendete er mit „Unsere Kindheit in den 80ern“ bereits einen abendfüllenden Dokumentarfilm, der, erstausgestrahlt im Frühjahr 2018, als Vorhut (evtl. auch als eine Art Testballon?) für die im Sommer gefolgte Doku-Reihe betrachtet werden kann. Regisseurin und Autorin Melanie Didier versammelte, wie aus derlei Infotainment-Formaten gewohnt und im Quasi-Nachfolger „Generation Walkman – Unsere Jugend in den 80ern“ beibehalten, diverse Prominente aus dem Entertainment-Bereich vor der Kamera. Tamina Kallert, Mimi Fiedler, Angelo und Joey Kelly, Cosma Shiva Hagen, Oliver Petszokat, Bill Mockridge, Nick Mockridge, Lisa Feller sowieso Patrick Bach kommentieren folgende Themen:

• Die Boyband „The Teens“
• Audio-Kassetten, Mixtapes und Walkmen
• Den Spielfilm „La Boum – Die Fete“ und seine Musik (obwohl aus den 1970ern)
• Die Schlümpfe
• Die Kinderfernsehsendungen „Sesamstraße“ und „Die Sendung mit der Maus“
• Lineares Fernsehen allgemein
• Die Vorabend-Action-Krimiserie „Knight Rider“
• Die Weihnachts-TV-Sechsteiler „Silas“
• Die Mainzelmännchen sowie Ute, Schnute, Kasimir
• Das Werbefernsehen
• Samstagabendshows wie „Wetten, dass…?“ und „Der große Preis“ inkl. Wum & Wendelin
• Der Komiker Otto Waalkes
• Schulranzen
• Poesie-Alben
• Der Heimcomputer C64
• Schulhofspiele
• Süßigkeiten
• Kinderkleidung
• Nena und die Neue deutsche Welle
• Die Kelly Family
• Frisuren
• Rollschuhe
• Jogging
• BMX
• Friedensbewegung
• Der Gau in Tschernobyl
• Mit dem Auto in den Sommerurlaub (inkl. Rauchen im Auto)
• Polaroid-Sofortbildkameras

Die etwas arg verallgemeinernde und kurzgedachte Prämisse dieser Dokumentation ist, dass es „uns“, also den Kindern der 1980er, doch so gutgegangen sei, wir eine „Supersorgloszeit“ gehabt hätten. Vom Kalten Krieg also keine Spur. Jene Zeit wird einmal mehr als die Zeitspanne von 1980 bis 1989 definiert, obwohl die Dekade eigentlich von 1981 bis 1990 reicht, sodass der deutsche Gewinn der Fußballweltmeisterschaft der Herren ebenso ausgespart bleibt die wie Wiedervereinigung Deutschlands. Der Fokus liegt auf der BRD der 1980er, internationale Entwicklungen werden höchstens angerissen. Die Promis verknüpfen die einzelnen Themengebiete mit persönlichen Erinnerungen und haben diverse Anekdoten parat. Manch Aussage gerät dabei sehr naiv und insbesondere die beiden Kellys nerven, wenn sie aus ihrer damaligen Hippieperspektive kommentieren und man peinlich berührt ist, wann immer sie behaupten, auch nur ansatzweise cool oder zeitgemäß gewesen zu sein. Nein, das waren sie nicht. Mitunter hätte man sich einordnende, fundierte Informationen aus berufenerem Munde oder wissenschaftlicher Perspektive gewünscht, z.B. zu demographischen und soziokulturellen Hintergründen der ‘80er-Kindergeneration. Als überraschend sympathisch erweist sich aber einmal mehr Oli P., der mit schelmischer, kokettierender Selbstironie sein Kassetten-Tattoo zeigt und damit angibt, das originale K.I.T.T.-Fahrzeug aus „Knight Rider“ zu besitzen.

Kritische Töne kommen kaum auf, dieser Film ist als Wohlfühlsendung für den Feierabend gedacht. Ihr größtes Pfund sind die zahlreichen authentischen Originalaufnahmen aus der TV-Berichterstattung der 1980er, die mit einem guten Gespür für Unterhaltungswert ausgewählt wurden. Insbesondere teils zum Brüllen komische oder schlicht hässliche Kleidung und Frisuren fallen natürlich besonders ins Auge. Auffallend vieles dreht sich ums Fernsehen in der Prä-Internetzeit, inkl. gemütlicher Familienabende vor der Glotze und der irrsinnigen Vorfreude auf feste Sendetermine – ein Schwerpunkt, der wahrscheinlich dem Medium dieses Films geschuldet ist (Fernsehen berichtet über Fernsehen und stellt dabei dessen Relevanz heraus). Längst nicht alles Angesprochene ist dabei ‘80er-spezifisch, anderes fehlt dafür ganz – wo sind z.B. meine geliebten Actionfiguren? Hauptsächlich widmet sich „Unsere Kindheit in den 80ern“ dem für damalige Kinder interessanten populärkulturellen Bereich, reißt ein paar darüberhinausgehende gesellschaftliche Aspekte an und packt wirklich ernste Themen erst gegen Ende mit der Friedensbewegung und dem verheerenden Kernreaktorunfall in Tschernobyl an. Durch die Betonung der Kindheit in den 1980ern geht die Themenauswahl aber mit einigen Abstrichen in Ordnung. Unterlegt mit damaliger Mainstream-Charts-Musik führt die Sprecherin Susanne Hampl gutgelaunt durch den Film, der zahlreiche Überschneidungen zu ähnlichen Produktionen aufweist, aber auch einige „neue alte“ Bilder zu bieten hat und sich als seichte, nostalgische Unterhaltung sowie beispielsweise als längeres Vorprogramm zur Einstimmung auf einen ‘80er-Filmabend oder eine ‘80er-Retrospektive eignet.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten