Angel of Death 2 - Andreas Bethmann (2007)
Moderator: jogiwan
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Angel of Death 2 - Andreas Bethmann (2007)
Originaltitel: Angel of Death 2
Produktionsland: Deutschland 2007
Regie: Andreas Bethmann
Darsteller: Lina Romay, Manoush, Natascha Farrel, Thomas Kercmar, Jésus Franco, Andreas Schnaas, Andreas Bethmann, Eric Amerkamp
SMS-Dialog am gestrigen Abend: Ich: Close-Ups pinkelnder Pussies, Anal-Vergewaltigung mit homosexueller Stoßrichtung, Jess Franco als onanierender Raumpfleger. In einigen Belangen bislang Bethmanns Bodensatz von dem, was ich kenne. (Und beigefügt hatte ich den IMDB-Link zu ANGEL OF DEATH 2 aka PRISON ISLAND MASSACRE aka FRAUENGEFÄNGNIS 4 – FLUCHT VON DER TODESINSEL.) – Mein Schreibpartner: Klingt nach Selbstkasteiung, sich diesen Film anzuschauen. Aber Du bist ja Katholik, oder? – Ich wiederum: Nee. Ausgetreten mit 18. – Er: Ach? Wegen Deiner Klosteraufenthalte und Deiner süddeutschen Herkunft hatte ich Dich in diese Schublade einsortiert. – Ich: Seit meinem Austritt bin ich mehr Katholik als vorher – und seit ich mich durch das Oeuvre von Maestro Bertucci schaue, werde ich durch jeden Film ein wenig frommer.
Anbei ein paar der Notizen, die ich mir parallel zu meiner Sichtung von ANGEL OF DEATH 2 gemacht habe, während dessen zweieinhalb Stunden Laufzeit eine ganze Eierlikörflasche dranglauben musste…
Bethmann eignet sich beim Vorspann ein spezielles Humorverständnis an, wie es auch viele Streifen Jochen Tauberts kennzeichnet, und wie es dermaßen unlustig ist, dass man schon wieder meilenweit über den Punkt hinausschießt, wo man sich ein unfreiwilliges Grinsen nicht verkneifen kann. „Spezielle Effekte“: Olaf Ittenbach, (immerhin garantiert die Akquirierung des oberbayrischen Zahnarzttechnikers, dass die Gore-Eskapaden nicht, wie beispielweise in ANGEL OF DEATH 1, nach himbeersaucen-affiner Teenage-Halloween-Party ausschauen); Musik: Morgan Latte (!); Zusätzliche Kamera: Das Stativ.
In der Prologsequenz wird folgendes geboten: Eine junge Frau namens Vanessa beschließt, per Anhalter zu fahren, und streckt ihren Daumen in den Landstraßenwind. Leider gerät sie ausgerechnet an einen Notzüchtiger, der sie tief in den Forst verschleppt und dort mit vorgehaltener Waffe zum Blow Job zwingt, (und, nein, dieser findet nicht im Off statt, sondern wird uns in der mir vorliegenden Fassung in all seiner Nicht-Glorie vorgeführt, inklusive unnachahmlicher Dialoge wie der Handlungsanweisung „Hopp, hopp, rinn in de Kopp‘!“, in einer miserablen Porno-Synchro nachträglich über die Lippen der Laier gelegt). Da der Lüstling von den Blaskünsten seines Opfers völlig eingenommen ist, kann Vanessa heimlich ihr Handy zücken und ihrem Freund eine SMS schreiben, er solle die Polizei verständigen, sie würde am Rand irgendeines Waldwegs vergewaltigt werden, - und trotz dieser, sagen wir, recht vagen geographischen Angabe jault bereits fünf Sekunden später das Martinshorn in der Ferne! Bevor der Unhold stiften geht, schlägt er Vanessa bewusstlos, und versteckt ein Päckchen Drogen in ihrer Garderobe – und, tja, wie wir später erfahren, hat die anrückende Polente der Armen kein Wort ihrer Vergewaltigungsgeschichte geglaubt und sie stattdessen wegen illegalen Rauschmittelbesitzes festgenommen, worauf im Deutschland der Bethmann’schen Parallelwelt nicht etwa eine Geldstrafe oder Sozialstunden stehen, sondern der Abtransport auf die Atlantikinsel „Prison Island“, wo Lina Romay als sadistische Direktorin Mrs. Steele Lederpeitsche, Gummiknüppel und Umschnalldildo schwingt, und ihre wehrlosen Insassinnen zudem als unfreiwillige Darstellerinnen in Snuff-Videos verheizt.
Angesichts dessen, was einen in den kommenden 150 Minuten (!) erwartet, wundert es erneut kein bisschen, dass Bethmann Autor eines Buchs zu den „100 besten Frauenfolter-Filmen“ ist, (auch wenn ich die misogyne Gewalt erträglicher fand als im vergleichsweise gröberen, weniger pulpigen ROSSA VENEZIA, - was auch ein Satz ist, von dem ich nie geglaubt hätte, ihn einmal schreiben müssen: Ich fand die misogyne Gewalt in Film X annehmbarer als in Film Y…): Wenn Vanessa und ihre Leidensgenossinnen nicht gerade im Schutz der Nacht ihre lesbischen Neigungen ausleben, bekommen sie vom Gefängnisarzt Dr. Morpho (!) (verkörpert von Bethmann höchstselbst!) irgendeine aphrodisierende Wunderdroge in die Klitoriden injiziert, werden von Mrs. Stelles perverser Handlangerin Justine (sic!) oder den nicht minder entmenschlichten Wächtern misshandelt oder müssen vor den Augen einer entzückten Lina Romay ihre Blase entleeren. (Die lange Großaufnahme einer urinierenden Muschi hat mir dabei genauso sehr den Rest gegeben wie die absolut entwürdigende Nebenrolle, die Bethmann seinem Idol Jess Franco auf den Leib geschrieben hat: Sicher, nicht alles, was Franco in seinen gefühlt 1000 Filmen angefasst hat, ist reinstes Yukon-Gold, aber wer sich ein halbes Jahrhundert derart für den transgressiven Film verdient gemacht hat und immer auch wieder unter Beweis gestellt hat, dass in ihm zuweilen durchaus künstlerische Ambitionen pochen, die weit über das Abfilmen von Schamhügeln und Sado-Sex hinausgreifen, der hat es nun wirklich nicht verdient, in einem fremdschaminduzierenden Cameo als debile Putzkraft durch die Gänge zu schlurfen, Frauen beim Liebesspiel zu bespitzeln und dabei seinen Wischmopp zu masturbieren. Ehrlich gesagt tat es mir in der Seele weh, den inzwischen fast achtzigjährigen Jesus derart sehen zu müssen, - dagegen ist ja selbst seine Rolle als trauernder Vater in ROSSA VENEZIA nachgerade ein würdevolles Denkmal.)
Sogar ein Bethmann erkennt, dass es keinen nominellen Spielfilm über weit zwei Stunden trägt, wenn man ihn einfach nur mit zusammenhanglosen Folter- und Fick-Szenen füllt, - weshalb er ANGEL OF DEATH 2 dann eben zu einem Film werden lässt, der seine zwei Stunden neben zusammenhanglosen Folter- und Fick-Szenen auch noch mit zusammenhanglosen Gewalt- und Action-Sequenzen füllt. Denn die Tochter eines Millionärs ist unschuldig auf die Gefängnisinsel verfrachtet worden. (Gespielt wird der Millionär von Carsten Frank, der in einigen zweifelhaften Werken Marian Doras äußerst zweifelhafte Dinge tut, und von dem ich sehr froh bin, dass er unter Bethmanns Regie sowohl die Klamotten am Leib belässt, wie auch darauf verzichtet, on-screen seinen Darm zu entleeren, mit Tierkadavern zu schmusen oder Auswurf seines Körpers zu verspeisen.) Um das Töchterchen, (das, um ihrem geldschweren Elternhaus zu entfliehen, freiwillig zur Straßenhure wurde: meine Güte, Bethmann!) aus den Fängen Mrs. Steeles zu retten, stellt der Dagobert-Duck-Verschnitt ein dreiköpfiges Söldner-Team, (zwei Herren, eine Dame), zusammen, die per Fallschirm über der Insel abspringen, die unschuldig Inhaftierte befreien und sodann den gesamten Gefängniskomplex mit ein paar Stangen Dynamit in die Luft sprengen sollen. Eine vierte Person wird als Informant unter der Tarnkappe eines Wachmanns in den Knast eingeschleust, - und muss, sozusagen als Probe, ob er für den Job taugt, eine anale Vergewaltigung über sich ergehen lassen, (graphisch, natürlich, und zwar ausgeführt von einem Gay-Porn-Recken namens Jens Hammer!)
Um ANGEL OF DEATH 2 noch mehr zu defragmentieren, gibt es als Beilage folgende Sub-Plots/Nebenschauplätze: Zwei Frauen büxen aus und versuchen, sich durch den Dschungel bis zur rettenden Küste durchzuschlagen, (klassisches WIP-Genre-Terrain, nur macht Bethmann aus den Originalschauplätzen in der Dominikanischen Republik, wo er zeitweise gedreht hat, exakt NICHTS – ein Schicksal, das auch bereits Venedig als Kulisse für ROSSA VENEZIA erlitten hat: Im Prinzip hätte ANGEL OF DEATH 2 auch im Berliner Botanischen Garten runtergekurbelt werden können); eingestreut werden willkürliche Snuff-Clips, die Carsten Frank den Söldner vorführt, um ihnen einen Eindruck der Gräuel zu vermitteln, die auf Prison Island an der Tagesordnung sind, (darunter mehrere Folter-Einlagen, die dem ersten TODESENGEL entlehnt sind, was dann im Übrigen auch das Einzige ist, was dieses vermeintlich Sequel mit dem Vorgängerstreifen zu tun hat); zwischendurch wird einer der Söldner von Mrs. Steeles Helfern einkassiert und einem „Butcher“ vorgeführt, der ihn mittels raffinierter Foltermethoden (aka Zähne ausreißen und Skalpierung) zum Singen bringen soll, (weil Mrs. Steeles Frauenknast zwar über weit unter zehn Insassinnen verfügt, dafür aber einen eigenen Gefängnisarzt sein eigen nennt, seinen eigenen Folterknecht, eine regelrechte Leibgarde an Wärtern, unter denen man auch Genre-Größen wie Heiko Bender erspähen kann…)
Noch eine Szene gefällig? Lina Romay und ihre Assistentin Justin spielen „Mensch, ärgere Dich nicht!“; Romay verliert; sofort reißt sie sich die Kleider vom Körper: „Bestrafen Sie mich! Ich hass es zu verlieren!“; zögerlich greift die Handlangerin zur Peitsche, und findet dann doch Genuss daran, ihrer Chefin den Rücken zu zerfetzen. – Nein, ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass mich meine kleine Bethmann-Budenschau derart an die (zugegebenermaßen sehr dehnbaren) Grenzen bringt…
Um nicht alles schlechtzureden, muss ich konstatieren, dass mich das circa zwanzigminütige Finale dann doch positiv überrascht hat. Gemessen an den vorherigen zwei Stunden Laufzeit beweist Bethmann dann nämlich plötzlich doch, dass in ihm vielleicht kein begnadeter Regisseur steckt, dass er es aber zumindest versteht, einen actionreichen Showdown ungefähr auf dem Level eines Uwe Boll in Szene zu setzen: Da werden mehrere Parallelhandlungen dramaturgisch durchaus geschickt miteinander verstrickt, da knallt und rumst es an allen Ecken und Enden, ohne dass man als Zuschauer den Überblick verliert, wer da gerade wen oder was in die Luft jagt, und da sehen sogar die CGI-Explosionen noch halbwegs erträglich aus – und dann zerstört Bethmann diesen positiven Eindruck durch einen Abspann, bei dem ich beinahe vom Stuhl falle. „Dank an Mr. Ismaniat und Kurt Lang für illegale Drehortorganisation“ ist ein Eingeständnis, das ich ja problemlos noch verkraft kann, aber der Satz „Dank an Carsten für ständigen Frauennachschub aus Tschechien“ schlägt dem Fass ja wirklich den Boden aus: Bethmann scheint nahezu sämtliche Porno-Darstellerinnen von osteuropäischen Straßenstrichen geholt zu haben, - und kokettiert im Kontext von sexueller Ausbeutung und Menschenhandel dann auch noch schelmisch mit dem eigenen chauvinistischen Image… Wie gesagt, mit jedem dieser Filme werde ich ein bisschen frommer!
- Dick Cockboner
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Re: Angel of Death 2 - Andreas Bethmann (2007)
Ich denke genau das ist auch das Ansinnen der Bethel-Gemeinde Sankt AndreasSalvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Sa 24. Jul 2021, 11:31 Wie gesagt, mit jedem dieser Filme werde ich ein bisschen frommer!
- Borderline666
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Re: Angel of Death 2 - Andreas Bethmann (2007)
Das PRISON ISLAND ASSACRE ist meiner Meinung nach eine extravagante Version eines Frauengefängnisfilmes. Wenn man an diverse Frauengefängnisfilme denkt, hat man vermutliche eher Filme wie Jess Franco´s FRAUENGEFÄNGNIS, BAMBUSCAMP DER FRAUEN oder ZUCHTHAUS-HYÄNEN im Kopf. Die Facette bezüglich dieser Kategorie ist groß und es gab in den 70er rum eine Masse an Frauengefängnisfilmen. Umso schöner ist es, dass es auch in der Neuzeit ein paar Vertreter dieser Klassenordnung gibt und einer davon ist ANGEL OF DEATH 2 aka PRISON ISLAND MASSACRE aka FRAUENGEFÄNGNIS 4.
Der Film entstand unter der Regie von Andreas Bethmann in Zusammenarbeit mit Olaf Ittenbach und einem sauberen Cast bestehend aus unter anderem Manoush, Lina Romay, Thomas Kercmar, Carsten Frank, Andreas Schnaas und selbst in einem kurzen Auftritt zu sehen: Jess Franco. Der Film ist eine Mischung aus Exploitation, Erotik, etwas Splatter, etwas Action und Thriller. Wer Bethmann kennt, sollte wissen worauf er sich einlässt, denn Bethmann-Filme sind speziell und meistens ziemlich reißerisch. Eine wirkliche Handlung wird man hier nicht finden und das ist eher frustrierend anstatt ein Grund zur Freude, aber man kennt es ja nur zu gut.
Sehr hoch ist der Erotikfaktor der teilweise auch speziell wird. Worauf ich anspiele ist die Gay Porn-Szene, die durchaus ihren berechtigten Platz im Film hat, weil es etwas neues ist, was ich so bisher in keinem WIP-Film gesehen habe. Nur muss man auch damit rechnen, dass der Film die ganze Laufzeit über recht blutarm ist und erst gegen Ende für ein paar Minuten die Splatterkeule ordentlich geschwungen wird. Aber rückblickend auf die Gesamtwerke von Andreas Bethmann hat man schon schlimmeres gesehen. FRAUENGEFÄNGNIS 4 ist somit ganz klar einen Blick wert.
Der Film entstand unter der Regie von Andreas Bethmann in Zusammenarbeit mit Olaf Ittenbach und einem sauberen Cast bestehend aus unter anderem Manoush, Lina Romay, Thomas Kercmar, Carsten Frank, Andreas Schnaas und selbst in einem kurzen Auftritt zu sehen: Jess Franco. Der Film ist eine Mischung aus Exploitation, Erotik, etwas Splatter, etwas Action und Thriller. Wer Bethmann kennt, sollte wissen worauf er sich einlässt, denn Bethmann-Filme sind speziell und meistens ziemlich reißerisch. Eine wirkliche Handlung wird man hier nicht finden und das ist eher frustrierend anstatt ein Grund zur Freude, aber man kennt es ja nur zu gut.
Sehr hoch ist der Erotikfaktor der teilweise auch speziell wird. Worauf ich anspiele ist die Gay Porn-Szene, die durchaus ihren berechtigten Platz im Film hat, weil es etwas neues ist, was ich so bisher in keinem WIP-Film gesehen habe. Nur muss man auch damit rechnen, dass der Film die ganze Laufzeit über recht blutarm ist und erst gegen Ende für ein paar Minuten die Splatterkeule ordentlich geschwungen wird. Aber rückblickend auf die Gesamtwerke von Andreas Bethmann hat man schon schlimmeres gesehen. FRAUENGEFÄNGNIS 4 ist somit ganz klar einen Blick wert.
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