DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mo 21. Nov 2022, 15:01
von karlAbundzu
DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998)
R: Beatrice Manowski, Wolfgang Büld, D: Beatrice Manaowski, Erdal Yildiz, Axel Pape, Martina Schießer, Robert Viktor Minich, Lars Pape; M: M. Sid Behrend, Zzup Comanche, Lennart Krarup
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"Marion Niplowski heißt die Heldin von „Drop Out – Nippelsuse schlägt zurück“ und wird von Autorin und Regisseurin Beatrice Manowski selbst gespielt. Gleich zu Beginn verlässt Marion ihren Freund, einen antriebslosen Maler und Säufer. Das Problem, dass sie nun ohne Wohnung dasteht löst sie damit, dass sie ein Büro anmietet und vorgibt, Privatdetektivin zu sein.
Eigentlich nur eine Ausrede, denn Marion selbst ist alles andere als motiviert, einer halbwegs normalen Arbeit nachzugehen und hat in erster Linie Partys, Koks und Sex im Kopf. Dennoch bekommt sie schnell einen Fall übertragen, doch die zu überwachende Person ist bald tot. Um etwaigen Vorwürfen, dass sie selbst in die Tat verwickelt war, vorzubeugen, filmt Marion nun ihr Leben und die Ermittlungen, bei denen sie immer wieder einem Polizisten (Erdal Yildiz) begegnet und tief in die Hamburger Unterwelt gezogen wird.
Dort hat sie es mit Zuhältern, Prostitution und allerlei Drogen zu tun, so dass bald nicht mehr klar ist, wie viel des Geschehens sie sich einbildet und was real ist. Da hilft nur ein Griff an den Nippel, was Marion seit ihrer Kindheit immer tut, wenn sie nachdenkt, wodurch sich ihr Spitzname Nippelsuse erklärt." Zizat Programmkino.de, Michael Meyns
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mo 21. Nov 2022, 15:02
von karlAbundzu
Marion zieht bei ihrem ständig betrunkenen Freund aus, findet in einem Büro Unterschlupf, behauptet Privatdetektivin zu sein, bekommt dummerweise Aufträge, und rutscht in eine Szenerie aus Mord, Drogen, Politik....
Beatrice Moanowski in einer Art Solo-Show, wir bekommen die GEschichte ganz aus ihrer Sicht erzählt, im unzuverlässigen Stil: Eigentlich tapet sie ihre Erinnerungen auf Video, aus unterschiedlichen Gründen. Und da sie die verschiedensten Drogen nimmt, sind die Erinnerungen bruchstückhaft, verschleiert, werden nach und nach zusammengesetzt.
Und wir hören dabei fast die ganze Zeit Marion zu: Entweder spricht sie direkt in die Kamera oder aus dem Off. Der Film springt in den Erzählsträngen hin und her, die irgendwie alle miteinander verbunden sind, die Tonspur geht da auch mit: verschiedenste Qualitäten, divereses mal in Vorder-, mal im Hintergrund.
Und dabei ist Marion nicht durchgehend sympatisch: Vorgeblich auf der Suche nach Glück, ist sie vor allem auf Drogen, Alkohol und noch mehr auf Sex aus. Aber ein bißchen wie eine Erwachsene Pippi, sie macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt, und das ist bewundernswert, auch wenn die Realität sie immer wieder Hindernisse in den weg legt.
Dazu gibt es Filmanspielungen, stellt euch mal zB Lola rennt nackt mit Umschnalldildo vor.
Insgesamt wow, ungewöhnlicher Film, gut besetzt, sehr schräg, auch ein bißchen satirischer Schlag gegen diese 90er Glätte der seelenlosen elektronischen Musik, der Welt der Werbefuzzis.
Und wenn immer wieder b-52s gesampelt wird, ich gehe damit.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mo 21. Nov 2022, 17:01
von fritzcarraldo
(211)
Dropout
Weird Xperience. Cinema Bremen.
Deutscher Underground-Slacker-Film (1998) von Wolfgang Büld (Der Formel Eins Film) und Beatrice Manowski (Nekromantik), die hier auch die Hauptrolle spielt.
Eine wirklich sympathische Hauptdarstellerin und einige Schauspieler:nnen wie z.B. Barbara Philipp (Magda Wächter / Murot - Tatorte) gilt es zu entdecken. Ansonsten hatte ich nach ca. 60 Minuten die Übersicht verloren.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mo 21. Nov 2022, 17:18
von karlAbundzu
Nachtrag: ich hatte während des Filmes häufiger Spun ( von Akerlund) Assoziationen, stellte aber jetzt fest, das dieser vier Jahre jünger ist. Die Sichtung ist allerdings schon19 Jahre her, und beide beackern ein ähnliches Feld.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mo 21. Nov 2022, 23:34
von Arkadin
Bin noch am Verarbeiten. Ich gebe ja zu, dass ich anfangs skeptisch war, ob wir den zeigen sollten. Dann wieder nicht, nachdem ich den Trailer gesehen hatte, in dem u.a. der große Dominik Graf vom Film schwärmte (okay, der ist auch Büld-Freund und -Fan und der - also der Wolfgang - hat ja auch das Drehbuch mitgeschrieben und Co-Regie geführt), dann aber doch wieder als zwei durchaus geschmackssichere Freunde fragten, was uns denn geritten hätte, ausgerechnet den zu zeigen? Als ich nach zitierwürdigen Reviews gesucht habe, waren 9 von 10 auch absolute Verrisse. So muss ich leider sagen, dass ich vor dem Film etwas ängstlich angespannt war, ob dem, was uns da erwartet. Insbesondere, da weitaus mehr Besucher*innen da waren als ich erwartet habe (habe ehrlicherweise höchstens mit 5 oder 6 gerechnet).
Der Film hat mich dann aber doch ziemlich geflasht. Ohne, dass ich genau sagen kann weshalb. Oder doch? Erst einmal Gemecker: Das Teil ist mit 110 Minuten eigentlich viel zu lang. Andererseits - ich hätte mir den auch noch eine Stunde länger angucken können. Im Kino. Ich denke mal Zuhause, wo man soviel andere Reize um sicher herum hat, hätte ich nach 15 Minuten genervt abgeschaltet. So aber musste ich mich einlassen. Und wurde in einen seltsamen Sog gezogen. Klar, irgendwie wirkt das ganze ziemlich amateuerhaft. Die Gags zünden oftmals nicht richtig, bzw. man fragt sich, ob das jetzt lustig gemeint war. Aber... das passt zum Konzept. Das ganze ist ein wirrer, teils fast traumgleicher Stream of consciousness, wo nicht alles zusammen passt, dann aber doch. Erinnerungsblitze, unchronologische Handlung, Darsteller scheinbar von der Straße weg verpflichtet - was die Künstlichkeit noch betont. Mal miese Camcorder-Optik, dann stimmungsvoll ausgeleuchtet und durchaus elegant gefilmt. Hier tatsächlich Slacker-Komödie, da plötzlich Paranoia mit Blut und so weiter. Das wird auch immer wieder von der Dauererzählerin thematisiert. Und das ist der Punkt: Entweder man ist von Beatrice Manowski und ihrer Power fasziniert - oder sie nervt ohne Ende. Bei mir war ersteres der Fall, weshalb ich mich gut in den Film fallen lassen konnte und Nippelsuse bei ihren teilweise recht wirren, sprunghaften, verkoksten, versoffenen, verschnupften und gelallten Ausführungen im Dauerfeuermodus willenlos an den Lippen hing. Ohne Beatrice Manowski hätte der Film wahrscheinlich auch gar nicht funktioniert. Der Film ist sie, sie ist der Film. Ihr Charisma, ihre Stärke, das Verspielte, dieses Scheissegal, dieses absolut Furchtlose - das reißt einen mit oder treibt einen aus dem Kino raus. Je nachdem. Immerhin: Bei unserer Vorstellung ist niemand gegangen (das habe ich mir nachher noch einmal bestätigen lassen, denn ich konnte es kaum glauben). Woran hat mich der Film erinnert? Irgendwie Oliver Stone auf richtig viel Koks und Speed zu Natural Born Killers Zeiten. An Wolfgang Bülds späteren No-Budget-Filme, vor allem "Penetration Angst". Und deutscher Underground ala Buttgereit. Vielleicht auch wegen der Kamera. Bei Nekromantik und den späten Bülds war wie auch hier Uwe Bohrer der Kameramann. Warum erwähne ich immer wieder Büld? Irgendwie fällt sein Beitrag immer unter den Tisch. Obwohl er den zusammen mit der Manowski drehte und schrieb. Vorher haben die auch recht viel zusammen gemacht, danach nichts mehr. Meine Vermutung: Sie hat das ganze irgendwann an sich gerissen und Wolfgang hat gemerkt, dass das ihr Film ist und ihr dann das Feld überlassen. Aber genau weiß ich das nicht. Würde ich gerne mal erfahren. Ich kann mich nicht an alles erinnern, was mir da um die Ohren gefeuert wurde, aber ich muss sagen, "Drop Out" hat mich auf dem richtigen Fuß erwischt und einmal kräftig das Hirn durcheinandergewirbelt. Zuhause würde ich ihn mir wohl kein zweites Mal anschauen - im Kino aber immer wieder. So, ich muss jetzt erst einmal weiter an meinem Beatrice Manowski Schrein basteln.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Di 22. Nov 2022, 08:23
von buxtebrawler
Ach, Beatrice Manowski - das ist doch die, die in Bülds Serie "Und tschüss!" immer blankgezogen hat!
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Di 22. Nov 2022, 12:33
von Arkadin
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 22. Nov 2022, 08:23
Ach, Beatrice Manowski - das ist doch die, die in Bülds Serie "Und tschüss!" immer blankgezogen hat!
Keine Ahnung. Habe die Serie nie gesehen. Laut Wikipedia spielt sie dort die hier:
Eddie Grollmann
Die chaotische Eddie ist Vollwaise. Sie haut bei ihrem Bruder Kalli ab (der zusammen mit Wampe auch Günnis Mustang klaut) und kommt in der Clique unter. Nach Absprache mit Hugo, dem die Tankstelle gehört, macht sie das geschlossene Büdchen als Imbiss wieder auf.
Kann aber gut sein, da sie definitiv keine Probleme mit Nacktheit oder Peinlichkeit hat.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Di 22. Nov 2022, 13:07
von buxtebrawler
Arkadin hat geschrieben: ↑Di 22. Nov 2022, 12:33
Keine Ahnung. Habe die Serie nie gesehen. Laut Wikipedia spielt sie dort die hier:
Eddie Grollmann
Die chaotische Eddie ist Vollwaise. Sie haut bei ihrem Bruder Kalli ab (der zusammen mit Wampe auch Günnis Mustang klaut) und kommt in der Clique unter. Nach Absprache mit Hugo, dem die Tankstelle gehört, macht sie das geschlossene Büdchen als Imbiss wieder auf.
Kann aber gut sein, da sie definitiv keine Probleme mit Nacktheit oder Peinlichkeit hat.
Genau das ist sie.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Di 22. Nov 2022, 20:37
von fritzcarraldo
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht "geflasht" war. Und nein. Das lag ausdrücklich nicht an Beatrice M.
Sie fand ich toll. Hört sich paradox an, denn sie ist ja fast immer im Bild. Ich hatte ja geschrieben, dass ich nach ca. 60 Min. komplett den Faden verloren hatte.
Mir war das alles zu konfus und unsympathisch. Die eigenartige Tonabmischung führte dazu, dass ich teilweise nichts verstanden habe.
Wenn das alles so geplant war, dann muss es mich ja auch nicht ansprechen. Ich denke aber, dass da nicht besonders viel geplant war. Das alles führte dazu, dass mich der Film doch nervte. Und ja. Ich nehme das dann hin, denn nein, es muss schon viel passieren, dass ich einen Film nicht zu Ende schaue. Ich hatte aber dieses Mal ein bis zwei Millisekunden den Drang dazu.
Ist halt so. Kommt vor. Selten. Kann aber wie gesagt vorkommen.
Bei weird Xperience das erste mal. Aber irgendwann ist ja immer das erste Mal.
Re: DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998) - Beatrice Manowski
Verfasst: Mi 23. Nov 2022, 00:13
von Kampfgigant
Das "Filmkollektiv Frankfurt" hatte am 04.08. und 05.08.2022 in dem Kino im Filmforum Höchst im Rahmen einer Filmreihe über Beatrice Manowski
auch "Drop Out" gezeigt.
Ich habe ihn dort gesehen, und er hat mir gut gefallen.
An den zwei Tagen waren Beatrice Manowski und Uwe Bohr persönlich anwesend.
Sie haben nach den Filmen noch was dazu erzählt, Fragen beantwortet, und haben sich hierfür viel Zeit genommen.
Die beiden sind sehr sympathisch, und was sie zu erzählen hatten, war sehr interessant.
Die beiden Tage waren eine großartige Veranstaltung.
Arkadin hat geschrieben: ↑Mo 21. Nov 2022, 23:34
Obwohl er den zusammen mit der Manowski drehte und schrieb. Vorher haben die auch recht viel zusammen gemacht, danach nichts mehr. Meine Vermutung: Sie hat das ganze irgendwann an sich gerissen und Wolfgang hat gemerkt, dass das ihr Film ist und ihr dann das Feld überlassen. Aber genau weiß ich das nicht. Würde ich gerne mal erfahren. I
Nachdem was Beatrice Manowski erzählt hat, dürfte deine Vermutung wohl eher nicht stimmen.
Ihr Regie-Debüt hatte sie mit dem Musik-Video "Hot Sand".
Um dieses zu ermöglichen, hatte Sie Wolfgang Büld ( den sie ja bereits von vorherigen Zusammenarbeiten kannte) gefragt, ob er Ihr den Dreh finanzieren würde. Er hat zugestimmt, unter der Bedingung, dass Beatrice sich in dem Video auszieht.
Das Musikvideo ist sehr schön, und erstaunlicherweise unzensiert auf youtube verfügbar:
Drop Out war ein Herzensprojekt von Ihr, da sie unbedingt mal einen Langfilm mit einer starken, unabhängigen weiblichen Hauptfigur drehen wollte.
Und davon gab es 1997 ja noch nicht so viele.
Wolfgang Büld hat sie bei den Dreharbeiten sehr unterstützt. Bei manchen Szenen (bei denen es schwierig gewesen wäre, gleichzeitig Regie zu führen, und vor der Kamera zu spielen) hat er auch die Regie übernommen .
So aus dem Gesamtkontext gesehen (zu dem was Beatrice zu "Drop Out" erzählt hat) habe ich es so verstanden, dass sie die Idee zu dem Film hatte, und Ihn davon überzeugen konnte, den Film mit Ihr zusammen umzusetzen.
Es war wohl von Anfang an, ein Projekt was Ihr persönlich wichtig war, wo er sie als Geschäftspartner, und sicher auch (aufgrund seiner Erfahrung in Bezug auf Filmdrehs) als Mentor unterstützt hat.
Der Film kam zwar ins Kino, aber da kein Geld da war, um Werbung für den Film zu machen, lief er dort nur mit extrem wenigen Kopien.
Der Film war daher in finanzieller Hinsicht ein Super-Flop.
Das dürfte auch der Grund sein, warum danach nichts neues mehr kam.
Beatrice hat sich danach wieder verstärkt anderen Interessen wie der der Musik zugewandt.
Im Jahr 2003 hat sie die dann aber wieder den Kurzfilm "00 Woman - Im Reich der Klofrau" inzensiert, und auch wieder die Hauptrolle übernommen.
Der ist auch sehr gelungen.