Der schwarze Seeteufel - Mario Costa (1961)
Verfasst: Fr 16. Okt 2020, 01:23
Produktionsland: Italien 1961
Regie: Mario Costa
Darsteller: Ricardo Montalban, Vincent Price, Giulia Rubini, Liana Orfei, Mario Feliciani, Giustino Durano, Gisella Sofio
Nein, bei Mario Costas GORDON, IL PIRATA NERO handelt es sich, seinem deutschen Verleihtitle zum Trotz, nicht um eine Dokumentation über den Armflosser „Schwarzer Seeteufel“, der in den Tiefen des Ozeans haust, und auf den ersten Blick aussieht wie ein mit Algen überwucherter Stein. Möglicherweise wäre eine meeresbiologische Reportage aus dem Italien des Jahres 1961 allerdings der interessantere Film gewesen als dieses Piratenabenteuer um den titelgebenden Gordon, einen ehemaligen Sklaven, der sich nunmehr als Robin Hood der Meere verdingt, und als obersten Punkt auf seiner Agenda hat, die Schiffe des Sklavenhändlers Tortuga zu überfallen, um seiner menschlichen Fracht die Freiheit zu schenken. Tortuga allerdings, dem es allmählich das lukrative Menschenhandelsgeschäft vermiest, dass er sich dauernd mit Gordons Interventionen herumschlagen muss, sucht einen Verbündeten in Romero, dem Sekretär des Gouverneurs einer Karibikinsel, die Tortuga zum Hauptstützpunkt seiner unlauteren Machenschaften auszubauen plant. Gordon wiederum legt sich die Identität eines Plantagenbesitzers zu, der sich Romeros Vertrauen erschleicht, indem er vorgibt, eine ordentliche Summe für billige, sprich, versklavte Arbeitskräfte hinblättern zu wollen. Bald jedoch enttarnt Tortuga nicht nur den „Schwarzen Piraten“ unter der Gutsherrenmaske, sondern Romeros Feindschaft gegenüber unserem Helden wird noch dadurch angestachelt, dass dieser sich in Manuela verliebt, die Tochter des Gouverneurs, auf die auch der schurkische Sekretär ein Auge geworfen hat…
Sein Alleinstellungsmerkmal erschöpft sich bei GORDON, IL PIRATA NERO im Grunde darin, dass der Streifen ungleich ernsthafter und grimmiger ausfällt als vergleichbare Piratenabenteuer aus dem Stiefelland der damaligen Zeit. Statt trashig-verspieltem Charme liefert der Film beispielweise eine recht grausige Szene, in der sich Sklavenhändler, die sich der Gefahr ausgesetzt sehen, dass sie direktemang in Gordons Arme schippern, ihrer „Ware“ entledigen, indem sie die massenweise um ihr Leben flehende, sich mit Händen und Füßen wehrenden Gefangenen kurzerhand über Bord in den nassen Tod schleudern lassen. Dass sich Vincent Price in einen Italo-Genre-Film verirrt, geschieht auch nicht alle Tage, wobei der Mime jedoch in der Rolle des sinistren Romeros weit hinter seinen Ausdrucksmöglichkeiten zurückbleibt. Immerhin erfreut sich mein Auge an Price aber noch mehr als an dem dauergrinsen, stets noch im Angesichts des Todes aufgesetzt fröhlich wirkenden Ricardo Montalban als ein Freibeuter, dessen moralischer Kompass den jedes Edelmannes in den Schatten stellt. Ein bisschen Kanonendonner, ein paar Aufnahmen von Buchten, die man schon zur Genüge aus vergleichbaren Streifen kennt, etwas Herzschmerz und fertig ist ein Abenteuer von der Stange, dem die ostentativ ausgelebte Seriosität letztlich das Genick naiver Unterhaltsamkeit bricht.