Stan & Ollie - Jon S. Baird (2018)
Verfasst: Fr 27. Aug 2021, 05:37
Stan & Ollie
Stan & Ollie
Großbritannien/Kanada/USA 2018
Regie: Jon S. Baird
Steve Coogan, John C. Reilly, Shirley Henderson, Nina Arianda, Rufus Jones, Danny Huston, Joseph Balderrama, John Henshaw, Tapiwa Mugweni, Keith MacPherson, Stewart Alexander, Kevin Millington
OFDB
Stan & Ollie
Großbritannien/Kanada/USA 2018
Regie: Jon S. Baird
Steve Coogan, John C. Reilly, Shirley Henderson, Nina Arianda, Rufus Jones, Danny Huston, Joseph Balderrama, John Henshaw, Tapiwa Mugweni, Keith MacPherson, Stewart Alexander, Kevin Millington
OFDB
Im Jahr 1953 machen die beiden früheren Filmkomiker Stan Laurel und Oliver Hardy eine Tournee durch England. 15 Jahre früher, ja da waren sie Weltstars, da begeisterten sie ein Millionenpublikum auf der gesamten Welt. Ab nach dem Bruch mit ihrem Produzenten Hal Roach im Jahr 1937 kam der schleichende Abstieg. Sie wiederholten endlos ihre alten Gags, sie versäumten es sich neu zu erfinden, und irgendwann in der Mitte der 40er-Jahre hatte sich dann auch der Publikumsgeschmack geändert. Die Erfolgsformel Laurel & Hardy war tot, und den letzten gemeinsamen Film aus dem Jahr 1950, DICK UND DOOF ERBEN EINE INSEL, habe ich zwar nie gesehen, habe auch nie auch nur ein einziges gutes Wort über ihn gehört. Er soll sehr traurig sein …
Traurig ist STAN & OLLIE, der Film über die letzte Bühnentournee in Stans alter Heimat, auch. In erster Linie stand wohl ein Plan für einen weiteren, nie realisierten Film hinter dieser Tour, aber, wenn man dem Film folgt, war es beiden wohl auch irgendwann klar, dass ihre großen Zeiten vorbei waren. Die Hotels wurden kleiner, die Theater leerer, und die Gags waren immer noch die gleichen wie 20 Jahre vorher. Im Film streiten sich die beiden dann irgendwann, zerstreiten sich sogar, aber durch einen Herzinfarkt Ollies kommen sie wieder zusammen und geben eine furiose Abschlussvorstellung in Irland.
Das ist alles mit viel Gefühl dargestellt, die Schauspieler sind erstklassig, und vor allem Steve Coogan gibt als Stan Laurel den alten Komiker, dessen Grimassen und Bewegungen aus dem Filmen längst ins Alltagsleben übergegangen sind, mit großer Intensität. Die Geschichte geht zu Herzen und rührt gegen Ende sogar, aber die eigentliche Frage lautet meines Erachtens: Braucht es diesen Film?
Muss diese Geschichte wirklich erzählt werden? Das Ende eines erstklassigen Komikerduos, das auch 67 Jahren nach seiner Trennung (und über 80 Jahre nach seinen größten Erfolgen) noch beliebt ist, muss das unbedingt gezeigt werden? Man könnte vielleicht damit argumentieren, dass durch die abschließende Versöhnung ein Mythos erschaffen wird, aber durch den Ruhm der realen Komiker existiert dieser Mythos doch bereits. Wir sehen also erstklassigen Schauspielern zu, wie sie sich zum Fremdschämen streiten und sich durch Sturheit und Angst in Situationen manövrieren, die wir niemals sehen wollten. Da schaue ich mir den Klaviertransport lieber noch zehnmal an, und bekomme auch nach dem zehnten Mal noch Lachkrämpfe, als diese oberpeinliche Situation miterleben zu müssen, wenn die beiden sich vor einem ignoranten Adligenpärchen, das deren Filme nicht einmal kennt, tödlich angiften.
Ich bin der Meinung, dass diese Geschichte, so wahr sie möglicherweise auch sein mag, nicht erzählt gehört. Und dass dies nur ein weiterer Beleg dafür ist, dass den Drehbuchautoren in diesem Jahrhundert sehr ernsthaft die Ideen ausgegangen sind. Die Kulissen sind unrealistisch und geradezu lächerlich in ihrer Spielzeughaftigkeit, der Score ist peinlich und lässt die Vermutung zu, dass solches 08/15-Gedudel mittlerweile in Keyboards bereits fix und fertig eingespeichert ist, und nur die grandiosen Schauspieler und die (altbekannten) Gags von Laurel und Hardy machen hier die Show und begründen meine Bewertung. Nennt mich ruhig altmodisch, aber diese ansatzweise Demontage der alten Recken braucht es einfach nicht. Muss denn wirklich immer alles in der Öffentlichkeit breitgetreten werden?
6/10