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Originaltitel: Hollywood 1982: un été magique au cinéma
Herstellungsland: Frankreich / 2019
Regie: Jacinto Carvalho, Johan Chiaramonte
Mitwirkende: John Carpenter, Dean Cundey, David Hayter, Steven Lisberger, Ryan Marker, Nicholas Meyer, John Milius, Grant Moninger, David Webb Peoples
Was Steven Spielberg bereits 1975 mit „Der weiße Hai“ lostrat, kulminierte 1982 mit der Veröffentlichung von neun bahnbrechenden Kassenschlagern in einer Revolution des Unterhaltungsfilms: „Conan der Barbar“, „Mad Max II“, „E.T.“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Poltergeist“, „Tron“, „Star Trek II“, „Rocky III“ und „Der Blade Runner“ erschienen allesamt im selben Sommer und etablierten eine neue Art der Ästhetik und Erzählung, welche die Popkultur bis heute beeinflussen sollte.
Die Dokumentarfilmer Jacinto Carvalho und Johan Chiaramonte (u.a. bekannt für die gemeinsame Doku „Zombies“) drehten für den deutsch-französischen öffentlich-rechtlichen Kultursender Arte den knapp einstündigen Film „Hollywood 1982 - Ein magischer Kinosommer“, der 2019 erstausgestrahlt wurde. Der Film schärft den Blick dafür, welche heute als unbedingte Klassiker geltenden US-Spielfilme allesamt 1982 in die Kinos kamen. Als da wären: „Conan, der Barbar“, „Rocky III“, „Mad Max II“, „Star Trek II“, „Tron“, „Blade Runner“, „Poltergeist“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „E.T.“. Und dabei unterschlagen wurde gar noch ein Meilenstein wie „Rambo“.
„Der fulminante Auftakt des Kinos der ‘80er-Jahre.“
Carvalho und Chiaramonte leiten daraus eine stilepochenbildende Wirkung ab, die die 1980er-Populärkultur – nicht nur in Bezug aufs Kino – nachhaltig prägte und definierte. Auf Grundlage von Gesprächen mit Insidern und diversen damals Beteiligten wie dem „Blade Runner“-Co-Autor David Webb Peoples, „Das Ding“-Regisseur John Carpenter und „Star Trek II“-Regisseur Nicholas Meyer und angereichert um so etwas wie eine kleine gespielte Rahmenhandlung im Retro-Schick wird das 1982er-Kino-Phänomen in seiner Entstehung nachgezeichnet, von den 1970ern abgegrenzt und in seiner Resonanz reflektiert. Im Zuge dessen wird die Unterhaltungsfilmkultur auch gesellschaftspolitisch eingeordnet. Alle neun „Filmstationen“ werden dafür nacheinander abgeklappert und um Ausschnitte, auch aus alten Talkshows beispielsweise mit Sylvester Stallone und Mr. T, die zusammen mit Schwarzenegger den Bodybuilder als neues Heldenvorbild etablierten, ergänzt.
Ja, 1982 schien das Jahr zu sein, in dem die ‘80er bzw. das, was man in der Retrospektive popkulturell mit ihnen verbindet, erst so richtig losgingen. Die „Masters of the Universe“ fehlen ebenso wenig wie die Betonung der Bedeutung von Spezialeffekten und frühen Computeranimationen, die zahlreiche der damaligen Filme prägten – insbesondere die Science-Fiction-Werke „Tron“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Blade Runner“, die seinerzeit offenbar allesamt vor Steven Spielbergs „E.T.“, mit dem er endgültig zum Familienfilm-Superstar avancierte, verblassten und erst später zu ihrem berechtigten Ruhm gelangten. Anhand von „Mad Max II“ und „Star Trek II“ wird zudem deutlich, dass es sich um eine Zeit handelte, in der manch Fortsetzung tatsächlich noch besser war ihr Vorgänger.
Die aufgestellten Thesen klingen plausibel und nachvollziehbar, wenngleich es sich natürlich um sehr unterschiedliche, durchaus polarisierende Filme handelt. Zeit für Kritik an einem fragwürdigen Fantasy-Opus wie „Conan, der Barbar“ oder dem sich Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt sehenden „Rocky III“ bleibt keine. Auch das vermittelte Männlichkeitsbild dürfte sicherlich einmal hinterfragt werden. Inwieweit die hier betriebene Epochenbildung einer tiefergehenden, kritischen Betrachtung standhielte, bedürfe einer gesonderten Analyse. Sind diese neun Filme nicht eigentlich zu unterschiedlich, um einen bestimmten Stil geprägt haben zu können? Was genau sind ihre Gemeinsamkeiten, die stärker wirken sollen als ihre Unterschiede? In jedem Falle aber ist „Hollywood 1982“ eine herrlich nostalgische und interessante Hintergrundinformationen vermittelnde Zeitreise nicht nur für Cineastinnen und Cineasten, die perfekt in den 2019 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht habenden ‘80er-Retro-Hype passt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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