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Darsteller: Joachim Kaps und Hans-Joachim Leschnitz
In der Serie gibt es nur zwei Hauptdarsteller die sich ausschließlich in einem Studio aufhalten. Der eine ist Achim, der im Vordergrund steht und sozusagen der Moderator ist und der andere ist Kunibert, der sehr klein ist und sich in einem Theaterhäuschen für Puppen aufhält. Beide machen spiele, erzählen Geschichten, zeigen kurze Zeichentrickfilme und unterhalten so die Kinder.
„Diese Brummkreisel-Sendung, so was langweiliges hab‘ ich ja noch nie gesehen!“ – Selbstkritik im realexistierenden Sozialismus?
Die DDR-Kindersendung „Brummkreisel“ wandte sich seit 1982 alle zwei Wochen in rund 25-minütigen Episoden an Kinder ab dem Vorschulalter und erfreute sich großer Beliebtheit. Durch die Sendung führte Vollblutschauspieler Joachim Kaps als Achim in Pullover und bunter Latzhose. Ihm zur Seite stand der von Hans-Joachim Leschnitz (einem ebenfalls renommierten Schauspieler, u.a. in diversen „Polizeiruf 110“-Episoden) gespielte Kunibert, ein in einem bunten Puppenhaus lebender clownesker Zwerg oder Kobold. Der Verkleinerungseffekt wurde mittels einfacher Tricktechnik erzielt, verfehlte aber nicht seine Wirkung. Im Stile eines bunten Magazins erzählten Achim und Kunibert ihrem jungen Publikum Geschichten oder lasen ihm welche vor, sangen Lieder, bastelten, zauberten mithilfe der „Elefanten-Zauberstellung“ oder nahmen mittels „Kikifax-Suchgeräten“ Kontakt zu Kuniberts tollpatschigem und etwas minderbemitteltem Urgroßneffen Kikifax auf. Ergänzt wurden die zahlreichen Studioaktivitäten von eingespielten Bildergeschichten oder osteuropäischen Zeichentrickfilmen.
Die Sendung überstand zunächst die Wendezeit, wurde nach Auflösung des Deutschen Fernsehfunks jedoch durch ein komplett umgekrempeltes Konzept, das auf kaum Akzeptanz durch die Zuschauerinnen und Zuschauer stieß, von der ARD im Jahre 1991 zerstört. Bis 2003 wurden noch unregelmäßig Wiederholungen ausgestrahlt.
In der genau drei Jahre vor dem sog. Tag der deutschen Einheit erstausgestrahlten Episode, die mir dank der „Das Beste aus dem Kinder-TV“-Doppel-DVD aus der DDR-TV-Archiv-Veröffentlichungsreihe des Icestorm-Labels vorliegt (welch schönes Weihnachtsgeschenk meiner Eltern!) wurde Kunibert mit einem Computer ausgestattet, in dessen Kontext mit einigen Verpixelungseffekten gearbeitet wird. Achim präsentiert die Sendung im gestreiften Pulli und roter Latzhose und fungiert als Erzähler in der Bildergeschichte von den drei Schweinchen und dem bösen Wolf auf. Es folgen ein Bilderrätsel um zusammengesetzte Wörter sowie ein Sprachrätsel, bevor Kunibert erst mit seinem Computer telefoniert und ihn schließlich in eine Zeitmaschine umfunktioniert, um in eine Brummkreisel-Episode des Jahres 2022 zu schauen. Dies scheint jedoch nicht zu funktionieren, woraufhin Kunibert ein Lied vom Pechtag singt, nonverbal begleitet von einem Pantomimen. Achim steigt in den Gesang mit ein und gibt dem Lied eine positive Ausrichtung. Als sie es daraufhin noch einmal mit Zauberei probieren, klappt die Zeitreise doch noch: Beide sind Tattergreise und wiederholen witzigerweise ihre alten Inhalte.
Achim und Kunibert ermutigen die zusehenden Kinder, sich selbst Geschichten auszudenken und sie ihnen zuzuschicken, und zeigen einen Zeichentrickkurzfilm des Pragers Zdeněk Miler, dem Zeichner des berühmten kleinen Maulwurfs. Er handelt von einer musizierenden Grille, die die Gefahr eines Huhns ignoriert und von ihm gefressen wird, aber im Hühnerbauch weiterspielt. Das bekommt dem Huhn nicht, weshalb der Mäusedoktor hinzugezogen wird, der schließlich beide rettet. Hinweise auf den Ursprung des niedlichen und spaßigen, gewohnt liebevoll gestalteten Trickfilms oder Angaben zu Mitwirkenden gibt es leider nicht.
Aufgrund ihres Abwechslungsreichtums, der sympathischen Ausstrahlung Achims und Kuniberts und nicht zuletzt der humorvollen Kommunikation und Interaktion zwischen beiden lässt sich gut nachvollziehen, weshalb diese Sendereihe derart beliebt war. Das junge Publikum, an dessen Fantasie und Kreativität appelliert wird, wird mehrfach direkt adressiert und darf sich dadurch mittendrin statt nur dabei fühlen. Der in dieser Folge getätigte Blick in die Zukunft spendet Hoffnung in diesen düsteren Zeiten: Sollte der „Brummkreisel“ in Kürze tatsächlich zurück ins Fernsehprogramm finden? Ginge damit evtl. gar die mit der Wende leider versäumte Umgestaltung der Republik in Richtung demokratisch-sozialistischer Ideale statt kapitalistischer Ideologie einher? Möglicherweise handelte es sich schlicht um Schauspiel in Kombination mit Tricktechnik und der DFF verfügte über gar keine Zeitmaschine. Aber weshalb dann ausgerechnet in der Ausstrahlung vom 3. Oktober? Wir werden sehen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)