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Originaltitel: Mutter muss weg
Herstellungsland: Deutschland / 2012
Regie: Edward Berger
Darsteller(innen): Bastian Pastewka, Judy Winter, Karoline Eichhorn, Albert Kitzl, Götz Schubert, Jürgen Schornagel, Rosalie Thomass, Tony Harrisson, Jörg Hartmann, Michael Klammer, Beata Lehmann, Henriette Müller u. A.
Tristan (Bastian Pastewka) leidet unter seiner Mutter Hannelore (Judy Winter), die sich von ihrem fast 40jährigen Sohn sehr enttäuscht zeigt, der aus ihrer Sicht in jeder Hinsicht versagt hat. Seine Therapeutin (Karoline Eichhorn) rät ihm, sich von seiner Mutter zu lösen, aber dieser Vorschlag erhält eine ganz neue Dimension, als er, nachdem seine Mutter mit sehr deutlichen Worten seine neueste Geschäftsidee verrissen hatte, in einer Bar auf Josip trifft, der dort ebenfalls seinen Frust wegsäuft. Nachdem Tristan ihm sein Leid geklagt hatte, kommt Josip sofort zur Sache. Er ist bereit, seine Mutter zu töten, auch wenn er ihn erst vom Erbe bezahlen kann. Tristan ist unschlüssig, aber Josip zögert nicht und dringt wenig später, gemeinsam mit Tristan, maskiert in Mutters mondäne Villa ein. Doch alles geht schief - Hannelore überlebt ohne große Blessuren und Tristan läuft, noch im Glauben, sie wäre tot, panisch davon. Als er sie am nächsten Tag im Krankenhaus besucht, ist sie erstaunlich freundlich zu ihm, weshalb er seinen Mordanschlag bereut. Doch Josip hat den Auftrag inzwischen an echte Profis weiter gegeben, so dass Tristan sie sogar zu ihrer Kur begleitet, um sie zu beschützen...
Regisseur Edward Berger, sonst eher im Krimibereich zu Hause („Tatort“, „Polizeiruf 110“, „Schimanski“), verfilmte im Jahre 2012 ein Drehbuch Marc Terjungs fürs ZDF. Das Ergebnis ist die Komödie „Mutter muss weg“ mit Komiker Bastian Pastewka in der männlichen Hauptrolle.
Der 40-jährige Tristan (Bastian Pastewka, „Der Wixxer“) ist für seine offenherzige, jedoch sehr dominante Mutter Hannelore (Judy Winter, „Das schöne Ende dieser Welt“) eine einzige Enttäuschung: Er ist spießig und verklemmt, noch immer ledig und seine neueste Geschäftsidee taugt auch nichts. Therapeutin Dr. Korff (Karoline Eichhorn, „Der Felsen“) versucht ihm dabei zu helfen, sich von seiner Mutter unabhängig zu machen, doch Tristan geht sogar einen großen Schritt weiter: Frustriert in der Kneipe sitzend, trifft er auf Josip (Albert Kitzl, „Wir können auch anders...“), der ihm anbietet, seine Mutter zu ermorden, wenn er in Form eines Teils des Erbes bezahlt wird. Doch der Mordversuch geht vollkommen schief, Tristan geht stiften und seine Mutter landet lediglich leichtverletzt im Krankenhaus. Als er sie dort am nächsten Tag besucht, erfährt er, dass sie herzkrank sei und ohnehin nur noch eine geringe Lebenserwartung habe. Das Gewissen beginnt Tristan zu plagen, gemeinsam begibt man sich auf eine Kur. Und dass Josip mittlerweile professionelle Killer engagiert hat, um den Auftrag zu Ende zu bringen, weckt Tristans Beschützerinstinkt – fortan ist jeder verdächtig, der im Kurhotel seiner Mutter seines Erachtens zu nah kommt…
Pastewka hat sichtlich Freude daran, den verklemmten Versager zu mimen, der in ein außergewöhnliches Abenteuer um Leben und Tod gerät. Visualisierte Kindheitserinnerungen während Tristans Therapiesitzungen, zwischen denen und der eigentlichen Handlung die Erzählung kontinuierlich changiert, zeigen jedoch deutlich die Versäumnisse der Mutter auf, die ihren Sohn bisweilen gar verleugnete. Wer sein Vater ist, weiß er nicht, seine Mutter angeblich auch nicht. Die Handlung verhandelt somit sowohl das ‘68er-Phänomen, dass Kinder spießiger als ihre Eltern werden, als auch die Vernachlässigung der Kinder allzu freigeistiger und feierwütiger Eltern, die nie in ihre Vorbild- und Erzieherrolle finden. Nach dem zu Wagnermusik inszenierten Mordversuch wirkt Tristan einen kurzen Moment lang tatsächlich befreit, nämlich genau so lange, bis ihm bewusstwird, dass seine Mutter gar nicht tot ist.
Das ist ein durchaus launiger, schwarzhumoriger Einstieg in diese von einem starken Ensemble gespielte Komödie, die jedoch überkonstruiert erscheint, wenn man beim gemeinsamen Kuraufenthalt sowohl Tristans Psychotherapeutin als auch Mutter Hannelores Kardiologen begegnet. Erstgenannte verhält sich dort auch erschreckend unrealistisch unprofessionell, was der Arbeit von Psychotherapeutinnen und -therapeuten nicht gerecht wird. Besser zu gefallen wissen die Situationskomik, für die Pastewka prädestiniert ist, und der Running Gag, dass Hannelore beim Essengehen grundsätzlich für ihren Sohn mitbestellt – auf diese und ähnlich komische Weise verdeutlicht sich das Verhältnis beider zueinander. Für Spannung sorgt der Umstand, dass tatsächlich manch Hotelgast ein Geheimnis mit sich herumträgt und nicht immer die Wahrheit sagt. Dies verleiht der Handlung einen wohligen Krimi-Touch der alten Schule inklusive unheimlicher Point-of-View-Perspektiven und zum Miträtseln einladender Verdächtigungen, woraus man einiges hätte herausholen können – jedenfalls mehr, als es die leider immer abstruser werdende Handlung vermag, die aus „Mutter muss weg“ zunehmend eine bemüht schwarze Komödie voller unwahrscheinlicher Zufälle macht. Diese wiederum werden schließlich halbherzig mit Tristans blühender Fantasie entschuldigt, wofür am Ende immerhin ein dann doch noch blutiges Ende entschädigt.
„Mutter muss weg“ macht Spaß, allein schon aufgrund seines spielfreudigen und charistmatischen Ensembles, hat letztlich aber zu viele Macken und erscheint zu unausgegoren, um sich aus dem Wust deutscher TV-Komödien nachhaltig abzuheben. Eventuell ist auch der Schnitt verunglückt. Im Bonus-Interview der DVD-Fassung jedenfalls äußert Pastewka, dass er eigentlich geglaubt habe, es ginge Tristan darum, herauszufinden, was seine Mutter weiß und ob sie bestimmte Pläne hege – was ein interessanter, reizvoller Kniff gewesen wäre, nur geht’s darum eben leider überhaupt nicht… Unterm Strich kurzweilige Unterhaltung ohne größeren Erinnerungswert, die im Vergleich zu einem Format wie der „Pastewka“-Serie klar den Kürzeren zieht.