Folgendes schrieb ich vor 10 Jahren mal zusammen:
Auch aus heutiger Sicht ist der Film uneingeschränkt zu empfehlen. Wie bei fast jedem Italo jener Zeit findet man Löcher in der Story, aber wer will sich daran aufhängen? Genießet den Film und werdet glücklich!Tja, wo fängt man an? Am besten am Anfang, und da steht Das Syndikat, eine deutsch-italienische Koproduktion aus dem Jahr 1972 von Stefano Vanzina, der später als „Steno“ für diverse Bud Spencer-Filme verantwortlich war.
Rom ist erschüttert. Eine Welle des Verbrechens schwappt über die italienische Hauptstadt. Kommissar Mario Bertone (Enrico Maria Salerno) sieht sich von der Politik im Stich gelassen, während die Presse die Polizei an den Pranger stellt. Die Tatsache, dass der schwierige Ganove Bettarini (Franco Fabrizi), der schon mal den Polizeinachwuchs fragt „Was verdienst Du eigentlich monatlich, Kleiner?“, in einem Mordprozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, vermag seine Laune ebenso wenig zu bessern, wie die Meinungsverschiedenheiten mit seiner Freundin Sandra (Mariangela Melato), einer linken Journalistin, die die Auffassung vertritt: „Kriminalität ist allein ein Produkt der Gesellschaft. Das System ist schlecht, nicht der Mensch.“ Dafür darf Bertone sich mit Staatsanwalt Ricciuti (Mario Adorf) auseinandersetzen, dem die, sagen wir, unbefangene Gesetzesauslegung der Polizei ein ständiger Dorn im Auge ist.
Nachdem die Fronten somit abgeklärt sind, ist es Zeit für den Auftritt von Jürgen Drews. Der spielt hier nämlich den Gangster Michele, der mit einem Komplizen einen Überfall plant, der jedoch scheitert und als Doppelmord endet. Auf der Flucht wird dann Laura Belli als Geisel genommen. Die Szene, in der Drews die Belli auffordert, sich auszuziehen (damit hat er sich wahrscheinlich für die Moderation von „Strip“ qualifiziert!) und sie dabei grün und blau schlägt, sollte über einen viel höheren Bekanntheitsgrad verfügen. Die Anzahl der Drews-Fans (gibt’s die wirklich?) dürfte sich schlagartig halbieren!
Unterdessen taucht in der Stadt eine „Organisation zur Säuberung Roms“ auf, die die aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung („Schlagt sie tot!“) ausnutzt. Verbrecher, Huren, Homosexuelle und Gewerkschafter werden kurzerhand zur Höchststrafe verurteilt und vor Plakaten, die zur Reinhaltung der Stadt auffordern, abgeladen.
Schnell findet Bertone heraus, dass die Organisation, die von Bankiers, Industriellen, hohen Politikern und sogar dem Vatikan unterstützt wird, plant, die Regierung zu stürzen und zur Diktatur zurückzukehren. Aber seine Vorgesetzten glauben ihm nicht (oder wollen ihm nicht glauben!) und seine Untergebenen sympathisieren bereits mit der Organisation.
Bertone will die Organisation hochgehen lassen, hat aber deren Einfluss unter- und die Loyalität seiner Leute überschätzt. Am Ende scheint Staatsanwalt Ricciuti Bertones These zwar zu glauben, doch für den Kommissar ist es zu spät.
Der erste Poliziesco ist nicht nur einer der besten, sondern auch einer der ernsthaftesten. Die Gefahr einer rechten Verschwörung wurde eher selten thematisiert, spätere Polizeifilme warfen ohnehin einen recht eigenwilligen Blick auf die Bürgerrechte. Salerno überzeugt als pflichtbewusster Polizeibeamter, während Mario Adorf als überkorrekter Staatsanwalt kaum wiederzuerkennen ist (der Bart fehlt!). In Nebenrollen dabei sind auch Cyril Cusack und Corrado Gaipa, der einen schwierigen Anwalt darstellt (hat man ihn je in anderen Rollen gesehen?). Laura Belli erlebt, wie üblich, das Ende des Films nicht. Jürgen Drews greift auf der Flucht vor der Polizei zu drastischen Methoden und stößt sie vom Motorrad direkt vor einen Streifenwagen, ein Verhalten, das man nicht wirklich als gentleman-like bezeichnen kann. Wer so mit hübschen, jungen Frauen umgeht, hat auch nichts besseres verdient, als bis zum Lebensende auf Mallorca aufzutreten und bei RTL 2 zu moderieren!
Übrigens: Wie jede italienische Aktrice, die etwas auf sich hielt, landete auch Laura Belli vor der Kamera von Angelo Frontoni für den italienischen Playboy, allerdings erst im September 1979. War das nun eine aufsteigende oder absteigende Karriere in den 8 Jahren dazwischen?