Über den Todespass - Anthony Mann (1954)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Über den Todespass - Anthony Mann (1954)

Beitrag von Maulwurf »

 
Über den Todespass
The far country
USA 1954
Regie: Anthony Mann
James Stewart, Ruth Roman, Corinne Calvet, Walter Brennan, John McIntire, Jay C. Flippen, Harry Morgan, Steve Brodie, Connie Gilchrist, Robert J. Wilke, Chubby Johnson, Royal Dano


Über den Todespass.jpg
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Gegen Ende der 1890er Jahre zieht es viele Menschen, in den Norden der Vereinigten Staaten, wo sie neben eisigen Temperaturen zumindest einen Teil jenes Goldrausches sich versprechen, der Legenden zufolge viele reich gemacht haben soll. Unter ihnen befindet sich der Cowboy Jeff Webster (James Stewart), der zusammen mit seinem langjährigen Freund Ben Tatem (Walter Brennan), schon sehr lange durchs Land zieht. Auf der Fahrt entlang des Klondike macht er die Bekanntschaft von Ronda (Ruth Roman), einer Saloonbesitzerin und Geschäftsfrau, die Gefallen an dem Raubein findet und ihr vor den Gesetzeshütern versteckt. An ihrer Endstation kommt es jedoch zu einem erneuten Problem, denn die Gemeinde Skagway wird von dem korrupten Richter Gannon (John McIntire) kontrolliert, der Webster bei deren erster Begegnung aufgrund einer kleinen Gesetzesüberschreitung gar zum Tode durch Erhängen verurteilt. Dank Rondas Hilfe kann Jeff dann aber nicht nur entkommen, sondern zusammen mit Ben kann er gar die von Gannon beschlagnahmte Viehherde befreien und über den berüchtigten Todespass nach Dawson bringen, wo ihn sein Lohn erwartet.
Während Ronda in Dawson einen Saloon eröffnet, der nach kurzer Zeit zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen für sie wird, finden Ben und Jeff Gefallen am Goldschürfen und es dauert nicht lange und die beiden haben ein beträchtliches Vermögen angehäuft. Derweil hat der Goldrausch auch Verbrecher und Banditen angezogen, sodass Dawson dringend einen Sheriff braucht, vor allem da die Bewohner endlich eine richtige Stadt gründen wollen und nicht bloß eine Zwischenstation zu den Goldminen. Auch Gannon hat sich in Dawson breit gemacht und sich durch eine List die Mehrheit der Schürfrechte und Grundstücke der Bewohner ergaunert. Jeff steht ebenfalls auf seiner Abschussliste, doch dieser will sich schnell aus dem Staub machen, bevor es zwischen den Männern zu einer Konfrontation kommt.
(Quelle: https://www.film-rezensionen.de/2022/04 ... todespass/)
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Maulwurf
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Re: Über den Todespass - Anthony Mann (1954)

Beitrag von Maulwurf »

Zu Beginn der 50er-Jahre, am Höhepunkt seiner Karriere, begann bei James Stewart ein Wechsel seiner Filmrollen und seines Images. Spielte er bis dahin meistens den „etwas schüchternen und manchmal verwirrten oder naiven jungen Mann aus der Mittelschicht, der allerdings zugleich bodenständig und sympathisch ist und dem Zuschauer als Identifikationsfigur dient“ (1), so wurden seine Rollen ab dieser Zeit düsterer und auch oft abgründiger. Nicht nur unter Alfred Hitchcock sondern vor allem auch bei den Western von Anthony Mann konnte Stewart so seine Fähigkeiten erweitern und Rollen spielen, die zu dem durch den Krieg gereiften Mann auch gut passten.
ÜBER DEN TODESPASS ist einer dieser Filme. Zwar ist Stewarts Figur Jeff Webster ein grundlegend nicht unsympathisches Kerlchen mit einem sehr hinreißenden Charme, aber bei genauerem Hinschauen zeigen sich Charakterzüge, die in Figuren wie Django oder McQuade viele Jahre später wiederkehren würden: Der einsame Wolf, der unbedingte und absolute Einzelgänger, der einen Scheiß auf die Meinung anderer gibt und nur seinen eigenen Weg anerkennt. Er braucht keine Hilfe, er hilft nur sich selbst, aber dass er bereits in den ersten actiongeladenen 10 Minuten des Films mehrmals und ganz selbstverständlich die Hilfe anderer Menschen in Anspruch nimmt, das fällt ihm gar nicht weiter auf (etwas, was zugegebenermaßen Django nicht passiert wäre – Dass er die Hilfe anderer benötigt …). Ein Charakter fast wie aus einem Italo-Western, nur wesentlich selbstbezogener und egoistischer. Dass dabei während der Handlung eine gewisse Läuterung eintritt ist natürlich der Entstehungszeit des Films geschuldet, aber wenn man mal ehrlich ist, dann ist Webster eigentlich ein grandioses Arschloch – Die Sorte Mensch, die wir alle ab und zu gerne mal wären, vor allem wenn wir dabei noch den Charme des würdevoll älter werdenden Jimmy Stewarts hätten.

Dass die Handlung um den Goldrausch und diejenigen, die davon widerrechtlich partizipieren möchten, ein wenig klischeebeladen wirkt, dass die Grundstimmung trotz einiger gesunder Härten eher positiv ist, und dass vor allem die Nebenfiguren reichlich altbacken wirken, das kann man gerade aus heutiger Sicht nicht übersehen. Aber insgesamt vereint ÜBER DEN TODESPASS großartige Naturaufnahmen und eine packende Handlung mit einer leicht überflüssigen Liebesgeschichte und starken und knackig inszenierten Actionmomenten sowie mit genügend Härte, um auch heute noch problemlos zu begeistern. Ein guter und starker Western des Teams Stewart/Mann der mitreißt und erstklassig unterhält. Passt!

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/James_Stewart

6/10
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