Body is Reality
Crimes of the Future
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Kino.
Sneak Preview.
Schauburg Bremen.
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Der Inhalt des neuen Cronebergs ist schwer zu beschreiben.
In einer nahen Zukunft, so scheint es zumindest, verändern sich die menschlichen Körper bzw. werden Operationen immer wichtiger.
Wobei sich aber auch ein gewisser OP-Kult gebildet hat. Es gibt mittlerweile verschiedene Performance Künstler:innen, die sich gegenseitig vor Publikum mit skurrilen Apparaturen operieren. Saul Tenzer (Viggo Mortensen) und Caprice (Léa Seydoux) bilden dabei so ein Performance-Art-Duo. Sie sind berühmt und werden verehrt. Tenzer hat dabei die Fähigkeit erlangt, neue Organe zu bilden, die ihm Caprice bei ihren Vorführungen wieder entnimmt. Tenzers Gesundheitszustand wird dadurch immer schlechter. Zusätzlich bekommen beide noch ein (unmoralisches?) Angebot,
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eine Autopsie an einem ermordeten Kind durchzuführen.
Der neue Film von David Cronenberg bietet nun auch wieder seinen berühmten Body-Horror. Wobei die besagten Szenen eher rar gesät sind und ich immer wieder verwundert bin, wie wenig Blut und Gedärm es benötigt, damit ein gewisses Rumoren im Kinopublikum aufkommt. Die Performance-OPs sind dabei schon toll in Szene gesetzt. Dabei scheint Cronenberg auf altbewährtes Design zu setzen. Das ist dann auch nicht immer bierernst. Beim Break-Fast-Chair, in dem man während des Essens von einem Exo-Skelett durchgeschüttelt wird, musste ich dann doch immer wieder schmunzeln.
Der Film atmet natürlich auch den Geist von VIDEODROME, ich würde aber eher CRASH und eXistenZ nennen. CRASH wenn es um die gewollte Selbstverstümmelung geht und eXistenZ, wenn es um den Look des Films geht. Wobei der Look schon ein Problem darstellt. Außer der schon beschriebenen Elemente, sieht alles doch sehr billig aus. Wahrscheinlich wurde in einem abgeranzten und stillgelegten Hotel gedreht. Zunächst wirkt das noch passend, aber irgendwann war ich doch irritiert. Dazu wirkt der Rest doch sehr statisch. Vor allem die Schauspieler:innen in diesen starren Settings, wenn diese teilweise wirklich lang über alles und den Körper und die Veränderung des Menschseins philosophieren.
Was auch seltsam wirkt, dass weitere Handlungsstänge eingeführt aber nur angerissen werden. So gibt es zwei Mitarbeiter:innen (u.a. Kristen Stewart) der "nationalen Organ Registrierung", welche sich im dreckigsten Büro überhaupt befindet, die sich immer gerne bei den Happenings herumtreiben und noch einen illegalen Organ-Schönheitswettbewerb veranstalten wollen. Weiter gibt es noch einen Cop und eine Undercover-Story inkl. Aktivisten, deren Körper sich schon verändert hat, denn diese können Plastik essen und verdauen. Und die Firma, die die ganzen Apparaturen baut und wartet, führt auch noch etwas im Schilde. Hört sich toll an, aber nach 110 Minuten ist der Spuk dann doch vorbei.
Ich persönlich war erst einmal sehr fasziniert, denn der Film hatte auf mich schon eine gewisse Sogwirkung. Andrerseits hatte ich schon Probleme mit dem Look des Films. Die hatte ich damals schon ähnlicherweise bei eXistenz. Da bin ich eher bei Cronenbergs Meisterwerk VIDEODROME. Cronenberg scheint hier seine Body-Horror-Phase mit seinen späteren philosophischen Werken kombinieren zu wollen, um es mal grob zu umreissen. Ich kann mir dabei gut vorstellen, dass der Film daher spalten wird. Ich persönlich bin noch hin und her gerissen. Früher hätte ich gesagt, ich muss den nochmal schauen. Heute sage ich, dazu fehlt mir die Zeit.
"Surgeries are the new Sex!"