Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Moderator: jogiwan
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Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
US-amerikanische Krimi- und Actionserien der 1980er haben in eben jenem Jahrzehnt, in dem sie jeweils mit ein paar Jahren Latenz im deutschen öffentlich-rechtlichen wie im Privatfernsehen ankamen, mindestens eine Generation geprägt. Sie galten nicht nur als schwer unterhaltsam, sondern auch als heißer Scheiß, der Coolness transportierte und ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelte. Ganz weg waren sie aus dem deutschen Fernsehen nie und spätestens im Zuge der nostalgisch gefärbten Rückbesinnung auf die 1980er als Kultdekade betrachtete sie manch mittlerweile erwachsene(r) Zuschauer(in) in den besten Jahren retrospektiv mit ausgeprägtem Gespür dafür, wie sie den Zeitgeist und die Populärkultur mitprägten. Irgendwo zwischen den Polen einfacher wohliger Erinnerung und zeitgeschichtlicher Medienanalyse ist das von den Journalisten Niklas Hofmann und Klaus Raab geschriebene und von Maike Hettinger illustrierte, im Jahre 2013 im Suhrkamp-Verlag erschienene, ca. 210-seitige Taschenbuch anzusiedeln. Es widmet sich den hierzulande ursprünglich im Vorabend- und Abendprogramm gelaufenen zwölf Serien Agentin mit Herz, Airwolf, Das A-Team, Ein Colt für alle Fälle, Hart aber herzlich, Knight Rider, MacGyver, Magnum, Miami Vice, Remington Steele, Simon & Simon und Trio mit vier Fäusten.
Obwohl ich in den 1980ern ein Knirps war, sind mir einige dieser Serien zumindest geläufig. Bei „Agentin mit Herz“ verstand ich überhaupt nicht, worum’s geht, doch die weibliche Hauptrolle war mir ungemein sympathisch. Bis heute liebäugle ich hin und wieder mit einem Erwerb der Komplettbox, um die Erinnerungen aufzufrischen (und zu prüfen, ob ich mittlerweile etwas mehr als damals verstehe…). „Das A-Team“ habe ich eine Weile gern geguckt, das dürfte aber schon in den 1990ern gewesen sein. „Ein Colt für alle Fälle“ genoss tatsächlich auch bei mir Kultstatus, „Knight Rider“ fand ich top (schien mir später aber schlecht gealtert), „MacGyver“ kannte ich lediglich von Erzählungen meiner Mitschüler. „Magnum“ sowie „Airwolf“ fand ich doof und „Miami Vice“ lief zu spät abends, aber das „Trio mit vier Fäusten“ rangierte zusammen mit Colt Seavers auf einem vorderen Kultplatz. Auch hier ist der Reiz der Anschaffung nach wie vor groß…
Aber zurück zu diesem Büchlein: Der Einstieg ist famos. Alle zwölf Serien werden kurz, aber auf den Punkt gebracht vorgestellt, sodass man auch ohne je eine Episode gesehen zu haben einen guten, anschaulichen Eindruck bekommt. Neben einigen handfesten Daten begeistern insbesondere zwei Abschnitte: „Die idealtypische Episode, die es so nicht gab“, wofür sich jeweils eine komplette Handlung ausgedacht wurde, die das jeweilige Serienkonzepte und die damit einhergehenden Stereotype humorig persifliert und dadurch veranschaulicht, sowie „Worum es eigentlich geht“, weil dort in ein, zwei Sätzen eben das abstrahiert auf den Punkt gebracht wird. Anschließend geht’s mit reichlich Trivia und unnützem Wissen quer durch die Serien und Themengebiete, wobei es naturgemäß sehr nerdig – dabei jedoch stets mit einem Augenzwinkern – zugeht. Das fällt mal interessanter (Frei erfundene Fakten, Vorspänne, Cameos, Castings, fast alles zu „Miami Vice“, Simpsons-Gastauftritte, Kulturvergleich mit BRD-Serien, Auftritte von DDR-Agenten, Das Vietnam-Trauma, Fehler, Quoten, Kinoreferenzen bei „Remington Steele“) und mal belangloser (Quiz: Welcher Bart gehört zu wem?, Nummernschilder, Zigarren, Kfz-Quartett) aus. Insbesondere die Hintergrundinformationen zum damaligen Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren sind aufschlussreich. Die einzelnen Kapitel werden meist auf nur wenigen Seiten abgehandelt, sodass das Buch gut in kleinen Häppchen rezipiert werden kann. Etwas einfach machte man es sich jedoch, wann immer man es bei bloßen Aufzählungen beließ. Weiter aufgelockert wird das bunte Sammelsurium von Hettingers sehenswerten Zeichnungen sowie „Werbepausen“, in denen prägende Werbespots des ‘80er-TVs rezitiert werden. Einige nicht serienspezifische, sondern sehr allgemeine Informationen zu den 1980ern hinterlassen allerdings eher den Eindruck von Streckmitteln.
Wichtig zu wissen ist, dass es sich um keine Fachliteratur handelt, die tatsächliche Filmanalysen oder wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzungen mit dem damaligen Zeitgeist vornehmen würde. Das ist ein bisschen schade, denn ein wenig stärker hätte „Ein Kult für alle Fälle“ gern in diese Richtung tendieren dürfen. Dennoch überzeugt der originelle Ansatz, der neben einigem Quatsch viele Informationen zutage fördert, die in verschüttgegangenen Erinnerungen zu schwelgen, bei der Entscheidungsfindung, ob die eine oder andere Serie noch einmal geschaut werden sollte, oder bei der nachträglichen Einordnung damals Gesehenen mit dem Wissen von heute helfen. Schade ist indes das Fehlen eines Inhaltsverzeichnissen (dafür existiert ein Register) und sollte es zu einer zweiten Auflage kommen, gelte es, den einen oder anderen Fehler (deutsche „Miami Vice“-Erstausstrahlung, „Simon & Simon“-Bild bei „Trio mit vier Fäusten“) auszubessern. „Agentin…“ und „Trio…“ hin oder her: Nach dieser kurzweiligen Lektüre bin ich mir a) sicher, dann wohl doch mal „Miami Vice“ gucken zu müssen, weiß b), weshalb innerhalb dieses Kanons „MacGyver“ das exakte Gegenteil von „Airwolf“ ist und bin c) um Informationen reicher, auf die ich eigentlich auch gut hätte verzichten können: so z.B., dass Dwight „Murdock“ Schultz heutzutage als rechtspopulistischer Internet-Kolumnist auf Hetzseiten in Erscheinung tritt. Schnapp ihn dir, B.A. – meinen Segen hast du!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Wie kann man "Magnum" nicht mögen?
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- buxtebrawler
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Hatte mal reingeschaut, da war mir der Humor zu albern und die Coolness zu aufgesetzt. Außerdem kann ich Tom Selleck nicht leiden.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 31. Mai 2022, 10:14 Hatte mal reingeschaut, da war mir der Humor zu albern und die Coolness zu aufgesetzt. Außerdem kann ich Tom Selleck nicht leiden.
Das Buch aber wäre eine Überlegung wert...
- karlAbundzu
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Unglaublich. Ist aber wie bei einigen 70er 80er Serien. Auch hier gab es komödiantische wie dramatische Folgen, genau wie bei Starsky und Hutch. Oder eben Miami Vice. Apropos aufgesetzte coolheit. Und klar, Miami Vice sollte man mindestens einmal durchgesehen haben.buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 31. Mai 2022, 10:14Hatte mal reingeschaut, da war mir der Humor zu albern und die Coolness zu aufgesetzt. Außerdem kann ich Tom Selleck nicht leiden.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Koch Media könnte mal die Serie wieder rausbringen.karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mi 1. Jun 2022, 10:05 Und klar, Miami Vice sollte man mindestens einmal durchgesehen haben.
Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Miami Vice läuft momentan auf dem RTL Spartenkanal NITRO. Immer sonnabends/sonntags früh zur "Unzeit".
https://www.fernsehserien.de/miami-vice
https://www.fernsehserien.de/miami-vice
Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Magnum kann ich mir heute noch ansehen genau wie Miami Vice. Was leider gar nicht mehr geht ist "Ein Colt für alle Fälle".
Was habe ich dieses Serie früher so geliebt und jetzt geht das gar nicht mehr .
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- buxtebrawler
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Woran liegt's?
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Re: Niklas Hofmann / Klaus Raab – Ein Kult für alle Fälle: Die ultimativen Serien der Achtziger
Das Drehbuch von jeder Folge ist so peinlich wie dünn, als kleiner Junge / Jugendlicher kann dir das gefallen aber aus Nostalgie schauste das vielleicht 2-3 Folgen und dann hat sich die Geschichte.
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