Seite 1 von 2
Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni (1968)
Verfasst: Do 23. Sep 2010, 16:32
von untot
Originaltitel: Da uomo a uomo
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1968
Regie: Giulio Petroni
Darsteller: John Phillip Law, Lee Van Cleef, Mario Brega, Luigi Pistilli, Anthony Dawson...
Inhalt:
Der junge Bill musst einst mit ansehen, wie seine Familie von vier Banditen brutal niedergeschossen wurde. Fünfzehn Jahre lang dachte er nur an eins: Rache. Jetzt scheint seine Gelegenheit gekommen. Drei der Verbrecher führen mittlerweile ein Leben als redliche Bürger in einflussreichen Positionen im bereits zivilisierten Teil des Westens. Der vierte, Ryan, war der einzige, der damals ins Gefängnis wanderte - weil er von den anderen reingelegt worden war. Als er entlassen wird, ist für Bill klar, dass er sich nur Ryan anschließen muss, um an die anderen heranzukommen. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf den gefahrvollen Weg durch den ungezähmten, wilden Westen. Dabei kommen sie jedoch nicht nur ihren Opfern, sondern auch der erschreckenden Wahrheit hinter dem Verbrechen näher...
Fazit:
Hier haben wir es mit einem Rachewestern der Spitzenklasse zu tun.
An dem Film wurde nix falsch gemacht, angefangen mit Lee Van Cleef, der nach meiner Meinung das beste Gesicht hat, das die Leinwand je gesehen hat, ich bin ein riesen Fan von ihm und John Phillip Law, als etwas seltsames Paar, das Rache nimmt, wenn auch jeder aus seinem eigenen Grund und die gezwungen sind, zusammen zu halten, gegen die Übermacht der "Feinde".
Die Musik stammt von keinem geringeren als Ennio Morricone und bleibt gut im Ohr.
Von mir gibts ne klare Must See Empfehlung!
9/10
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt
Verfasst: Do 23. Sep 2010, 17:35
von Diabolik!
Da ich den gestern zufällig zum ersten Mal gesichtet habe, stell ich doch mal die aktuelle Besprechung aus dem Filmtagebuch ein.
***
VON MANN ZU MANN a.k.a. DIE RECHNUNG WIRD MIT BLEI BEZAHLT („Da uomo a uomo“, Italien 1967) R: Giulio Petroni
Eine Bande übler Banditen überfällt einen Goldtransport, der auf der Farm der Familie Meceita Rast eingelegt hat. Bei der Gelegenheit rottet der Haufen auch gleich die gesamte Familie aus, lediglich der kleine Bill (John Phillip Law) überlebt das Massaker und muss die Mordtat mit ansehen. Viele Jahre später: Der Bub ist zum Mann gereift und Rachegelüste gären in seiner Brust – die Zeit des Erwachsenwerdens hat er sich mit der Übung an allerlei Schießeisen und Bleispritzen sinnhaltig verkürzt. Parallelstrang: Der wegen Raubüberfalls zu 15 Jahren Steinbruch verurteilte Ganove Ryan (Lee van Cleef) wird auf freien Fuß gesetzt, und auch ihn gelüstet es nach Vergeltung an der verkommenen Rotte, die ihn hinter Gitter brachte. Wie der Zufall es will, handelt es sich um dieselben Mordbuben, die Bills Sippe auf dem Gewissen haben. Die Wege der beiden Rächer kreuzen sich immer wieder, und obwohl Ryan dem Grünschnabel die Blutwurst auszureden und ihm zuvorzukommen versucht, machen sie schließlich doch gemeinsame Sache. Nach und nach werden die Mörder, die mittlerweile zu Ansehen und Reichtum gelangt sind, aufs Korn genommen. Schließlich kommt es in einer verlassenen Wüstenstadt an der mexikanischen Grenze zum Showdown zwischen Bill, Ryan und Walcott (Luigi Pistilli), dem Kopf der Bande…
DA UOMO A UOMO (der den schönen englischen Titel DEATH RIDES A HORSE trägt) zählt zweifelsohne zu den überdurchschnittlichen Vertretern seiner Zunft. Petroni ist hiermit ein fesselnder und visuell hervorragender Rachewestern gelungen, der trotz seiner konventionellen und vorhersehbaren Story kaum eine überflüssige Szene aufweist. Schon die sehr stimmige Anfangssequenz weiß rundum zu begeistern: Inmitten eines Unwetters mit dichten Regenschleiern bricht die Bande von Walcott gnadenlos über Bills Familie hinein, wie die gesichtslosen Reiter der Apokalypse. Die Bluttat ist in Einzelbilder aufgelöst, die Hinweise auf die Identität der Täter liefern: hier eine Tätowierung, dort ein Ohrring oder eine entstellende Gesichtsnarbe. Mit großen Augen beobachtet der junge Bill die Vorgänge, bis das einstige Heim ein Raub der Flammen wird. Großartig gemacht!
Auch der Rest der Handlung galoppiert, aller Schablonenhaftigkeit zum Trotz, ansprechend flott dahin und trumpft ein ums andere Mal mit unvergesslichen cineastischen Momenten. Langeweile kommt bis zum atmosphärisch ausgefeilten Finale im Sandsturm – bei dem auch mit herrlich schwarzem Humor nicht gegeizt wird – niemals auf. Und obwohl das Drehbuch die sich unvermeidlich anbahnende Vater-Sohn-Ersatzbeziehung zwischen Bill und Ryan aufgreift, ergeht es sich glücklicherweise nicht in pathetischen Sentimentalitäten, sondern bleibt bei dezenten Andeutungen, die den ikonenhaften Figuren nichts von ihrer monolithischen Strenge nehmen. Die Charaktere dieses Films sind wie biblische Rachedämonen, die unaufhaltsam ihrem schicksalsträchtigen Weg folgen. Am Ende wartet die Geschichte mit einer mehr oder weniger überraschenden Wendung auf, die aber nicht verraten werden soll.
Dabei erweisen sich John Phillip Law und Lee van Cleef als denkbar gute Wahl; Law gibt den rachwütigen Jungspund überzeugend, auch wenn (oder weil) er keine schauspielerischen Glanzleistungen vollbringt. Seine Gesichtszüge sind unerbittlich wie Stahlbeton, jedes Lächeln ist ihm fremd, nur hin und wieder zuckt es um seine hellblauen Augen. Western-Kultstar Van Cleef strahlt die reife Weisheit des erfahrenen Gunslingers aus – hilfreich ist bei seiner Charakterzeichnung das gelassene Pfeifeschmauchen, das schon bei DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE und ZWEI GLORREICHE HALUNKEN zu seinem Markenzeichen wurde. Aber auch die Widersacher machen allesamt eine manierliche Figur, allen voran natürlich der großartige Luigi Pistilli, der durch miese Geschäfte und eine mafiöse Politik zum angesehenen Bankier aufgestiegen ist. Der Brite Anthony Dawson spielt den sinistren Saloonbesitzer und Glückspielbaron Cavanaugh, der die heimliche Herrschaft über sein Heimatstädtchen an sich gerissen hat – der Sheriff und der Richter sind ihm längst hörig und vergnügen sich lieber beim Pokerspiel, anstatt Gerechtigkeit walten zu lassen. In Nebenrollen als Handlanger der Bösewichte sehen wir gestandene Schurkenfratzen wie Mario Brega, José Torres und Bruno Corazzari.
Optisch macht der Film eine Menge her, Kameramann Carlo Carlini sind einige wunderbare, sehr Italowestern-typische Aufnahmen gelungen. Auch einige recht einfallsreiche visuelle Spielereien werden in angenehmer Dosis kredenzt. Quentin Tarantino ist ein bekennender Fan des Films und hat sich an einigen Stellen freizügig bedient – die Flashbacks der Mordnacht sind in rotstichige Bilder aufgelöst und erinnern frappierend an die Szenen, in denen sich „Die Braut“ in KILL BILL 1 & 2 an die Schandtaten ihrer Peiniger entsinnt. Und in einer Szene sagt Lee van Cleef: „In einem Buch habe ich mal gelesen: Rache ist ein Gericht, das man kalt essen muss.“ (Das Zitat ist natürlich kein klingonisches Sprichwort, sondern stammt aus der Feder von William Faulkner. Ryan erweist sich als äußerst belesen, zudem mit Büchern, die lange nach seiner Zeit geschrieben wurden…)
Fantastisch ist auch der Score von Ennio Morricone, der mit treibenden Gitarrenakkorden, pschedelischen Flöten und Chören aufwartet, jedoch bei der vorliegenden DVD von MGM viel zu stark in den Hintergrund gemischt wurde und dadurch viel von seiner ursprünglichen Kraft einbüßt. Das Titelstück kam mir diffus bekannt vor, und – siehe da! – wie so oft wurde auch dieser Song von Oberzitierer Tarantino für KILL BILL „ausgeborgt“.
Was VON MANN ZU MANN von den Größen des Genres trennt ist Petronis mitunter etwas unschlüssige und steife Inszenierung, sowie das nötige Feingefühl für Situationen und Charakterentwicklung, das die Meisterwerke von Leone oder Corbucci auszeichnet. Insgesamt fällt sein Beitrag eher in die Liga von Sergio Sollima, obgleich dieser ein geschickteres Händchen für Figurenzeichnung besaß. Da dies aber erst Petronis zweite Regiearbeit war (ein Jahr später inszenierte er den tollen Revolutionswestern TEPEPA mit Tomas Milian), muss man ihm schlussendlich attestieren, einen rundum ansehnlichen Film fabriziert zu haben. Visuell kraftvoll, packend erzählt – große Klasse!
8 von 10 Sporen.
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 16:00
von Onkel Joe
....deutsches AHF zum Film:
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 18:20
von untot
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 19:32
von Ringo aka Angelface
Dereinst war der Film einer meiner absoluten Lieblingsitalowestern, bei der letzten Sichtung kamen mir dann Zweifen
Das Drehbuch ist solide, aber schon gefühlte hundert mal verfilmt - hier muß man aber dem Film zu Gute halten, daß er aus der Anfangszeit der Italowestern stammt. Dennoch ist es weder innovativ noch abwechslungreich oder logisch, hat aber einige Szenen mit toller Atmosphäre.
John Philip Law ist für mich ein total überschätzter Schauspieler und bestenfalls mittelmässig. Mehr als Stirnrunzeln und böse Schauen gibt es nicht - die Figur bleibt blass. Lee van Cleef, der eine starke Darstellung als abgefeimter Pistolero gibt und die hervorragende Musik von Ennio Morricone reißen es aber heraus. Giulio Petroni liefert technisch eine gute Arbeit ab, sein Tepepa gefällt mir allerdings deutlich besser, da es ein stringenteres Drehbuch hat.
Fazit 7,5/10 von mir, kein Meisterwerk aber Sehenswert.
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 19:36
von Onkel Joe
Ringo aka Angelface hat geschrieben:Fazit 7,5/10 von mir, kein Meisterwerk aber Sehenswert.
Besser kann ich es net beschreiben
, der Film ist gut aber ein Meisterwerk schaut anders aus.
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 19:44
von Ringo aka Angelface
P.S.: "Rache ist ein Gericht, das man kalt essen muss (La vendetta è un piatto che si serve freddo)" ist an sich ein altes italienisches Sprichwort, daß Faukner verwendet hat.
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 20:36
von Italo-West-Fan
Onkel Joe hat geschrieben:Ringo aka Angelface hat geschrieben:Fazit 7,5/10 von mir, kein Meisterwerk aber Sehenswert.
Besser kann ich es net beschreiben
, der Film ist gut aber ein Meisterwerk schaut anders aus.
Für mich ist der total überbewertet. Die SWDB hat den ja sogar in ihren TOP 20 !
Ich komm mit dem John Philip Law net klar. Der Typ hat einfach kein Schauspielerisches Talent.
Das wäre
DIE Rolle für Peter Lee Lawrence gewesen.
Allemal solide. Auch 7,5 von 10
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 21:46
von untot
Ja das muss ich auch zugeben, John Philip Law sieht hier verdammt blass aus, das ist für mich aber der Einzige Kritikpunkt, sonst wärs ne glatte 10!
Re: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt - Giulio Petroni
Verfasst: Sa 2. Apr 2011, 23:08
von Blap
Naja, John Phillip Law kam mir irgendwie immer wie ein kleines, unscheinbarers Würstchen und Weichei vor. "Die Rechnung..." macht aber auf jeden Fall Laune.
Guter bis sehr guter Western, daher ziehe ich ebenfalls 7,5/10.