Erotik im Beruf - Was jeder Personalchef gern verschweigt - Ernst Hofbauer (1971)
Verfasst: Do 6. Aug 2020, 10:18
von buxtebrawler
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Originaltitel: Erotik im Beruf - Was jeder Personalchef gern verschweigt
Herstellungsland: Deutschland / 1971
Regie: Ernst Hofbauer
Darsteller(innen): Reinhard Glemnitz, Emily Reuer, Karin Field, Günther Ungeheuer, Christian Engelmann, Peter Raschner, Werner Abrolat, Harald Baerow, Eva Berthold, Ursula Bode, Astrid Boner, Helmut Brasch u. A.
Pseudo-Reportagefilm von den Machern der Schulmädchenreport-Reihe, über das (angebliche) Sexualverhalten in deutschen Büros und anderweitigen Arbeitsstellen. In Episodenform erzählt und unterbrochen von allerlei schlüpfrigen Interviews...
Re: Erotik im Beruf - Was jeder Personalchef gern verschweigt - Ernst Hofbauer (1971)
Verfasst: Do 6. Aug 2020, 10:21
von buxtebrawler
„Störungen und Komplikationen treten auf – besonders dann, wenn Männer und Frauen zusammenarbeiten!“
Im Jahre 1971 erschienen sage und schreibe allein fünf Pseudofickreportfilme, die vom Österreicher Ernst Hofbauer inszeniert wurden. „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ fand zwischen „Mädchen beim Frauenarzt“ und „Der neue heiße Sex-Report – Was Männer nicht für möglich halten“ in die Licht- und Lustspielhäuser und ist ein archetypischer Vertreter seiner fragwürdigen Zunft. Als Reporter treten diesmal Christian Engelmann („Der Pfarrer von St. Pauli“) und Peter Raschner („Oktoberfest! Da kann man fest...“) in Erscheinung.
„Du bist der einzige Lehrling, von dem selbst ich noch was lernen kann!“
Ein gewohnt reißerischer Voice-over-Sprecher führt in den Film ein, der angeblich unter der Mitwirkung einer Gewerkschafterin, eines Betriebspsychologen und eines Personalreferenten entstand. Unterteilt in elf Episoden erhält das interessierte Publikum einen vermeintlichen Einblick in den Themenkomplex „Liebe, Erotik, Verführung und Sex am Arbeitsplatz“, folgerichtet lautet die…
Episode 1: Liebe im Büro
Azubine Biggi (Barbara Stanek, „Engelchen macht weiter - Hoppe, hoppe Reiter“) hat eine Büroaffäre mit ihrem Chef laufen, der sich ihr jedoch eher widerwillig hingibt. Biggi lässt alles auf Tonband mitschneiden, wobei Cheffe sie erwischt und ihr eine runterhaut, bis bayrische Putzfrauen eingreifen. Der Fall landet vor Gericht: Unzucht mit Abhängigen lautet der Straftatbestand, doch der Anwalt des Chefs hält ein flammendes Plädoyer für die Abschaffung des entsprechenden Paragraphen.
„Wenn ich mich nicht immer so beherrschen würde, hätte ich bestimmt schon die Hälfte von denen da durch!“
Episode 2: Vierzig Mädchen und ein Mann
Ein Reporter interviewt Herrn Baumann (Harald Baerow, „Engel, die ihre Flügel verbrennen“), der mit zahlreichen Gastarbeiterinnen in einem Labor arbeitet – angeblich alles rattenscharfe Ausländerinnen. Antworten auf die Fragen des Reporters werden filmisch umgesetzt: Carlotta folgt ihrem Chef in den Aufenthaltsraum und fällt über ihn her. Andere Damen folgen ihr, wutentbrannt und eifersüchtig. Es kommt zum Kampf (Catfight), woraufhin er eine Auserwählte im Auto vernascht – was im Kontrast zu seinen Aussagen steht.
Episode 3: Besuch bei der Chefin
Hierbei handelt es sich um einen Fall, über den Dr. Rosenstiel freimütig und fachmännisch berichtet: Ein Psychiater liegt mit Irena im Bett, sie sind verheiratet. Sie beginnt zu erzählen, wie es vor einem halben Jahr noch war: Sie verdingte sich erfolgreich als Modeschöpferin und übte sich im gleichgeschlechtlichen Sex, was jedoch keine Erfüllung brachte. Herr Stein (Michael Conti, „Der Arzt von St. Pauli“) bewarb sich bei ihr, sie verführte ihn. Herr Stein ist jedoch vom anderen Ufer und wollte sie nur ausnutzen, um mit einem eigenen Laden durchzustarten. Der verzweifelte Irena schnitt sich daraufhin die Pulsadern auf.
Auf ein Interview mit DGB-Betriebsrätin Frau Lange und mit einigen Lehrlingen folgt Episode 4: Mittagspause. Ein Stotterer (Michael Schreiner, „Schulmädchen-Report - Was Eltern nicht für möglich halten“) leiht sich bei Franz Kondome. Er möchte mit einem Mädchen (Waltraud Schaeffler, „Pornografie illegal“) im Lager bumsen, aber die „einzige gemütliche Bumsecke“ ist schon belegt. Also muss der Lastenaufzug herhalten, wo man jedoch vom Chef und Inspekteur (Hans Kern, „Das Kriminalmuseum“) ertappt wird. Falk Schubert, Personalreferent des Arbeitsgeberverbands, äußert sich im Kurzinterview, diverse Azubinen ebenfalls.
„Sie waren gerade im Schulmädchen-Report, hat Ihnen dieser Film gefallen?" – „Ja, danke – ich war schon zweimal drin!"
Episode 5: Montagsgespräch
Zwei Bäuerinnen unterhalten sich im Betrieb ordinär über Sex. Azubine Karla (Heidi Hansen, „Fanny Hill“) reagiert genervt. Ihr Chef Herr Eisenheuch (o.ä.) will Sex mit ihr und erpresst sie. „Willst mal sehen?“ Er entblößt sich vor ihr, was Hofbauer jedoch nicht von der Kamera einfangen ließ. Sie knallt ihm eine. „Na, mein Fötzchen, was sagst du zu dem Hannes?“, fragt er, bevor Falk Schubert sich erneut zu Wort meldet und weitere Interviews mit Damen im Supermarkt und auf der Straße durchgeführt werden.
Episode 6: Überstunden
Herr Lohmeyer ist ein weiterer Chef, der sich den Fragen des neugierigen Sexreporters stellt. Er berichtet von Jutta Bornstedt (Renate Kasché, „Venus im Pelz“), die die Ehefrau Herrn Bornstedts (Tonio von der Meden, „Der neue heiße Report: Was Männer nicht für möglich halten“) war, eines sehr fleißigen Mitarbeiters. Ingrid nahm ihn mit zu sich nach Hause, während ihr Mann Überstunden schob, um die Hypothek abbezahlen zu können, und begann eine Affäre mit ihm. Sie wurde sogar schwanger von ihm. Kurz nachdem Jutta durch Zufall dahinterkam, verunfallte sie tödlich. Falk Schubert und die DGB-Tante dürfen erneut ihren Sermon loswerden, weitere Mädels werden vom indiskreten Reporter belästigt.
„Der legt sogar die ältesten Schrippen um!“
Episode 7: Der Firmen-Casanova
Kfz-Meister Lallinger (Wolfgang Scherer, „Beichte einer Liebestollen“) hat ebenfalls eine Geschichte zum Besten zu geben: Ein Kfz-Mechaniker (oder so) macht sich über die jungen Mädels aus dem Büro her. Als Rezipient muss man zudem einige Wortspielereien über sich ergehen lassen. Der Arbeitgeber quasselt anschließend etwas ins Mikro, junge Frauen tun es ihm gegenüber dem Reporter gleich.
Episode 8: Die kluge Ehefrau
Eine Sekretärin (Marion Forster, „Mache alles mit“) berichtet von ihrem fremdgegangenen Mann, Gastarbeiterinnen werden interviewt, die DGB-Uschi meldet sich zu Wort.
Episode 9: Umgang mit Lehrlingen
Die fesche Toni (Evelyne Traeger, „Prostitution heute“) wird von ihrem Chef Herrn Berghoff (Wolf Harnisch, „Ich schlafe mit meinem Mörder“) befummelt.
Episode 10: Betriebsfest
Das züchtige Fräulein Spannholz (Ursula Bode, „Zur Sache, Schätzchen“) ist gegen Betriebsausflüge und man kann es ihr angesichts der gezeigten spießigen Firmenfeier nicht verdenken. Doch unter den Tischen wird gefummelt und natürlich auch gebumst – und, siehe da: Herrn Lüdemann (Walter Feuchtenberg, „Der Ostfriesen-Report: O mei, haben die Ostfriesen Riesen“) gelingt es gar, das spröde Frollein Spannholz aufzutauen! Es folgen die obligatorischen Interviews.
Episode 11: Es begann in der Kantine
Ein Mann berichtet von einer Affäre, die – Überraschung! – in einer Kantine begann. Die Pointe: Am Schluss haben sie geheiratet, und zwar sich, also gegenseitig. Man möchte gratulieren.
Die kaum erotischen Fummel- bis Softsex-Episödchen sind oftmals derart kurzgeraten, dass man den Eindruck bekommt, sie seien bei „Schulmädchen-Report“ und Konsorten vom Schneidetisch gefallen und zu diesem hochnotpeinlichen Flickwerk zusammengekehrt worden. Junge meist schutzbefohlene Frauen/Mädchen werden von ihren Vorgesetzten belästigt bzw. stürzen sich vielmehr selbst auf sie, womit sich auch dieser Film einmal mehr in Altherrenfantasien suhlt und Partei für Autoritätspersonen ergreift, die ihre Hände oder Schwänze nicht bei sich beibehalten können.
Angesichts des unfreiwilligen Humors, der diesem Filmchen innewohnt, sowie seiner mittlerweile glücklicherweise doch weitestgehend überholten Geschlechterrollenklischees lässt er sich natürlich als Trash-Film goutieren und auslachen. Vergegenwärtigt man sich jedoch das dargestellte Frauen- und Gesellschaftsbild und den Zynismus, mit dem Hofbauer dieses transportiert, kann einem das Lachen durchaus im Halse stecken bleiben. Somit handelt es sich bei „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ wie bei so vielen anderen „Reportfilmen“ auch in erster Linie um ein beschämendes, entlarvendes Sittenporträt einer sexistischen und zugleich verklemmten Gesellschaft, die die durch die sexuellen Revolution gewonnenen Freiheiten ausnutzte, um ihr antiquiertes antiemanzipatorisches Weltbild in pseudoaufklärerischen Werken zu zementieren. Von dieser Formel abweichende Episoden haben Alibicharakter, sind in ihrer Übertreibung unglaubwürdig und enden auffallend oft in Selbstmord(-versuchen). Altbekannt ist auch die Mischung aus betont ernsthaften Beiträgen, komödiantischen (meist die schlimmsten!) Episoden und einer Art Happy End. Dieses war für die deutsche Erotikfilmlandschaft jedoch noch längst nicht in Sicht, „Reportfilm“ und Konsorten starteten gerade erst so richtig durch…
Re: Erotik im Beruf - Was jeder Personalchef gern verschweigt - Ernst Hofbauer (1971)