Red silk
Red silk
USA 1999
Regie: Jess Franco
Lina Romay, Christie Levin, Paul Lapidus, Anna Stern, Ron Franciscus, Carlos Braun, Ezequiel Cohen, Guillermo Agranati, Laura Levin
- Red Silk.jpg (62.51 KiB) 1393 mal betrachtet
OFDB
Zwei junge Frauen, in inniger Liebe einander zugetan, die ein bisschen Detektiv spielen und ein bisschen Gaunereien machen, und dies alles in einem Film von Jess Franco. Kommt doch irgendwie bekannt vor, oder?
Nun gut, es ist bekannt, dass Franco seine Themen immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, oder böswillig ausgedrückt, die gleiche Geschichte mehrmals verfilmt hat. In vorliegendem Fall kennen wir das bereits als Team Rote Lippen, bekannt aus LABJOS ROJOS, aus KÜSS MICH MONSTER und SADISTEROTICA, oder auch aus LES GRANDES EMMERDEUSES. Nichts Neues also im Hause Franco, außer dass wir im Jahre 1999 schon das Spätwerk Francos betrachten, und da kann selbst ich als Fanboy oft nur mit einem lachenden und einem weinenden Auge zuschauen. Lina Romay und Christie Levin sind zwei Detektivinnen und Gaunerinnen, die den Kriminellen Kálman um Geld erleichtern sollen, und zwar im Auftrag des Polizisten Gran, bei der Untersuchung aber feststellen, dass Kálman beim Dreh eines Snuff-Films eine Frau getötet hat, und ihn damit nun erpressen wollen. Was zwar nur ein kleiner Ausschnitt aus der „Handlung“ ist, aber die Geschichten um die Frau von Kálman, den lustigen Fotografen Garibaldi oder den hübschen Polizisten sind tatsächlich eher vernachlässigbare Nebenerzählungen, die von der eigentlichen „Story“ ablenken und verschleiern sollen, dass hier eigentlich gar nicht viel geboten ist.
Denn nachdem ich vor einiger Zeit LES GRANDES EMMERDEUSES genießen durfte muss ich leider konstatieren, dass bei RED SILK sowohl der Schwung wie auch der Sex der vergangenen Zeiten irgendwie verloren gegangen sind. Lina Romay war eine wunderschöne Frau und eine bessere Schauspielerin als gemeinhin angenommen, aber hier ist sie in ihrer Rolle einfach zu alt geworden (Entschuldige Lina). Und die sexy Spanierin Christie Levin schaut gut aus, ist ausgesprochen zeigefreudig und gewinnt im Lauf des Films deutlich an Profil, aber eine Muse wie Soledad Miranda oder eben Lina Romay ist sie einfach nicht gewesen. Es ist hübsch, den beiden beim Liebesspiel auf der Bühne zuzuschauen, aber der Funke mag einfach nicht so recht überspringen. Zu viel Vulva und zu wenig Sinn, möchte man dem Regisseur zurufen. Kein Vergleich mit dem Team Janine Reynaud/Rosanna Yanni oder Lina Romay/Pamela Stanford. Gar kein Vergleich …
Auch die Geschichte um Kálman plätschert eher müde vor sich und kann so gar nicht wirklich mitreißen. Was aber zugegeben daran liegen dürfte, dass die gesehene amerikanische Synchro mit einem grausamen hispanischen Dialekt versehen wurde; bei Lina Romay habe ich von der Stimme her sogar den Verdacht, dass sie ihren englischen Text selber eingesprochen hat. Das mag für ein amerikanisches Publikum vielleicht authentisch wirken, aber für alle anderen ist es in sehr hohem Maße UNVERSTÄNDLICH!! Die Inhaltsangabe verdanke ich Stephen Thrower, nicht dem Film, und dann kann man sich vorstellen wie das hier klingt. Und welchen Weg das Interesse am Film genommen hatte …
Was haben wir also als Zusammenfassung? Eine junge Schauspielerin auf dem Weg zur Erotikgöttin, eine alternde Erotikgöttin im falschen Film, eine müde und unverständliche Handlung, sowie nichtssagende Kamerafahrten und einen hübschen Score, angeblich von Jess Franco himself, tatsächlich aber viel Recyceltes von Daniel White. Reicht das für einen guten Film? Ich behaupte nein! Leider gehört auch RED SILK zu diesem Spätwerk mühsam zu ertragender Franco-Filme, die sich darin gefallen, die ewig gleichen Geschichten ohne neue Ideen abzulichten, dabei aber den Schwung der älteren Sachen schmerzlich vermissen lassen. Für Komplettisten wie mich ein Alptraum, an die Gelegenheitsjünger die unbedingte Warnung, hier doch eher die Finger davon zu lassen und lieber die Filme aus den großen Zeiten bis etwa zu Beginn oder Mitte der 80er zu sammeln.
4/10