Die Nichten der Frau Oberst - Erwin C. Dietrich (1980)
Verfasst: Mi 26. Jan 2022, 22:46
CH 1980
R: Erwin C. Dietrich (als Michael Thomas)
D: Karine Gambier (als Simone Sanson), Brigitte Lahaie, France Lomay (als Francette Maillol), Pascale Vital (als Celina Mood), Eric Falk, Sir John
„Frau Oberst“ Yanne (Karine Gambier), junge Witwe eines Offiziers, sorgt sich um ihre hübschen Nichten Florentine (Pascale Vital) und Julia (Brigitte Lahaie), die sich mehr miteinander vergnügen als mit Männern. Dabei steht Stallknecht Erik (Eric Falk) immer zur Verfügung und Florentine wird heftig von Simon (Mike Montana) umworben, der sie heiraten möchte. Selbstverständlich will sich die Angebetete vorher von dessen Qualitäten als Liebhaber überzeugen. (Udo Rotenberg)
Als dieser Film 1980 erschien, hatte die Schweizer Exploitationlegende Erwin Dietrich aka Michael Thomas aka Manfred Gregor es geschafft. Er war aufgestiegen in einen exklusiven Club, stand auf dem gleichen Level wie Größen wie Alfred Hitchcock und Cecil B. de Mille. Er hatte selbst einen eigenen früheren Film geremaked.
Heutzutage hat das freilich an Exklusivität verloren, also soll das auch nicht großartig weiter thematisiert werden.
Die 1980er-Version steht ziemlich am Ende von Dietrichs Regielaufbahn, der erkannt hatte, dass die Erotikfilmwelle zwangsläufig in sich zusammen fallen musste. Gerade in Dietrichs späten Werken bleibt keine Quadratzentimeter Haut unabgefilmt, so auch in diesem Werk, für das auf die französische PornodarstellerinnenELITE zurückgegriffen wurde. Keine Muschi bleibt hier davon verschont, zum Zentrum des Bildes zu werden. Die Steigerung hätte nur im Sprung zum Hardcore liegen können, aber auch der Bereich brach zwar nicht kommerziell, aber qualitativ nur wenig später völlig zusammen.
Tatsächlich geht es auch hier weniger um die Handlung, sondern mehr um eine Stimmung. Gedreht rund um eine repräsentative Villa bei Zürich, verlässt der Film kaum je dieses Anwesen, das wie eine eigene Welt wirkt, abseits äußerer Einflüsse. Der Film muss wohl in der Gegenwart spielen, angesichts der Existenz von Telefon, elektrischem Licht, Eric Falk in Jeans, Make-up und einer modernen, auf engstem Raum gewendelten Treppe. Vielleicht hat aber auch einfach niemand über Set-Design und Kostüme nachgedacht. Denn warum sollte 1980 eine standesgemäße Heirat überhaupt noch ein Thema gewesen sein? Warum tauchen als Fortbewegungsmittel außer den eigenen Füßen nur Pferde auf? Und warum tragen die Damen, wenn sie nicht ohnehin nackt sind, immer nur weiße (Unschuld!) Gewänder, die nicht zum Jahr 1980 passen?
Aber es ist letztlich natürlich völlig wurscht, ob wir uns vorgeblich in Zürich 1980 oder in Frankreich zu Zeiten Maupassants befinden sollen, oder ob es einen Bruch im Raum-Zeit-Kontinuum gegeben hat. Wichtig sind hier nur Einblicke in eine wohlhabende Familie mit vererblicher Unterwäscheallergie und Ausblicke auf deren Anatomie. Karine Gambier fellationiert einen unschuldigen Maiskolben, Pascale Vital präsentiert ihre Fähigkeiten im Nacktreiten, und Brigitte Lahaie festigt noch einmal ihren Status als Göttin.
Walter Baumgartner liefert dazu Kammermusik und verfestigt damit noch die Irritation bezüglich der Handlungszeit. Da Mme. Vital hier als "Celina Mood" agiert, wäre freilich noch etwas Glenn Miller angebracht gewesen.
Wunderschöne nackte Frauen, das Richtige für einen Sonntagmorgen.