High Lane - Abel Ferry
Verfasst: Mo 16. Aug 2010, 18:17
High Lane
(Vertige)
mit Fanny Valette, Johan Libereau, Raphael Lenglet, Nicolas Giraud, Maud Wyler, Justin Blanckaert
Regie: Abel Ferry
Drehbuch: Johanne Bernard / Louis-Paul Desanges
Kamera: Nicolas Massart
Musik: Jean-Pierre Taieb
FSK 16
Frankreich / 2009
Zwei junge, befreundete Pärchen machen sich auf den Weg zu einer Kletterpartie im Hochgebirge. Dies soll ihr letztes Abenteuer werden, bevor sie sich in den stressigen Berufsalltag stürzen. Das fünfte Rad am Wagen ist Loic, der Ex-Freund von Chloe, der von Anfang an Probleme bereitet. Nachdem sich ihre Routenplanung nicht umsetzen lässt, beschließen die Fünf, freestyle Richtung Himmel zu klettern. Als sie bei dem lebensbedrohlichen Aufstieg feststellen, dass sie nicht allein sind, wird der Kletterausflug schnell zum Albtraum...
Und schon sind wir bei der nächsten französischen Produktion, die es wieder einmal in sich hat. Zwar ist dieses Mal nicht ein so expliziter Härtegrad vorhanden, wie bei einigen Filmen der letzten Jahre, die unsere Nachbarn uns beschert haben, dafür bekommt man eine äusserst gelungene Kombination aus Extremsport-und Horror/Thriller geboten. Diese Kombi kann man phasenweise sogar schon als wirkliche Adenalin-Granate bezeichnen, denn es kommt ziemlich oft vor, das die extreme Spannung dem Zuschauer schweissnasse Hände beschert, die man beim besten Willen nicht verhindern kann. Was hier mit erstklassig in Szene gesetztem Bergsteigen beginnt und doch schon sehr an den Film "Cliffhanger" erinnert, entwickelt sich mit der Zeit zu einem äusserst dichten und sehr spannenden Horror/Thriller, der über seine gesamte Laufzeit von knapp 80 Minuten jederzeit beste und sehr kurzweilige Unterhaltung bietet und einem dabei einen Adrenalinkick nach dem anderen versetzt, denn durch die eher etwas knapp bemessene Laufzeit bleibt keinerlei Zeit, sich von diversen Ereignissen erst einmal zu erhölen, da das nächste nicht lange auf sich warten lässt.
So entstehen erst gar keine irgenwie langatmig geartete Passagen, als Betrachter steht man förmlich ganzzeitig unter Strom und hat stellenweise Schwierigkeiten, dem sehr temporeichen und actiongeladenen Geschehen zu folgen. Das beginnt schon mit dem verbotenen Aufstieg der 5 jungen Leuten, denn die ausgesuchte Kletterstrecke ist gesperrt. Fast selbstverständlich umgeht man das Verbot und macht sich trotzdem daran, einen Berg zu erklimmen. Man sollte jetzt aber nicht zu viel Wert auf Logik legen, denn es ist doch ziemlich befremdlich, das einer der Jugendlichen unter starker Höhenangst leidet, sich aber dennoch an dem Aufstieg beteiligt, um seiner Freundin zu imponieren. Ganz generell ergeben sich während der Geschichte noch einige Dinge, die etwas realitätsfremd erscheinen, doch fällt das eigentlich nicht weiter ins Gewicht, da "High Lane" ein so rasantes Tempo vorlegt, das man gar nicht dazu kommt, einige unlogische Verhaltensweisen der Protagonisten zu analysieren.
Viel lieber lässt man sich von der Faszination in Beschlag nehmen, die insbesondere von den erstklassig eingefangenen Kletterszenen ausgeht, bei denen man schon fast unweigerlich einige Male die Luft anhalten muss und einige gut eingesetzte Schockmomente überstehen muss. Wer jetzt aber denkt, das nach dem letztendlich doch noch gelungenem Aufstieg erst einmal Ruhe einkehrt, der sieht sich schnell getäuscht, denn jetzt beginnt erst der wahre Horror, der die Gruppe wie ein Keulenschlag trifft. So fallen einige einem zuerst unsichtbaren Gegner zum Opfer, der scheinbar wahllos eine Jagd auf Menschen veranstaltet und dabei äusserst hart und brachial zur Sache geht. Es entwickelt sich eine wirklich mörderische Hatz, die bis zur letzten Minute anhält und kaum Zeit für kleinere Verschnaufspausen bietet. Die zuvor schon hervorragende Atmosphäre des Films verdichtet sich noch einmal zusätzlich und nimmt jetzt zudem noch extrem bedrohliche Ausmaße an. Auch der von Haus aus schon straff gezogene Spannungsbogen verdichtet sich immer mehr, bis sich die angesammelte Spannung zum Ende hin vollends entladen kann. Gerade das gewählte Ende sorgt noch einmal für eine ordentliche Portion Adrenalin und lässt den Zuschauer so richtig mitfiebern, allerdings wird man nicht mit einem Happy End konfrontiert, was bei diesem Film aber meiner Meinung nach auch vollkommen abwegig gewesen wäre.
Letztendlich kann man "High Lane" als äusserst gelungenen Genre-Mix bezeichnen, der zwar teilweise mit Klischees behaftet ist und auch nicht unbedingt immer durch logische Verhaltensweisen seiner Protagonisten glänzt, jedoch kann man über diese kleinen Defizite locker hinwegsehen, da man jederzeit mit sehr temporeicher und unheimlich spannender Filmkost bedient wird, die einen ganzzeitig in Atem hält. Hinzu kommen auch die gut agierenden Schauspieler, die trotz teils unlogischer Verhaltensweisen einen guten und überzeugenden Eindruck hinterlassen und so zum insgesamt sehr guten gesamtbild beitragen, das man hier gewonnen hat.
Fazit:
"High Lane" ist ein extrem temporeicher Genre-Mix, der den Zuschauer ganzzeitig unter Strom setzt und kaum Platz für kleinere Erholungsphasen lässt. Immer, wenn man der Meinung ist, das erst einmal etwas Ruhe einkehrt steht schon das nächste Highlight vor der Tür, so das man erst gar nicht zur Ruhe kommt und fasziniert dem Geschehen folgt, das sich auf dem Bildschirm abspielt. Die gelungene Mixtur aus Extremsport-und Horror tut ihr Übriges, um diesen Film aus der breiten Masse hervorstechen zu lassen. Wer Lust auf eine gehörige Portion Adrenalin verspürt, kommt an diesem Werk von Regisseur Abel Ferry ganz einfach nicht vorbei.
8,5/10