Messalina - Kaiserin und Hure (Joe D'Amato, 1996)
Moderator: jogiwan
- Salvatore Baccaro
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Messalina - Kaiserin und Hure (Joe D'Amato, 1996)
Produktionsland: Italien 1996
Regie: Joe D'Amato s
Darsteller: Kelly Trump, Backey Jakic, Olivia Del Rio, Hakan Serbes, Jessica Gabriel, Silvio Evangelista
Unzufrieden in seiner Ehe hat Konsul Claudius längst ein Auge auf Messalina, die Ehefrau seines Cousins, geworfen. Ausschlaggebend ist ein Schlüssellochblick in die kaiserlichen Bäder, wo Messalina sich mit zwei Gespielinnen auf derart wollüstige Weise vergnügt, dass für Claudius feststeht: Diese Dame soll fortan mit ihm das Ehebett teilen! Durch eine von Claudius‘ getreuem Hofbeamten Narcissus in die Wege geleitete List gelingt es unserem Helden alsbald, in die Schlafgemächer der Angebeteten zu schlüpfen, und mit ihr eine heiße Liebesnacht zu verbringen. Die der Macht alles andere als abgeneigte Messalina wittert ihre Chance, an der Seite Claudius‘, der immerhin Onkel und Mitkonsul des amtierenden Kaisers Caligula ist, zu bisher unbekannten Höhen aufzusteigen, so wie Claudius es nicht schnell genug gehen kann, sich von seiner bisherigen Ehefrau loszusagen. Das Glück für unsere Turteltäubchen könnte kaum größer sein, als dann auch noch Caligula einem Attentat zum Opfer fällt, und Claudius kurzerhand der Kaiserthron zufällt. Als mächtigste Frau im Reich kennt Messalinas außerordentlich ausgeprägte nymphomanische Neigung nunmehr aber keine Grenzen mehr: Weder die Prätorianergarde, die sie eigentlich bewachen soll, ist davor gefeit, von ihr zur Gruppenorgie becirct zu werden noch die Leibsklavin, die letztlich die Funktion erfüllt, ihre Herrin nicht nur regelmäßig zum Orgasmus zu bringen, sondern ihr auch immer neue Männer egal welcher Gesellschaftsschicht zuzuschassen. Claudius bleiben die Gerüchte nicht verborgen, dass er sich eine wahre Männerfresserin an die Seite geholt hat, weshalb er Narcissus beauftragt, mehrere Argusaugen auf die Frau zu haben, die kurz davorsteht, ihn zum Gespött des gesamten Römischen Reichs zu machen. Per Geheimgang jedoch entflieht Messalina fortan jede Nacht in die Vergnügungsviertel Roms, um sich in Tavernen und Bordellen um den Verstand zu vögeln. Als sie ein Gefolgsmann ihres Gatten erkennt, verpfeift dieser sie allerdings nicht, sondern verliebt sich Hals über Kopf in die Kaiserin, und auch Messalina scheint angesichts des strammen Caius auf einmal ernsthaft über Monogamie nachzudenken. Wie aber können sich die Liebenden weiterhin ungestört treffen? Zuerst einmal muss Narcissus ausgeschaltet werden, dessen Rechtschaffenheit und Kaisertreue die verschlagene Verführerin schnell zu brechen weiß, indem sie ihn mit ihren körperlichen Reizen übertölpelt. Wie beabsichtigt erwischt Claudius seinen treuen Freund in flagranti mit der Angertrauten, worauf Messalina Narcissus der Vergewaltigung bezichtigt, und dieser zur Strafe kastriert wird. Unbehelligtem Fließband-Sex zwischen Messalina und Caius steht nunmehr scheinbar nichts mehr im Wege, weswegen der Film relativ unspektakulär in einem Happy End mündet.
Wer nach obiger Inhaltsangabe bei MESSALINA allerdings nunmehr mit einem monumentalen Epos rechnet, der dürfte noch nie in seinem Leben mit einem Werk aus den Iden von Joe D’Amatos Karriere zusammengetroffen sein. Natürlich handelt es sich bei vorliegendem Film um einen reinrassigen Hardcore-Porno, der seine hauchdünne Handlung als halbseidenes Flickwerk zwischen die umso ausufernden Balzereien streut; natürlich handelt es sich beim historischen Kontext um bloße Staffage, die sowieso, was zum Beispiel Alter oder Familienverhältnisse der agierenden Persönlichkeiten betrifft, meilenweit an der geschichtlichen Realität vorbeizeilt; und natürlich haben Maestro Massachessi nicht mehr als drei, vier Studio-Kulissen zur Verfügung gestanden, die mit drei, vier Requisiten aus der letztjährigen Lateinkurs-Projektwoche aufgemotzt werden, die da wären: Ein paar wallende Tuniken, Plastikhelme sowie die antiken Äquivalente zu modernen Stehlampen, sprich, kleine Säulen, aus denen offene Flammen züngeln. Offene Flammen züngeln allerdings auch aus den Geschlechtsteilen sämtlicher agierender Figuren in einer Weise, dass ihr greller Schein jedwede Ansätze für eine etwas komplexere oder zumindest abwechslungsreichere Dramaturgie überschattet, (zumal die, sagen wir, „interessanteren“ Ereignisse des Plots wie die Kastration Narcissus oder die Ermordung Caligulas, den wir im gesamten Film kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, konsequent im Off stattfinden, sodass wir diesen entscheidenden Plot-Entwicklungen überhaupt nur dadurch erfahren, dass unsere Helden sich in knappen Worten darüber austauschen, bevor sie erneut übereinander herfallen.) Stattdessen setzt sich MESSALINA aus relativ monoton und einfallslos abgefilmten Sexszenen zusammen: Halbtotale und Großaufnahme sind D’Amatos bevorzugte Einstellungsgrößen; die Musik ist synthetischer Muzak aus dem Konservendöschen; die dargestellten Geschlechtsakte behandeln solche Dauerbrenner wie Vaginalverkehr, Analsex, Blow Jobs und exerzieren alle erdenklichen Paarungen durch vom lesbischen Duo oder einer ménage á trois mit zwei Männer und einer Frau, nur auf ein homosexuelles Stelldichein wartet man natürlich vergebens. Wenig überraschend ziehen sich all diese mich dann doch zum Vorspulen verleitende Eskapaden teilweise bis weit über die Fünf-Minuten-Marke hin, und enden jeweils damit, dass sich die Männer der Schöpfung außerhalb von After und Vagina auf das Gesicht ihrer jeweiligen Partnerin ergießen – ein „Stilmittel“, das natürlich im Porno-Genre nun wirklich zum Standardrepertoire gehört, mich aber in der inflationären und zeitlupenaffinen Weise, wie D’Amato es im vorliegenden Film einsetzt, dann doch einigermaßen erheitern konnte.
Das Gesicht übrigens, auf das nahezu einhundert Prozent der in MESSALINA vergossenen Spermafontänen einprasseln, gehört dem deutschen Hardcore-Export Kelly Trump, (nicht verwandt mit etwaigen derzeit amtierenden Regierungsoberhäuptern), weshalb man durchaus den Eindruck gewinnen könnte, Maestro Massacessi habe der in den 90ern durchaus Star-Status innehabenden Actrice so etwas wie ein kinematographisches Denkmal setzen wollen. So wie sich der lose Plot um die Gestalt der Messalina zentriert, so scheint D’Amatos Kamera den nackten Körper von Frau Trump nahezu auf das Podest einer Sex-Heiligen heben zu wollen: Kaum eine Szene, die sie nicht dominiert; kaum mehr als drei Minuten, in denen sie nicht primäre oder sekundäre Geschlechtsteile entblößt; bis auf Olivia Del Rio, die Messalinas Sklavin Gaia verkörpert, ist zudem auch auf weiter Flur keine weibliche Haupt- oder Nebenfigur in Sicht, die Kelly Trump die Show stehlen könnte. Demgegenüber kommen mir sämtliche männlichen Darsteller indes wie relativ austauschbare Muskelprotze vor, ob sie nun, wie Caius, gestandenen Legionäre sein sollen, oder, wie Narcissus, lustfeindliche Hofbeamter, oder gar, wie Claudius, römische Kaiser, (wobei ich an dieser Stelle dann doch anmerken muss, dass der historische Claudius, als er auf den Thron gespült wurde, bereits ein fünfzigjähriger Mann gewesen ist, während der farblose Mime Backey Jakic sicherlich höchstens knapp über dreißig Lenze zählen dürfte.) Da ich mir MESSALINA in der deutschen Synchronfassung angeschaut habe, (wobei mir andauernd das Bild des Protagonisten von Buttgereits NEKROMANTIK 2 im Kopf herumgeisterte, wie er leidenschaftlich Pornos vertont), konnten immerhin einige der zwar nicht unbedingt himmelschreienden, aber doch einigermaßen bizarren Lautäußerungen über die Durststrecken hinweghelfen, die dann leider doch knapp fünfundneunzig Prozent des Films ausmachen. Meine drei liebsten Stilblüten seien deshalb noch abschließend aufgeführt: 1. Wie Messalina bei einer Gruppensexorgie in einer Taverne vor sich hin schnurrt: „Das ist ja wirklich Sex total! Super-Orgasmus!“, 2. Wie Messalina die Prätorianergarde anfeuert: „Macht eurem Ruf als Krieger alle Ehre in der Schlacht der Liebe! Na los, fickt mich!“, 3. Wie Claudius Messalina zum ersten Mal besucht, und ihr lyrischen Honig ums saugefreudige Mäulchen schmiert: „Ein Schmetterling sucht sich immer die Blüte aus, die ihm am besten gefällt!“, wie Messalina daraufhin zurücksäuselt: „Oh, ein Poet bist Du auch noch!“, und wie Claudius sich stöhnend ihren Reizen ergibt: „Du inspirierst mich!“
Zuletzt geändert von Salvatore Baccaro am Do 29. Okt 2020, 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Messalina - Kaiserin und Hure (Joe D'Amato, 1996)
so macht auch Geschichte Spaß - gell, Salvschi?
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Messalina - Kaiserin und Hure (Joe D'Amato, 1996)
Nach DER Inhaltsangabe hatte ich echt befürchtet, dass ich da einen anderen Film gesehen hatte. Mein aufrichtiges Kompliment für so viel gut gesetzte Worte für so wenig filmischen Inhalt!
Man muss sich halt einfach vor Augen halten, dass Kelly Trump eigentlich Nicole Heyka heißt und aus Bottrop stammt ...
Man muss sich halt einfach vor Augen halten, dass Kelly Trump eigentlich Nicole Heyka heißt und aus Bottrop stammt ...
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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