The Butcher - Maik Ude (1991)

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Salvatore Baccaro
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The Butcher - Maik Ude (1991)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: The Butcher

Produktionsland: Deutschland 1991

Regie: Maik Ude

Cast: Maik Ude, Boris Klemkow, Knut Riechmann, Markus Wilde, Arnold Duda, Marco Schröder


Die drei Jugendlichen Steve, Chuck und Marc kommen in den ereignislosen Nachmittagsstunden nach Schulschluss auf die glorreiche Idee, einen nerdigen und deswegen für Mobbing prädestinierten Mitschüler namens Jack zur Zielscheibe eines fragwürdigen Scherzes machen zu wollen: Mit einer Sichel, (von den Buben allerdings fälschlicherweise als Sense bezeichnet), soll Steve, der Jüngste der Clique, dem arglosen Knaben in dessen Elternhauskeller auflauern, um ihm einen gehörigen Schrecken einzujagen. Leider geht die Aktion jedoch, wie so oft im Slasher-Genre, nach hinten los: Vor Schreck taumelt Jack nämlich mitten in die Sichelklinge hinein und haucht sein junges Leben aus. Natürlich geloben Steve, Chuck und Marc Stillschweigen darüber zu halten, dass sie verantwortlich für Jacks Ableben sind: Für die Erwachsenen soll das Ganze wie ein Unfall aussehen, bei dem unser Trio überhaupt keinen Finger im Spiel hatte. Der Tote indes denkt gar nicht daran, es ungestraft hinzunehmen, dass man ihn grundlos mit einem landwirtschaftlichen Werkzeug um die Ecke gebracht hat. „Du Schwein, ich werde mich rächen!“, hat er dem flüchtenden Steve noch sterbend hinterhergeschrien, - und genau das tut er nun, nachdem er sich als Untoter aus dem Grab erhoben hat und, gesichtsvermummt per Kissenstoffbezug, zu Meuchelmorden auszieht, bei denen er sich jedoch nicht nur damit begnügt, Steve, Chuck und Marc nach dem Prinzip der zehn kleinen Jägermeister in die Ewigen Jagdgründe zu schicken, sondern vielmehr seine Aggression auch auf völlig wahllos daherkommende Opfer richtet: Ein Blutbad des Grauens, das Zombie-Jack zu Recht den Spitznamen „The Butcher“ einbringt…

Im Jahre 1991 veröffentlicht Andreas Schnaas bereits den zweiten Streich seiner berüchtigten VIOLENT-SHIT-Reihe; Andreas Bethmann bläst zum ersten Akt seiner WESTSTADT-MASSAKER-Trilogie; Olaf Ittenbach steckt mitten in den Dreharbeiten zu seinem Zweitling THE BURNING MOON, der 1992 erscheinen wird – ungefähr so präsentiert sich zu dieser Zeit die Landschaft des noch in seinen Kinderschuhen steckenden bundesdeutschen Amateur-Splatters. Von THE BUTCHER eines gewissen Maik Ude dürften in diesem Zusammenhang sicherlich die wenigsten gehört haben, - doch nachdem ich das Werk nun in seiner gesamten sechzigminütigen Glorie (und Gorie!) genossen habe, bin ich fast versucht, es an die Seite von Ittenbachs Debüt BLACK PAST zu stellen, der für mich seit jeher das Genre-Nonplusultra darstellt: Was Ittenbach in BLACK PAST abfackelt, (und was er später, meiner Meinung nach, auch nie mehr in dieser Formvollendung hinbekommen sollte), ist ein zwar ein inhaltlich im Grunde wenig originelles und durchaus apokalyptisch-grausiges Home-Made-Kino, das jedoch in seinem Subtext durchaus augenzwinkernd-selbstreflexiv zur Wege geht: Gerade dadurch, dass Ittenbach die Rolle des pummeligen Jugendlichen, der es im Fokus der Handlung mit den Ausgeburten der Unterwelt zu tun bekommt, höchstselbst reichlich selbstironisch zum Besten gibt, reizt mich BLACK PAST immer wieder zu schallendem Gelächter. Den meisten übrigen deutschsprachigen Amateur-Splatter-Streifen kann ich demgegenüber kaum einmal ein solches Lob anheften: Zu viel ausgewalzte Gore-Einlagen, zu viel ausgewalzter Sex, zu viel Misogynie und Chauvinismus, zu viel entweder von verbissener Ernsthaftigkeit oder prä-pubertärem Blödel-Humor. Nun aber hat THE BUTCHER meinen Weg gekreuzt – und, wie gesagt, neben dem Kometen BLACK PAST blinkt von nun an ein etwas kleinerer, etwas bescheidenerer Stern an meinem persönlichen BRD-No-Budget-Splatter-Himmel, der nichtsdestotrotz das Gros all der ungleich berühmteren Genre-Vertreter locker in die Schatten verweist.

Andreas Schnaas ist Jahrgang 1968, Andreas Bethmann wurde 1970 geboren, Olaf Ittenbach erblickte 1969 das Licht der Welt – zum Zeitpunkt, als diese Generation eingeweideliebender Filmemacher ihre ersten kinematographischen Gehversuche unternimmt, befinden sie sich kurz vor oder kurz nach Vollendung ihres zwanzigsten Lebensjahrs. Maik Ude wiederum ist während der Dreharbeiten zu THE BUTCHER gerade mal zarte Fünfzehn – und seine Handvoll Freunde vor und hinter der Kamera allesamt in etwa demselben Alter. Allein dieser Umstand macht THE BUTCHER für mich schon einmal zu einem hochinteressanten zeitgeschichtlichen Dokument: Ude und Konsorten sind, wie der Regisseur selbst in einem Online-Interview erzählt, über einen älteren Bekannten in Kontakt mit der Creme de la Creme beschlagnahmter Filmware gekommen, und beschließen mit ihren zarten Lenzen, einen eigenen Streifen im Stil von ROSSO SANGUE, (nicht umsonst nennt Ude seine „Produktionsfirma“ schlicht „Absurd“), oder FRIDAY THE 13TH in die Video-Cam zu bringen. Tatsächlich völlig absurd ist es dabei, dass eine spätere DVD-Veröffentlichung von THE BUTCHER den Film auf eine Freigabe ab 18 datiert, - was ja dann im Umkehrschluss heißen würde, Ude und seine Freunde hätten ihr eigenes Werk nach dem Finalschnitt gar nicht zu Gesicht bekommen dürfen!

Weniger absurd, sondern wundervoll ist es, einer Gruppe Schulfreunde dabei zuzusehen, wie sie ihre filmischen Vorbilder anzapfen, um zwar ebenfalls keinen besonders originellen, dafür aber im höchsten Maße kurzweiligen Genre-Beitrag auf die Beine zu stellen. Natürlich sind die technischen Mängel eklatant: Der Ton ist eine Katastrophe, (schon in der allerersten Dialogszene, als Chuck, Marc und Steve auf einer Parkbank aushecken, wie sie Jack am besten die Angst seines Lebens machen können, verstehe ich, selbst wenn ich meine Lautsprecherboxen bis zum Anschlag aufdrehe, höchstens vielleicht zwanzig Prozent des gesprochenen Worts); über die schauspielerischen Qualitäten muss man nicht viele Worte verlieren, (es hat beinahe etwas von Fassbinder oder Schlingensief, wenn die schätzungsweise zwischen 14 und 16 Jahre alten Laien ihre Dialoge herunterbrechen und dabei vor allem Boris Klemkov als Steve offensichtlich derart aufgeregt und euphorisch ist, dass er kaum eine Sekunde stillsitzen kann, sich verhaspelt, seinen Text vergisst); der Soundtrack wurde, soweit ich es erlauschen konnte, größtenteils stibitzt aus DAWN OF THE DEAD und FRIDAY THE 13TH; technisch-ästhetisch erinnert der Film an ein Schüler-Videoprojekt, inklusive eine Montage, die Szenen manchmal mitten im Satz abschneidet, einer oftmals ziellos umherschwenkenden Kamera, und Splatter-Effekte, die aus nachvollziehbaren Gründen größtenteils im Off stattfinden müssen, und sich on-screen mit solchen Raffinessen behelfen wie einem Buben, der am Boden liegend seinen Kopf unter der Pullikapuze versteckt, um zu suggerieren, er sei ihm abgeschlagen worden, oder Gummihänden und Gummiärmchen aus dem Fundus der Halloween-Abteilung eines örtlichen Spielwarenladens.

Auch bei der Geschichte handelt es sich um einen Flickenteppich aus Genre-Versatzstücken, der nicht mal einer inneren Logik zu folgen gewillt ist: Obwohl zu Beginn postuliert wird, Jack würde aus dem Grab kriechen, um seine drei versehentlichen Mörder Chuck, Steve und Marc zur Rechenschaft zu ziehen, bekommen auch etliche andere Unschuldige den Zorn des Wiedergängers zu spüren, darunter ein Rollstuhlfahrer, wahllose Schulkinder, sowie ein stadtbekannter Drogendealer und sein Kumpel, die im Wald campen. Getötet wird auf kreative Weise per Bohrer, Machete, Heckenschere. Nachdem Steve alsbald Verdacht schöpft, Jack könne es sein, der sich durch seinen Bekanntenkreis metzelt, und ihm seine Eltern keinen Glauben schenken, greift der Halbwüchsige selbst zu den Waffen, um den Unhold ein für allemal zu beseitigen. Nur scheinbar gelingt es ihm, die Tode Chucks und Marcs zu rächen, - denn ein Jahr später geht das Morden von Neuem los. (Weshalb THE BUTCHER auch ein bisschen so wirkt, als seien da zwei etwa zwanzig bis dreißig Minuten lange Kurzfilme nachträglich aneinander getackert worden, - zumal die Rolle des Steve, die einzige ist, die auch in der zweiten Hälfte von THE BUTCHER auftritt, dafür aber Schauspieler in neuen Rollen mit von der Partie sind, nachdem die Figur, die sie in der ersten Hälfte verkörpert hatten, das Zeitliche segnen musste.) Überhaupt erweckt THE BUTCHER einen überaus improvisierten Eindruck: Die Crew um Maik Ude hat ihren Grusel- und Gewaltphantasien ungehindert freien Lauf gelassen, - ohne auf narrative Kohärenz, auf einen klassischen Spannungsbogen, auf rudimentäre dramaturgische Anforderungen zu achten.

Genau das macht für mich aber eine der Qualitäten von THE BUTCHER aus – denn bezeichnend ist nicht zuletzt, dass der Film in seinem ganz eigenen Kosmos spielt, der nahezu ausschließlich von männlichen Jugendlichen bevölkert wird. Im Klartext: Nur zweimal treten die Eltern unserer Helden in Erscheinung, - einmal, wenn Chucks Mutter bei Steve anruft, und sich besorgt zeigt, dass ihr Sohn nicht vom Gitarrenunterricht nach Hause gekommen ist, und dann noch, wenn Steve seinem Vater weismachen will, eben sei Schleim aus dem Telefonhörer getropft, (übrigens eine herzlich infantile Szene, direktemang aus einem Pulp-Comic für Kinder!), ein Vorzeichen dafür, dass er der nächste Kandidat auf Jacks Totenliste sei, und der Papa ihn desinteressiert abweist. (Die Mutter Chucks bildet dabei im Übrigen auch die einzige weibliche Figur des kompletten Films.) Wenn in einer weiteren reichlich bizarren Szene Steve und Marc die Polizei aufsuchen, um eine Vermisstenmeldung bezüglich Chuck aufzugeben, wird selbst der Beamte unverhohlen von einem kleinen Jungen dargestellt, (und das Polizeirevier übrigens von einem in schummriges Licht getauchten Kinderzimmer).

Zu den weiteren Höhepunkten des Films zählen Zwillingsbrüder, die von ein und demselben Jungen verkörpert werden, (und deren Vater, wie es in einem ausnahmsweise verständlichen Dialog heißt, aufgrund seiner Potenz landläufig als der „Fruchtbare Horst“ bekannt ist); die Attacke Jacks auf eine dilettierende Schülerband in ihrer Proberaum-Scheune, wo diese zuvor in einer mehrminütigen Sequenz den räudigsten Punk-Rock runtergeknüppelt haben, den ich seit langem hören durfte; zahllose Friedhofsszenen, die innerhalb der Diegese in tiefster Nacht spielen sollen, tatsächlich aber bei strahlendem Sonnenschein gedreht wurden, was es nahezu surreal wirken lässt, wenn sich dort immer mal wieder (storytechnisch relativ unmotiviert) Zombies erheben, um Steve und Co. anzugreifen; irritierende, (weil ebenfalls weitgehend unmotivierte), optische Spielereien à la Zeitlupenaufnahmen von Köpfungen oder Lochblenden, mit denen Ude die eine oder andere Szene beendet; nicht zuletzt eimerweise zitationswürdige Dialoge, wie der bedauernden Spruch unserer Freunde nach Jacks Ableben: „Den Scherz hätten wir uns einfach nicht erlauben sollen. War echt schlimm“, der verzweifelte Schrei eines der erwähnten Waldcampers, als er bemerkt, dass der Biervorrat sich dem Ende zuneigt: „Ich will Pils!“, oder Steves Herumgrübeln, nachdem sich erneut die Verbrechen an Jugendlichen häufen: „Der zweite Mord! Hoffentlich geht das nicht wieder los!“

Man könnte bei alldem meinen, der Reiz von THE BUTCHER würde für mich allein darin liegen, dass da halbe Kinder ihre liebsten Horrorschocker oberflächlich abgrasen und das Geerntete sodann in einem zu keinem Zeitpunkt irgendwelchen filmischen Standards genügenden, dafür aber mit Leidenschaft bis zum Anschlag vollgepumpten Freizeitprojekt bündeln – ein Film, den man Jugendschützern, Klerikern, Medienwissenschaftlern vor die Füße werfen könnte, die davon ausgehen, dass der ungefilterte Konsum einschlägiger Video-Ware bei Minderjährigen zwangsläufig zu Amokläufen führen müssen: Im Falle von Ude und seinen Freunden hat es vielmehr zu einem Dammbruch der Kreativität geführt, denn auch wenn THE BUTCHER noch so amateurhaft, inkonsistent, kindisch wirken mag, ganz im Ernst: Ich zweifle stark, ob ich mit Fünfzehn in der Lage gewesen wäre, einen solchen Film nicht nur in den Kasten zu bringen, sondern ihn auch in der Post-Production bis zum bitteren Ende zu betreuen.

Der wahre Grund aber dafür, dass ich THE BUTCHER von nun an als kleinen Bruder von Ittenbachs BLACK PAST betrachten und meinen kompletten Bekanntenkreis damit nerven werde, diesem ungeschliffenen Juwel eine Sichtungschance einzuräumen, liegt in der Metareflexivität des Streifens. Nein, das ist kein Scherz, nicht mal eine Metapher: Maik Ude und sein Team sind noch weit vor Erlangung der Volljährigkeit durchaus in der Lage, über ihr eigenes Tun und Schaffen zu reflektieren, es in einen größeren Kontext zu setzen, ihren Film stellenweise fast wirken zu lassen, als sei er ein Genre-Film gewordenes Nachdenken über Genre-Filme – und das, wohlgemerkt, fünf Jahre vor SCREAM, der ja weithin als entscheidender Schritt hin zu einem Horrorkino gilt, das seine eigenen Bedingtheiten und Befindlichkeiten stets im Subtext (bzw. mit dem Holzhammer!) mitdenkt. Vor allem in zwei Instanzen haben sich mir die Augen dafür geöffnet, wie klug Maik Ude doch bei THE BUTCHER zu Werke geht:

1) Nachdem Steve Jack zunächst vermeintlich in die Hölle katapultiert hat, sitzt er mit seinen zwei neuen Freunden Ben und Peter zusammen und äußert seine Vermutung, Jack könne noch immer unter den Untoten weilen, und ihnen allen nach dem Leben trachten. Ben und Peter tun Steves Erzählungen als Blödsinn ab: „Du hast wohl zu viel FREITAG DER 13. geschaut!“ In der Folge entwickelt sich ein kurzer Dialog über besagte Filmreihe: Ob da denn nicht auch ein Typ mit einem Bettbezug überm Kopf umherlaufe und Teenies schnetzle? – Nein, Quatsch: Der Killer in FREITAG DER 13. hat doch eine Hockeymaske vor der Fratze! – Stimmt nicht: Die kommt erst im dritten Teil hinzu. In Teil Eins ist noch Jasons Mutti die Mörderin und in Teil Zwei trägt Jason tatsächlich eine Art Sack über der Rübe. So ungefähr muss man sich den Schlagabtausch vorstellen. Es ist erstaunlich, dass gerade in SCREAM ja auch ein ähnlicher Dialog über die FRIDAY THE 13TH-Serie enthalten ist, - aber, dass Drehbuchautor Kevin Williamson THE BUTCHER gekannt haben dürfte, halte ich nun wirklich für äußerst unwahrscheinlich.

2) Noch glorreicher ist eine Sequenz gegen Schluss, wenn Ben und Peter bei ersterem zu Hause weilen und sich unfassbarerweise Marino Girolamis ZOMBI HOLOCAUST anschauen, (und zwar als VHS-Tape mit holländischen Untertiteln: „Scheißuntertitel!“, schimpft dann auch einer der beiden sinnfällig.) Wo hast Du den denn eigentlich her?, fragt Peter seinen Freund. Ist der nicht verboten? Auch im weiteren Verlauf der mehrminütigen Szene durchleuchtet Ude die Distributions- und Rezeptionsbedingungen von derlei Filmen luzide: Ben und Peter freuen sich wie Honigkuchenpferde, als die Kannibalen in ZOMBI HOLOCAUST über das Expeditionsteam herfallen und einem Mitglied die Därme aus dem Bauch reißen. Noch mehr ergötzt sie aber die berühmte Außenbordmotor-Szene, wo einem Zombie mit eben diesem der Kopf zermantscht wird: „Total zerfetzt, geil!“ Der affirmative Umgang der beiden Halbstarken mit dem grenzüberschreitenden Bildmaterial erhält aber natürlich dadurch eine subversive, wenn nicht sogar satirische Note, da dieses Gore-Gegröle im Rahmen eines Films stattfindet, der selbst wirkt wie ein Amalgam ikonischer Meuchel- und Gruselszenen aus dem Genre-Repertoire: Maik Ude stellt (bestimmt zu nicht geringem Maße autobiographisch) das unreflektierte Abfeiern schockierender Schauwerte durch ein minderjähriges Publikum dar, nur um diese Jugendlichen wenige Minuten später in den Showdown mit einem Killer aus dem Jenseits zu jagen. Es ist, als hätten die Macher pointiert die Genese ihres eigenen Films zeigen wollen: Wir haben uns ZOMBI HOLOCAUST heimlich im Keller als verwaschene VHS angeguckt, während die Eltern schliefen; dann haben wir uns mit einer Videokamera bewaffnet und wild drauflosgeschossen; am Ende haben wir dann selbst einen Film veröffentlicht, den sich andere Jugendliche heimlich in ihren Kellern als VHS mit mieser Tonspur und schrecklichem Bild anschauen werden, um sich an den Gewaltspitzen zu delektieren. Mir schlägt das Herz bis zum Kehlkopf: In keinem mir bekannten Amateur-Splatter-Film ist so zärtlich, so intelligent, so sensibel auf die juvenile Rezeption beschlagnahmter Schocker geschaut worden wie in diesen vier, fünf Minuten von THE BUTCHER – und müsste ich jemandem die Faszination schildern, die es für mich gehabt hat, als junger Mensch in all die verfemten audiovisuellen Gefilde beschlagnahmter Exploitation-Klassiker der 70er und 80er Jahre vorzustoßen, könnte ich mit Leichtigkeit auf diese Szene zurückgreifen: Zwei Pubertierende, die sich nicht einkriegen, weil ein Zombie-Kopf unter einem Schiffsmotor zerplatzt.

Nach THE BUTCHER dauert es mehr als eine Dekade, bis Maik Ude THE BUTCHER II vorlegt. Im Gespräch mit dem Online-Magazin splatgore.de antwortet er auf die Frage, weshalb er in der Zwischenzeit sein Film-Hobby ad acta gelegt habe: „Zu dem Zeitpunkt waren Mädchen, Party, saufen wohl wichtiger. Aber Irgendwann dachte ich, es muß eine Fortsetzung her!“ Ehrlich gesagt fürchte ich mich ein bisschen davor, mir auch noch THE BUTCHER II und THE BUTCHER III aus den Jahren 2004 bzw. 2005 anzuschauen: Diese Naivität, diese Unschuld, diese adoleszente Unbekümmertheit, die THE BUTCHER auszeichnet, kann doch eigentlich so viele Jahre später nicht reproduzierbar sein, - und soll es vielleicht auch gar nicht…
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Re: The Butcher - Maik Ude (1991)

Beitrag von Borderline666 »

Nach DEVILS MEAT unternahm Maik Ude einen zweiten und längeren Film zu produzieren. Zu dem Zeitpunkt war auch noch ziemlich jung und zwar ganze 16 Jahre alt. Nicht wie viele schreiben, 15 Jahre. Auch stimmt die Jahreszahl oftmals nicht, denn der Film wurde 1990 und nicht 1991 produziert. ;) Das nur mal am Rande. Ja, was erwartet einem bei THE BUTCHER? Ganz sicher keine hochwertigere Produktion wie man es vielleicht von Olaf Ittenbach erwarten kann, aber trotz allem, und das muss einfach gesagt werden, ein relativ "goldiger" Film von noch ziemlich jungen Horrorfans, die gerade erst aus dem Ei geschlüpft sind. Man sieht es in jeder Sekunde, dass die Jungs eine Megafreude an ihrer Arbeit hatten und was auf die Beine stellen wollten.

Die Geschichte dazu ist auch recht simpel gestrickt: Ein Junge wird gemobbt und umgebracht und kehrt von den Toten zurück um Rache zu üben und tötet somit alles und jeden, den er kriegen kann. The Butcher is back to kill!! :D Ich finde die Idee ganz nett umgesetzt und man hat sich auch nicht davor gescheut Zombies zum Einsatz zu bringen. Das liegt wohl daran, dass der Regisseur ein großer Fan von italienischen Zombiefilmen ist, was man anhand späterer Produktionen auch merkt. Guter Filmgeschmack war als schon in jüngsten Jahren vorhanden.

Gedreht wurde mit einer alten Kamera, vermute ich mal, in den 90ern gab es eben noch keine Handy- bzw. HD-Cams wie heute und das verleiht dem ganzen den Charme der 90er Amateurhorrorfilme wie man es eben kennt. Schlechtes Bild, schlechter Ton und möglichst billige Spezialeffekte. Was für den einen einfach nur billig rüber kommt, ist für Leute wie mich, die mit dem ganzen Amateurkram mehr anfangen können, ein richtiger Segen. Daher wäre es auch falsch THE BUTCHER als mies und schlecht darzustellen, denn das hat weder der Film noch die Macher verdient. Für mich eins meiner All Time-Highlights im Amateursektor, zumal ich persönlich eh ein großer Fan der Trilogie bin.
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