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Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz / Erik Haffner / Michael Binz (2019-2021) [Web-Serie]

Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 13:21
von buxtebrawler
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Originaltitel: Frau Jordan stellt gleich

Herstellungsland: Deutschland / 2019

Regie: Fabian Möhrke, Felix Stienz

Darsteller(innen): Katrin Bauerfeind, Natalia Belitski, Alexander Khuon, Mira Partecke, Adina Vetter, Matthias Weidenhöfer, Ulrich Gebauer, Sascha Nathan, Till Butterbach, Winnie Böwe, Lilly Dreesen, Mike Hoffmann u. A.

Als Leiterin eines Gleichstellungsbüros, das sie zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen Renate (Mira Partecke) und Yvonne (Natalia Belitski) sowie ihrem Mitarbeiter Philipp (Alexander Khuon) betreibt, muss es Eva Jordan (Katrin Bauerfeind) im Kampf um Gleichstellung und gegen Diskriminierung nicht nur mit dem chauvinistischen Bürgermeister Brinkmann (Ulrich Gebauer) aufnehmen, sondern auch sexueller Belästigung am Arbeitsplatz nachspüren, sich Diskussionen im Kindergarten nach geschlechtsspezifischem Spielzeug stellen, Senioren vor Altersdiskriminierung bewahren und nicht nur dergleichen, sondern auch vieles andere mehr. So selbstbewusst sie im Beruf auftritt, so unsicher ist die ledige kinderlose Frau in Bezug auf ihr Privatleben. Philipp entwickelt ein außerberufliches Interesse an ihr, wodurch sich Beruf und Privates zu vermengen drohen. Und als die karrieristische Frau Sommerfeld (Adina Vetter) ihre Kandidatur ums Bürgermeister(innen)amt bekanntgibt, steigt Eva Jordan als Gegenkandidatin in den Wahlkampf ein…


Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 13:22
von buxtebrawler
„In der Politik braucht es vier Sachen: Ohren und Eier!“

Die deutsche SitCom „Frau Jordan stellt gleich“ ist die erste echte Eigenproduktion des Streamingdienstes „Joyn“ der ProSieben/Sat.1-Gruppe. Die Serie basiert auf einer Grundlage Ralf Husmanns („Stromberg“), der die Serie um die titelgebende Gleichbestellungsbeauftragte einer fiktionalen bundesdeutschen Kleinstadt konzipierte und zusammen mit Anneke Janssen, Elena Senft und Sarah Palma – wohlgemerkt drei Damen – die Drehbücher der zehn Episoden à rund 25 Minuten umfassenden ersten Staffel verfasste. Regie führten Fabian Möhrke („Eichwald, MdB“) und Felix Stienz („Merz gegen Merz“). Erstaufgeführt wurde die Serie ab Herbst 2019 auf Joyn, im Frühjahr 2020 folgte die Fernsehpremiere auf ProSieben. Eine zweite Staffel befindet sich bereits in der Produktion.

„Kennen Sie Thelma & Louise?“ – „Glaub‘ nicht. Arbeiten die auch hier?“

Als Leiterin eines Gleichstellungsbüros, das sie zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen Renate (Mira Partecke, „Golden Twenties“) und Yvonne (Natalia Belitski, „Stillstehen“) sowie ihrem Mitarbeiter Philipp (Alexander Khuon, „3 Zimmer/Küche/Bad“) betreibt, muss es Eva Jordan (Katrin Bauerfeind, „König von Deutschland“) im Kampf um Gleichstellung und gegen Diskriminierung nicht nur mit dem chauvinistischen Bürgermeister Brinkmann (Ulrich Gebauer, „Die Katze“) aufnehmen, sondern auch sexueller Belästigung am Arbeitsplatz nachspüren, sich Diskussionen im Kindergarten nach geschlechtsspezifischem Spielzeug stellen, Senioren vor Altersdiskriminierung bewahren und nicht nur dergleichen, sondern auch vieles andere mehr. So selbstbewusst sie im Beruf auftritt, so unsicher ist die ledige kinderlose Frau in Bezug auf ihr Privatleben. Philipp entwickelt ein außerberufliches Interesse an ihr, wodurch sich Beruf und Privates zu vermengen drohen. Und als die karriferistische Frau Sommerfeld (Adina Vetter, „Blutgletscher“) ihre Kandidatur ums Bürgermeister(innen)amt bekanntgibt, steigt Eva Jordan als Gegenkandidatin in den Wahlkampf ein…

„Du bist zu nett. Nett ist nett, aber nicht gut, zumindest für mich.“

Von der Eröffnungsepisode habe ich mich erst einmal aufs Glatteis führen lassen: Als die Angestellte einer kleinen Gärtnerei Eva Jordan wegen sexueller Belästigung durch ihren Chef aufsucht, scheint es zunächst, als sei an den Vorwürfen nichts dran und handele es sich beim Chef um einen netten und zudem attraktiven Herrn. Gedanklich wähnte ich mich schon in einer Handlung um ein lügendes Opfer, das keines ist, und eine sich anbahnende Beziehungskiste zwischen Frau Jordan und dem vermeintlichen Grabscher, doch weit gefehlt: Diese falsche Fährte dürfte ein bewusster Kniff des Drehbuchs gewesen sein, um mir meine eigenen Klischeevorstellungen vorzuhalten. Dass das Ende wie ein Cliffhanger wirkt, der Fall für die Serie jedoch als abgeschlossen gilt und fortan neben der Rahmenhandlung um Evas Privatleben und ihre Bürgermeisterinnenkandidatur jede Episode einen einzelnen „Fall löst“, war dennoch etwas gewöhnungsbedürftig.

Bereits mit der zweiten Folge dürfte man sich jedoch auf diese Erzählweise eingestellt und seine unbeschwerte Freude mit dem Figurenensemble haben, dem Bauerfeind in ihrer ersten Serienhauptrolle vorsteht, ohne den anderen die Luft zum Atmen zu nehmen. Im Gegenteil: Insbesondere Renate, die etwas verhuschte und ein wenig naiv, nicht sonderlich durchsetzungsfähig wirkende Büroangestellte mittleren Alters, und Yvonne, die junge, attraktive Kampflesbe mit kurzer Zündschnur und unstillbarem Hunger nach Partys und sexuellen Abenteuern, wachsen einem schnell ans Herz. Philipp ist jener Typ Mann, der freundlich, zuverlässig, liebevoll und fernab jeglicher toxischer Männlichkeit agiert, damit jedoch für Eva bedauerlicherweise als „zu nett“ gilt – ein typischer Softie eben, auf den feministische Frauen doch eigentlich stehen müssten…? Dass und warum dies nicht so ist, zeigt diese Serie ebenso wie den Umstand, dass ein weißer alter Mann in Bürgermeisterposition, der mit Machosprüchen um sich wirft, dennoch nicht zwangsläufig das abgrundtief Böse sein muss – und dass jemand Diskriminiertes, dem geholfen wird, trotzdem auch selbst andere diskriminieren kann. Merke: Auch schwarze lesbische Behinderte können ätzend sein. Das Facettenreichtum und die Mehrdimensionalität der ambivalenten Figuren zählen zu den Stärken der Serie.

So sind auch Frauen nicht automatisch das „bessere Geschlecht“: Die Sommerfeld ist eine eiskalte Karrieristin, die sich lediglich dann für Gleichberechtigung interessiert, wenn es ihr dienlich ist, Eva Jordan ist im Umgang mit Männern nicht immer fair und nimmt auch manch Fettnäpfchen mit, Yvonne übertreibt es mit ihrer provokanten Art. Ohnehin geht es hier nicht nur ums Geschlechterverhältnis, sondern beispielsweise auch um Religionen, Nationalitäten, Behinderungen – und dies mit Fakten untermauert und klug, dabei aber nie verbissen politisch oder missionierend, ganz im Gegenteil: „Frau Jordan stellt gleich“ bringt viel Humor in sonst meist so entweder emotional aufgeladen oder furztrocken-akademisch diskutierte Themen, und zwar fernab von Mario-Barth-Plattitüden. Der Humor speist sich nicht nur aus formattypischer Situationskomik, sondern darüber hinaus aus einem guten Pfund Sprach- und Dialogwitz, vor allem aber aus dem Vermögen, das Thema Gleichberechtigung bzw. Antidiskriminierung facettenreich mit all seinen Widersprüchen zu verhandeln, sein komisches Potential herauszustellen, ohne sich über Minderheiten oder Diskriminierte lustig zu machen und zugleich, ohne es allen recht machen zu wollen.

„Frau Jordan stellt gleich“ tappt nie in die Falle sog. politischer Korrektheit, sondern orientiert sich überraschend nah an der Realität. Klischees werden gemieden; nichts und niemand wird idealisiert, schon gar nicht Chefin Jordan, die unkonventionell und pragmatisch vorgeht und ihren Sex-Appeal gewinnbringend einzusetzen versteht, statt sich ideologisch verbrämt in Betroffenheit zu ergehen oder als Moralistin aufzutreten. Wer es sich an einem der beiden Antipoden aus reaktionär/frauen- und minderheitenfeindlich/faschistoid oder dauergetriggert/besserwisserisch/hyperideologisch/humorbefreit eingerichtet hat und somit gern an etwas Anstoß nimmt, wird sich hier ständig stoßen können, alle anderen können eine Menge Spaß haben und vielleicht sogar den einen oder anderen anregenden Denkanstoß mitnehmen. Nicht zuletzt ist die Serie prima geschauspielert. Erhöhte Aufmerksamkeit ist beim Genuss jedoch angebracht, denn das Tempo ist hoch und mitunter geht es derart schnell, dass es fast den Eindruck hat, man habe für eine halbe Stunde oder mehr Laufzeit konzipierte Episoden auf 25 Minuten komprimiert. Das Stakkatohafte hat durchaus seinen Reiz, dann und wann hätte es dem Erzählfluss aber gutgetan, den Fuß etwas vom Gas zu nehmen.

Ich freue mich auf die nächste Staffel.

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 19:30
von karlAbundzu
Mir gefiel die auch ganz gut, aber ich hatte den Eindruck, an manchen Stellen treten sie inhaltlich auf di eBremse, gerade, wenn man denkt, oha, mutig, nehmen sie es wieder zurück. Ich kann es gar nicht mehr genau festmachen, weil es ein bißchen her ist.
Aber insgesamt wie gesagt gut.

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 20:07
von FarfallaInsanguinata
So so, wusste gar nicht, dass Katrin Bauerfeind damit was zu tun hat. Die mag ich tatsächlich recht gern, aus mehreren Gründen. Unter anderem hat sogar ihr Herkunftsort eine besondere Bedeutung für mich, aber das wäre doch zu weit entfernt von diesem Forum.
Gibt es denn irgendwo auch eine Anschau-Möglichkeit für altmodische Menschen wie mich oder geht das nur online mit dem entsprechenden Abo?

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: So 13. Sep 2020, 14:33
von Tomaso Montanaro
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 12. Sep 2020, 20:07 So so, wusste gar nicht, dass Katrin Bauerfeind damit was zu tun hat. Die mag ich tatsächlich recht gern, aus mehreren Gründen. Unter anderem hat sogar ihr Herkunftsort eine besondere Bedeutung für mich, aber das wäre doch zu weit entfernt von diesem Forum.
Gibt es denn irgendwo auch eine Anschau-Möglichkeit für altmodische Menschen wie mich oder geht das nur online mit dem entsprechenden Abo?
Die Serie ist derzeit nur im "Joyn+"-Abo verfügbar, was sich aber irgendwann auch ändern kann.
Das freie Programm von Joyn kann man auf jedem PC / Tablet / Smartphone ohne Abo anschauen und - mit der entsprechenden Software - auch aufnehmen.

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Mo 14. Sep 2020, 10:41
von buxtebrawler
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 12. Sep 2020, 20:07 Gibt es denn irgendwo auch eine Anschau-Möglichkeit für altmodische Menschen wie mich oder geht das nur online mit dem entsprechenden Abo?
Ich hatte dafür den kostenlosen Probemonat genutzt und rechtzeitig wieder gekündigt, sodass keine Kosten entstanden sind. Käme das für dich infrage?

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Mo 14. Sep 2020, 19:07
von FarfallaInsanguinata
Danke für eure Erläuterungen, Tomaso und bux! :knutsch:
Da werde ich wohl warten müssen, bis das vielleicht auf einem Datenträger oder anderweitig frei verfügbar ist. Abos habe ich bereits zu reinen Printmedien-Zeiten gehasst!

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Di 10. Nov 2020, 11:32
von buxtebrawler
Frau Jordan stellt gleich: 2. Staffel ab November bei Joyn Plus+

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Im November hat die Gleichstellungsbeauftragte Frau Jordan wieder alle Hände voll zu tun und muss neue Fragen klären. Dann startet die zweite Staffel der Comedyserie mit Katrin Bauerfeind bei Joyn Plus+.

Am Donnerstag, den 5. November feiert die zweite Staffel von Frau Jordan stellt gleich ihre Deutschlandpremiere bei Joyn Plus+, dem Premiumdienst von Joyn. Zehn neue Folgen voller Darf-Man-Fragen stehen dann auf dem Programm, die Eva Jordan (Katrin Bauerfeind) ergründen soll. Eine Free-TV-Ausstrahlung ist für 2021 bei ProSieben geplant.

Mehr dazu / Quelle:
:arrow: https://www.serienjunkies.de/news/jorda ... 03533.html

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Di 5. Okt 2021, 16:17
von buxtebrawler
„Frau Jordan stellt gleich“: Dritte Staffel startet noch in diesem Herbst
Joyn Plus+ zeigt zehn neue Folgen mit Katrin Bauerfeind und einem neuen Kollegen

Eva Jordan alias Katrin Bauerfeind meldet sich noch in diesem Herbst mit der dritten Staffel von „Frau Jordan stellt gleich“ zurück. Ab dem 18. November sind die zehn neuen Folgen bei Joyn Plus+ zu sehen, wobei in jeder Woche zwei Episoden abrufbar sein werden. Um sich auf den neuesten Stand zu bringen, können Zuschauer die ersten beiden Staffeln kostenlos bei Joyn streamen, zudem wird dort auch die erste Folge von Staffel drei bereitgestellt.

Quelle und weitere Infos:
:arrow: https://www.fernsehserien.de/news/frau- ... sem-herbst

Re: Frau Jordan stellt gleich - Fabian Möhrke / Felix Stienz (2019) [Web-Serie]

Verfasst: Fr 5. Nov 2021, 17:52
von buxtebrawler
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Frau Jordan stellt gleich [Staffel 2]

Im November des Jahres 2020 wurde die zweite Staffel der deutschen SitCom „Frau Jordan stellt gleich“ des Streamingdienstes „Joyn“ der ProSieben/Sat.1-Gruppe nach einem Konzept Ralf Husmanns („Stromberg) veröffentlicht, ihre TV-Ausstrahlung folgte im Juli 2021. Die zehn neuen aufeinander aufbauenden, jeweils rund 25-minütigen Episoden wurden von Erik Haffner (Episoden 11-15) und Michael Binz (Episoden 16-20) inszeniert, von den Regisseuren der ersten Staffel war also niemand mehr mit der Serie betraut. Und nachdem er die Drehbücher der ersten Staffel zusammen mit Anneke Janssen, Elena Senft und Sarah Palma verfasst hatte, stammen nun alle ausschließlich von Husmann.

Nachdem Eva Jordan (Katrin Bauerfeind, „König von Deutschland“), Gleichstellungsbeauftragte im Stadthaus einer fiktionalen deutschen Kleinstadt, die Bürgermeisterinnenwahl gegen die karrieristische Sommerfeld (Adina Vetter, „Blutgletscher“) am Ende der ersten Staffel verloren hat, leitet sie weiter das Gleichstellungsteam aus der etwas verhuschten und naiven Renate (Mira Partecke, „Golden Twenties“), der jungen, lesbischen und aggressiven Yvonne (Natalia Belitski, „Stillstehen“) und Evas Freund, dem Softie Philipp (Alexander Khuon, „3 Zimmer/Küche/Bad“). Eva, die sich mit festen Bindungen schwertut und daher eher zu unverbindlichen Affären oder One-Night-Stands neigt, muss sich beruflich mit ihrer bissigen ehemaligen Konkurrentin Sommerfeld herumschlagen, versucht, fürs im Zuge der Digitalisierung gebildete „Innovationsteam“ eine Frau zu rekrutieren und kämpft mit dem alltäglichen Diskriminierungs- und Gleichstellungswahnsinn – was u.a. dadurch erschwert wird, dass sich Yvonne nun in einer festen Beziehung befindet und bis über beide Ohren verliebt ist (worunter ihre Arbeit leidet), und schließlich gar eine Stelle im Gleichstellungsbüro gestrichen werden soll. Auch privat geht’s wieder turbulent zu, denn ihre Beziehung mit Philipp soll verbindlicher werden…

Auch die zweite Staffel bietet ein buntes Panoptikum an Befindlichkeiten zwischen echter und lediglich gefühlter Diskriminierung, Konflikten, die aus der Unfähigkeit, vernünftig miteinander zu kommunizieren, gedeihen, Klischees, die sich ins Gegenteil verkehren und aufgegriffener aktueller Diskurse um Gleichberechtigung, Barrierearmut und ähnlichen nachvollziehbaren Interessen. Wer wird eigentlich von wem und wodurch diskriminiert? „Frau Jordan stellt gleich“ bricht weiterhin Schwarzweißdenken auf und zeigt, dass nicht alles immer so sein muss, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, und wie kompliziert es manchmal ist, es allen recht zu machen – insbesondere, wenn die ehemals Diskriminierten längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und ihrerseits nicht davor gefeit sind, bewusst oder unbewusst andere zu diskriminieren. All dies geschieht auf komödiantische, durch Überzeichnungen karikierende Weise, angereichert mit zwischenmenschlichen Zerwürfnissen, Situationskomik und Sprachwitz.

Jedoch hat es der zweiten Staffel möglicherweise nicht gutgetan, dass Husmann die Drehbücher allein verfasste und damit eine weibliche Perspektive abhandenkam. Die Themen werden weniger subtil verhandelt, der Humor erscheint dafür etwas offensiver bis krawalliger und zuweilen leider auch flacher. Und mitunter greift man auch vollkommen daneben: Die klischierte Negativdarstellung von „Fridays for Future“-Protestant(inn)en direkt zu Beginn der ersten Episode ist schlicht respektlos und lässt jegliche weitere Ebene vermissen. Und aus der eigentlich interessanten Idee, einen ehemaligen Berufssoldaten der Bundeswehr als Erzieher in einer Kindertagesstätte einzusetzen, gegen den sich besorgte Mütter richten, weil sie, statt sich darüber zu freuen, dass ein solch (vermeintlich) „harter Kerl“ eine weibliche Domäne aufbricht und sich nicht um Geschlechterklischees schert, seine Vergangenheit als Soldat und damit ihn als Vorbild für ihre Kinder ablehnen, wird kaum etwas gemacht. Was viel Potential geboten hätte, verkommt hier leider fast zu so etwas wie einer Werbebotschaft für den völkerrechtlich fragwürdigen Bundeswehreinsatz in Afghanistan, der zahlreiche Zivilistinnen und Zivilisten sowie Soldatinnen und Soldaten das Leben gekostet hat. Kurz nach Ausstrahlung der Episode musste das Scheitern des Kampfes gegen die Taliban eingestanden werden. Das ist nicht nur schlechtes Timing, sondern generell ein Thema, an dem sich Husmann kräftig verhoben hat.

Den Vogel schießt das Staffelfinale ab, in dem sich ausgerechnet durchs Eingreifen eines Manns für das Gleichstellungsbüro alles zum Guten wendet und Jordan gar nicht mehr gebraucht wird – als habe Husmann unter Beweis stellen wollen, wie unnötig eine solche Institution eigentlich sei. Das konterkariert die Ausrichtung der vorausgegangenen Staffel derart, dass ich, um die zweite Staffel abschließend beurteilen zu können, wissen müsste, ob und wenn ja, wie die bereits produzierte dritte Staffel dieses Ende möglicherweise auflöst. Freude machen nach wie vor die schauspielerischen Leistungen nahezu aller Beteiligter und Husmanns „Stromberg“-Geschick blitzt ein wenig durch, wenn Jordan in einer Event-Agentur anheuert und die dortigen Abläufe persifliert werden. Ein Fazit fällt schwer; es gilt abzuwarten, in welche Richtung sich die Serie weiterentwickelt – insbesondere in ihrer Eigenschaft als humorvoller Kommentar zum sozialen Zustand der Gesellschaft.