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Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Fr 11. Mär 2022, 07:16
von jogiwan
Applejuice
- 001.jpg (45.1 KiB) 228 mal betrachtet
Originaltitel: Meet the Applegates
Alternativtitel: Applegates - Eine Familie zum Fürchten
Herstellungsland: USA / 1990
Regie: Michael Lehmann
Darsteller:innen: Ed Begley Jr., Stockard Channing, Dabney Coleman, Robert Jayne
Story:
Als Reaktion auf die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes holt eine bislang unbekannte Käferart zum Gegenschlag aus um in einer amerikanischen Stadt ein Atomkraftwerk in die Luft zu jagen. Zu diesen Zweck nehmen vier Käfer nach ausgiebigem Studium menschlicher Befindlichkeiten die Gestalt der biederer Vorstadtfamilie Applegate an um sich so unerkannt unter die Menschen mischen zu können. Doch der ausgeklügelte Plan in das Sicherheitssystem des Kraftwerkes zu gelangen gerät alsbald ins Stocken, als jeder der vier Applegates für sich etwas zu sehr den Verlockungen der modernen Zivilisation erliegen, Menschen in der näheren Umgebung spurlos verschwinden und sich auch noch der Rest der Käfer-Verwandtschaft zum Besuch ankündigt.
Re: Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Fr 11. Mär 2022, 07:17
von jogiwan
„Meet the Applegates“ ist eine doch etwas ungewöhnliche Satire mit Umweltschutzaspekt, die einen überspitzten wie treffenden Blick auf die Befindlichkeiten der wohlstandverwöhnten Menschen wirft. Die Ausgangssituation mit Käfern in Menschengestalt ist zwar zugegeben ziemlich schräg, doch der sympathische Film zeigt so auf humorvolle Weise die krassen Gegensätze des Kapitalismus und der Wohlstand des Einen, bedeutet die Abholzung des Lebensraums des anderen. Doch im Falle von „Applejuice“ haben die Käfer auch einen Plan, den sie mit ihrer Wandlungsfähigkeit auch recht zielstrebig verfolgen. Dazu kommt eine äußere Sicht auf das Konsum- und Freizeitverhalten der Menschen und Sex, Drogen und Teleshopping erweisen sich bald als Fallstricke für die Mitglieder der Familie. Dazu kommen ein gelungenes Creature-Design und jede Menge origineller Einfälle, die den Streifen zu einer sehr unterhaltsamen Sache machen. Es gibt zwar gelungene Verwandlungen, aber der Horror-Anteil hält sich sehr zurück und auch wenn Menschen kurzerhand im Käfer-Kokon landen, so bleibt „Applejuice“ in dieser Hinsicht schon auch immer harmlos um die Grundintention des Streifens nicht zu gefährden – uns Menschen einen Spiegel unseres Verhaltens vor die Nase zu halten. Ein interessanter Streifen aus den Neunzigern, der irgendwie den subversiven Geist des frühen Tim Burton (Ähnlichkeiten zu "Beetlejuice" scheinen ja Titel-bedingt beabsichtigt) atmet und den man durchaus eine schöne Veröffentlichung und einen höheren Bekanntheitsgrad wünschen würde.
PS: Danke an dieser Stelle nochmals an den Bux, der mir die Sichtung dieses ungewöhnlichen Streifens so kurzfristig ermöglicht hat.
Re: Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Fr 11. Mär 2022, 08:39
von buxtebrawler
jogiwan hat geschrieben: ↑Fr 11. Mär 2022, 07:17
Ähnlichkeiten zu "Beetlejuice" scheinen ja Titel-bedingt beabsichtigt
Jetzt, wo du 's sagst...!
jogiwan hat geschrieben: ↑Fr 11. Mär 2022, 07:17PS: Danke an dieser Stelle nochmals an den Bux, der mir die Sichtung dieses ungewöhnlichen Streifens so kurzfristig ermöglicht hat.
Da nich' für. Mir gefällt der Film auch, beizeiten werde ich auch ein paar Zeilen dazu verfassen.
Re: Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 18:04
von buxtebrawler
„Diese Kreatur scheint harmlos.“
US-Regisseur Michael Lehmanns („Heathers”, „Hudson Hawk”) zweiter abendfüllender Spielfilm heißt eigentlich „Meet The Applegates“, wurde in Deutschland in Anlehnung an Tim Burtons „Beetlejuice“ aber kurzerhand „Applejuice“ getauft. Die Horrorkomödie aus dem Jahre 1990 verbindet ein Kreaturenspektakel mit satirischen Elementen.
„Das ist ein Atomkraftwerk und kein Bordell!“
Der Raubbau des Menschen am Regenwald bedroht die Existenz der Cocorada-Käfer, einer bisher unbekannten Spezies mit ganz besonderen Fähigkeiten: Sie kann sich in Menschen verwandeln. Diese Eigenschaft wollen die Käfer nutzen, um der Menschheit den Garaus zu machen. Fünf von ihnen werden in die USA entsandt, um dort einen Super-GAU in einem Atomkraftwerk auszulösen. Als Familie Applegate getarnt, eine typische amerikanische Durchschnittsfamilie, beziehen sie ein Haus in einem Vorort von Ohio. Familienvater Richard P. Applegate (Ed Begley Jr., „Straßen in Flammen“) tritt einen Job im Atomkraftwerk an, Mutter Jane (Stockard Channing, „Grease“) betätigt sich als Hausfrau, die Kinder im Teenager-Alter Johnny (Robert Jayne, „Im Land der Raketen-Würmer“) und Sally (Camille Cooper, „Shocker“) werden in die Schule geschickt und Familien„hund“ Spot darf natürlich auch nicht fehlen. Doch die zahlreichen Verführungen der US-Gesellschaft drohen, den Plan zu durchkreuzen…
„Sexbesessene Käfer!“
Texttafeln zu Beginn informieren über die Käfer, bevor es im im Dschungel spielenden Prolog mit einem Riesenkäferangriff in Point-of-View-Perspektive direkt in die vollen geht. Ein paar einfach gemachte, nichtsdestotrotz gelungene Mutationsspezialeffekte und schicke Käferkostüme sorgen im weiteren Verlauf für Schauwerte, Augenschmaus Camille Cooper in ihrer Rolle als Sally ebenfalls, und Hündchen Spot ist auch ein ganz Süßer. Ein spaßiger, leichter Ekelfaktor durchzieht den Film dennoch, ohne dass es Regisseur Lehmann damit übertreiben würde. Einer der Käfer tritt zunächst als Mann in Frauenkleidern in Erscheinung, hat anscheinend irgendetwas falsch verstanden. Und zwei powerlockige Heavy-Metal-Zwillinge sind wandelnde Klischees.
„Applejuice“ entwickelt sich sodann rasch zu einer hübsch bunten satirischen Parodie auf den konsumistischen US-Way-of-Life, der sich insbesondere in Jane widerspiegelt, die dem Kaufrausch verfällt, finanziell über ihre Verhältnisse lebt und schließlich kriminell wird. Ihr Mann lässt sich im Büro von seiner Sekretärin (Savannah Smith Boucher, „Long Riders“) verführen, wird gefeuert und anschließend von ihr erpresst. Töchterchen Sallys Sexualpartner landet als Kokon im Schrank, schwanger wird sie trotzdem von ihm. Und Sohnemann Johnny wird drogenabhängig. Natürlich eskaliert die Situation irgendwann…
…jedoch nicht, ohne dass Lehmann das Finale noch mit einer ökologischen Aussage versehen würde. Zur Kritik an hemmungslosem Konsum und der Zerstörung von Mutter Erde gesellt sich in „Applejuice“ eine generelle Verballhornung des Menschen innerhalb westlich geprägter Zivilisationen – jedoch stets derart ironisierend und herrlich bescheuert dargereicht, dass einem Horrorkomödien-geeichten Publikum das Lachen nur selten im Halse steckenbleiben dürfte. Das bedeutet aber auch, dass Lehmann gern noch ein paar Pfund hätte draufpacken dürfen, um aus seinem Film mehr als einen letztlich dann doch eher harmlosen, trashigen Spaß, der immerhin etwas zu sagen hat, zu machen. Ein spielfreudiges Ensemble und die ansprechende, kreative Umsetzung sorgen davon unabhängig für viel Kurzweil!
Re: Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 19:55
von Maulwurf
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mi 6. Dez 2023, 18:04
Als Familie Applegate getarnt, eine typische amerikanische Durchschnittsfamilie, beziehen sie ein Haus in einem Vorort von Ohio. Familienvater Richard P. Applegate (Ed Begley Jr., „Straßen in Flammen“) tritt einen Job im Atomkraftwerk an, Mutter Jane (Stockard Channing, „Grease“) betätigt sich als Hausfrau, die Kinder im Teenager-Alter Johnny (Robert Jayne, „Im Land der Raketen-Würmer“) und Sally (Camille Cooper, „Shocker“) werden in die Schule geschickt und Familien„hund“ Spot darf natürlich auch nicht fehlen. Doch die zahlreichen Verführungen der US-Gesellschaft drohen, den Plan zu durchkreuzen…
Wieso fallen mir da sofort die Simpsons ein? Beim weiteren Lesen habe ich überhaupt nicht verstanden, dass es sich NICHT um einen Zeichentrickfilm handelt ...
Re: Applejuice - Michael Lehmann (1990)
Verfasst: Do 7. Dez 2023, 09:59
von buxtebrawler
Maulwurf hat geschrieben: ↑Mi 6. Dez 2023, 19:55
Wieso fallen mir da sofort die Simpsons ein? Beim weiteren Lesen habe ich überhaupt nicht verstanden, dass es sich NICHT um einen Zeichentrickfilm handelt ...
Wegen der satirisch überspitzten Darstellung einer US-amerikanischen Durchschnittsfamilie
Als Zeichentrickfilm hätte die Geschichte sicherlich auch funktioniert, als Realfilm mit Spezialeffekten ist sie aber schöner