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Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Do 26. Aug 2010, 20:43
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Flesh and Blood Show

Herstellungsland: Großbritannien / 1972

Regie: Pete Walker

Darsteller: Jenny Hanley, Ray Brooks, Luan Peters, Judy Matheson, Candace Glendenning, Robin Askwith, Tristan Rogers, Penny Meredith, David Howey, Patrick Barr, Elizabeth Bradley, Raymond Young u. A.
Eine Gruppe junger arbeitsloser Schauspieler samt Regisseur wird engagiert, in einem alten, halb zerfallenen Theater am Ende einer menschenleeren Pier ein Stück einzuproben, die "Flesh and Blood-Show". Während der Proben findet der Regisseur jedoch eine seiner Mitspielerinnen geköpft auf, kurz darauf verschwindet die Leiche. Die Polizei glaubt an einen Irrtum und mit dem Auftauchen des Filmstars Julia Dawson geht es auch gut voran. Dennoch verschwinden plötzlich noch andere Schauspieler auf geheimnisvolle Weise und weitere Tote sind zu beklagen. Ist der Täter tatsächlich unter den Akteuren oder hat ein geheimnisvoller Unbekannter die Opfer praktisch in sein Nest gelockt. Eine Tragödie aus Kriegszeiten bringt schließlich die Auflösung...
Quelle: www.ofdb.de

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Do 26. Aug 2010, 20:44
von buxtebrawler
Der britische Regisseur Pete Walker, zu dessen bekanntesten Werken sicherlich „Frightmare“ aus dem Jahre 1974 gehört, drehte zwei Jahre zuvor mit „The Flesh & Blood Show“ einen echten Reißer, der vom Giallo-Genre inspiriert zu sein scheint und als eine Art Vorläufer zum Slasher bezeichnet werden kann. Immerhin gab es später mit „Aquarius“ von Michele Soavi einen ähnlich gelagerten Beitrag zum Slasher-Genre. Zumindest „Flesh“ bekommen wir auch reichlich geboten, direkt in der Eingangssequenz geht’s los mit nackten Tatsachen junger, gutaussehender Schauspielerinnen (die Schauspielerinnen spielen), was sich im Prinzip durch den ganzen Film zieht und ihm eine herrliche sleazige Note verpasst. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich hier selbst in den unpassendsten Momenten entkleidet wird, sorgt natürlich für einige Lacher, eine stimmige Atmosphäre wird aber durch das Ambiente des alten, stillgelegten Theaters in einem Küstenörtchen erzeugt, in dessen Kulissen sich „The Flesh & Blood Show“ abspielt. Blutig wird’s dagegen nur selten, die Morde werden zumeist lediglich angedeutet und man bekommt nur die Leichen zu sehen. Wer der Mörder ist, bleibt lange Zeit mehr oder weniger im Dunkeln; durch die Kameraführung, bei der man nur dessen handschuhbewehrte Hände sieht, kommt aber unweigerlich eine gewisse Giallo-Stimmung auf. Ebenso bei der etwas konstruiert wirkenden Auflösung, während die Enttarnung des Unholds sehr vorsehbar geriet, nachdem man anfangs auf eine falsche Fährt gelockt werden sollte (die sicherlich kein Zuschauer mit einem IQ über Zimmertemperatur einschlug). Besonders gut gefielen bei der Überführung des Mörders der Pathos in dessen Monologen und die tragische Note. Das Drehbuch hält einige zunächst sehr klaffend erscheinende Logiklücken parat, wie z. B. das Verharren der Akteure an einem Ort, der sie in unmittelbare Lebensgefahr bringt. Wenn man möchte, könnte man da wohlwollend evtl. eine gewisse Kaltschnäuzigkeit der Jungschauspieler hineininterpretieren, die trotz aller bedrohlichen Umstände an ihrem Projekt festhalten, um die eigene Karriere voranzubringen und weiterhin der freien Liebe frönen zu können. Ob das allerdings wirklich die Intention des Autors war, darf angezweifelt werden. Eindeutig ist hingegen die gar nicht so dumme, Walker-typische Thematisierung eines Generationskonflikts zwischen der alten, züchtigen Schauspielschule und den unbedarften „jungen Wilden“, die Improvisationskunst und Partnertausch nachgehen. Davon ist aber über weite Strecken des Films nicht viel zu merken. Es geht in der spekulativen, aber nicht minder unterhaltsamen „Tits & Ass Show“ fast unter, die dennoch einige sehr schöne, atmosphärische Momente und natürlich, wie so oft bei diesen älteren Filmen, über ihren eigenen Charme verfügt. Wer Spaß an wenn auch unblutiger sleaziger Exploitation hat oder auf Gialli und/oder Slasher schwört, wird bestimmt auf seine Kosten kommen.

„Es ist so verdammt grausam und tragisch, dass man einen Film draus machen müsste."

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Do 3. Feb 2011, 00:14
von Blap
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Links das Motiv des Schubers, rechts das Cover des Amaray


The Flesh & Blood Show (Großbritannien 1972, Originaltitel: The Flesh & Blood Show)

Generationenkonflikt auf der Bühne der blanken Brüste

Mike (Ray Brooks), ein talentierter Nachwuchsregisseur, sowie eine kleine Gruppe junger Schauspieler, soll in einem alten und lange leerstehenden Theater ein Stück einstudieren. Der Geldgeber ist keinem aus der Truppe persönlich bekannt, doch der Regisseur und die Darsteller sind über jeden Job froh. Das alte Gebäude steht auf einem Pier, eine verschlafene Kleinstadt an der Küste bildet das herb-schöne Umfeld. Nach und nach treffen der Regisseur und die Mimen ein, man wundert sich zwar über den eigentümlichen Auftrag, beginnt jedoch recht zielstrebig mit den Proben. Als Mike die Räumlichkeiten unterhalb der Bühne in Augenschein nimmt, macht er dort eine grausige Entdeckung. Eine junge Dame aus seinem Ensemble wurde offensichtlich mit einer Guillotine enthauptet, sofort verständigt Mike die örtliche Polizei. Die Beamten sind nicht besonders erfreut über die Störung ihrer Amtsruhe, zerknirscht müssen die Polizisten und Mike feststellen, dass keine Leiche zu entdecken ist. Während die Gesetzeshüter an einen üblen Scherz glauben, verspürt der Regisseur ein ungutes Gefühl. Schade, denn im Grunde herrscht innerhalb der Truppe eine überwiegend positive Stimmung, selbst das angehende Filmsternchen Julia (Jenny Hanley) erweist sich als unproblematische Bereicherung. Nach und nach bricht das Grauen über die jungen Leute herein. Hat der für seine deftigen Scherze bekannte John (David Howey), etwas mit den merkwürdigen Vorfällen zu tun?

Pete Walker liefert mit seiner "Fleisch und Blut Show" einen Vorläufer des Slasherfilms ab, einer seiner bekanntesten Streifen dürfte "Frightmare" aus dem Jahre 1974 sein. Man sollte kein wüstes Gemetzel erwarten, die Morde werden nicht ausufernd in Szene gesetzt. Walker nutzt die in den späten sechziger Jahren eroberte Freizügigkeit, um seine hübschen Damen möglichst oft mit blanken Brüsten zu präsentieren. Für den Liebhaber dieser weiblichen Körperregion, bietet "Im Rampenlicht des Bösen" (so lautet der alte Titel für den deutschsprachigen Markt) eine stattliche Menge Schauwerte. Doch nicht nur die schmackhaften Rundungen -ich kämpfe noch immer mit dem Saugreflex- sorgen für Freude, der Film punktet mit seiner tollen, intensiven Atmosphäre. Walker inszeniert ohne Hektik, hängt seinen Figuren ein wenig Fleisch auf das Charaktergerüst, und hat mit Peter Jessop einen sehr fähigen Kameramann an seiner Seite. Das alte Theater fungiert gewissermaßen zusätzlicher Hauptdarsteller, drängt die Schauspieler aber nicht in den Hintergrund. Das triste Umfeld wird lediglich zur Unterstützung der Stimmung genutzt, muss sich daher mit einer Nebenrolle begnügen. Lediglich die heimelige Behausung einer älteren Dame, mutet wie eine kleine Rettungsinsel an, die jedoch in den entscheidenen Situation nicht erreichbar ist.

Die Besetzung ist durch die Bank sympathisch und -in jeder Hinsicht- attraktiv. Ray Brooks überzeugt als Kopf der jungen Truppe, der verzweifelt versucht Licht in das grausige Dunkel zu bringen. David Howey sorgt mit seinem markanten Profil für Aufmerksamkeit, Robin Askwith erinnert mich an den jungen Mick Jagger. Ganz großartig spielt Patrick Barr auf, der als Major Bell die ältere Generation vertritt. Er sucht den Kontakt zu den jungen Leuten, doch man findet keinen wirklichen Zugang, das Verhältnis bleibt distanziert, befremdlich, von gegenseitigem Unverständnis geprägt. Elizabeth Bradley sehen wir als freundliche Dame älteren Jahrgangs, ihre Rolle ist allerdings deutlich unspektakulärer angelegt, als der grandiose Part von Patrick Barr. Die jungen Damen sind Balsam für die entzündeten Augen, selbst wenn sie ausnahmsweise vollständig bekleidet bleiben. Jenny Hanley war 1970 in dem herrlichen "Scars of Dracula" (Dracula - Nächte des Entsetzens) aus dem Hause Hammer zu sehen. Auch Luan Peters stand für Hammer vor der Kamera, sie hatte Nebenrollen in zwei der Werken aus der wunderschönen Karnstein-Trilogie (Lust for a Vampire (Nur Vampire küssen blutig), Twins of Evil (Draculas Hexenjagd), beide 1971). Candace Glendenning gibt sich eine Spur zurückhaltender, dabei aber nicht minder anziehend, Judy Matheson ist kaum weniger hübsch. Man könnte nun in aller Ausführlichkeit und mit gieriger Lust, über die optischen Vorzüge sämtlicher junger Damen der Besetzung schreiben, doch ich will es dabei belassen, schaut euch lieber den Film an!

"The Flesh & Blood Show" ist kein Werk für nervöse Zuschauer. Kann man sich auf den Streifen einlassen, wird man mit einem sehr liebenswerten Flick aus den frühen siebziger Jahren belohnt. Wie bereits erwähnt, ist die Besetzung sehr knuffig, die Atmosphäre entfaltet sich vorzüglich, ein kleiner Film zum knuddeln! Lob verdient auch die solide DVD von e-m-s, die als Nr.6 im Rahmen der Reihe "Der phantastische Film" erschienen ist. Die Erstauflage kam in einem zusätzlichen Pappschuber ins Haus, ferner ist ein Booklet enthalten. Die Zweitpressung muss ohne Schuber auskommen, laut meiner Info soll das Booklet aber noch vorhanden sein. Eine kleine Prise Bonusmaterial rundet das schicke Paket ab. Die Bildqualität finde ich sehr ansprechend, Freunde steriler Aufbereitungen werden meine Meinung vermutlich nicht teilen. Achso, der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Beide Optionen sind äusserst empfehlenswert, die deutsche Synchronisation gefällt mir sehr gut!

Sehr angenehm, sehr stimulierend, ein echter Knuffel-Charmebolzen!

7/10 (+ viele, viele Wohlfühlpunkte!)

Lieblingszitat:

"Dreckige, runtergekommene Lüstlinge. Alle zusammen! ...und die Weiber! Geben ihre Körper preis und bieten ihre Schenkel und Brüste an. Abschaum, Scheißhaufen!"

(So unfassbar göttlich vorgetragen, klarer Anwärter auf das Zitat des Jahres!)

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Do 3. Feb 2011, 14:22
von Arkadin
Also ich fand den ja ziemlich öde und langweilig. Vielleicht hätte es geholfen, wenn ich den mit deutscher Synchro geguckt hätte. Einer von Walkers schwachen Momenten.

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: So 20. Feb 2011, 20:40
von untot
Langweilig?? :?
Also ich fand den Film richtig gut, tolle Atmo, Story in Ordnung, Cast sehenswert, vor allem die Titten der Mädels, die hier nicht mit ihren Reizen geizen! :mrgreen:
Auflösung vorhersehbar, aber na ja, ist ja oft so!
Trotzdem schöne, englische Crimekost, die sich sehen lassen kann!

8/10

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: So 20. Feb 2011, 23:43
von Arkadin
Wenn Du dem Schnarcher 8 /10 gibst, was bekommt dann ein echter Pete Walker Kracher wie "House of Whipcord"? 15/10? :twisted:

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: So 20. Feb 2011, 23:44
von untot
Arkadin hat geschrieben:Wenn Du dem Schnarcher 8 /10 gibst, was bekommt dann ein echter Pete Walker Kracher wie "House of Whipcord"? 15/10? :twisted:
Wenn ich den kennen würde vielleicht, ja! 8-)

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Mo 21. Feb 2011, 13:42
von Arkadin
untot hat geschrieben: Wenn ich den kennen würde
Na, dann man hop hop... ab ins "Haus der Peitschen".

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Mo 21. Feb 2011, 13:53
von Blap
Liebe Frau Arkadin!

Ich lebe im Haus der Peitschen und Fleischerbeile!

Re: Im Rampenlicht des Bösen - Pete Walker

Verfasst: Fr 28. Jun 2019, 10:21
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 22.07.2019 bei Wicked-Vision als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

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Cover A, limitiert auf 444 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 222 Exemplare

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Cover C, limitiert auf 222 Exemplare

Extras:
* 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Dr. Rolf Giesen
* Audiokommentar mit Christopher Klaese, Matthias Künnecke und Dr. Gerd Naumann
* Interview mit Pete Walker
* 3D-Sequenz
* Bildergalerie
* Trailer

Quelle: OFDb-Shop